B
bisauf
Gast
Ich finde es ziemlich schwierig, die Pflege durch Angabe der Tätigkeiten zu definieren, ohne das Umfeld zu beachten. Meiner Meinung nach d e r Kardinalfehler der in Deutschland gemacht wird.
Ich kann nur etwas zu den Intensivstationen sagen. Und da muss ich vorher den Aufgabenbereich der Krankenschwester verdeutlichen. Der besteht nicht nur in der Betreuung des Patienten. Auch die Angehörigen und ihr Wohlergehen gehören dazu. Dann sind viele Dinge ganz anders organisiert.
1. Unterschied: Es gibt keinerlei Besuchszeiten und keinerlei Einschränkungen, was das Alter der Besucher betrifft. Ich habe da schon Senioren mit Beatmungsschlauch im Mund im Stuhl sitzen sehen, mit ihrem glücklich schlummernden Enkel im Arm. Die Angehörigen schlafen oft im angegliederten Patientenhotel oder auch manchmal im mit Liegesesseln und Fernsehen und Kaffeemaschine und Mikrowelle ausgestattetem Aufenthaltsraum. Unter Umständen im Liegesessel direkt beim Patienten. Dort werden sie mit Saft und Kaffee versorgt und bekommen manchmal auch eine kleine Mahlzeit.
2. Die Patienten sind meistens wach. Selbst wenn sie beatmet sind!
3. Sie sind n i e m a l s fixiert. Wir haben überhaupt keine Gurte auf der Station.
4. Es wird großer Wert auf die Mobilisation der Patienten gelegt. Man muss schon richtig gute Gründe haben, wenn man einen Patienten nicht in den Stuhl setzt.
5. Der Kommunikationsfluss in Richtung Angehöriger läuft über die Krankenschwester.
6. Auch das längerfristige Wohlergehen n a c h dem Aufenthalt auf der Intensivstation und die Zufriedenheit der Patienten ist sehr wichtig. Deshalb kommen öfters mal Patienten zu Besuch. Die Patienten sind ausdrücklich dazu eingeladen. In dem von uns verfassen Patiententagebuch gibt es einen vorbereiteten Brief dafür. Man kann aber auch anrufen oder eine E-Mail verfassen. Nur so am Rande: Wir haben natürlich auch ein Meldesystem für Beinahfehler oder Fehler. Nur kann bei uns ohne weiteres auch der Patient oder der Angehörige anonym Fehler melden. Die werden dann ganz normal analysiert.
7. Auf den Intensivstationen besteht „Zimmerpflicht“ Der Patient ist niemals allein. Macht eine Krankenschwester Pause, wird sie durch einen Kollegen ersetzt.
So, nun (natürlich ohne Gewähr) die Aufgabenbereiche:
Die Grundpflege des Patienten mit allem Drum und Dran. Wenn man Glück hat, hilft ein Sozial und Gesundheitsassistent dabei.
Ueberwachung aller Parameter, die so auf einer Intensivstation anfallen. Regulation der inotropa nach den Parametern.
Ermittlung des Ernaehrungs- Bedarfs, Einstellung von Ernaehrungs- Pumpen etc. Vorbereitung und Verabreichung von Essen.
Wundmanagement. Verbände, etc.
Applikation von Medikamenten aller Art wohin auch immer (Inklusiv PDK oder Drainagen)
Schmerzmanagement
Kalium-, Natrium-, Glucose Management
Bei Haemofiltration, Aufbau, Einstellung, Anschluss, Gerinnungsmanagement
Applikation von Blutprodukten nach den Richtlinien
Entfernung aller Sonden und Drainagen incl. Pericard- Drains, Thorax Drains
Anlage von Blasenkathetern und Venflons, Magensonde.
Steuerung der Beatmung, selbstständige Entscheidung zur Intubation und Extubation von Routinepatienten (bei hakeligen Sachen natürlich in Absprache mit dem Arzt).
Mobilisation von Patienten, Positionierung etc.
Kleinere Untersuchungen (Doppler, U- Schall der Blasenfuellung)
Transport von Patienten innerhalb und außerhalb des Krankenhauses (Verlegung in eine andere Klinik).
