Reinigung eines Dekubitus 2. Grades

Riri

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12.12.2008
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31
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Studentin, Gesundheits- und Krankenpflegerin
Akt. Einsatzbereich
Akutneurologie
Hallo!

Ich habe morgen praktische Prüfung und muss unter anderem einen Dekubitus 2. Grades versorgen.
Beim Durchplanen der Prüfung bin ich mir allerdings unsicher geworden, wie genau ich den Dekubitus reinige, also welche Wischrichtung ich anwende.
Ich bin eigentlich der Meinung, dass der Dekubitus eine septische Wunde ist, also mit Keimem besiedelt, auch wenn er nicht unbedingt infiziert ist, und daher von außen nach innen gereinigt werden muss. Ist das korrekt so?

Danke schon mal.
 
Nach meinem Wissen gelten alle Wunden, die länger als sechs Stunden offen sind, als septische Wunden. Dazu würde sicher auch ein Dekubitus zählen.

Ich weiß aber nicht, ob die Wischrichtungsgeschichte überhaupt noch aktuell ist.
 
Wie beeinflusst die Wischrichtung die Wirkung des Desinfektionsmittels?!


Einfach groß drüber...
 
Ich wische auch. Möglichst ohne die Bettdecke mitzuerwischen *g*. Aber es gibt auch die Theorie des Nicht-Wischens, sondern es soll eigentlich nur gespült werden. Vielleicht kannst Du Dich mit Nur-Spülen retten ?
 
Wie beeinflusst die Wischrichtung die Wirkung des Desinfektionsmittels?!
Die Wirkung des Desinfektionsmittels beeinflusst das natürlich nicht, aber infizierte Wunden müssen von aussen nach innen gereinigt werden, um eine Keimverschleppung auf gesunde Hautareale zu vermeiden. Das dürfte in wohl jedem Wundmanagement-Standard drin stehen.

Es geht ja aber nicht nur um die reine Desinfektion sondern um eine mechanische Wundreinigung und die kann man nicht mit einfachen Darüberkippen von was auch immer erreichen. Außerdem hat man bei großflächiger "Spülung" auch wieder das Problem, dass Keime verschleppt werden.

Mir stellt sich aber die Frage: Warum gehst du davon aus, dass ein Dekubitus 2° infiziert ist? Wenn die Wunde soweit "gut" aussieht, also keine Infektionszeichen aufweist ist natürlich fraglich, ob überhaupt eine Wunddesinfektion durchgeführt werden muss, oder ob man lieber das physiologische Wundmilieu in Ruhe lässt.

Ohne die Wunde (Ausmaße, Tiefe, Infektion ja/nein, bisherige Versorgung...) zu kennen, macht es denke ich wenig Sinn aus der Ferne zu spekulieren.

Aber diese Gedanken kommen jetzt wahrscheinlich sowieso zu spät ;)

Viel Erfolg!
 
Die Wirkung des Desinfektionsmittels beeinflusst das natürlich nicht, aber infizierte Wunden müssen von aussen nach innen gereinigt werden, um eine Keimverschleppung auf gesunde Hautareale zu vermeiden. Das dürfte in wohl jedem Wundmanagement-Standard drin stehen.

Also gehst du davon aus, dass das Desinfektionsmittel garnicht desinfiziert und die Keime dadurch nur verschoben werden!?
 
Also gehst du davon aus, dass das Desinfektionsmittel garnicht desinfiziert und die Keime dadurch nur verschoben werden!?
Das sagte ich nicht und davon gehe ich auch nicht aus.
Ein Desinfektionsmittel wirkt abhängig von Konzentration und Einwirkdauer. Ist nur eins davon zu kurz (und das passiert bei Spülungen und bei Sprüdesinfektionen schnell) können Keime nicht ausreichend inaktiviert und z.B. durch falsche Wischrichtung oder das Zerfließen des aufgebrachten Desinfektionsmittels verteilt werden.
 
Also halten wir fest: Desinfektionsmittel müssen korrekt angewendet werden...

Denn die Keime sollen ja schließlich NICHT durch falsche Anwendung in der Wunde bleiben; respektive in die Umgebung verteilt werden.
 
Anmerkung: auch in einem nicht-infizierten, nicht kritisch kolonisiertem Dekubitus Grad II (by the way: welche Skala... ?) erfolgt beim VW eine Wundreinigung. Diese muss/sollte dann nicht mit einem Antiseptikum erfolgen. Die Frage nach mechanischer Wundreinigung und Wischrichtung stellt sich dann trotzdem.

Frage: Wenn ich einen HKV nach 3-5 Tagen von einem granulierenden Dekubitus,z.B., subsacral, Größe AxBxC, keine Beläge, etc. ablöse - was ist wahrscheinlicher: dass ich Keime (bin ja von der Lokalisation quasi noch perianal) aus der Wundumgebung mit in die Wunde trage, die dort die Wundheilung hemmen, oder dass ich aus dieser Wunde pathogene Keime in die (nehmen wir an: intakte) Umgebungshaut verschleppe, die dort -ja was denn eigentlich ?- anrichten.
 
