Weglauftendenz/Hinlauftendenz

Hallo zusammen,

Ursprünglich ging es in diesem Beitrag um Weglauftendenz/Hinlauftendenz in krankhafter Verkennung der Situation aus einem Pflegeheim.

Wie weit die Krankhaftigkeit in Lin´s Fall (Eigenentlassung aus einer somatischen Station nach abgeschlossener Behandlung und Entlassung aus einer wahrscheinlich geschlossenen Einrichtung) gegeben ist, vermag ich nicht zu entnehmen. Aufgrund der fortgesetzten Schilderung bleibt aber stehen:
1. Der Patient hat keinen Beschluss zur geschlossenen Unterbringung. Er ist also freiwillig da und kann auch nach freiem Willen entscheiden, ob er geht.
Eine nachgehende Sorgfaltspflicht entsteht dann, wenn aufgrund der Erkrankung sein Leben in Gefahr ist oder er andere gefährden kann. Die Verfolgung ist dann Sache der Polizei.
2.Wenn der Pat. nicht fremd-/eigengefährdend einzustufen ist, und er auch nicht unterschreibt, daß er entgegen ärztlichem Rat geht, ist die Situation zu dokumentieren, natürlich unter Hinzuziehung des Arztes, der stellvertretend für den Vertragspartner Krankenhaus haftungsrechtlich als direkter Vertragspartner gilt. Die Information an die Angehörgen über die Tatsache ist, denke ich, durchaus als "mutmassliches Interesse" des Patienten einzustufen.
3. Die Rechtslage in Deutschland und in Österreich (Lin schildert aus Österreich) mögen sich im Groben ähneln, scheinen jedoch im Detail unterschiedlich zu sein. Dieses führt auch zu unterschiedlichen Verfahren bei der beschriebenen Situation. Übrigens sind auch in Deutschland die Unterbringungsgesetze Ländersache und somit in geringen Details voneinander abweichend.
 
Wir hatten vor einigen Jahren einen Fall in dem jemand weggelaufen ist und leider durch keine Pflegkraft gesehen wurde.

Üblicherweise wurde diese Person immer beim verlassen des Hauses beobachtet und wieder zurückgebracht.

Durch die HL wurde vorher schon auf eine Unterbringung in einem beschützenden Bereich gedrängt, diese wurde schriftlich durch die Betreuerin abgelehnt.

Bei der anschließenden Suche durch die Polizei konnte diese Person am nächsten Tage gefunden werden.

Da durch die Angehörigen weiterin die Einweisung auf eine beschützende Station verweigert wurde, kamm es zur Kündigung des Heimvertrages durch die HL.
 
bei mir auf der Arbeit habe ich diese Erfahrung gemacht. Eine Bew. ging jeden tag eine runde um dem teich drehen, dann wurde sie zunehmends dement und fand den weg nicht mehr zurück. sie ging jeden tag wieder und durfte auch gehen, nur irgendwann hat sie sich nicht mehr auf die bank gesett, sondern das gelände verlassn und wurde 3 x die woche von der polzei zurückgebracht. wir haben der polzei ein foto zukommen lassen und eine adresse.
ich denke einfach, die an demenz erkrankten wollen irgendwo hin und vergessen es im nächsten augenblick wieder und finden dann eben auch den weg zurück nicht mehr. die bew. war jedesmal total aufgelöst durch die polizei, denn die kannte sie ja noch aus ihrem LZ gedächtnis, heute findet sie nichtmal mehr den weg aud dem Bad ins schlafzimmer :-( und da haben ja wir als normalmenschen schon ein komisches gefühl wenn wir mal nen polizist sehen. Ich meine man darf sie nicht aufhalten, man muss nur alles dafür tun, das nichts passiert .
gruss heidi
 
als ich im AH gearbeitet hab (auf Demenzstation) hatten die Bewohner mit Hinlauftendenz eine Uhr an mit ich will jetzt nicht sagen Sender aber ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll auf jeden Fall sobald sie sich der Stationstür genähert haben oder auch einem Fenster ging die Tür zu und war abgeriegelt.

wir hatten auch einen Bewohner der ist immer durchs Fenster abgehauen hat eine Runde im Innenhof bzw um den Parkplatz gedreht und man konnte ihn dort wieder einsammeln...

lg Veronika
 
also ...ich arbeite zur zeit in einer tagespflege...wo größtenteils demente patienten betreut werden... wir haben auch mehrere wegläufer...
wir haben die patienten/ gäste eigtl immer im blick und der beste trick um demente zurück zu bekommen ist z.b. zu sagen er habe seine jacke/seinen hut oder sonst irgendwas vergessen oder die falsche jacke an oder der bus nimmt sie nicht mit wenn er nicht zurück kommt
man kann auch versuchen die gäste ohne das sie es merken im kreis zu führen....
hab damit aber auch schon schlechte erfahrungen damit gemacht...ein gast ist nämlich mit wehenden fäusten hinter uns her gelaufen als wir versucht haben ihn etw. zu drehen bzw. in eine richtung zu lenken...muss man halt abschätzen was am besten ist
 
Ja, auch das Problem haben wir häufiger, ich renne meist wie eine Irre auf den Parkplatz, damit ich den Bew erwische, aber er soll nicht merken, dass ich so in Rage bin. Deswegen sehe ich zu, dass der Bew das nicht mitbekommt, nähere mich meist von vorne und komm auf die Tour: "Ach so ein Zufall aber auch, dass ich Sie hier treffe! Wir haben uns ja schon ne Ewigkeit nicht mehr gesehen! Mensch da freue ich mich ja! Vielleicht sollten wir ja mal wieder was zusammen unternehmen? Zum Beispiel einen Kuchen backen?"
Die Nummer hat bis jetzt immer noch geklappt....
Meine Kollegin hingegen versucht den Bews klar zu machen, dass sie die Gefahren nicht mehr einschätzen können und es doch besser wäre, wenn wir zusammen oben eine Tasse Kaffee trinken gehen würden...
 
hallo
bei uns wird im Haus wird nun ein Unterschied gemacht in Bezug auf Weglauftendenz!
Wir schauen auf die Äusserungen der Bewohner und das ist meiner Meinung auch sehr wichtig.

