Beispiel Frau O.:
Die chirurgische Patientin Frau O. stellt ein Beispiel aus meinem aktuellen Praxiseinsatz dar. Zurzeit bin ich auf der Station 7 Süd (Neurochirurgie) eingesetzt. Vor sechs Tagen fand der Erstkontakt beim 15.00Uhr-Durchgang im Spätdienst statt. Aus der Übergabe des Frühdienstes war mir bekannt, dass sie seit vier Jahren fast blind ist, somit nur Schatten erkennen kann und dass sie sehr schlecht hört und daher beidseitig Hörgeräte tragen muss. Frau O. wurde mit Frakturen der Lenden- und Brustwirbelsäule stationär aufgenommen und ihr wird in zwei Tagen eine OP bevorstehen. Die Patientin ist 82 Jahre alt.
An ihrem Patientenbett sprach ich sie an, stellte mich ihr vor und gab ihr die Hand. Auch wenn dies so üblich ist, spreche ich diesem Vorgang bei dieser Patientin eine besondere Bedeutung zu, weil sie durch meine Hand erkennen kann, wo ich gerade stehe und die Berührung der Hände den Blickkontakt ersetzt. Seid dieser Begegnung gehe ich jedes Mal so vor, wenn ich Frau O. begrüße; sie erkennt mich seitdem an meiner Stimme.
Die Patientin erzählt mir von ihren starken Schmerzen im Wirbelsäulenbereich, besonders bei Bewegung, weshalb sie vorwiegend flach auf dem Rücken liegt. Sie hat Angst, in der nächsten Zeit auf die Toilette zu müssen, weil besonders das Aufstehen sehr schmerzhaft ist. Sie wirkt sehr erschöpft und sagt immer wieder, dass sie nicht versteht, dass ihr das noch passieren muss. Frau O. ist laut ihrer Aussage trotz ihrer starken Seheinschränkung zu Hause noch sehr selbstständig gewesen und hat in ihrer eigenen Wohnung gelebt, wenn auch im Haus ihrer Tochter.
Schließlich schildert sie mir, dass sie sich besonders vor der Nacht fürchtet, da sie glaubt, wegen der Schmerzen nicht schlafen zu können und weil sie nicht weiß, wie sie am besten liegen soll. Zu alledem beunruhigt sie, dass sie sich hier nicht orientieren kann und demzufolge hilflos ist.
Ich versuche, die Patientin zu beruhigen, indem ich ihr erkläre, dass ich ihre Angst verstehe, aber dass sie von der Station nicht alleine gelassen wird und dass man gegen die Schmerzen etwas machen kann und sie dann mit unserer Hilfe auch versuchen kann, den Toilettengang zu bewältigen, zum Beispiel auf einem Toilettenstuhl direkt bei ihrem Bett. Ein Steckbecken zu benutzen wäre ihr zu unangenehm; sie glaubt, dann „könne sie nicht“.
Und so weiter...
Ist zwar nicht deine Patientin und auch nicht der gesamte Text, aber vielleicht ist es eine Orientierung, was so ein Bericht alles enthalten könnte.