Es klingt hier ein wenig so, als würdet ihr großflächig die Wundumgebung mitabwischen...
 
Also halten wir fest: Desinfektionsmittel müssen korrekt angewendet werden...

Denn die Keime sollen ja schließlich NICHT durch falsche Anwendung in der Wunde bleiben; respektive in die Umgebung verteilt werden.

Ist die Wischrichtung un egal oder nicht?

Elisabeth
 
Ich habe mal die Standards des Wundzentrum Hamburg zu Rate gezogen:
Da steht:
Grundsätzliches: Jede Wunde ist aseptisch zu behandeln, da Keimbesiedelung eine Wundheilung behindert und in einigen Fällen
unmöglich macht
aber auch:
(...)- Aseptische Wunden von innen nach außen reinigen
- Septische Wunden von außen nach innen reinigen
- Wundumgebung nicht tupfen sondern wischen; pro Wischvorgang eine neue/n sterile/n Kompresse/Tupfer
verwenden
- Wundreinigung/-spülung z.B. mit NACL 0,9%/Ringerlsg. (nach ärztlicher Anordnung)
- Bei infizierten und infektgefährdeten Wunden mit einem zeitgemäßen Antiseptikum (nach ärztlicher Anordnung)
reinigen
- Inspektion der gereinigten Wunde (...)
Zu finden: Wundzentrum Hamburg e.V.
 
Das erklärt noch nicht, warum die Wischrichtung so imens wichtig ist. Ich gehe von der korrekten Anwendung des Mittels aus.

Elisabeth
 
es gibt keine Studie die diese Regel (von innen nach aussen usw.) bestätigt!!
 
Für mich ist - bei chronischen Wunden- eben das hier erst einmal Maßgabe:
Grundsätzliches: Jede Wunde ist aseptisch zu behandeln, da Keimbesiedelung eine Wundheilung behindert und in einigen Fällen
unmöglich macht
 
wow!

Ich finde es schon toll, dass die Wunde gereinigt wird, egal wie und egal in welche Richtung auch immer.

Grüsse,
Atalante
 
Hi, mein Senf...

Theoretisch ist eine Wunde, egal ob primär/ sekundär nur dann aseptisch, wenn sie op-steril versorgt ist.
Jegliche weitere Versorgung unter nicht sterilen Bedingungen, ist eine kontaminierte Wunde.

blubbblubb

Ach ja - was ist aus Riri und der Prüfung mit VW geworden????
 
Grundsätzliches: Jede Wunde ist aseptisch zu behandeln, da Keimbesiedelung eine Wundheilung behindert und in einigen Fällen
unmöglich macht

Eine aseptische Behandlung bedeutet nicht, dass ich jede Wunde (das hieße nämlich auch die, bei der der Abstrich Keime nachgewiesen hat!) als aseptisch ansehe, sondern dass ich beim Verbandswechsel aseptisch vorgehe. Sprich: Sterilgut, steriles Verbandsmaterial, sterile Handschuhe usw. usf.
 
Grundsätzliches: Jede Wunde ist aseptisch zu behandeln, da Keimbesiedelung eine Wundheilung behindert und in einigen Fällen
unmöglich macht

Eine aseptische Behandlung bedeutet nicht, dass ich jede Wunde (das hieße nämlich auch die, bei der der Abstrich Keime nachgewiesen hat!) als aseptisch ansehe, sondern dass ich beim Verbandswechsel aseptisch vorgehe. Sprich: Sterilgut, steriles Verbandsmaterial, sterile Handschuhe usw. usf.

Diesen post *großüberalledienstzimmertürenhäng*

Atalante
 
Mich würde mal die Quelle dieser "Wischrichtungsdesinfektionsdefinitionen" interessieren. Habt ihr das mal ausprobiert bei einer 20 cm langen infizierten OP-Wunde oder einem 30 qcm großen Ulcera?
Das gibt eine ordentliche Materialschlacht und die Wunde ist "Stunden" offen.
Was bewirkt das "Wischen"? Habe mal gelernt, dass das Auswischen einer Wunde zur Beseitigung von überschüssigen Desinfektionsmitteln und der mechanischen Wundreinigung dient. Das ist Jahre her.

Macht Sinn bei "Schmodderbelägen" oder bei Wundverkrustungen. Aber doch nur dort wo die Beläge und Verkrustungen sind. Die restliche Wunde sollte in Ruhe gelassen werden mit "Rumwischerei".

Wie sagte mein Papa immer schon:
Erst denken, dann handeln, dann argumentieren.

Achso, ich plädiere für Tupfen und eventuell zupfen (kein Spass!)
 

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