Hallo Ina,
besorge dir erst einmal die beiden Bücher von Flick. Die Einführung wird dir vieles klarer machen. Insbesondere über den qualitativen Forschungsprozess, der im Vergleich zum quantitativen Verfahren sich zirkulär und nicht linear darstellt. Es geht darum etwas zu entdecken, neues zu finden und nicht eine Hypothese zu beweisen.
Das bedeutet, deine Fragestellung kann am Anfang eher wage sein, denn eine zu statische Fragestellung schränkt dich ein. Das Themenzentrierte Leitfadeninterview hat dabei den Vorteil, dass du dich anhand deiner theoretischen Grundannahmen während des Interviews an dem Leifaden entlanghangeln kannst. Also um es einmal konkreter zu machen. Es ist davon auszugehen, dass die meisten KKS bestimmte Dinge in ihrer Ausbildung lernen, die die Qualität der pflegerischen Versorgung steigern sollen (Anwendung des Pflegeprozesses, Handeln nach einem Pflegemodell etc.) Nach dem neuen Pflegegesetz läßt sich dies auch in Fach-, Ausführungs-, soziale und personelle Kompetenz unterteilen. Nach der Ausbildung stoßen so manche jungen Pflegenden dann auf den Stationen auf Traditionen, festgefahrene Haltungen u.ä. (kann sein, muss aber nicht). Da kann dein Ansatzpunkt liegen - wo findet sich der Idealismus, das Menschenbild und die erlernten Kompetenzen in der alltäglichen Praxis?
Bei dem themezentrierten Leitfaden Interview handelt es sich aufgrund dessen um einen deduktiv-induktive Methode, d.h. du bildest Kategorien aufgrund der Grundannahmen die du dir theoretisch erarbeitest. Während der Interview kann es dann dazu kommen, dass die Interviewpartner auf diese Punkte zu sprechen kommen, da kannst du dann vertieft darauf eingehen. Es ist von größter Wichtigkeit erst einen Pretest mit dem Leitfaden durchzuführen und denn Leitfaden immer wieder zu überprüfen. Auch wenn er sich nicht verändert, weil genau das richtig enthält, so ist es wichtig, dass du es beweisen kannst, dass du das gemacht hast. So hast du themenzentriertes Datenmaterial.
Dieses Datenmaterial wird durch die qualitative Inhaltsanalyse nicht bezogen auf den sinngehalt und Interpretationen erweitert (wie bei der Grounded Theory), sondern komprimiert. Dadurch kannst du auch große Mengen an Daten (Interviews) verarbeiten. Du bildest Kodierungen aufgrund deiner vorherigen Kategorien (soweit sie überhaupt genannt wurden) und greifst Kategorien auf, die sich während der Erhebung ergeben haben.
Ein wichtiger Punkt besteht noch in der Festlegung des Sampling, d.h. die Festlegung der Anzahl an Interviews die du benötigst um eine Sättigung zu erreichen, d.h. der Punkt erreicht ist, dass sich die Aussagen wiederholen und keine neuen Erkenntnisse mehr kommen.
Dann geht es dann an die Interpretation.
Das wäre eine konzentrierte Beschreibung der Methode. Mehr werden dir die Bücher verraten.
Cheers
Ingo