Weglauftendenz z.B. hier ist nicht mein Zuhause, ich fühl mich hier nicht wohl; also wird alles dafür getan, das es ein " Zuhause " wird

Hinlauftendenz z.B. ein Bew. nutzte jede Gelegenheit um in unseren Park zu gehen ( er hatte daheim eine Obstplantage ) da wollte er nun mal hin, weils immer so war. Wir hatten schon vor, ihm einen Apfelbaum auf dem Bakon zu pflanzen. Nun gehen wir mit ihm eine Runde durch den Park, jedesmal den gleichen Weg und nennen ihn Rundgang, schauen ob alles ok ist. Zudem hat er auf dem Flur einen " Lieblingssessel" und Lektüre, Bücher über Obst ect. und es zieht ihn nicht mehr soooo häuffig nach draussen und unser Problem hat sich gelöst, ohne Polizei ect.

Ich denke man muss einfach genau hinhören was die Bew. einem mitteilen.
 
Doch mittlerweile nennt man es Hinlauftendenz weil die Bewohner /Patienten wie du schon geschrieben hast irgendwo hin laufen.
Bei uns ist von 8 bis 18 Uhr die Pforte besetzt, die Mitarbeiter von dort rufen uns an wenn jmd mit Hinlauftendenz das Haus verlassen will, ausserhalb dieser Zeiten hilft halt nur gut zu beobachten.
liebe grüße chyara
Ich bin noch jungfreulich im Chat und habe zu dem Thema eine Frage. Wie lautet die genaue Definition zur Hin.-bzw. Weglauftendenz. Wie spezifisch läßt sich dieser Unterschied erklären???
 
Oh, ich glaube ich habe da ein super Beispiele.

Wir haben damals eine demente Frau als Neueinzug, die sehr starke Wortfindungsstörungen hatte und sich überhaupt ganz schlecht artikulieren konnte und war auch über diesen Zustand sehr ärgerlich und traurig und ist förmlich depressiv geworden. Dazu kam noch die Tatsache, dass sie nun bei uns im Heim lebt und mit dieser Situation kam sie überhaupt nicht klar. Ihr Ziel war einfach nur weg vom Altenheim - aber nicht nach Hause - sondern einfach nur weg. - Wäre in meinen Augen eine Weglauftendenz.

Eine andere demente Beewohnerin suchte immer ihren Mann, weil sie mit ihm einkaufen wollte und für ihn kochen wollte usw. und diese Frau verschwand dann auch meist mit dem klaren Ziel, dass sie in ihre Heimatstadt wollte. - ist für mich eine Hinlauftendenz

Aber vermutlich ist das 1. Beispiel blödsinn, weil ich nicht, weiß bzw. wissen kann, was im Kopf dieser Bewohnerin vorgeht, und ob sie nicht doch in ihr altes zu Hause zurück will.
Man sagt ja immer, die Bewohner laufen uns ja nicht weg, sondern sie laufen zu ihrem Ziel hin.
Ich hoffe, ich konnte das so ein wenig verdeutlichen, ich kann leider nicht gut erklären.

Zu der Frage, die hier eingangs zu den Angehörigen gestellt wurde, die dann sauer über die Situation sind, dass der Bew "mal wieder" weg ist. Also ich kann dir sagen, ich leite die Angehörigen dann weiter an eine Pflegefachkraft oder wenns richtig haarig wird, dann zur PDL oder zum Heimleiter. Damit bist du immer auf der richtigen Seite. Ich weiß ja leider nicht, wie Eure/Euer PDL oder Heimleiter das sieht/sehen, aber unsere weisen darauf in jedem Teamgespräch hin, immer wenn Situationen zu eskalieren drohen, die Angehörigen doch bei ihnen anzukündigen.

Lg, Kathrin
 
Toll Anna, welche Überschrift Du gewählt hast. :knockin:Hinlauftendenz sagt ja schon eine ganze Menge aus.
Wo laufen denn die tendenziell Weglaufgefährdeten eigentlich am liebsten hin ??? Ich denke mal, IN DIE FREIHEIT IHRES EIGENEN, SELBSTBESTIMMTEN LEBENS , und auf jeden Fall ohne Beeinflussung ihrer nicht immer perfekt funktionierenden Angehörigen.

Schade, dass ich Dich nicht schon vor vier Jahren kennen lernen durfte.

Liebe Gruesse, wo immer Du Dich gerade aufhältst.



Hi,
Wie verhalt ich mich am besten, wenn mir mal ein Bewohner wegläuft? Vor allen Dingen den, natürlich erbosten, Angehörigen gegenüber. Welche schon im Vorfeld mehrfach darauf hingewiesen wurden, dass wir kein geschlossenes Haus sind und es mal vorkommen kann, dass jemand "ausbüchst". Soll ich mir den Bewohner auf den Rücken binden?
Wie macht ihr das? Ich hoffe mal das wir nicht das einzige "offene " Heim sind aus dem ein dementer Bewohner mal wegläuft.

Bin gespannt auf eure Beiträge :gruebel:

Gruß Anna 23