Multidose-Ampullen; Kontamination durch Umgebungsluft

Maniac

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Hallo!

ich würd gedanklich gerne mal aus dem Krankenhaus mit den entsprechenden Vorgaben bleiben und nur die Situation mit euch überdenken.
(Sollte dadurch das Unterforum nicht mehr stimmen, verschiebt mich einfach)

Sagen wir mal wir haben Multidose-Ampullen zur intravasalen oder intramuskulären Anwendung und benutzen diese entweder mit Minispikes ohne jegliche Filter, oder einfach ohne Spikes, durch durchstechen mit sterilen Kanülen.
Das Medikament ist steril, die Materialien ebenfalls, die "Luft" nicht.

Eine Untersuchung zur Kontamination durch Umgebungsluft von außen (Atemwege/Wunden) habe ich irgendwann mal gelesen. Dort waren Zahlen genannt und das Ergebnis war, dass dieser Faktor zu vernachlässigen ist.

Was mich jetzt mal interessiert ist: Die Ampulle wird über mehrere Wochen ( >4 ) benutzt, es wird täglich die Luft in dieser Ampulle ausgetauscht. Bzw es kommen täglich geringe Mengen, potentiell kontaminierter, Umgebungsluft in die sterile Umgebung.

Was meint ihr: Keimwachstum möglich?
In welchem Zeitraum?
Als Umgebung würde ich ruhig sagen Raumtemperatur.
Als Lösung/Medikament haben wir a) irgendetwas ohne Konservierungsstoffe/Alkohole

B) MIT enthaltenen Alkoholen müsste das ganze "steril" bleiben; es käme jedoch wieder auf die enthaltene Menge an.


Wer brainstormed mit? ;)
 
Ein Medikament, das angebrochen über mehrere Wochen benutzt werden kann und bei Raumtemperatur gelagert wird - da fällt mir nur Insulin ein. Okay, das wird wohl eher subkutan benutzt...

Ich würde sagen: Keimwachstum möglich, ja, aber sicher ist nicht jedes Medikament ein gleich guter Nährboden für Keime. Insofern ist es schwer zu sagen, ab welchem Zeitfenster die Keimanzahl kritisch wird. Problematisch dürfte eher der Verschluss vom Spike sein - der kann leicht durch meine Finger kontaminiert werden.

Tropfen kannst Du ja auch zum Teil monatelang angebrochen aufbewahren. Auch da wird die Luft bei jeder Entnahme ausgetauscht, sonst kämen sie ja nicht aus der Flasche. Da ist aber häufig Alkohol drin.

Eine Infusion darf ich je nach System zwischen 72 und 96 Stunden laufen lassen - auch da kommt Luft in die Flasche und niemanden stört's.
 
Ich schreibe mal direkt ins Zitat :)
Ich würde sagen: Keimwachstum möglich, ja, aber sicher ist nicht jedes Medikament ein gleich guter Nährboden für Keime. Insofern ist es schwer zu sagen, ab welchem Zeitfenster die Keimanzahl kritisch wird. Problematisch dürfte eher der Verschluss vom Spike sein - der kann leicht durch meine Finger kontaminiert werden. Daher auch die Erwähnung ohne Spike, mit Kanüle. Den Umgang setze ich mal als perfekt voraus.

Tropfen kannst Du ja auch zum Teil monatelang angebrochen aufbewahren. Auch da wird die Luft bei jeder Entnahme ausgetauscht, sonst kämen sie ja nicht aus der Flasche. Da ist aber häufig Alkohol drin. Da gehts ja um orale Anwendung. Sollte unkritischer sein als i.m /i.v

Eine Infusion darf ich je nach System zwischen 72 und 96 Stunden laufen lassen - auch da kommt Luft in die Flasche und niemanden stört's. Hatte ich auch bereits im Hinterkopf. Jedoch gehts hier um 4 Tage, nicht um 4 oder 6 Wochen.
 
Kennst Du tragbare PCA-Pumpen? Die Medikamentenkassette wird da steril unterm Abzug befüllt, es wird keine Luft ausgetauscht, und dennoch muss je nach Medikament nach ein bis zwei Wochen bei Raumtemperatur die Kassette ausgetauscht werden. (Man löst das in der Regel so, dass man die Konzentration der Basalrate anpasst und die Kassette in etwa in diesem Zeitraum sowieso leer wird, damit man nicht soviel Medikament wegwirft.)

Ich gebe zu, Studien dazu hab ich keine.
 
Kenne ich zwar nicht, glaub ich dir aber :)

Heparine, Insuline usw sind jedoch auch 4 Woche bei Raumtemp haltbar. Inkl Luftaustausch". Wäre ein weiteres Beispiel für Herstellerangaben (nehme an, da kommt der Wechsel bei den Pumpen her?), jedoch eben nur ein Hinweis inw elche Richtung es gehen könnte...
 
Bei uns werden Minispikes mit Filter verwendet und die angestochene Clexane-oder Heparinampulle im Kühlschrank gelagert. Meiner Meinung nach dürfte da kein Keimwachstum entstehen. In Deinem Beispiel unter Umgebungstemp. und aufziehen nur mit Kanüle könnte ich mir nach ner gewissen Zeitspanne von vielleicht 2 Wochen ein Keimwachstum in der Ampulle vorstellen,aber so lange hält doch Heparin oder Clexane gar nicht,ist doch eher alle.
 
Hab jetzt Clexane und Hep nicht geguckt, aber bei Embolex und Fraxi weiß ich sicher, dass der Hersteller angibt, dass 4 Wochen bei Raumtemperatur(!) gelagert werden darf!
Und Fraxi wird auch so lange bei uns benutzt, weil es ganz selten angewendet wird. Clexane noch seltener.
 
