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hallo zusammen!
im rahmen meiner ausbildung sollte jeder innerahlb des kurses über ein bestimmtes thema referieren, ich hatte das thema aids ausgesucht mit meiner gruppe. wir haben ein großes plakat gemacht, flyer dazu erstellt, eine power-point-präsentation dazu vorbereitet, ein musikvideo dazu erstellt und ich habe eine geschichte geschrieben. diese geschichte ist aus der sicht eines menschen geschrieben, der aids hat. es ist ncihts besonderes, ich bin ja leider kein schriftsteller, sondern angehende krankenschwester, aber ich dachte vielleicht ist es nicht verkehrt sie hier reinzusetzen, vielleicht gibt es ja leute die lust haben sie zu lesen. und wieso sollte man nicht auch mal über tabu themen schreiben
zudem weiß jeder von uns das aids nach wie vor ein tabuthema ist. auch wenn es sich schon gebessert hat, die tabuisierung, stigmatisierung und das nciht auseinandersetzen davon ist leider noch aktuell. das es allerdings ((immer noch)) krankenschwestern gibt, die das besteck eine aids kranken menschen aus dem zimmer mit handschuhen holen hätte ich nicht gedacht. ich hoffe das war eine wirkliche ausnahme, denn wenn wir als fachpersonal (oder ich als angehendes) nicht über diese krankheit beschid weiß, wer denn dann? und wenn nciht wir wenigstens im KH das tabu brechen wo denn dann? mein ziel war es mit dieser geschichte meine klassenkameraden ein kleine bisschen zum nachdenken anzuregen, wenn auch nur für ein paar minuten. vielleicht schaffe ich es ja auch hier bei einigen zum nachdenken anzuregen
über diskussion, kommentare, kritik würde ich mich freuen.
Die Geschichte eines Aids-kranken Menschen…
Es ist Sommer, die Sonne scheint und es sind mindestens 35 °C draußen. Normalerweise würde ich jetzt ins Freibad.. aber es strengt mich viel zu sehr an, gerade momentan, wo ich ständig mit Fiebrschüben zu kämpfen habe, zumal man in meiner Schwimmhose all meine Melanome sehen würde und es dann noch offensichtlicher wäre. Ich überlege was ich wohl heute den ganzen Tag machen werde, jetzt wo ich gekündigt worden bin, vergeht der Tag oft nicht. Letztens hatte ich noch überlegt Bewerbungen zu schreiben und mich nach einer neuen Stelle umzusehen, doch wer würde mich nehmen!? Niemand. Einen Partner habe ich schon lange nicht mehr. Nachdem ich mich damals vor 15 Jahren angesteckt hatte und es dann 3 Jahre später erfuhr, ist erstmal eine Welt für mich zusammengebrochen und ich brauchte erstmal Zeit für mich! Danach lernte ich natürlich noch Andere kennen, aber ich durfte mich nicht verlieben..bzw wollte es auch nicht mehr. Ich möchte auf keinen Fall einen Menschen alleine lassen müssen und mich von ihm verabschieden müssen,wenn es einmal so weit gekommen ist oder noch schlimmer- ihn anstecken. Ein Kondom zu benutzen, dass womöglich reißt wäre mir zu gefährlich! Außerdem hätte ich ständig Angst und müsste dauernd daran denken, dass ich einen tötlichen Erreger in mir trage und was wäre das für Sex..?! Ich werde wohl nie wieder Sex haben!
Was auch schlimm für mich war, war es meiner Familie beizubringen, vor allem meinen Eltern. Ich hatte es versucht so lange wie möglich rauszuzögern und fragte mich oft wie wohl ihre Reaktion ausfallen würde! Aber irgendwann fällt es eben auf. Nachdem Aids durch eine Grippe bei mir ausgebrochen war, ging es mir um einiges schlechter. Fieber, Durchfall, ständiges Erbrechen, rapider Gewichtsverlust, Dauerhusten, Ausschlag, Pilz auf jeder Schleimhaut an meinem Körper, was man dann vor allem am Mund sehen kann.. -die schon erwähnten Melanome, diese teilweise völlige Kraftlosigkeit, wenn ich einen schlechten Tag habe..oder nachts aufzuwachen und als allererstes daran erinnert zu werden wie verdammt ernst die ganze Sache ist, weil man nass geschwitzt und völlig am Ende ist oder mal wieder Schmerzen hat..all das habe ich schon durch.
