Duzen?

Ich selbst kann mir nicht vorstellen, einen Patienten zu duzen. Ich stelle mich selbst auch mit meinem Nachnamen vor und nicht mit "Schwester xyz".

Im Ernst? Das wuerde ich total befremdlich finden.

Ich habe auch mal mit einer Schwester gearbeitet, die sich das so gewuenscht hat (ist ja die eigene Entscheidung, ich respektiere das). Aber die Patienten haben mich dann immer gefragt, wieso sie das tun muessen, weil sie sich dadurch so distanziert zu ihr fuehlen - obwohl sie eigentlich sehr liebevoll war, also daran lag es nicht.
Ein Name kann doch einiges ausmachen, finde ich.
 
Niemand würde auf die Idee kommen, den Herrn Oberarzt Kalle oder die Frau Oberärztin Uschi zu nennen, aber Schwester Uschi wäre in Ordnung?

Die Distanz, die da entsteht (falls überhaupt eine entsteht), ist auf professioneller Ebene sehr wünschenswert. Ich weiß sowieso schon genug über meine Patienten, da muss ich nicht noch mit ihnen Brüderschaft (oder Schwesternschaft?? *gggg) trinken...
 
Ich bin auch gerade dabei, mit Vor- auf Nachnamen umzustellen; bzw. ich teste wie es ankommt.

Bis dato ändert sich meiner Meinung nach nichts. Dasselbe Verhältnis wie vorher - außer das ich öfter für den Arzt gehalten werde. Was dazu führt, dass ich mich jetzt jedes Mal mit "Funktion" vorstelle :)
 

Im Ernst? Das wuerde ich total befremdlich finden.

Ich habe auch mal mit einer Schwester gearbeitet, die sich das so gewuenscht hat (ist ja die eigene Entscheidung, ich respektiere das). Aber die Patienten haben mich dann immer gefragt, wieso sie das tun muessen, weil sie sich dadurch so distanziert zu ihr fuehlen - obwohl sie eigentlich sehr liebevoll war, also daran lag es nicht.
Ein Name kann doch einiges ausmachen, finde ich.

Hmm, ich stelle mich auch nur mit Nachnamen und Funktion vor.
Ich habe nicht nicht mitbekommen, dass es für einen Pat. befremdlich war.
Wenn es mal Nachfragen gibt, antworte ich, dass ich den Pat. ja auch net mit Vornamen anspreche und der Pat. den Arzt auch net (wie feli schon geschrieben hat). Das verstehen die Pat. auch.
Neulich hat eine, überschlaue Pat., mein Namenschild gelese, da stehen Vor- und Nachname drauf, und war der Meinung mich ab dem Moment mit Pfleger Jörg ansprechen zu müssen. Nachdem ich dann, provokant auf ihre Akte geschaut habe und sie dann ebenfalls mal kurz mit Vornamen angesprochen habe, war auch dieser Fall erledigt. Die Konsequenz daraus ist jetzt, dass ich mit meiner PDL rumzackere, dass der Vorname vom Kittel verschwinden so. Zumal bei uns die Pflege die einzige Berufsgruppe ist, bei der Vor- und Nachname auf dem Namensschildern stehen.
 
Wenn demente Patienten/Bewohner es wünschen, mit dem Vornamen angesprochen zu werden, sollte man das tun, aber trotzdem beim Sie bleiben. Sonst besteht die Gefahr, dass Bewohner die sich siezen lassen sich im Vergleich zu den geduzten zurückgesetzt fühlen.

Corv:
Muss die Ansprache zwingen in der Pflegepalnung stehen?
Dadurch kann man gleich begründen warum man duzt.
Aber ist duzen eine Pflegehandlung? Denn in eine Pflegeplanung gehören ja Dinge zur Pflege.
Je nachdem was ich damit bewirke kann man es vielleicht hinzufügen.
Aber ist das wirklich zwingend erforderlich.
Ich schreibe ja auch nicht in die Pflegeplanung warum ich meinen Patient sieze!?
Da Kommunikation ein Bestandteil der Pflege ist und das Duzen, bzw. das Anreden mit dem Vornamen von der Norm abweicht, finde ich schon, dass man das in der Pflegeplanung vermerken muss, es sei denn beim Patienten handelt es sich um einen alten Freund, Nachbarn oder so und es betrifft nur einzelne Pflegepersonen.
In der Prüfungssituation sollte man den Prüfer auf jeden Fall darüber informieren, dass man den Patienten duzt und es begründen.
 
