Möglicherweise hat auch der Schlaganfall zu einer
Persönlichkeitsveränderung beigetragen, die ihn jetzt so rücksichtslos (z. B. gegenüber seiner Freundin) macht.
Ich denke das ist sehr zutreffend und nur mit diesem Argument kann sich seine Freundin noch investieren, weil sie sagt, er kann nichts dafür. Sie sagt ganz klar, früher war er nicht so.
Ein Fassadenverhalten sehe ich nicht bei ihm, dafür müßte er mehr Eigeninitiative zeigen und deutlich mehr Aktionen selbst machen. Es sei denn, das Fassadenverhalten schaut bei ihm aufgrund der Veränderungen durch den Apoplex deutlich anders aus. Wenn jemand keine Demenzanzeichen hat ist das er. Wir waren schon beim Arzt um das abzuchecken, weil das auch mein Verdacht war. Ich habe es selten erlebt, dass ein Mensch im Alter von 87 eine derart gute Auffassungsgabe hat. Er weiß schon sehr genau was er will, allerdings reflektiert er nicht, was machbar ist und was nicht. Ich nenne das einfach Veränderung des Denkprozesses aufgrund von Apoplex. Ich habe eher den Eindruck, dass er, so wie er sich nicht mehr bewegen will, auch nicht mehr denken will. Er scheint einfach dicht zu machen.
Hinzu kommt, dass er eine leichte Aphasie hat, macht sich nach Training in der Regel nur noch mit Wortfindungsstörungen bemerkbar. Und wenn man sich jahrelang kennt, weiß man ja meist was der andere sagen will, sodaß also die Kommunikationsbasis doch als sehr gut zu bezeichnen ist. Er hat aber Hemmungen zu reden, das legt er nur bei bestimmten Menschen ab und da oft auch nur, wenn man ihn dazu auffordert. Er braucht grundsätzlich immer eine Art Anstupser.
Angenommen, man könnte so in etwa mittig ein Fixierteil (s.u.) unter die Matratze stecken - damit könnte er ja trotzdem aufstehen, unterhalb. Nachdem er wenn es sein muss vieles kann - könnte er das hinbekommen, wär das auch keine Fixierung.
Anbieten, ausprobieren, dokumentieren. Kann man was im örtlichen Sanitätshaus ausleihen?
Ob er damit zurechtkommt - sich damit arrangiert (wie mit dem Aufstehsessel) offen.
Möglichkeiten eruieren und dann testen steht auf der Todo Liste. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass er nicht aufstehen wird. Er steht ja jetzt noch nicht einmal aus dem völlig ungesicherten Bett auf weil er das angeblich nicht kann. Er kann es, er hat es nämlich schon mal gemacht, warum auch immer. Keine Ahnung was ihn damals motiviert hat.
Außerdem hat er eine monstermäßige Tempurmatratze. Ich weiß nicht, ob man da einfach so etwas drunter schieben kann.
Das Bettgeländer macht einen guten Eindruck. Er wird aber garantiert da nicht dran vorbei rutschen um aus dem Bett zu kommen. "kann ich nicht" ist dann wieder das Argument.
Ich habe ihm sogar schon gezeigt, was man alles mit 1 Arm machen kann. Habe mir den re. Arm auf den Rücken gebunden und einen Mittagseinsatz eher mit hauswirtschaftlichen Arbeiten bei ihm gemacht und ihm gezeigt, dass das alles geht. Ohne jegliche Hilfsmittel, denn Hilfmittel, z.B. zum Brot schmieren gibts natürlich nicht, weil er das ablehnt mit "Kann ich nicht".
Er fand das zwar toll was alles so geht, aber ansonsten keinerlei Reaktion, kein Wunsch mal selbst zu üben.
Er lehnt es sogar ab, ein Telefon ständig dabei zu haben. Geht auch nicht von sich aus ans Telefon. Wäre überhaupt kein Problem, könnte man mit einer kleinen Tasche an seinem Gehstock befestigen. Beschwert sich dann aber, dass sich niemand bei ihm meldet und die Therapeuten nicht absagen wenn kurzfristig etwas ausfällt.
Ich fürchte der Weg ins Heim wird nicht mehr lange auf sich warten lassen wenn das so weiter geht. Ich finde es immer nur sehr schade, wenn ein Mensch sich derart reduziert, obwohl wirklich ein gutes Potential vorhanden ist.
Ach ja, seine neueste Idee ist, dass man den Pflegedienst abbestellen kann und ich dann mindestens 5x am Tag komme. Irgendwie begreift er nicht, dass ich nicht seine Tochter bin und ein eigenes Leben habe.