Abnahme der Pflegequalität

Ich würde es ähnlich definieren: Optimale Versorgung nach besten Wissen und Gewissen angepasst an die Bedürfnisse der zu pflegenden Person bzw. des Kunden.

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Meiner Meinung nach nimmt die Pflegequalität auch ab, weil es viele gibt- die es dem Patienten "Recht machen" wollen. Aus Angst als "unfreundliche Schwester" bezeichnet zu werden, Ängste vor Konfrontationen(mit Patienten, Ärzten, Angehörigen oder Vorgesetzten), aus Zeitmangel (erklären..etc) oder einfach aus mangelnden Wissen tun sie Sachen für Patienten die eigentlich kontraindiziert wären.
Natürlich gab es die "Rechtmacher" schon immer. Aber die Zunahme begründe ich folgendermaßen: Für die 10€/d erwartet der Pat. """Leistung"""(die Definition dafür erliegt dem Patienten), zudem gibt es, im Rahmen der Zertifizierung das Beschwerdemanagement. Zettelchen die überall ausliegen: "Ihre Meinung ist uns wichtig" , es wird durchaus viel Lob geschrieben, aber es vereinfacht natürlich auch den Weg zu schreiben: Schwester XY ist unfreundlich... . Auf Wunsch anonym.
So, und jetzt muss man sich rechtfertigen, warum man "unfreundlich" war. Kompetenz zählt da nicht...
(Ich selbst habe bis jetzt noch nicht auf so einem Zettel gestanden-was ein Glück, aber die kompetenten Kollegen waren bisher immer die "unfreundlichen", dagegen die Nichtkompetenten " lieb und nett..")

Individuell pflegen-JA! Aber: ICH möchte trotzdem nach bestem Wissen und Gewissen pflegen!


Ich hoffe es ist einigermaßen verständlich was ich da geschrieben habe.

mfg Ms Swan
 
Mit Interesse habe ich eure Beiträge bis hierher verfolgt und möchte nun mal aus der Sicht der Pat. das Wort ergreifen.
Wir in der ambulanten Pflege haben die Nachsorge und uns erzählen die Pat., was mit Ihnen im KH so passiert ist. Da wir die meisten Pat. über viele Jahre begleiten, haben wir natürlich ein großes Vertrauen aufbauen können und so kommt dem Pat. vieles über die Lippen, was sie euch im KH nicht sagen, besser nicht zu sagen trauen, da sie Angst vor Rache haben.
Es hört sich hart an, aber die Pat. empfinden es so.
Ich mache hier keine großen wissenschaftlichen Worte, wie Pflegeprozeß, Pflegeplanung, udgl., sondern ich gebe euch meine Erfahrungen wieder.
Über 90 % der Pat. beklagen folgendes:
- mangelnde Zuwendung
- mangelndes Verständnis
- mangelnde Aufklärung
- mangelnden Respekt.
Dem Pat. ist es so ziemlich egal, welche hohen fachlichen Kompetenzen ihr habt und ob ihr einen Plan erarbeitet, ob ihr euch danach richtet oder nicht, bzw. eure Querelen untereinander. Er möchte sich gut versorgt wissen, möchte euer Verständnis für seine Situation, möchte so geachtet und in seinen Wünschen und seiner Persönlichkeit so respektiert werden, wie er ist. Kurz: ein offenens Ohr, ein mitfühlendes Herz, eine helfende Hand - eure Kompetenz in fachlichen Dingen setzt er einfach voraus.
Nun ein ganz kleines Beispiel: er möchte nicht zwei Stunden warten, wenn er geklingelt, weil er Hilfe zum WC braucht. Und er möchte auf keinen Fall, dass er dann noch die Schuld bekommt, weil er ins Bett machen mußte!
Wenn er keinen Appetit hat, möchte, er diesbezüglich in Ruhe gelassen werden. Wenn er keine Lust hat, sich zu waschen, möchte er, dass dies respektiert wird. Und wenn er nochmals etwas Wasser zum Trinken wünscht, so möchte er es gleich und nicht erst irgendwann in den nächsten Stunden.
Und vor allem: er möchte eine feste Bezugsperson, einen kompetenten Ansprechpartner - von ärztlicher Seite aus und auch von der Schwesternschaft aus. Er weiß durchaus, dass dies schwierig ist, wenn nicht sogar unmöglich, aber dann möchte er wenigstens, dass die Dienstübergaben funktionieren und die nachfolgenden Pflegekräfte über seinen Zustand und seine Person ausreichend informiert sind!
Und er möchte Aufklärung: warum wird dies und das gemacht, warum ist dies besser für ihn als jenes, was hat er eigentlich für eine Erkrankung, wie gestaltet sich der Heilungsprozeß, .... Gerade hier mangelt es erheblich. Die Pat. werden oft im Unklaren gelassen, dadurch steigern sie sich in verschiedene Ängste, die Unzufriedenheit nimmt zu, die Sorgen, ... viele verschiedene Ärzte, viele unterschiedliche Meinungen, keiner will sich festlegen, bei jeder Visite etwas anderes, morgen früh Entlassung, aber nun doch nicht, evt. am Nachmittag, aber nein, wir warten bis zum nächsten Tag, ach was, Sie sind ja immer noch hier, sollten Sie nicht gestern bereits entlassen werden ....
Die Pat. haben sehr oft das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden, sondern nur zum Geld-Erbringen da zu sein - viele Leistungen empfinden sie als "blödsnnig", als "sinnlos", sie verstehen sie nicht, denn keiner erklärt es ihnen, aber sie wissen ganz genau, dass diese zusätzlichen, wenn auch nicht nötigen Leistungen dem KH Geld bringen, sie fühlen sich ausgenutzt ...
Die Pat. wissen auch durchaus, wie schwierig die Pflegesituation auf den Stationen ist, Personalmangel, Zeitlimits ... Sie bringen dafür durchaus Verständnis auf, aber nur, wenn Ihnen auch mit Verständnis begegnet wird.
Und hier spielt unsere Kommunikation eine sehr wichtige Rolle. Oft wird noch im Befehlston mit den Pat. geredet, aber schon eine kleine Korrektur in unserer Wortwahl, in unserer Körpersprache entschärfen oft die Situationen, auch wenn man unter Zeitdruck steht:Wörter wie: "Sie müssen, Sie sollen, Sie dürfen nicht, ..." wären zu vermeiden, das Wörtchen Bitte kann Türen öffnen. Das nur als kleines Beispiel.
Ja, und noch etwas, wass ich eingangs erwähnte: die Pat. haben Angst, Mißstände aufzudecken, sich zu beschweren, denn sie fürchten sich vor der Rache des Pflegepersonals und haben Angst, dann noch herabwürdigender behandelt zu werden.
Ich rede hier nur von Pat., die noch klar entscheiden können, sich ihrer selbst bewußt sind. Wie demente Pat. behandelt werden, auch sehr alte Pat., die keine Kraft haben sich zu wehren, ist noch ein anderer Bereich.
Ich will hier auf keinen Fall das Pflegepersonal schlecht reden, ich will euch nur aufzeigen, wie die Mehrzahl der Pat. denkt und fühlt.
Und ich sehe und erlebe es oft, in welchem Zustand Pat. (gerade die Älteren und Hilfloseren ohne Beistand) ins KH gehen und in welchem Zustand sie wieder in die häusliche Pflege entlassen werden ...
gruss blauwolf
 