Es gibt Tage, da geht es mir ganz gut. An solchen Tagen stehe ich auf und geh aus dem Haus, zB. um spazieren zu gehen, natürlich nur wenn es nicht regnet! Durch Regen zu gehen, dabei nass zu werden und dadurch krank zu werden könnte für mich tötlich sein. Es könnte sich eine Lungenentzündung entwickeln, dann war es das! Mein Körper wär zu schwach um damit fertig zu werden, mein Immunsystem wird wohl oder übel bald zusammenbrechen.. Wann genau weiß ich nicht, was vielleicht auch gut so ist, aber ich weiß das es so kommen wird, denn ich sterbe ja nicht an AIDS, sondern an irgendeiner Infektion, womit Andere locker mit fertig würden. Deswegen meide ich auch Situationen und Orte wo sich viele Menschen auf einmal tummeln. Zum Beispiel würde ich mich nicht in einen überfüllten Bus setzen, selbst das wäre schon zu gefährlich. Abgesehen davon aber, würde es mir auch zu weh tun, wie die Menschen mittlerweile auf mich reagieren. Sowas ähnliches hatte ich schonmal durchgemacht. Damals zu Zeiten meins Coming-outs wars schon schlimm und ich war eigentlich froh, als es endlich alle wußten und ich endlich hätte mal anfangen können so zu leben wie es mich glücklich gemacht hätte. Homosexuell zu sein kann eine Strafe sein. Aber ich sagte mir immer, ich kann auch nichts dafür, in welchen Menschen ich mich verliebe. Oder sollte ich so tun als sei ich heterosexuell, nur um im Büro, bei meinen Eltern und dem Rest der Familie, bei Freunden und Bekannten und in der Straße genauso begrüßt zu werden wie vorher!?
Nein. Das war für mich klar, darauf hatte ich keinen Bock, jeder Mensch sollte doch so leben wie es ihn glücklich macht. Schließlich würde ich auch keinen Heterosexuellen danach fragen, wie er nur so leben kann..!
Ich war erleichtert, dass ich mein Coming-out gerade hinter mir hatte, da kam der wohl größte Schlag! Hätte ich damals gewußt, dass er HIV-positiv war…aber ich war so naiv und dachte auch nur eine kurze Sekunde an AIDS...“Nein..so sieht er doch nicht aus“, war alles was ich mir an Gedanken darüber machte. Was an sich schon eine dumme Aussage ist, aber so war es nunmal.
Anfangs, nachdem ich mich gerade infiziert hatte, sah man es natürlich nicht und die Leute gingen einigermaßen normal mit mir um.. Also so wie es eben oft mit Homosexuellen gemacht wird. Es wird gelacht, ich werde nachgemacht, es wird hinter hervorgehaltener Hand über mich geflüstert, ich werde oft minutenlang angestarrt. Als würde man das nicht mitbekommen! Einige ältere Leute gehen kopfschüttelnd an dir vorbei und reden von Hitlers Zeiten. Eltern reissen ihre Kinder weg, wenn man sich mal mit seinem Freund kurz küsst oder in den Arm nimmt. Als sei es eine Krankheit, homosexuell zu sein und dazu noch vom Beobachten ansteckend! Je nach Tagesform dachte ich nichtmal über diese Menschen nach, die so reagierten, an anderen Tagen war es verletzend. Was ich mich immer fragte, war, wie können sie nur so über mich reden, sie kennen mich nichtmal! Sie kennen keine einzige Charaktereigenschaft von mir und würden mir wahrscheinlich auch nie die Chance dazu geben. Ich gehöre zu den sogenannten „Randgruppen“.. deswegen habe ich schon öfter daran gedacht wie sich wohl Menschen mit Behinderungen fühlen müssen, andere Kranke (denen man es womöglich ansieht, zB Krebskranke) oder Drogenabhängige,-Prostituierte oder Obdachlose.. und was es nicht noch für Gruppen gibt, die von der Gesellschaft ausgeschlossen werden, nur weil sie eben nicht so sind wie die Meisten! Dabei ist es für jeden Einzelnen von uns, denen der „Randgruppen“, schon schwer genug sich mit sich selbst auseinander zu setzen, die Lebensumstände akzeptieren zu müssen und mit den Problemem die sie mit sich bringen fertig zu werden!
