Angst vor Fehlern

Sunshine012

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Häusliche Kinderintensiv Pflege
Hallo ihr Lieben.

Ich bin vor 3 Jahren nach einer abgeschlossenen Ausbildung in die Häusliche Intensivpflege, kurz daraufhin in die häusliche Kinderintensivpflege gerutscht.

Bisher lief immer alles "entspannt" und ich hatte nie einen Notfall, somit auch keinerlei Erfahrung.
Nun bin ich bei einem Kind, welches überwiegend ruhig und entspannt ist, aber auch mal mit der Sättigung schnell runter geht etc. Klingt jetzt nicht dramatisch, aber die Mutter macht auch viel Stress, ist schnell panisch und wird oft lauter.

Irgendwie kann ich zurzeit damit nicht umgehen, und Zweifel nun an allem, der Berufswahl, meiner Kompetenz, meiner mangelnden Erfahrung...
ich fahre mit Bauchschmerzen zur Arbeit, weil ich Angst habe das ich in einen Notfall nicht richtig handeln kann ..

Hat diese Ängste manchmal noch jemand ?

LG
 
Hallo,
Angst zu haben vor solchen Vorfällen ist normal, gerade auch wenn Kinder betroffen sind.
Ich an deiner Stelle würde mich an erfahrene Kollegen wenden. Lass dir in Ruhe die Vorgehensweise bei solchen Notfallszenarien erklären, und wenn nötig mehrmals hintereinander.
Routine erhälts du nur, wenn man so etwas schon mehrmals erlebt hat.
Habe keine Scheu, deine Unsicherheit darin, den Kollegen zu schildern.
Lieber ein paar Mal zu viel gefragt als kopflos vor so einer Situation zu stehen.
 
Du hast recht, ich werde mich mal an erfahrene Kollegen wenden und mit denen darüber sprechen ...

Ich mache mir immer einen Riesen Kopf und spiele alles gedanklich durch, auch Horror Szenarien .. damit mache ich es mir auch selbst immer schwerer.
Mal sehen was die Kollegen sagen ..
 
Hallo Sunshine

Hm, ich probiere mal einen Perspektivwechsel, der kann völlig daneben liegen - o.k.? :-)
Bei mir kommt nach Deiner Schilderung von Seiten der Mutter an:
Sie ist kritischen Situationen nicht gewachsen, ich vertraue ihr nicht. Sie braucht Zurechtweisung, ihr fehlt es an Berufserfahrung, ich muss laut werden, weil ich nicht weiß wie ich mit meiner Sorge/ meinen Ängsten und Befürchtungen umgehen soll.
Ich drehe jetzt DEINEN Satz um: Ich habe schon Bauchschmerzen wenn ich dran denke, dass sie jetzt mein Kind alleine versorgen soll, was wenn es zu einem Notfall kommt?

Dringend sehe ich ebenfalls - dass ihr das im Team besprechen solltet.
Dabei muss eruiert werden, wen das alles trifft - bist Du die Einzige oder sprechen die anderen "nur" auch nicht darüber, belastet sie das ebenfalls? Ich gehe jetzt mal davon aus, dass diese Offenheit untereinander möglich ist und dass ihr gemeinsam einen Weg finden werdet.

Wo stehst Du mit Deinem Fachwissen - das solltest für Dich klären.
Wenn da Bedarf besteht Dein Fachwissen zu erweitern, gehe es an, womit Du auch Sicherheit gewinnst.

Dein Arbeitsumfeld bedingt, dass Du im Zweifelsfall vor Ort in einer kritischen Situation nicht auf die Kompetenzen anderer zurückgreifen kannst. Das sehe ich durchaus kritisch, weil Du direkt nach der Ausbildung diesen Bereich gewählt hast. Das hätte ich mich, rückblickend - nicht getraut.
O.k., ich gestehe ein: Das wär auch jetzt noch nix für mich :-?.

Letzte Frage: Wie alt ist denn das Kind & wie lang wird es bereits vom Pflegedienst betreut?
 
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Hallo amezaliwa.

Danke für deine Antwort, genau so denke ich, fühlt die Mutter.
Aber ich finde auch, das mir dieses Gefühl bereits am ersten Tag so rüber kam. Und da kannte sie mich ja nicht und konnte mich noch nicht richtig einschätzen. Leider sehe ich mit meinen 26 Jahren sehr jung aus und habe auch eine eher leise Stimme. Auf den ersten Eindruck wirke ich nicht selbstbewusst. Das weis ich leider und daran versuche ich auch zu arbeiten.

Mein Fachwissen ist meiner Meinung nach gut, es ist halt das ich noch nie einen Notfall hatte .. und Theorie und Praxis ist ja oft was anderes. Darin besteht meine Unsicherheit.

Dieses Gefühl des Versagens hatte ich in all meinen Jahren noch nicht so richtig. Es kommt irgendwie gerade alles auf einmal.

