Darf ich es sagen?

Nicci

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Also ich habe da mal eine Frage.
Ich bin Jahrespraktikantin im Krankenhaus auf der inneren Station und vor einer woche ist dort auf unserer station jemand verstorben.Am nächsten Tag kam eine Frau aus einem Altenheim und fragte mich nach der Frau die verstorben ist,da sie es noch nicht wusste und keine Schwester in der nähe war stotterte ich das es mir leid tut aber die frau verstorben ist und sie sich doch bitte an eine schwester wendet.
Als ich später einer Schwester bescheid sagte erklärte sie mir das ich es eigentlich nicht sagen durfte.nun plagt mich die Frage ,,Warum nicht?´´.
Gut ich bin nicht dafür ausgebildet und auch noch nicht fähig aber was sollte ich denn antworten als sie mich nach dieser Frau fragte.
Ich würde mich über eine Antwort von euch sehr freuen.
Bis denne
Nicci
 
Hallo Nicci,

der Grund dafür, daß Du Informationen (z.B. wenn jemand gestorben ist) nicht weitergeben darfst, liegt in der Schweigepflicht.

Sicher ist erstmal eine Unsicherheit da, wenn man nicht weiß, wie jetzt mit dieser Situation umgegangen werden soll.

Bitte dann die Patienten sich doch an eine Krankenschwester oder an einen Arzt von Deiner Station zu wenden. Sage ihr freundlich, das Du ihr aufgrund der Schweigepflicht keine Auskunft darüber geben kannst.


Viele Grüße
Stefan :wink:
 
Hallo Nicci!
Ich muß hier dem Stefan zustimmen! Das gesammte Pflegepersonal und auch Praktikannten, Zivis,Ärzte....... ist verpflichtet die Schweigepflicht einzuhalten. Diese mußtest Du bestimmt auch schriftlich unterschreiben (schätz ich mal) Es gibt nur eine Person die von der Schweigepflicht entbinden kann und das ist der Patient um den es geht selber, niemand anderes. Brechen darf man sie nur wenn man das allgemeine Wohl schützen muß ( z.B. dir erzählt jemand er wird im KHS eine Bombe verstecken :roll: hoffen wir nicht das sowas passiert).
Dann gibt es noch die Kompetenz z.B. Angehörige zu informieren über Versterben oder Wohlbefinden etc.. Diese liegt ebenfalls beim Arzt und ist auch nur mit Zustimmung des Pat. möglich ( wenn überhaupt möglich). Wenn der Pat. aber ausdrücklich sagt das niemand über irgendetwas informiert werden soll muß das berücksichtigt werden!!!!! Der Arzt kann das Informieren über z.B. Tod auch an die Sr. delegieren. Man sollte aber zur Sicherheit sich irgendwelche deligationen außerhalb des Kompetenzbereiches immer schriftlich geben lassen!!!!!
Verstoße gegen die Schweigepflicht kann mit einer Freiheitsstrafe von 1 oder 2 Jahren (glaub ich) bestraft werden. Wenn natürrlich jemand klage erhebt!
:wink: Mach einfach alles so wie Stefan es bereits gesagt hat, dann kann nichts passieren.
Liebe Grüße
Tigermaus
 
Also vielen dankfür eure antworten. :D
Jetzt weiß ich auf jeden Fall auch wie ich beim nächsten mal handeln werde.
Aber ich denke Mal das ich das alles auch noch mal lernen werde wenn ich meine Ausbildung mache.
Also noch mals dankeschön für eure antworten.
Bye Nicci
 
Das Thema ist zwar schon ziemlich alt, aber ich hoffe ihr habt nichts dagegen wenn ich hier meine Erfahrung berichte. :)

Natürlich habe ich während meiner Ausbildung viele Menschen sterben gesehen und auch viele Angehörige und wie sie damit umgehen, aber an zwei Fälle erinnere ich mich besonders. Zumindest wenn es darum geht Angehörigen den Tod mit zu teilen.

Beim ersten mal war ich auf einer großen Inneren Station, ich war im ersten Kurs und es war mein 2. Einsatz. Ein älterer Herr war überraschend gestorben, zwar hatten die Ärzte die Angehörigen informiert aber am nachmittag kam jemand der es noch nicht wusste. Die Frau kam zu mir und fragte ob Herr X immer noch in dem Zimmer xxx liegt. Nach kurzem zögern meinte ich sie solle sich doch bitte hinsetzen, ich würde einer Schwester bescheid sagen. Als ich gehen wollte packte mich die Frau am Arm und meinte mit Tränen in den Augen das ich ihr sagen solle was los sei und ob er gestorben wäre. Ich war so erschrocken das ich gar nicht wusste was ich sagen sollte. ich stammelte nur irgendwas von wegen der Arzt kommt gleich. Und nun musste ich mit ansehen wie die arme Frau weinend und völlig fertig ewig wartete bis sich endlich mal ein Arzt finden lies der zu ihr ging. Damals hätte ich mir gewünscht ich hätte etwas gesagt.
 
Du hast es gesagt- nicht mit Worten sondern mit deiner Körpersprache.

Es wird immer wieder vergessen, dass Kommunikation zu mehr als 60% aus Körpersprache besteht. Deswegen ist es eigentlich auch müßig, dem Pat./ Ang. etwas vorlügen zu wollen. Er erkennt an untrüglichen Zeichen der Körpersprache diese Lüge und kann sich seinen Reim drauf machen.

Elisabeth
 
ja das mit der Körpersprache stimmt, aber sich so zu verstellen das man allein durch die Körpersprache was anderes oder nichts aussagt ist in meinen Augen unmöglich oder nur sehr schwer möglich, allein die Aussage "ich hole einen arzt oder die Schwester" lässt jeden vermuten dass es keine guten Nachrichten gibt!

Es ist wirklich nicht sehr leicht wie man sich in solch einen situation verhalten soll, vorallem wenn es unvorbereitet kommt.....
 
Um die Körpersprache so zu verändern, dass der andere dies nicht mitbekommt braucht es schauspielerische Leistungen. Und das diese Leistung erlernt werden muss, kann man sehr schön an der langen Ausbildungszeit eines Schauspielers erkennen.

Ergo: Die "falsche" (wenn auch wohlmeinende) verbale Aussage wird im selben Moment durch die "richtige" Körpersprache entlarvt. Körpersprache wird vom Unterbewußtsein gesteuert.

Elisabeth
 

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