Manchmal erdrückt es mich alles! Da sitze ich wie so oft alleine zu hause, habe mal wieder einen Schub und frage mich, ob es sich überhaupt noch lohnt weiter zu machen. In solche Situationen wünschte man sich einen guten Freund oder einen Partner. Jemanden, der einen einfach mal in den Arm nimmt, die Hand am Bett hält oder sich mit dir unterhält oder mit dir lacht. Man fühlt sich wie von körperlicher Zuneigung und Liebe isoliert, denn es fasst dich ja kein Mensch mehr an aus Angst vor Ansteckung oder aus Ekel vor dir. Einen Händedruck zu bekommen wird auf einmal etwas Besonderes und vor allem Seltenes. Ich weiß nicht was schlimmer ist, ob es die Diagnose AIDS ist oder ob es die Einsamkeit ist und die Verzweifelung in die man gerät. Bei mir ist fast nie jemand zu Besuch und meine Familie interessiert sich auch nicht mehr für mich, sie hatten damals schon ein großes Problem damit, als ich mich als schwul geoutet habe und jetzt wo ich krank bin sagen sie ich sei es selbst Schuld! Die Leute würden über uns reden, dass alles sei ich Schuld, so hätten sie mich nicht erzogen! Leider haben sie damit nicht ganz unrecht, dass ich es wohl wirklich selbst Schuld bin. Ich bereue es selbst mich nicht geschützt zu haben, aber mich jetzt so alleine zu lassen..macht mich das wieder gesund, oder dreht das die Zeit zurück?
Mein damaliger Freundeskreis besteht auch nicht mehr.. es wird wohl rumgegangen sein wie ein Lauffeuer! Ich kann es mir schon denken. Die meisten meldeten sich einfach nicht mehr! Was ich auch sehr schade finde..kein Mensch fragt einfach nach, was mir viel lieber wäre, um vielleicht auch Vorurteile zu nehmen, zB dass sie sich nicht anstecken können, nur weil sie mit mir reden! Mittlerweile bin ich dazu auch noch depressiv geworden und manchmal spüre ich nichts mehr, damit meine ich mich selber. Ich spüre dann nichts, außer Leere in mir und die verdammten Schmerzen, die mich verrückt werden lassen. Denn eine Aspirin hilft schon lange nicht mehr, also nehme ich meine Ration und schlafe den Rest des Tages! Der Arzt spricht von dem Anfang eines Persöhnlichkeitverfalls.. das macht mir Angst. Genauso wie es mir Angst macht, dass ich nicht weiß was noch kommt und wie ich manchmal bin, ganz anders als damals! Kein bisschen fröhlich, stattdessen aggressiv, unzufrieden, Ansichten haben sich geändert.. Es ist, als hätte man mir ein Stück meines Ichs geklaut und nicht nur meiner körperlichen Gesundheit! Oft werde ich wütend, in erster Linie auf mich! Ich male mir aus wie schön mein Leben sein könnte, wenn ich doch gesund wäre. Ich hätte so viel vor und wüßte meine Gesundheit zu schützen und vor allem mich zu schützen! Wieso habe ich nicht darüber nachgedacht, dass ich mich infizieren kann, ich wußte genau, dass es AIDS gibt und habe es trotzdem nicht getan! Ich dachte mich wird es schon nicht treffen.. ich dachte es würde in anderen Ländern weitaus verbreiteter und dann würde nicht ausgerechnet ich mich infizieren. Vor einem Unfall kann man sich möglicherweise nicht schützen können oder vor Krankheiten, die beispielsweise in den Erbanlagen liegen, aber davor hätte ich mich schützen können und hab es nicht getan! Das war ein Fehler, der wohl größte meines Lebens..!