Dabei ist das Kind wo ich nun arbeite, sehr entspannt. Nur fiebert es zurzeit sehr viel und ist dadurch sehr unruhig. Und die Mutter macht leider schnell Unruhe und befürchtet schnell schlimmes.
Betreuung ist nur nachts und erst seit 3 Jahren, weil die Mutter es nicht mit ihren Beruf sonst vereinbaren kann.
Vor ein paar Abenden sagte sie in einem strengen Ton zu mir, das ich

Vielleicht mache ich mir auch nur zu sehr einen Kopf. Habe mir Aufjedenfall heute Mittag neue Bücher bestellt um nochmal eine Art Selbstschulung durchzuführen. Man lernt ja nie aus und auffrischen ist sowieso gut.

LG
 
Mir sind die letzten Tage einige Gedanken gekommen, gerade eben noch ein paar.
Mal schauen was für Dich dabei ist, ist ein komplexes Thema, ich versuch es kurz zu halten (hat nicht geklappt & da fehlt noch einiges, da fehlt eine gewisse Ordnung aber besser krieg ich das nicht hin)...
Es ist ein gewisser Widerspruch, aber kein gänzlicher, finde ich.

Jeder von uns kennt Menschen, die eine reduzierte Frustgrenze haben, die Erfahrungen kann man überall machen, im Beruf - nur eine Möglichkeit.
Menschen die ein erhöhtes Stresslevel (hier wohl eher permanent hohes) haben, gestehe ich zu dass sie mehr Frust haben, den sie irgendwie kompensieren müssen um um die Runden zu kommen.
Wenn jemand seinen Frust nicht selbst kompensieren kann, kann es eine Abhilfe sein, sich jemanden zu suchen, bei dem man das kann.
"Besser geeignet" im negativen Sinne - jemand der eher introvertiert ist.

Wenn man damit konfrontiert wird, kann man unterschiedlich damit umgehen.
Ignorieren - funktioniert eher schlecht, weil das denjenigen anstacheln könnte.
Gegen halten - kann das Ganze auf ein Level anheben, bis es mit der Ursache (z.B. eine Kleinigkeit) nichts mehr zu tun hat; WENN man darin nicht geübt ist.
Prinzip der "kaputten Schallplatte". 1 kurzer (je nach Situation individuell formulierter) Satz, der wiederholt wird, von dem nicht abgewichen wird. Kann funktionieren, muss nicht.
Spiegeln - kann funktionieren, wenn man Übung darin hat, DEN richtigen Ansatz dafür findet, der andere darauf eingehen kann.
Was völlig anderes kommt mir in den Sinn: Wenn es wieder Vorwürfe hagelt, hole 2 Kissen und biete eine Kissenschlacht an und dann los, ohne falsche Bescheidenheit. Wenn das funktioniert, reicht irgendwann der Hinweis - soll ich die Kissen holen um das Gegenüber zum nachdenken anzuregen.
Jo - blödes Beispiel - hab gerade kein besseres.
Sich aus der verfahrenen Situation zurückziehen - mit oder ohne Hinweis warum. Rausgehen, bis 10/100 zählen - dann zurück - mit Distanz zum Empfinden/ der Kränkung.
Mit irgendeinem abwegigen Gespräch anfangen, was singen?
Im Angebot: Eisgekühlter Bommerlunder - tät mich sehr irritieren - Zweck ansatzweise erfüllt...
....

Menschen haben unterschiedliche Ansätze wie sie mit dem Frust anderer umgehen.
Könnte eine Möglichkeit sein:
Ach je, der hat eh schon soviel Stress, ich möchte nicht in seiner Haut stecken; mein Kreuz ist stark, soll derjenige doch das tun was er meint tun zu müssen.
Wenn ich nach Hause gehe, ist das abgehakt, derjenige war zwar verletzend, aber mich trifft das nicht wirklich, ich weiß - eigentlich geht es um was anderes, nicht um mich, ich bin "nur" das Ventil, das gerade verfügbar ist.


Das andere ist tatsächlich etwas was mich auch nervt, wenn es vorkommt. Es ist ein Eindruck.......meine Grenze ist irgendwo auch überschritten, trotz breitem Kreuz.
Da ist eine Krankenschwester - die wird schließlich dafür bezahlt, dass sie meinen Frust aushält. Wenn sie das nicht kann - ist das nicht mein Problem. Sie hat gefälligst Ja und Amen zu sagen. Am besten - nix.
Wenn sich das erstmal einspielt - da ist jemand mit "dickem Fell" - an dem kann ich meinen Frust auslassen wird es schwieriger da wieder raus zu kommen, kann das ein Dauerläufer werden. Ich gestehe zu - evtl. ohne dass das demjenigen zwingend bewusst ist. Bei manchen Menschen hab ich dennoch so meine Zweifel...z.B. wenn man dann miterlebt, dass Angehörige genau so traktiert werden, grundlos.

Zum Thema Resilenz - gibt es inzwischen unzählige Bücher - ein Kurs wär wohl auch nicht verkehrt. Es braucht Zeit, wenn man etwas ändern möchte - bis das verinnerlicht wurde und man es anwenden kann. Kleine Schritte.
Hier vor Ort gibt es eine FB, während des "Konfliktes" wird jeder Teilnehmer auf Video aufgenommen und anschließend wird analysiert. Was spricht derjenige und was sagt der Körper, die Haltung, Mimik und Gestik tatsächlich. Was signalisiere ich - das was ich ursprünglich wollte oder doch was völlig anderes, gar gegenteiliges?
Meine Kollegin war davon begeistert.