Warum nutzt ihr dann nicht die Fertigspritzen, wenn ihr das so selten braucht?
 
Ich wüsste nicht, dass wir überhaupt in den letzten 6,7 Monaten mal Clexane gehabt hätte. Fraxi wie gesagt ganz selten. Glaube aber nicht, dass wir viel wegschmeißen.

Ist aer auch alles OffTopic, denn darum ging es mir überhaupt garnicht ;-)
 
  • Multidose-Ampullen sind im Normalfall durch entsprechende Zusätze konserviert und können in bestimmten Fällen auch desinfizierende Zusätze enthalten. Außerdem gibt der Hersteller auch an für welche Zeit (4 Wochen erscheinen dabei sehr lange) das Medikament nach Anbruch verwendbar ist.
  • Alkohol ist als desinfizierender Zusatz ungeeignet, da dieser (abhängig ob Aethanol, Propanol, Isopropanol etc.) erst ab einer Konzentration von ca. 60% desinfizierend wirkt. Das könnte bei ic-, sc- oder im-Injektion zu Nekrosen führen!
  • Luft als solche ist nahezu steril. Keime (ob Viren oder Bakterien und auch Sporen) brauchen Staubpartikel als Vehikel, die bevorzugt auf horizontalen Flächen sedimentieren. In die Infusionssystem sind meines Wissens kleine Bakterienfilter eingearbeitet (zumindest bei den besseren Systemen). Die Belüftungsöffnung ist in der vertikalen Ebene, vielleicht bringt das einen Vorteil.
  • Zudem geht es darum was vermeidbar ist und was nicht: eine offen stehende Multidose-Flasche (oder offene Kanüle) ist vermeidbar. Eine Luftzuführung bei Schwerkraftinfusion ist notwendig, sonst läuft das Ding nach einer gewissen Zeit nicht mehr...
 
  • Multidose-Ampullen sind im Normalfall durch entsprechende Zusätze konserviert und können in bestimmten Fällen auch desinfizierende Zusätze enthalten. Außerdem gibt der Hersteller auch an für welche Zeit (4 Wochen erscheinen dabei sehr lange) das Medikament nach Anbruch verwendbar ist.
  • Alkohol ist als desinfizierender Zusatz ungeeignet, da dieser (abhängig ob Aethanol, Propanol, Isopropanol etc.) erst ab einer Konzentration von ca. 60% desinfizierend wirkt. Das könnte bei ic-, sc- oder im-Injektion zu Nekrosen führen!
----> Benzylakohol ist ein theoretisch verwendbarer Alkohol
  • Luft als solche ist nahezu steril. Keime (ob Viren oder Bakterien und auch Sporen) brauchen Staubpartikel als Vehikel, die bevorzugt auf horizontalen Flächen sedimentieren. In die Infusionssystem sind meines Wissens kleine Bakterienfilter eingearbeitet (zumindest bei den besseren Systemen). Die Belüftungsöffnung ist in der vertikalen Ebene, vielleicht bringt das einen Vorteil.
-----> Wären die Staubpartikel (die ja nun eigentlich immer rumfliegen wo Bewegung ist) kein Problem, wären solche Bakterienfilter ja überflüssig.
  • Zudem geht es darum was vermeidbar ist und was nicht: eine offen stehende Multidose-Flasche (oder offene Kanüle) ist vermeidbar. Eine Luftzuführung bei Schwerkraftinfusion ist notwendig, sonst läuft das Ding nach einer gewissen Zeit nicht mehr...
----> Ich meinte garnicht mit steckenbleibender Kanüle, sondern mit jeweils neuer Punktion der Membran zur Entnahme der gewünschten Menge.
Das Luft bei Infusionen rein muss, ist klar. Aber Infusionen laufen auch keine x Wochen.


Danke schonmal, dass ihr mit mir diskutiert - auch wenn ich immer widerspreche ^^
 
Benzylalkohol kenn ich nur als Grundsubstanz zur Entlausung oder Abbeizer (Benzylalkohol). Wünsch ich mir nicht als Desinfektionszusatz im Med....!
Ansonsten seh ich keinen Widerspruch. Wo willst Du mit der Diskussion hin?
 
Ich möchte nur weitere (also außer meiner eigenen) Gedanken zur längeren Anwendung von multidose-Ampullen sammeln; eben in bezug auf eine theoretische Kontaminierung durch Luft über einen längeren Zeitraum. Also auch mit einer theoretisch übermäßig langen zeit für evt eingebrachte Keime zum wachsen.

Und es geht wie gesagt nicht um das Krankenhaus, sondern um eine Situation außerhalb die mich beschäftigt.
 
Benzylalkohol kenn ich nur als Grundsubstanz zur Entlausung oder Abbeizer (Benzylalkohol). Wünsch ich mir nicht als Desinfektionszusatz im Med....!

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Sag niemals nie. *ggg*

Elisabeth
 
Benzylalkohol kenn ich nur als Grundsubstanz zur Entlausung oder Abbeizer (Benzylalkohol). Wünsch ich mir nicht als Desinfektionszusatz im Med....!


Dann darf dir niemals was größeres passieren.
Benzylakohol wird zB auch den niedermolekularen Heparinen beigesetzt. Eben für die STerilität...
 
Ich wünsch auch nicht, dass mir mal was größeres passiert....!

(Aber - für die Sterilität kann ein Desinfektionsmittel nie verantwortlich sein. Nur so btw).