Ich hoffe auf ein Leben danach und glaube daran. Wieder,- denn es gab eine Zeit in der ich nicht gläubig war, weil ich mich gefragt habe, wo er denn ist, der achso liebe Gott..und auchso tolle Frieden unter den Menschen,und wo bleibt die Nächstenliebe?! Doch inwzischen glaube ich wieder. Wenigstens der Glaube verlässt mich nicht.
Ich weiß nicht wie lange ich noch Leben werde, aber ich hoffe inständig, dass ich nicht alleine sein werde wenn ich sterbe…..!
im rahmen meiner ausbildung sollte jeder innerahlb des kurses über ein bestimmtes thema referieren, ich hatte das thema aids ausgesucht mit meiner gruppe. wir haben ein großes plakat gemacht, flyer dazu erstellt, eine power-point-präsentation dazu vorbereitet, ein musikvideo dazu erstellt und ich habe eine geschichte geschrieben. diese geschichte ist aus der sicht eines menschen geschrieben, der aids hat. es ist ncihts besonderes, ich bin ja leider kein schriftsteller, sondern angehende krankenschwester, aber ich dachte vielleicht ist es nicht verkehrt sie hier reinzusetzen, vielleicht gibt es ja leute die lust haben sie zu lesen. und wieso sollte man nicht auch mal über tabu themen schreiben


über diskussion, kommentare, kritik würde ich mich freuen.
Die Geschichte eines Aids-kranken Menschen…
Es ist Sommer, die Sonne scheint und es sind mindestens 35 °C draußen. Normalerweise würde ich jetzt ins Freibad.. aber es strengt mich viel zu sehr an, gerade momentan, wo ich ständig mit Fiebrschüben zu kämpfen habe, zumal man in meiner Schwimmhose all meine Melanome sehen würde und es dann noch offensichtlicher wäre. Ich überlege was ich wohl heute den ganzen Tag machen werde, jetzt wo ich gekündigt worden bin, vergeht der Tag oft nicht. Letztens hatte ich noch überlegt Bewerbungen zu schreiben und mich nach einer neuen Stelle umzusehen, doch wer würde mich nehmen!? Niemand. Einen Partner habe ich schon lange nicht mehr. Nachdem ich mich damals vor 15 Jahren angesteckt hatte und es dann 3 Jahre später erfuhr, ist erstmal eine Welt für mich zusammengebrochen und ich brauchte erstmal Zeit für mich! Danach lernte ich natürlich noch Andere kennen, aber ich durfte mich nicht verlieben..bzw wollte es auch nicht mehr. Ich möchte auf keinen Fall einen Menschen alleine lassen müssen und mich von ihm verabschieden müssen,wenn es einmal so weit gekommen ist oder noch schlimmer- ihn anstecken. Ein Kondom zu benutzen, dass womöglich reißt wäre mir zu gefährlich! Außerdem hätte ich ständig Angst und müsste dauernd daran denken, dass ich einen tötlichen Erreger in mir trage und was wäre das für Sex..?! Ich werde wohl nie wieder Sex haben!
Was auch schlimm für mich war, war es meiner Familie beizubringen, vor allem meinen Eltern. Ich hatte es versucht so lange wie möglich rauszuzögern und fragte mich oft wie wohl ihre Reaktion ausfallen würde! Aber irgendwann fällt es eben auf. Nachdem Aids durch eine Grippe bei mir ausgebrochen war, ging es mir um einiges schlechter. Fieber, Durchfall, ständiges Erbrechen, rapider Gewichtsverlust, Dauerhusten, Ausschlag, Pilz auf jeder Schleimhaut an meinem Körper, was man dann vor allem am Mund sehen kann.. -die schon erwähnten Melanome, diese teilweise völlige Kraftlosigkeit, wenn ich einen schlechten Tag habe..oder nachts aufzuwachen und als allererstes daran erinnert zu werden wie verdammt ernst die ganze Sache ist, weil man nass geschwitzt und völlig am Ende ist oder mal wieder Schmerzen hat..all das habe ich schon durch.