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Auch wenn DIESES Seminar wohl eher eine andere Zielgruppe hat, fand ich den Text passend:
Goldstein Coaching & Consulting

Ich hoffe, Du hast inzwischen mit einem/ mehreren Kollegen gesprochen - wie sie die Situation erleben, wie sie damit umgehen.
.....Vor ein paar Abenden sagte sie in einem strengen Ton zu mir, das ich....
was war das?
...Aber ich finde auch, das mir dieses Gefühl bereits am ersten Tag so rüber kam. Und da kannte sie mich ja nicht und konnte mich noch nicht richtig einschätzen...
Ja, manchmal ist von vornherein der Wurm drin...die vorletzte Konsequenz wäre: Ihr braucht beide eine Auszeit.
...Mein Fachwissen ist meiner Meinung nach gut...
Das denke ich zwischendurch auch - nur um festzustellen, dass es sehr vieles gibt, was ich nicht weiß.
 
Dein Arbeitsumfeld bedingt, dass Du im Zweifelsfall vor Ort in einer kritischen Situation nicht auf die Kompetenzen anderer zurückgreifen kannst. Das sehe ich durchaus kritisch, weil Du direkt nach der Ausbildung diesen Bereich gewählt hast. Das hätte ich mich, rückblickend - nicht getraut.
Sehe ich ähnlich; auch ich würde niemandem empfehlen, direkt nach dem Examen in die ambulante Intensivpflege zu gehen, da man dort völlig auf sich alleine gestellt ist. Einige Jahre Berufspraxis im stationären Bereich vorher sind sicher hilfreich.
Andererseits hat die TE ja schon einige Jahre in der amb. Intensiv hinter sich, und die haben ja offenbar auch nicht in der Katastrophe geendet, also kann es ja wohl nicht sein, daß sie alles falsch macht. :wink1:
Generell sehe aber auch ich es so, daß oft die Angehörigen mehr "Terror" bauen als die Pat. selber - das war schon in der Klinik so. In der amb. Intensiv hat man´s noch verschärft dadurch, daß man ja 12 Stunden in der Versorgung hockt und nur diesen einen Pat. hat. Wenn der oder dessen Angehörige etwas gegen einen haben, dann kann man nicht so leicht aus der Situation raus wie im stationären Bereich, wo man halt mal mit den Kollegen Pat. tauscht.
Mein Fachwissen ist meiner Meinung nach gut, es ist halt das ich noch nie einen Notfall hatte .. und Theorie und Praxis ist ja oft was anderes. Darin besteht meine Unsicherheit.
Wie läuft das denn in eurer Firma, werden regelmäßig die erforderlichen Pflichtschulungen abgehalten (z. B. Notfall/Reanimation bei uns jetzt alle 2 Jahre).
Vielleicht mache ich mir auch nur zu sehr einen Kopf. Habe mir Aufjedenfall heute Mittag neue Bücher bestellt um nochmal eine Art Selbstschulung durchzuführen. Man lernt ja nie aus und auffrischen ist sowieso gut.
Das ist auf jeden Fall nicht verkehrt. :daumen:
Ich hatte mir auch 2 für die ambulante Intensiv zugelegt, einmal
"Beatmung für Einsteiger" von Hartmut Lang (hatte mir mal die TL in einer anderen Versorgung empfohlen) sowie
"Fachpflege Außerklinische Intensivpflege" von Christine Keller.
 
Ich bin vor 3 Jahren nach einer abgeschlossenen Ausbildung in die Häusliche Intensivpflege, kurz daraufhin in die häusliche Kinderintensivpflege gerutscht.

Ich finde es ein Unding seitens des Arbeitgebers, eine junge frisch examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin von der Häuslichen Intensivpflege (in der Regel sind hier Erwachsene Patienten zu betreuen / zu versorgen), nach kurzer Zeit in die Häusliche Kinderintensivpflege zu setzen.

In der Regel werden die Mitarbeiter auch nicht in eine Fortbildung (für Pflegefachkraft für außerklinische Beatmung, Pflegeexperte für außerklinische Beatmung, Pflegefachkraft für außerklinische Beatmung in der Pädiatrie und Pflegeexperte für außerklinische Beatmung in der Pädiatrie) angemeldet.

Für den Arbeitgeber scheinen Säuglinge und Kinder "kleine Erwachsene" zu sein, nur da liegt er völlig falsch. Dem geht es scheinbar nur um seinen Profit und nicht um seine Patienten und seine Mitarbeiter.

In unserer Beatmungs - WG haben wir auch Kollegen / innen die frisch examiniert sind, sie fühlen sich sicher bei uns, da wir in jeden Dienst (Früh-, Spät- und Nachtdienst) immer zu zweit sind (wir haben 6 Beatmungspatienten zu betreuen / zu versorgen, 1:3 Betreuung), außerdem erfolgt die Fortbildung zur Pflegefachkraft für außerklinische Beatmung nach 6 Monaten.
 

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