Übertragung/ Gegenübertragung

anukFHRS011

Newbie
Registriert
08.09.2011
Beiträge
16
Beruf
Exam. Gesundheits und Krankenpflegerin
Akt. Einsatzbereich
Intensivstation
Hallo ihr lieben,

ich möchte einmal das Thema der Übertragung und Gegenübertragung aufgreifen. Wie sie in therapeutischen Berufen oftmals vorkommt doch stets noch als Tabu- Thema behandelt wird.

Gemeint ist das sympathisieren statt empathisieren mit Patienten.
Von freundschaftlichen bis hin zu romantischen Gefühlen.

Wir hatten alle einen Psychologie Crash Kurs in der Ausbildung und theoretisch weiß man was man tun kann, sollte.

Ansprechen tue ich vllt vor allem daher eher die Leute, die schon mal am eigenen Leib feststellen mussten, trotz ausreichender Fachkompetenz und Berufserfahrung, dass sich Theorie und Praxis nicht immer so leicht abgleichen lassen.

Als Patientenklientel eher solches, das man als Gleichaltrig einstuft, wodurch eine andere Ebene besteht/ entstehen kann.

Vor allem in Bezug auf den Pflegekraftmangel ist ein emotionsorientiertes Coping in Form von Vermeiden der Betreuung des Patienten oftmals nicht mehr möglich/ immer umsetzbar.

Auch erfährt man als berufserfahrene Pflegekraft, dass die Meinung die manch moderne Psychologen vertreten, dass ein gewisses Maß an sympathisieren mit den Patienten der Betreuung dessen bzw. dem Krankheitsverlauf förderlich sein kann.

Allerdings sind wir auch nur Menschen und müssen den schmalen Grad finden zwischen Funktionalität vs Cool Out/ Maschinelles agieren sprich dem Absprechen der Persönlichkeit/ Autonomie des Patienten - indem man eine Routine diesem aufdrängt- und dem Sich- Aufopfern/ Burn Out- dem zu sehr eingehen auf dessen Bedürfnisse.

Beispiele: Einerseits gehört eine gewisse psychologische Betreuung mit zur Pflege dazu: Eine Base mit dem Patienten aufbauen zu können, damit er sich nicht nur in seiner Rolle als Kranke/r verliert. Sprich Gesprächsbedarf evaluieren und dafür Raum bieten.

Andererseits hier Grenzen zu waren, da wir durch Tätigkeiten wie zb Intimpflege, etc. bereits an die Intimsphäre des Patienten geraten.

Gerade der Pflegeberuf ist hier sehr ambivalent orientiert: während Ärzte sehr funktional ihre Patienten betreuen können, wird von uns ein gewisses Feingefühl verlangt und damit eine Bereitschaft zu fühlen vorausgesetzt. In Bereichen der Intensivmedizin oder Transplantationsmedizin sollen wir jedoch beides abliefern können.

Das Thema soll folgendem dienen:

• sensiblem Erfahrungsaustausch / Gedankenaustausch

• Austausch von Fachartikeln hierzu

• erörtern (alternativer) Copingstrategien

Das Thema soll nicht dazu dienen, eine unsensible Meinung zu vertreten bzw. Lehrbücher zu rezitieren.

Bitte achtet auf rücksichtsvolle und nicht verurteilende Sprache.

Liebe Grüße

Anuk
 
mir ist nicht ganz klar worauf Du hinaus willst. Übertragung und Gegenübertragung sind Begriffe aus der Psychotherapie, und es mag zwar hilfreich sein, etwas davon zu verstehen, ganz generell, aber anwenden dürfen wir derartige Kenntnisse ja eher nicht, zumindest nicht so professionalisiert, dass wir es benennen, geschweige denn evaluieren oder dokumentieren.
Und dann nicht zuletzt die Frage, ob und falls ja in welchem pflegerischen Bereich bleibt überhaupt die Zeit dafür?
Aus entsprechenden Untersuchungen, die ich aber leider nicht verlinken kann, weil ich sie nicht gelesen, sondern von Therapeuten 'aufgeschnappt' habe, weiß ich zB, dass für einen Therapieerfolg mehr der persönliche Draht, die zwischenmenschliche Chemie von Bedeutung ist, als die therapeutische Fachrichtung (Psychoanalyse vs Verhaltenstherapie). Da wird aber auch schon deutlich, dass ich mehr mit Halbwissen arbeite und weniger mit profunden Kenntnissen, sprich evaluieren oder gar dokumentieren wollte ich so etwas nicht.
Etwas weniger auf dünnem Eis bewege ich mich vielleicht mit Coaching-Tools, zumal einem Coaching-Prozess keine Pathologisierung zugrunde liegt.
Aber von Übertragung und Gegenübertragung bin ich da noch weit entfernt.
Und wenn ich das richtig verstanden habe, dann bezeichnen diese Begriffe idR auch eher eine Rollenzuteilung, bei der der Therapeut gegenüber dem regredierenden Klienten zeitweise eine Elternrolle einnimmt... dünnes Eis und schmales Wasser.
Im Rahmen professioneller Therapie ist es wichtig, dass der Therapeut hier seiner Rolle stets bewusst bleibt, dass also die Distanz gewahrt bleibt, auch bei großer Nähe.
Aber das im Rahmen von Pflege umzusetzen? Knifflig, oder?
Aber vielleicht magst Du ja auch von einem praktischen Beispiel berichten?
 
Gerade der Pflegeberuf ist hier sehr ambivalent orientiert: während Ärzte sehr funktional ihre Patienten betreuen können, wird von uns ein gewisses Feingefühl verlangt und damit eine Bereitschaft zu fühlen vorausgesetzt.
Das seh ich nicht so, obwohl es gern behauptet wird:
Auch von Ärzten erwarte ich eine gewisse Empathie, selbst ein Chirurg bzw. Orthopäde steht nicht nur schnippelnd im OP und kann sich darauf berufen, es komme bei ihm ja nur auf technisch/ handwerklich perfektes Vorgehen beim operieren an; sondern ich erwarte auch eine gewisse Empathie, wenn es z. B. darum geht, eine Sehne der Schulter zu verlegen oder durchzuschneiden („die brauchen Sie ja nicht… ach Sie sind ja Krankenpfleger, dann brauchen Sie die doch, haha“). :down: Bin dann zu ner Orthopädin mit mehr Empathie, die mir wirklich helfen konnte.

Vielleicht kann Anuk ja noch schreiben, was sie genau meint, mir ist es auch unklar.
 
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