Es gibt Tage, da geht es mir ganz gut. An solchen Tagen stehe ich auf und geh aus dem Haus, zB. um spazieren zu gehen, natürlich nur wenn es nicht regnet! Durch Regen zu gehen, dabei nass zu werden und dadurch krank zu werden könnte für mich tötlich sein. Es könnte sich eine Lungenentzündung entwickeln, dann war es das! Mein Körper wär zu schwach um damit fertig zu werden, mein Immunsystem wird wohl oder übel bald zusammenbrechen.. Wann genau weiß ich nicht, was vielleicht auch gut so ist, aber ich weiß das es so kommen wird, denn ich sterbe ja nicht an AIDS, sondern an irgendeiner Infektion, womit Andere locker mit fertig würden. Deswegen meide ich auch Situationen und Orte wo sich viele Menschen auf einmal tummeln. Zum Beispiel würde ich mich nicht in einen überfüllten Bus setzen, selbst das wäre schon zu gefährlich. Abgesehen davon aber, würde es mir auch zu weh tun, wie die Menschen mittlerweile auf mich reagieren. Sowas ähnliches hatte ich schonmal durchgemacht. Damals zu Zeiten meins Coming-outs wars schon schlimm und ich war eigentlich froh, als es endlich alle wußten und ich endlich hätte mal anfangen können so zu leben wie es mich glücklich gemacht hätte. Homosexuell zu sein kann eine Strafe sein. Aber ich sagte mir immer, ich kann auch nichts dafür, in welchen Menschen ich mich verliebe. Oder sollte ich so tun als sei ich heterosexuell, nur um im Büro, bei meinen Eltern und dem Rest der Familie, bei Freunden und Bekannten und in der Straße genauso begrüßt zu werden wie vorher!?
Nein. Das war für mich klar, darauf hatte ich keinen Bock, jeder Mensch sollte doch so leben wie es ihn glücklich macht. Schließlich würde ich auch keinen Heterosexuellen danach fragen, wie er nur so leben kann..!
Ich war erleichtert, dass ich mein Coming-out gerade hinter mir hatte, da kam der wohl größte Schlag! Hätte ich damals gewußt, dass er HIV-positiv war…aber ich war so naiv und dachte auch nur eine kurze Sekunde an AIDS...“Nein..so sieht er doch nicht aus“, war alles was ich mir an Gedanken darüber machte. Was an sich schon eine dumme Aussage ist, aber so war es nunmal.
Anfangs, nachdem ich mich gerade infiziert hatte, sah man es natürlich nicht und die Leute gingen einigermaßen normal mit mir um.. Also so wie es eben oft mit Homosexuellen gemacht wird. Es wird gelacht, ich werde nachgemacht, es wird hinter hervorgehaltener Hand über mich geflüstert, ich werde oft minutenlang angestarrt. Als würde man das nicht mitbekommen! Einige ältere Leute gehen kopfschüttelnd an dir vorbei und reden von Hitlers Zeiten. Eltern reissen ihre Kinder weg, wenn man sich mal mit seinem Freund kurz küsst oder in den Arm nimmt. Als sei es eine Krankheit, homosexuell zu sein und dazu noch vom Beobachten ansteckend! Je nach Tagesform dachte ich nichtmal über diese Menschen nach, die so reagierten, an anderen Tagen war es verletzend. Was ich mich immer fragte, war, wie können sie nur so über mich reden, sie kennen mich nichtmal! Sie kennen keine einzige Charaktereigenschaft von mir und würden mir wahrscheinlich auch nie die Chance dazu geben. Ich gehöre zu den sogenannten „Randgruppen“.. deswegen habe ich schon öfter daran gedacht wie sich wohl Menschen mit Behinderungen fühlen müssen, andere Kranke (denen man es womöglich ansieht, zB Krebskranke) oder Drogenabhängige,-Prostituierte oder Obdachlose.. und was es nicht noch für Gruppen gibt, die von der Gesellschaft ausgeschlossen werden, nur weil sie eben nicht so sind wie die Meisten! Dabei ist es für jeden Einzelnen von uns, denen der „Randgruppen“, schon schwer genug sich mit sich selbst auseinander zu setzen, die Lebensumstände akzeptieren zu müssen und mit den Problemem die sie mit sich bringen fertig zu werden!