Da Kommunikation ein Bestandteil der Pflege ist und das Duzen, bzw. das Anreden mit dem Vornamen von der Norm abweicht

Hallo Schwester S.,

von welcher Norm genau? In vielen Heimen gibt es ja keine Stationen mehr, sondern Wohngruppen. Ich habe auch in einer Wohngruppe für behinderte Erwachsene (vorwiegend Autisten) gearbeitet, wo sich alle geduzt haben.

Ich plädiere keinesfalls für ein automatisches oder institutionell verpflichtendes Duzen, stelle aber fest, dass je nach Art der Pflege unterschiedliche Kriterien vorherrschen.

Mich würde interessieren, was man eigentlich in der Ausbildung beigebracht bekommt, zum Beipiel als Heilerziehungspfleger?

Wird in der Altenpflegeausbildung so etwas wie ein therapeutisches Du thematisiert?

Grüsse
 
Ich kenne ein paar HEPs, die sich duzen lassen (Klienten sind erwachsene Menschen mit Behinderungen). Inweieweit das jetzt mit dem Pflegekonzept einhergeht, ob es eben so üblich ist und wie es mit den Professionalisierungsbemühungen in diesem Beruf aussieht, weiß ich gerade nicht.
(Zur Professionalisierung: Damit ist meine Entscheidung zu Sie und Nachname begründet, deswegen erwähne ich das hier.)

@Jörg
Auf unseren Namensschildern steht seit ein paar Monaten z.B. "Krankenpflegerin Frau A. Schreiner" (für das "Gesundheits- und" war wohl nicht genug Platz). Eine Intensivstation hat dies im Alleingang gemacht, danach wurde es im ganzen Haus durchgesetzt. Selbstgebastelte Schilder, auf denen nur der Vorname in Kombi mit Schwester steht, gibt es nur noch auf den Kinderstationen und müssen zusammen mit dem offiziellen Namensschild getragen werden. Läuft alles wunderbar.
 
Hi,

in meiner Prüfung hatte ich einen oligophrenen Patienten, der bei uns allen per Du angesprochen wurde, und zwar: auf "Sie", "Hr. Xy" reagierte er nicht oder wurde zum Teil aggressiv, und vergriff sich dann an schwächeren Patienten, die dann z.T. heftige Hämatome davon trugen bis hin zu Nasenbeinbrüchen, oder aber er ließ seine Gewalt an Gegenständen aus, schlug sämtliches Mobiliar zusammen. Ich habe es dann auch so in meiner praktischen Prüfung so gesagt, und dass ich wenn ich Aggressionen und Gewaltausbrüche vermeiden kann, dies auch tue, auch wenn ich den Patienten dafür duzen muss. Die Prüfer haben dies dann auch so angenommen. Sie haben es dann auch verstehen können, nachdem ein Prüfer von mir ihn etliche Male mit Hr. Xy angesprochen hat und der Pat. vollkommen ausgetickt ist. Mein Übel war dann dass ich ihn dann wieder runterbringen musste...
Du musst er nur gut begründen können.

Viel Erfolg an Deiner praktischen Prüfung!
 
Hallo thorstein,

es ist in Deutschland eine gesellschaftliche Norm. Erwachsene Menschen die sich fremd sind oder beispielsweise geschäftlich miteinander umgehen sprechen sich primär mit "sie" an. Im Laufe der Bekannschaft wird (zumeist bei gegenseitiger Sympathie) oft zum "Du" gewechselt. Wenn man ausschließlich beruflich in einen professionellen Dienstleistungsverhältnis (Händler-Kunde, Arzt-Patient, Anwalt-Klient usw.) miteinander umgeht, bleibt es ganz oft auch über Jahre beim "Sie". Von daher bin ich der Ansicht, dass man als professionelle Pflegekraft, diese Anrede auch Patienten oder Bewohnern gegenüber verwenden sollte.
Selbstverständlich gibt es Ausnahmen beim siezen und duzen, z.B. in Vereinen, hier im Forum, in der SPD oder auch in manchen Pflegeeinrichtungen/Wohnbereichen.
Sowohl in der Alten-, als auch in der Krankenpflegeausbildung habe ich das Duzen von Patienten/Bewohnern schon thematisiert und war mit meinen Schülerinnen und Schülern einig, dass man i.d.R. beim "Sie" bleibt.

