Pflegevertrag nicht erfüllt: Was tun?

daktary

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Eine gänzlich alleinstehende alte Dame, die noch nicht körperlich pflegebedürftig, aber wegen ihrer kranken Psyche (schwerste Antriebsstörungen, kann die Wohnung nicht verlassen) dringend Betreuung bedarf, hat einen Vertrag mit einem ambulanten Pflegedienst, daß sie einmal pro Woche jemand aufsucht, sie zum Einkaufen begleitet oder zur Apotheke - oder... oder ...

Jetzt wurde sie einen Tag vor dem verabredeten Termin angerufen: die Betreuerin sei erkrankt, einen Ersatz könne man nicht stellen. Fertig - aus.

Müssen Menschen sich so etwas gefallen lassen? Anscheinend ja.

Wer kennt ähnliche Vorfälle -, und was wurde dort gegen so etwas unternommen?
 
Wenn im Vertrag keine feste Person namentlich genannt wird, dann hat die Dame einen Anspruch auf den wöchentlichen Besuch. Wenn es höhere Gewalt ist (plötzlicher Schneeeinbruch und Weg zur Wohnung ist auf mehrere Kilometer nicht geräumt), dann kann man absagen. Aber der Schnee liegt ja jetzt schon eine Weile.

Wenn die Betreuungsperson erkrankt ist, dann mus der PD für Ersatz sorgen, sonst wird er Vertragsbrüchig.

Ich würde mich zuerst bei der PDL beschweren. Wenn das nichts bringt, dann denn PD wechseln.

Ansonsten kann man sich auch bei der zuständigen Pflegekasse beschweren. Am besten schriftlich. Die leiten dann weitere Schritte gegen den PD ein.

Wenn ein nachweislicher Schaden durch die Ausbleibenden Besuche entstanden ist, kann der PD sogar haftbar gemacht werden.

lg
 
Danke für die Antwort.

Es handelt sich im vorliegenden Fall um die sog. "Pflegestufe Null". Das heißt, die alte Dame zahlt aus eigener Tasche.

Der Vertrag wird als sogenannter "Vertrag auf Abruf" gehalten. Das heißt: braucht die Betreffende Hilfe, kann sie Hilfe anfordern.

Die Absage des angeforderten und zuvor bereits zweimal stattgehabten Besuchs erfolgte nicht durch die erkrankte Betreuerin, sondern durch eine Mitarbeiterin ("Schwester sowieso"). Zudem ist sicher, daß die PDL von diesem Vorfall Kenntnis hat.

Die alte Dame ist auf diesen Pflegedienst angewiesen. Es gibt nur noch eine zweite Einrichtung dieser Art vor Ort, bei der man aber keine "Stufe Null" betreut.

Wenn die Erkrankung der betreffenden Betreuerin länger dauert, wird man seitens des PD also die alte Dame auch länger sich selbst überlassen.

Ist das nicht ein Skandal? Was soll die Frau tun?
 
Das klingt alles sehr merkwürdig. Wieso gibt es nur 2 PDs mit Betreuungsleistungen? Jeder von den paritätischen Wohlfahrtsverbänden (DRK, AWO, ASB, usw.) bietet das meines Wissens an.

Im Zweifelsfalle an die Zuständige Pflegekasse oder an einen Pflegestützpunkt in der Stadt wenden, die können am besten Ausweichmöglichkeiten aufzeigen.

Wenn das alles so ist wie du das beschreibst ist das ein Skandal.

lg
 
"DRK, AWO, ASB, usw."

Ja ..., vielleicht sollte man noch einmal in der nächstgelegenen Großstadt suchen. Bisher hieß es dort vielfach: keine Betreuung in der Region, zu weite Anfahrten.

Vor Ort gibt es - außer dem oben zitierten Pflegedienst ohne Stufe Null - nur noch einen DRK-Pflegestützpunkt mit 4 Mitarbeitern für ca. 40 000 Einwohner ... - Sorry, aber da sehe ich auch ziemlich schwarz.