Dokumentation, Weiterentwicklung von Richtlinien, Ausbildung von Kollegen
Führen des Patiententagebuches
Scoring des Patienten zweimal täglich CAM-ICU und RASS. Eventuell Einleitung der Behandlung von Intensivdelir
Information der Angehörigen, auch telefonisch natürlich
Fortbildung und Weiterentwicklung von Richtlinien
Einleitung von Reanimations- Massnahmen (Defibrillation, Medis etc.)
Und vieles mehr.
Dann gibt es noch den klinischen Spezialisten auf der Station, den man konsultieren kann, wenn man spezielle Fragen hat. Hat man ein spezielles Projekt, kann man dafür freigestellt werden und beispielsweise mal am Computer arbeiten oder Fortbildungen besuchen.
Im Übrigen halten wir unseren Arbeitsplatz weitgehend selbst sauber und bringen unseren Müll selbst weg. Auch den Arbeiten im Spuelraum entkommt man nicht. Manchmal übernimmt eine Pflegekraft die Aufgabe der Stationssekretaerin.
Der Aufgabenbereich der Pflege ist insgesamt viel breiter, man kann Spezialausbildungen machen (Intensiv etc.) Bachelor und Master. Es gibt Krankenschwestern, die in den Rettungsleitstellen arbeiten und dort entscheiden, welches Rettungsmittel eingesetzt wird.
Es gibt keine Arzthelferinnen, wenn man beim Arzt anruft, spricht man mit einer Krankenschwester. Das Arbeitsfeld wird immer breiter. Deshalb ueberlegt man, wie man die Ausbildung noch verbessern kann. Beispielsweise gibt es Projekte, das Entlassungsmanagement ueber Videokonferenzen mit Patient, Angehörigen und zustaendiger Krankenschwester laufen zu lassen. Deshalb sollen die Krankenschwestern, die da arbeiten, eine spezielle Informatik- Ausbildung bekommen um auch die sich langsam entwickelnde telemedizinische Betreuung steuern und formen können.
Insgesamt kann man, so glaube ich, die Pflege in Deutschland und in Dänemark schlecht anhand von Schlagworten wie „Grundpflege“ und hoeheren „Aerztlichen Taetigkeiten“ schlecht vergleichen. Diese plumpe hierarchische Trennung gibt es in Skandinavien so nicht. Die Ausbildungen sind grundverschieden.
Der Patient ist hier nicht „Kunde“ sondern eher Mitbuerger.
Ich kann nur etwas zu den Intensivstationen sagen. Und da muss ich vorher den Aufgabenbereich der Krankenschwester verdeutlichen. Der besteht nicht nur in der Betreuung des Patienten. Auch die Angehörigen und ihr Wohlergehen gehören dazu. Dann sind viele Dinge ganz anders organisiert.
1. Unterschied: Es gibt keinerlei Besuchszeiten und keinerlei Einschränkungen, was das Alter der Besucher betrifft. Ich habe da schon Senioren mit Beatmungsschlauch im Mund im Stuhl sitzen sehen, mit ihrem glücklich schlummernden Enkel im Arm. Die Angehörigen schlafen oft im angegliederten Patientenhotel oder auch manchmal im mit Liegesesseln und Fernsehen und Kaffeemaschine und Mikrowelle ausgestattetem Aufenthaltsraum. Unter Umständen im Liegesessel direkt beim Patienten. Dort werden sie mit Saft und Kaffee versorgt und bekommen manchmal auch eine kleine Mahlzeit.
2. Die Patienten sind meistens wach. Selbst wenn sie beatmet sind!
3. Sie sind n i e m a l s fixiert. Wir haben überhaupt keine Gurte auf der Station.
4. Es wird großer Wert auf die Mobilisation der Patienten gelegt. Man muss schon richtig gute Gründe haben, wenn man einen Patienten nicht in den Stuhl setzt.
5. Der Kommunikationsfluss in Richtung Angehöriger läuft über die Krankenschwester.
6. Auch das längerfristige Wohlergehen n a c h dem Aufenthalt auf der Intensivstation und die Zufriedenheit der Patienten ist sehr wichtig. Deshalb kommen öfters mal Patienten zu Besuch. Die Patienten sind ausdrücklich dazu eingeladen. In dem von uns verfassen Patiententagebuch gibt es einen vorbereiteten Brief dafür. Man kann aber auch anrufen oder eine E-Mail verfassen. Nur so am Rande: Wir haben natürlich auch ein Meldesystem für Beinahfehler oder Fehler. Nur kann bei uns ohne weiteres auch der Patient oder der Angehörige anonym Fehler melden. Die werden dann ganz normal analysiert.