In der Behindertenarbeit kann ich mir vorstellen, dass es anderst gehandhabt wird. Mich würde interessieren, wie man in der von Dir erwähnten Wohngruppe damit umgeht, bzw. umgehen würden, wenn einer der Klienten auf das "Sie" besteht. Ich gehe mal davon aus, dass auch diese Abweichung von der in der Wohngruppe herrschenden Norm schriftlich fixiert würde, damit es Pfegekräfte bescheid wissen.
 
Hab meine Bekannte gefragt, die HEP ist. Sie erzählte mir, dass in der Ausbildung das Siezen und Duzen nicht thematisiert wurde. In der täglichen Arbeit ist ein Siezen laut ihrer Aussage kaum möglich. Ihre Klienten (Erwachsene mit Behinderungen) kommen teilweise mit dem Sie einfach nicht zurecht. Außerdem hat sie eine sehr starke Bindung an die Klienten, da sie diese teilweise ein Leben lang pflegt. Dass sie somit noch mehr burn-out-gefährdet ist als der durchschnittliche KraHa-Pfleger, liegt auf der Hand. Mir würde jetzt spontan auch nicht einfallen, wie man das anders händeln könnte.
 
Ich arbeite in einer Einrichtung mit vielen Dementen, ehemals Obdachlosen und auch mit Alkoholerkrankten (aktive sowie auch passive). Einige Demente würden auf eine Anrede mit Ihrem Nachnamen garnicht reagieren. Wenn dies in der Dokumentation als Information eingetragen ist, hat die PDL nichts dagegen.Bei dem anderen Klientel schafft das Duzen häufig eine Kommunikationsbene, die man mit einer förmlichen Anrede nicht erreicht. Das erfordert aber auch viel Fingerspitzengefühl. Auch gibt es Bewohner, die ich schon x Jahre betreue, die mir das "Du" irgendwann einmal anboten.
Aber es gibt auch viele Bewohner, die ich mit "Sie" und Nachnamen anspreche. Also auf keinen Fall alle über einen Kamm scheren! Wichtig ist es auch, Leasingkräften und Schülern den Umgang mit "Du" und "Sie" zu erklären, damit es nicht zu Mißverständnissen kommt.
 
Ich würde mir eher wünschen, dass mein Nachname nicht auf dem Namensschild steht...aber das liegt wahrscheinlich eher an meiner Fachrichtung..

Zum Thema Pat. duzen:
Wir haben zeitweise so schwer demente Pat. bei denen man mit dem Sie überhaupt nicht weiter kommt...dann wird das ärztlich festgelegt, sowie mit den Angehörigen abgesprochen, dass der Pat. mit Du und Vornamen angesprochen wird...Das passiert nicht oft, aber im Moment haben wir solche Fälle. Die Patienten fühlen sich keineswegs benachteiligt, die Versorgung klappt besser und der Umgang mit den Pat. auch, sie fühlen sich geborgener und nicht fremd. Manchmal muss man zu solchen Maßnahmen greifen.
Aber ich bin auf keinen Fall der Meinung, dass man einfach jeden Pat. duzen kann..das sind wirklich nur Ausnahmen und wie gesagt auch mit Angehörigen besprochen.
 
Ich würde mir eher wünschen, dass mein Nachname nicht auf dem Namensschild steht...aber das liegt wahrscheinlich eher an meiner Fachrichtung..
Warum, was hat das mit der Fachrichtung zu tun?
 
...Die Patienten fühlen sich keineswegs benachteiligt, die Versorgung klappt besser und der Umgang mit den Pat. auch, sie fühlen sich geborgener und nicht fremd...

Das sich die Patienten die geduzt werden nicht benachteiligt sondern im Gegenteil eher bevorzugt fühlen, kann ich mir vorstellen.
Ich mache mir eher Gedanken darüber, wie es denjenigen geht, die dabei sitzen, wenn jemand geduzt wird und selbst gesiezt werden. Kann es sein, dass die sich dann benachteiligt/abgelehnt/fremd fühlen?
 