Manchmal erdrückt es mich alles! Da sitze ich wie so oft alleine zu hause, habe mal wieder einen Schub und frage mich, ob es sich überhaupt noch lohnt weiter zu machen. In solche Situationen wünschte man sich einen guten Freund oder einen Partner. Jemanden, der einen einfach mal in den Arm nimmt, die Hand am Bett hält oder sich mit dir unterhält oder mit dir lacht. Man fühlt sich wie von körperlicher Zuneigung und Liebe isoliert, denn es fasst dich ja kein Mensch mehr an aus Angst vor Ansteckung oder aus Ekel vor dir. Einen Händedruck zu bekommen wird auf einmal etwas Besonderes und vor allem Seltenes. Ich weiß nicht was schlimmer ist, ob es die Diagnose AIDS ist oder ob es die Einsamkeit ist und die Verzweifelung in die man gerät. Bei mir ist fast nie jemand zu Besuch und meine Familie interessiert sich auch nicht mehr für mich, sie hatten damals schon ein großes Problem damit, als ich mich als schwul geoutet habe und jetzt wo ich krank bin sagen sie ich sei es selbst Schuld! Die Leute würden über uns reden, dass alles sei ich Schuld, so hätten sie mich nicht erzogen! Leider haben sie damit nicht ganz unrecht, dass ich es wohl wirklich selbst Schuld bin. Ich bereue es selbst mich nicht geschützt zu haben, aber mich jetzt so alleine zu lassen..macht mich das wieder gesund, oder dreht das die Zeit zurück?
Mein damaliger Freundeskreis besteht auch nicht mehr.. es wird wohl rumgegangen sein wie ein Lauffeuer! Ich kann es mir schon denken. Die meisten meldeten sich einfach nicht mehr! Was ich auch sehr schade finde..kein Mensch fragt einfach nach, was mir viel lieber wäre, um vielleicht auch Vorurteile zu nehmen, zB dass sie sich nicht anstecken können, nur weil sie mit mir reden! Mittlerweile bin ich dazu auch noch depressiv geworden und manchmal spüre ich nichts mehr, damit meine ich mich selber. Ich spüre dann nichts, außer Leere in mir und die verdammten Schmerzen, die mich verrückt werden lassen. Denn eine Aspirin hilft schon lange nicht mehr, also nehme ich meine Ration und schlafe den Rest des Tages! Der Arzt spricht von dem Anfang eines Persöhnlichkeitverfalls.. das macht mir Angst. Genauso wie es mir Angst macht, dass ich nicht weiß was noch kommt und wie ich manchmal bin, ganz anders als damals! Kein bisschen fröhlich, stattdessen aggressiv, unzufrieden, Ansichten haben sich geändert.. Es ist, als hätte man mir ein Stück meines Ichs geklaut und nicht nur meiner körperlichen Gesundheit! Oft werde ich wütend, in erster Linie auf mich! Ich male mir aus wie schön mein Leben sein könnte, wenn ich doch gesund wäre. Ich hätte so viel vor und wüßte meine Gesundheit zu schützen und vor allem mich zu schützen! Wieso habe ich nicht darüber nachgedacht, dass ich mich infizieren kann, ich wußte genau, dass es AIDS gibt und habe es trotzdem nicht getan! Ich dachte mich wird es schon nicht treffen.. ich dachte es würde in anderen Ländern weitaus verbreiteter und dann würde nicht ausgerechnet ich mich infizieren. Vor einem Unfall kann man sich möglicherweise nicht schützen können oder vor Krankheiten, die beispielsweise in den Erbanlagen liegen, aber davor hätte ich mich schützen können und hab es nicht getan! Das war ein Fehler, der wohl größte meines Lebens..!
Ich hoffe auf ein Leben danach und glaube daran. Wieder,- denn es gab eine Zeit in der ich nicht gläubig war, weil ich mich gefragt habe, wo er denn ist, der achso liebe Gott..und auchso tolle Frieden unter den Menschen,und wo bleibt die Nächstenliebe?! Doch inwzischen glaube ich wieder. Wenigstens der Glaube verlässt mich nicht.
Ich weiß nicht wie lange ich noch Leben werde, aber ich hoffe inständig, dass ich nicht alleine sein werde wenn ich sterbe…..!