Ich persönlich finde die gesamte Situation als höchst unangenehm. Mir fehlen immer die passenden Worte. Versuche den Frauen (und wenn anwesend Männern) zu vermitteln, das ich da bin und versuche alle Wünsche zu ermöglichen.
Leider habe ich kaum Zeit für Gespräche, da sie nicht auf der Wöchnerinnenstation untergebracht werden sondern bei mir, einer operativen Station.
Bei 42 Betten und bis zu 15 Op´s am Tag ist eine Betreuung nur eingeschränkt möglich.
Bei frühen Schwangerschaften, drohenden Abort, extra uteriner Schwangerschaft usw. ist die Belastung schon für alle gegeben. Vor allem, wenn man die Vorlagen absuchen muss, ob der Fötus verloren wurde. Leider sehe ich die Frauen oft nur eine Nacht, da sie nach der Abrasio schon Nachmittags entlassen werden. Mir kommt das wie ein Hinauswurf vor. Seht zu, wie ihr damit fertig werdet. Nach LSK und Abbruch der extrauterinen SS bzw. Abbruch der Eileiterschwangerschaft versuche ich als erstes die Schmerzen zu nehmen, lege demonstrativ die Rufanlage griffbereit und bevor ich was blödes sage halte ich lieber die Hand bei meinen Durchgängen, wenn ich nach dem Rechten sehe.
Auch die Mütter, die ihr Kind zur Adoption frei geben liegen nach der Geburt zur weiteren Betreuung bei mir, da sie keinen Kontakt mit dem Kind haben dürfen. Da sind bis hin zum Missbrauch und Vergewaltigung alle Situationen gegeben. Auf sowas wird keiner vorbereitet!!!!
Ganz schwierig sind die Situationen, wenn eine späte Schwangerschaft vorliegt. Das Kind (nicht der Fötus oder was anderes) verstorben ist oder aufgrund einer massiven Behinderung "Abgetrieben" (mir fällt kein passendes Word ein, bin mit dieser Äußerung nicht glücklich) wird.
Beim letzen Mal fand ich es besonders belastend. Die Eltern waren bei mehreren Gynäkologen und haben bestimmt 3 bis 4 Meinungen und Untersuchungen eingeholt. Das alles innerhalb einer Woche. Freitags sind sie dann in eine Uniklinik gefahren. Dort die gleiche Diagnose. Dort wurde dann das Kind mit einer ********* getötet. Danach kamen die Eltern zu uns, wir haben die halbe Station umgeschoben und ein Zimmer für sie frei gemacht. Es wurde sofort die Geburt eingeleitet, erst in der Nacht, gegen 1 Uhr waren die Wehen so stark, das die Frau in den Kreissaal konnte. Dort hat sie sich noch Stunden gequält. Gegen 6 Uhr kam endlich das Kind und schon kurze Zeit später waren die Eltern wieder zurück auf unserer Station.
Die Artikel mit der Empfehlung einer spontanen Entbindung habe ich gelesen. Doch ich finde sowas noch immer fürchterlich. Diese Frauen stehen so unter Schock, nach der Entbindung sind sie noch schlechter dran und jede andere Truse bekommt ihre Wunschsektio. Auch ist ihr Körper noch gar nicht bereit für die Entbindung. Es ist irgendwie ein Eingriff gegen die Natur. Warum diese Schmerzen????? Mir kommt sowas wie eine zusätzliche Bestrafung vor. Als wenn Benedetto vor der Tür steht und verlangt, das solche Dinge nur unter schärfsten Schmerzen zur Strafe durchgeführt werden müssen.
Dann doch lieber eine Sektio und im Anschluß ein Verabschiedungsritual.
Auf jeden Fall sollten die Frauen auswählen dürfen!!!! Es sollten alle Alternativen angeboten werden und mit Ihnen besprochen werden. Dieses beharren auf einer künstlich eingeleiteten spontanen Entbindung ist für mich nicht die beste Alternative. Ich glaube der Kontakt, das in den Arm nehmen, dem Kind einen Namen geben, das gemeinsame Photo, das verabschieden können sind die wichtigen Dinge, die bei der Trauer wichtig sind und helfen diesen Einschnitt zu verarbeiten.
(OK, berechtigter Einwurf zum Thema, was weiß schon ein Mann davon
)