Warum, was hat das mit der Fachrichtung zu tun?

Weil es gerade auf den psychiatrischen Station auch aggressive und auch gefährliche Patienten gibt..da möchte ich nicht unbedingt, dass diese meinen Hinternamen kennen, denn es gibt ja öfter mal die Drohung wie z.B. wenn ich hier raus komme, dann werd ich dir was antun..oder ähnliches, gerade wenn die Pat. auch gegen ihren Willen festgehalten werden.
Haben auch schon erlebt, dass Autos vom Personal beschädigt waren, was vermutlich durch Pat. die sich ungerecht behandelt fühlte verursacht wurde.
Es gibt ja auch Pat. die schon Erfahrung mit der Forensik hatten...

@Sr. S.
Das habe ich noch nicht erlebt..oft wird man ja gerade von den dementen Pat. auch geduzt, aber dann geb ich trotzdem ein Sie zurück und bisher fühlte sich da niemand benachteiligt.
 
Hmm, komsich. Als ich während der Ausbildung meinen Einsatz in der Psychiatrie hatte, war es dort absolut ungewünscht sich mit Vornamen vorzustellen. In ALLEN Abteilungen. Der Personalparkplatz war direkt neben dem Gebäude und konnte von den Pat. eingesehen werden. Und nöö, in dieser Einrichtung haben nicht nur 1,90m große Hühnen gearbeitet.
Der Grund, dass sich dort das Personal mit dem Nachnamen vorgestellt hat war ganz einfach, man wollte eine gesunde Distanz zu den Pat. haben und ihnen eben nicht das Gefühl geben, die/die liebe/r nette Schwester/Pfleger zu sein, sondern eine professionelle Fachkraft.
Kann es also sein, dass das Verstecken hinter dem Vornamen andere Gründe hat.
 
Bin froh, dass es mal jemand erwaehnt, dass man den Nachnamen streichen sollte. Ich habe auch schon den einen oder anderen Patienten gehabt, bei dem ich wirklich Angst hatte, er wuerde mehr ueber mich herausfinden wollen. Da verstehe ich nicht ganz, wieso der Nachname drauf stehen muss.
 
Bin froh, dass es mal jemand erwaehnt, dass man den Nachnamen streichen sollte. Ich habe auch schon den einen oder anderen Patienten gehabt, bei dem ich wirklich Angst hatte, er wuerde mehr ueber mich herausfinden wollen. Da verstehe ich nicht ganz, wieso der Nachname drauf stehen muss.
Das verstehe ich nicht, wenn jemand etwas über dich erfahren will, braucht er keinen Nachnamen, sondern läuft dir halt mal hinterher, schaut wie du vom Dienst heimgehst, in welches Auto du steigst, oder was auch immer...
 
Ist doch ganz einfach,

wenn ein Patient/Bewohner oder was auch immer, dir, selbst wenn er dement ist sagt: "Sag Fritzchen zu mir!", dann mach das doch-

das allerbeste, was dir passieren kann, ist dass deine Prüfer dich Fragen wieso du das tust. Sag doch: Du hast deine Patienten da "abgeholt" wo du sie hast greifen können.

Ich hatte in der Ausbildung die selben Fälle: Erna wollte Erna genannt werden und auf Fr. Müller ist nix bei ihr angekommen!!

Viel Erfolg!
:)
Tim
 
habe auch einen patienten der demenzkrank ist, spricht man ihn mit seinem nachnamen und "herr" an, reagiert er keineswegs.
die schwestern duzen ihn nur, dann reagiert er und quasselt fröhlich drauf los, wenn man ihn was fragt.

ich persönlich bin kein "fan" vom duzen, aber ich handhabe es dann so, dass ich ihn mit seinem nachnamen anspreche, und wenn er nicht reagiert, spreche ich ihn eben mit dem vornamen an und sage dann aber bspw.: "wollen Sie noch einen Becher Tee haben?"..

so ist es nicht ganz so "anstandslos", jmd zu duzen, der einem das "du" nie persönlich angeboten hat :)