7. Auf den Intensivstationen besteht „Zimmerpflicht“ Der Patient ist niemals allein. Macht eine Krankenschwester Pause, wird sie durch einen Kollegen ersetzt.
So, nun (natürlich ohne Gewähr) die Aufgabenbereiche:
Die Grundpflege des Patienten mit allem Drum und Dran. Wenn man Glück hat, hilft ein Sozial und Gesundheitsassistent dabei.
Ueberwachung aller Parameter, die so auf einer Intensivstation anfallen. Regulation der inotropa nach den Parametern.
Ermittlung des Ernaehrungs- Bedarfs, Einstellung von Ernaehrungs- Pumpen etc. Vorbereitung und Verabreichung von Essen.
Wundmanagement. Verbände, etc.
Applikation von Medikamenten aller Art wohin auch immer (Inklusiv PDK oder Drainagen)
Schmerzmanagement
Kalium-, Natrium-, Glucose Management
Bei Haemofiltration, Aufbau, Einstellung, Anschluss, Gerinnungsmanagement
Applikation von Blutprodukten nach den Richtlinien
Entfernung aller Sonden und Drainagen incl. Pericard- Drains, Thorax Drains
Anlage von Blasenkathetern und Venflons, Magensonde.
Steuerung der Beatmung, selbstständige Entscheidung zur Intubation und Extubation von Routinepatienten (bei hakeligen Sachen natürlich in Absprache mit dem Arzt).
Mobilisation von Patienten, Positionierung etc.
Kleinere Untersuchungen (Doppler, U- Schall der Blasenfuellung)
Transport von Patienten innerhalb und außerhalb des Krankenhauses (Verlegung in eine andere Klinik).
Dokumentation, Weiterentwicklung von Richtlinien, Ausbildung von Kollegen
Führen des Patiententagebuches
Scoring des Patienten zweimal täglich CAM-ICU und RASS. Eventuell Einleitung der Behandlung von Intensivdelir
Information der Angehörigen, auch telefonisch natürlich
Fortbildung und Weiterentwicklung von Richtlinien
Einleitung von Reanimations- Massnahmen (Defibrillation, Medis etc.)
Und vieles mehr.
Dann gibt es noch den klinischen Spezialisten auf der Station, den man konsultieren kann, wenn man spezielle Fragen hat. Hat man ein spezielles Projekt, kann man dafür freigestellt werden und beispielsweise mal am Computer arbeiten oder Fortbildungen besuchen.
Im Übrigen halten wir unseren Arbeitsplatz weitgehend selbst sauber und bringen unseren Müll selbst weg. Auch den Arbeiten im Spuelraum entkommt man nicht. Manchmal übernimmt eine Pflegekraft die Aufgabe der Stationssekretaerin.
Der Aufgabenbereich der Pflege ist insgesamt viel breiter, man kann Spezialausbildungen machen (Intensiv etc.) Bachelor und Master. Es gibt Krankenschwestern, die in den Rettungsleitstellen arbeiten und dort entscheiden, welches Rettungsmittel eingesetzt wird.
Es gibt keine Arzthelferinnen, wenn man beim Arzt anruft, spricht man mit einer Krankenschwester. Das Arbeitsfeld wird immer breiter. Deshalb ueberlegt man, wie man die Ausbildung noch verbessern kann. Beispielsweise gibt es Projekte, das Entlassungsmanagement ueber Videokonferenzen mit Patient, Angehörigen und zustaendiger Krankenschwester laufen zu lassen. Deshalb sollen die Krankenschwestern, die da arbeiten, eine spezielle Informatik- Ausbildung bekommen um auch die sich langsam entwickelnde telemedizinische Betreuung steuern und formen können.
Insgesamt kann man, so glaube ich, die Pflege in Deutschland und in Dänemark schlecht anhand von Schlagworten wie „Grundpflege“ und hoeheren „Aerztlichen Taetigkeiten“ schlecht vergleichen. Diese plumpe hierarchische Trennung gibt es in Skandinavien so nicht. Die Ausbildungen sind grundverschieden.
Der Patient ist hier nicht „Kunde“ sondern eher Mitbuerger.