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Und ich sehe und erlebe es oft, in welchem Zustand Pat. (gerade die Älteren und Hilfloseren ohne Beistand) ins KH gehen und in welchem Zustand sie wieder in die häusliche Pflege entlassen werden ...
gruss blauwolf

Leider erlebt man es umgekehrt oft genauso.

Viele der genannten Zustände sind sicher wahr, aber die Pflege ist kein Sozialarbeiter.

Kommunikationsprobleme gibt es auf beiden Seiten. Auch der Pat. ist mündig und kann auf seine Rechte bestehen.
Hotelkomfort kann leider nur der Privatpat. erwarten. Bei offensichtlichen Mängeln in Pflege und med. Behandlung hilft nur eine konkrete Beschwerde.

Es gibt in allen Berufen sowohl schlechte als auch engagierte Leute. Ich würde behaupten, dass der Großteil der Pflegenden versucht, seine Arbeit gut zu machen so weit es in ihrer Macht steht.

Auf Kommunikation und Einfühlungsvermögen wurde bisher weder in der ärztlichen noch in der pflegerischen Ausbildung gesteigerten Wert gelegt.
 
Diese "Verantwortlichkeitssuche" ist ein altbekanntes Problem. Pflegeheime, Krankenhäuser und auch die amb. Pflegedienste werden sich immer den schwarzen Peter zuschieben! Schade eigentlich!

Leider sind viele Sachen die blauwolf (wenn auch überpitzt) geschrieben hat Realität. Und genau diese "Sachen" entstehen nicht aus Desinteresse, Bosheit oder Sonstigen. Nein, es sind fast alles Resultate die aufgrund von Zeitmangel entstehen. Man stellt sich vor :eine einzige Pflegekraft, für eine Station von 20 Patienten, im Spätdienst. Es mittlerweile 16Uhr- 3 frischoperierten (gerade vom AWR geholt), 6 komplett demente* bettlägerige Patientin, eine demente (Ver-)Läuferin, 5 verschiedene Angehörige mit den verschiedensten Fragen, ein Stationsarzt der fragt, ein Konsiliararzt, in drei Zimmern klingelt es... . Gern würde sich diese Pflegekraft jetzt teilen, doch das Einzige was sie jetzt tun kann sind Prioritäten zu setzen. Daraus könnte zum Beispiel resultieren das Fr.X zu spät zur Toilette gebracht wurde bzw. die Bettpfanne erhielt...(Leider!)

@ dieEv- ich denke schon, dass in der Krankenpflegeausbildung Wert auf Kommunikation und Einfühlungsvermögen gelegt wird.
Stichworte: "patientenorientierten Arbeiten" oder "LA Kommunikation"
Allerdings gehen diese im Alltag immer mehr unter...

mfG Ms Swan
 

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