- Registriert
- 07.09.2008
- Beiträge
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Grüß Euch,
ich hoffe, ich bin hier in der richtigen Kategorie.
Ich bin selber nicht im Pflegebereich tätig, es geht um meine Tante und ich hätte gern von Euch gewusst, wie ein derartiger "Fall" normaler Weise gehandhabt wird. Ich kümmere mich um meine Tante - sie wohnt 250 km weg, ich fahre normal immer alle 2 Wochen fix zu ihr und im Bedarfsfall. Jetzt im KH war ich sie 2-3 mal die Woche besuchen.
Dazu muss ich ein wenig ausholen und erzählen worum es geht. Ich möchte gleich am Anfang sagen, ich will in keinster Weise die Arbeit von Krankenschwestern durch meinen Beitrag mindern oder versuchen, ein schlechtes Bild zu machen. Ich möchte nur einfach ein paar Punkte mit Euch in dem Bereich selber tätigen Menschen, besprechen und versuchen zu verstehen. Auch möchte ich ein paar Lösungsvorschläge versuchen zu erörtern.
Aber alles der Reihe nach.
Meine Tante (wird heuer im Sommer 96 Jahre) wurde nach einer akuten Pankreatitis in ein etwas älteres Spital verlegt. Bis jetzt war sie immer im modernen Krankenhaus in der Großstadt, jetzt jedoch wurde sie auf's Land verlegt, wo irgendwie der Eindruck entstand, man wolle alte Menschen einfach abschieben.
Nach drei Tagen besuchte ich meine Tante. Sie klagte darüber, dass sie nicht urinieren könnte (nach einer Recherche, waren es mittlerweile 11/2 Tage) und große Schmerzen hätte.
Auch ihr Allgemeinzustand war katastrophal. Sie hatte offensichtlich hohes Fieber (sie glühte), war weggetreten, konnte kaum sprechen.
Auf unsere "Beschwerde" bei der Ärztin wurde sie auf die Überwachungsstation/Intensivstation verlegt und ein transurethraler Blasenkatheter wurde gelegt. Neben der üblichen Überwachung mit EKG bekam sie nach einem Tag einen ZVK.
Darüber wurde sie auch zusätzlich ernährt, da sie viel zu wenig von der Schonkost aß. Die Pflege auf der Intensivstation war wirklich sehr gut und liebevoll.
Nach einer Woche wurde sie auf die Normalstation zurückverlegt und nach knapp drei Wochen aus dem KH entlassen. Zuvor versprach man mir, man würde sie wieder mit einer Physiotherapeutin mobilisieren und versuchen den Blasenkatheter zu entfernen.
Die Physiotherapie sah so aus, dass man meine Tante in einen Rollstuhl setzte und zum Tisch schob. Das Essen konnte sie alleine nicht zu sich nehmen, da nicht einmal der Deckel der Teller geöffnet wurde. Die Pflegehilfe der Bettnachbarin fütterte meine Tante mit. Auch die Getränke am Nachttisch waren meist zu weit weg.
Die Schwester meinte, sie trinke zu wenig. Worauf ich antwortete, sie könne es nicht alleine nehmen (auch zu weit weg), bekam ich zur Antwort, dass man nicht die Zeit habe, ihr mehrmals täglich das Getränk zu reichen.
Als Dekubitusprophylaxe bekam sie statt einer Wechseldruckmatratze nur einen Polster unter/hinter den Hintern, obwohl derartige Gerätschaften vorhanden gewesen wären.
Auf unsere und ihre Bitte (meine Tante hat eine Demenz mittlerer Stufe) aufzustehen bzw. sie zu mobilisieren und den Katheter zu entfernen, passierte genau nichts. Sie war zuvor nicht inkontinent und wollte auch selbstständig auf's Klo/bzw. Leibschüssel.
Im Kurzarztbrief sah ich dann, welche Medikamente man ihr zusätzlich noch verabreichte. Das schockierte mich noch mehr, da meine Tante weder umherirrt, noch aggressiv ist. Im Gegenteil, sie ist eine ganz liebe.
Sie erhielt täglich 50 mg Seroquel, 1mg Risperdal und 10mg Cipralex. Ist es wirklich notwendig und gängig, einem völlig friedlichen Patienten eine derartige Bombe zu verabreichen?
Was habt Ihr für Erfahrungen gemacht? Auch im Zusammenhang mit Risperdal und Harnverhalt?