Bei all solchen Angelegenheiten sollte der Frau ja durch diesen "Vertrag auf Abruf" geholfen werden, da sie nicht in der Lage ist, sich mit Suchereien und Auseinandersetzungen mit Ämtern zu befassen.

Sie fürchtet sich natürlich auch, sich bei ihren jetzigen PD zu beklagen, um nicht - was schon vorgekommen ist - mit ärgerlichen Antworten abgespeist zu werden. Schon einmal hat sie mehrere Wochen vergeblich auf einen versprochenen Besuch einer der dortigen Mitarbeiterinnen warten müssen.

Wer ihr zur Zeit ein bißchen hilft, sind ein Taxifahrer und eine junge Ausländerin. Sonst sähe es wohl übel um sie aus.
 
Da kann ich dir wirklich nur noch nahe legen, die Krankenkasse zu kontaktieren und den Fall zu schildern. Versuch es einfach mal.

Guten Rutsch.
 
Suche mal nach Nachbarschaftshelfern in kirchlichen Einrichtungen. bzw frage in Pfarrbüros nach. Ich kenne keine Kirchengemeinde, die so etwas nicht anbietet.
 
Da kann ich dir wirklich nur noch nahe legen, die Krankenkasse zu kontaktieren und den Fall zu schildern. Versuch es einfach mal.

Guten Rutsch.

Diese Idee ist der richtige Ansatz. Würde aber noch weiter gehen und die Pflegekasse in die Pflicht nehmen, für die ambulante Versorgung ihrer Versicherten zu sorgen, denn...
§ 69 Sicherstellungsauftrag
Die Pflegekassen haben im Rahmen ihrer Leistungsverpflichtung eine bedarfsgerechte und gleichmäßige, dem allgemein anerkannten Stand medizinisch-pflegerischer Erkenntnisse entsprechende pflegerische Versorgung der Versicherten zu gewährleisten (Sicherstellungsauftrag). Sie schließen hierzu Versorgungsverträge, Leistungs- und Qualitätsvereinbarungen sowie Vergütungsvereinbarungen mit den Trägern von Pflegeeinrichtungen (§ 71) und sonstigen Leistungserbringern. Dabei sind die Vielfalt, die Unabhängigkeit und Selbständigkeit sowie das Selbstverständnis der Träger von Pflegeeinrichtungen in Zielsetzung und Durchführung ihrer Aufgaben zu achten.

Wenn es keine geeigneten Pflegedienste gibt, kann die Pflegeversicherung zur Erfüllung ihres Sicherstellungsauftrags auch selbst pflegerisch tätig werden.

Gruß KGK
 
Ich danke Euch allen ganz herzlich für Euer Bemühen und Euere Tipps.

Noch eine Frage eines absolut Unorientierten:
Ihr schreibt von Beschwerden/Einschalten von Kranken-/Pflegekasse.

Welcher Krankenkasse?
Welcher Pflegekasse? (Eine Pflegestufe liegt hier ja nicht vor.)
 
Immer zuerst die Krankenkasse informieren, in welcher die Dame versichert ist. Diese haben gleichzeitig auch immer eine Abteilung Pflegekasse. Die Dame ist ja pflegeversichert, auch, wenn Sie jetzt keine Pflegestufe hat. Und das SGB XI gilt somit auch für die Dame, selbst dann, wenn sie alles selber zahlt.

Am besten so schildern, wie du es hier im Thread gemacht hast, nur mit allen Namen natürlich und unter Angabe der Versichertennummer der Dame und eine Kopie des (unterschriebenden) Pflegevertrages.

lg
 
Vielen Dank, ycassyy,
ich werde das so weitergeben.
Mehr kann ich nicht tun. Über die Angelegenheit bin ich um mehrere Ecken herum orientiert worden. Wohne leider woanders.

Ich werde in den Kirchen vor Ort nachfragen, ob sie jemanden wissen, der dieser Frau bei den bürokratischen Angelegenheiten hilft.

Ich melde mich wieder, falls bzw. sobald sich irgend etwas getan hat.

Bis dahin noch einmal danke an alle Kommentatoren. :wavey:
 

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