Dann kam sie nach Hause. Wir organisierten ihr eine 24h Pflege, was auch von ihr sehr gut angenommen wurde und ich wollte noch eine Woche zur Rück/Eingewöhnung bei ihr bleiben.
Leider dauerte das Ganze nur zwei Tage an. Am Abend des dritten Tages musste ich den Notarzt rufen. Sie wurde mit einem leichten Herzinfarkt ins KH gebracht.
Zweimal bereits dachte ich nicht mehr, meine Tante nicht mehr lebend zu sehen. Gestern scherzte sie wieder und war guter Dinge. Natürlich weiß ich, dass der Körper schon sehr verbraucht ist und es jeden Tag zu Ende sein kann. Darum geht es mir auch nicht.
Ich finde es fürchterlich, wie mit alten Menschen teilweise umgegangen wird. Die Aussagen der Ärztin und des Pflegepersonals halte ich hier mal außen vor.
Jetzt ist sie in der Großstadt im KH und wird dort wirklich vorbildlich versorgt. Zusätzlich kümmert sich noch unsere 24h Pflege um meine Tante im KH.
Morgen werde ich mit der beh. Ärztin noch einmal sprechen. Geplant war, dass sie in vier Tagen wieder nach Hause kommen soll, wenn die Untersuchungen/Blutbild nichts ergibt. Die Ärztin meinte, dass sie zu Hause genauso gut verpflegt wird und sich nicht noch etwas im KH einfangen würde. Was ich auch für sehr vernünftig halte.
Auch möchte ich meine Sorge bezüglich Katheter ansprechen. Immerhin ist ein Dauerkatheter ja auch nicht für ewig gedacht, oder?
Wie wird das sonst gehandhabt, wenn eine DK unbedingt notwendig ist? Wie lange wird er liegen gelassen? (Also nicht die Zeit, bis zum Wechsel, sondern generell?)
Wird da nicht eher auf einen suprapubischen Katheter umgestellt?
Nochmal, bitte versteht mich nicht falsch. Ich möchte jetzt niemanden schlecht machen (obwohl ich mehrmals sehr sauer war), nur die Erfahrungen von langjährigem Fachpersonal dazu wissen.
Herzliche Grüße,
Irina
ich hoffe, ich bin hier in der richtigen Kategorie.
Ich bin selber nicht im Pflegebereich tätig, es geht um meine Tante und ich hätte gern von Euch gewusst, wie ein derartiger "Fall" normaler Weise gehandhabt wird. Ich kümmere mich um meine Tante - sie wohnt 250 km weg, ich fahre normal immer alle 2 Wochen fix zu ihr und im Bedarfsfall. Jetzt im KH war ich sie 2-3 mal die Woche besuchen.
Dazu muss ich ein wenig ausholen und erzählen worum es geht. Ich möchte gleich am Anfang sagen, ich will in keinster Weise die Arbeit von Krankenschwestern durch meinen Beitrag mindern oder versuchen, ein schlechtes Bild zu machen. Ich möchte nur einfach ein paar Punkte mit Euch in dem Bereich selber tätigen Menschen, besprechen und versuchen zu verstehen. Auch möchte ich ein paar Lösungsvorschläge versuchen zu erörtern.
Aber alles der Reihe nach.
Meine Tante (wird heuer im Sommer 96 Jahre) wurde nach einer akuten Pankreatitis in ein etwas älteres Spital verlegt. Bis jetzt war sie immer im modernen Krankenhaus in der Großstadt, jetzt jedoch wurde sie auf's Land verlegt, wo irgendwie der Eindruck entstand, man wolle alte Menschen einfach abschieben.
Nach drei Tagen besuchte ich meine Tante. Sie klagte darüber, dass sie nicht urinieren könnte (nach einer Recherche, waren es mittlerweile 11/2 Tage) und große Schmerzen hätte.
Auch ihr Allgemeinzustand war katastrophal. Sie hatte offensichtlich hohes Fieber (sie glühte), war weggetreten, konnte kaum sprechen.
Auf unsere "Beschwerde" bei der Ärztin wurde sie auf die Überwachungsstation/Intensivstation verlegt und ein transurethraler Blasenkatheter wurde gelegt. Neben der üblichen Überwachung mit EKG bekam sie nach einem Tag einen ZVK.
Darüber wurde sie auch zusätzlich ernährt, da sie viel zu wenig von der Schonkost aß. Die Pflege auf der Intensivstation war wirklich sehr gut und liebevoll.
Nach einer Woche wurde sie auf die Normalstation zurückverlegt und nach knapp drei Wochen aus dem KH entlassen. Zuvor versprach man mir, man würde sie wieder mit einer Physiotherapeutin mobilisieren und versuchen den Blasenkatheter zu entfernen.
Die Physiotherapie sah so aus, dass man meine Tante in einen Rollstuhl setzte und zum Tisch schob. Das Essen konnte sie alleine nicht zu sich nehmen, da nicht einmal der Deckel der Teller geöffnet wurde. Die Pflegehilfe der Bettnachbarin fütterte meine Tante mit. Auch die Getränke am Nachttisch waren meist zu weit weg.
Die Schwester meinte, sie trinke zu wenig. Worauf ich antwortete, sie könne es nicht alleine nehmen (auch zu weit weg), bekam ich zur Antwort, dass man nicht die Zeit habe, ihr mehrmals täglich das Getränk zu reichen.
Als Dekubitusprophylaxe bekam sie statt einer Wechseldruckmatratze nur einen Polster unter/hinter den Hintern, obwohl derartige Gerätschaften vorhanden gewesen wären.
Auf unsere und ihre Bitte (meine Tante hat eine Demenz mittlerer Stufe) aufzustehen bzw. sie zu mobilisieren und den Katheter zu entfernen, passierte genau nichts. Sie war zuvor nicht inkontinent und wollte auch selbstständig auf's Klo/bzw. Leibschüssel.
Im Kurzarztbrief sah ich dann, welche Medikamente man ihr zusätzlich noch verabreichte. Das schockierte mich noch mehr, da meine Tante weder umherirrt, noch aggressiv ist. Im Gegenteil, sie ist eine ganz liebe.
Sie erhielt täglich 50 mg Seroquel, 1mg Risperdal und 10mg Cipralex. Ist es wirklich notwendig und gängig, einem völlig friedlichen Patienten eine derartige Bombe zu verabreichen?
Was habt Ihr für Erfahrungen gemacht? Auch im Zusammenhang mit Risperdal und Harnverhalt?
Dann kam sie nach Hause. Wir organisierten ihr eine 24h Pflege, was auch von ihr sehr gut angenommen wurde und ich wollte noch eine Woche zur Rück/Eingewöhnung bei ihr bleiben.
Leider dauerte das Ganze nur zwei Tage an. Am Abend des dritten Tages musste ich den Notarzt rufen. Sie wurde mit einem leichten Herzinfarkt ins KH gebracht.
Zweimal bereits dachte ich nicht mehr, meine Tante nicht mehr lebend zu sehen. Gestern scherzte sie wieder und war guter Dinge. Natürlich weiß ich, dass der Körper schon sehr verbraucht ist und es jeden Tag zu Ende sein kann. Darum geht es mir auch nicht.
Ich finde es fürchterlich, wie mit alten Menschen teilweise umgegangen wird. Die Aussagen der Ärztin und des Pflegepersonals halte ich hier mal außen vor.
Jetzt ist sie in der Großstadt im KH und wird dort wirklich vorbildlich versorgt. Zusätzlich kümmert sich noch unsere 24h Pflege um meine Tante im KH.
Morgen werde ich mit der beh. Ärztin noch einmal sprechen. Geplant war, dass sie in vier Tagen wieder nach Hause kommen soll, wenn die Untersuchungen/Blutbild nichts ergibt. Die Ärztin meinte, dass sie zu Hause genauso gut verpflegt wird und sich nicht noch etwas im KH einfangen würde. Was ich auch für sehr vernünftig halte.
Auch möchte ich meine Sorge bezüglich Katheter ansprechen. Immerhin ist ein Dauerkatheter ja auch nicht für ewig gedacht, oder?
Wie wird das sonst gehandhabt, wenn eine DK unbedingt notwendig ist? Wie lange wird er liegen gelassen? (Also nicht die Zeit, bis zum Wechsel, sondern generell?)
Wird da nicht eher auf einen suprapubischen Katheter umgestellt?
Nochmal, bitte versteht mich nicht falsch. Ich möchte jetzt niemanden schlecht machen (obwohl ich mehrmals sehr sauer war), nur die Erfahrungen von langjährigem Fachpersonal dazu wissen.
Herzliche Grüße,
Irina