Missstände im Dienst mit privatem Handy dokumentiert: Datenschutz?

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froscherle

Gast
Hallo,

momentan arbeite ich als Aushilfe in einem ambulanten Pflegedienst. Auch vor meinem Erziehungsurlaub habe ich mein Privathandy dienstlich mitbenutzt.

Am Wochenende kam ich zu einem Patienten vor Ort, und was ich dort sah, liess mir die Haare zu Berge stehen. Patient hat einen gesetzlichen Betreuer. Und der Patient sowie der Haushalt wird vom Pflegedienst betreut.

Man muss ihm täglich die Kompressionsverbände anlegen, aber warum auch immer, hat er keine zum Wechseln verordnet bekommen. Und es scheint auch keinen zu stören, wenn wochenlang die gleichen Kompressionsverbände verwendet werden.

Seit Wochen habe ich bemängelt, dass der Patient endlich zur Fusspflege muss. Aber da ich ja nur am Wochenende arbeite, musste ich mich mit der Aussage der Kollegen abfinden, dass die schon bestellt ist, nächste Woche, bald...

Nun, am Samstagmorgen sah ich dann mal wieder diese Füsse. Fussnägel, die sich schon vor Länge einrollen. Und auf dem Fussrücken eine etwa 5cm grosse, kreisförmige Hautlässion. Ich persönlich tippe auf Fusspilz...

Da mal wieder kein Eintrag im Kardex war und die Sache mit der Fusspflegerin überbewertet wird, war ich dementsprechend stinkig. Also zückte ich mein Handy und machte eine Fotodokumentation. Da ich dies als eindeutigen Pflegefehler betrachte und es in meinen Augen ein Unding ist, wenn man Menschen so "verwahrlosen" lässt.

Der Patient war mit der Aufnahme der Wunde einverstanden. Und wir fotografierten gemeinsam seinen hübschen Fuss. :-)

Auf Station bekam ich dann keine Erklärung, wieso man so etwas so weit kommen lässt bzw. nicht mitbekommt. Sondern ich bekam die Ansage, dass ich mit meinem Privathandy keine dienstlichen Fotos machen darf.

Nun, alle Mitarbeiter vor Ort die ein reines Diensthandy besitzen haben ein Smartphone und sind dort über Whatsapp oft miteinander verbunden.

Ich wollte fragen, wie ob jemand weiss, wie es sich aus datenschutzrechtlichen Gründen verhält? Also wie und mit was haben Fotos gemacht zu werden? Es ging ja um eine Akutaufnahme. Der Pflegedienst hat zwar eine Kamera, aber da hätte ich kurz 20 km zum Büro und wieder zurück fahren müssen, um diese zu holen.

Liebe Grüsse
Froscherle
 
Da eine Fotodokumentation rein rechtlich nicht vorgeschrieben ist, ist es so eine Sache.
Prinzipiell hat ein Patientenbild auf einem Privattelefon nichts zu suchen. Du hättest somit zum Pflegedienst fahren müssen und diese Kamera holen müssen.

Hast du die schriftliche Genehmigung des Patienten für das Bild?

Was hast du nun mit dem Bild vor, das ist eigentlich die hauptsächliche Frage - das Bild ist ja schnell vom Telefon wieder gelöscht. Wenn der Patient zu verwahrlosen droht, dann muss das schriftlich festgehalten werden.
 
Danke Dir.

Na, eigentlich wollte ich das Bild auf Station ausdrucken und dann löschen. Für die Akte eben. Zumal wir bei der Wunddokumentation dazu über eine Dienstanweisung verpflichtet sind. Aber dies konnte ich nicht, da es im Büro kein Datenkabel gab. :-)

Wie schreibe ich in den Pflegebericht:
  • Patient bekommt seit Wochen keine Fussnägel geschnitten.
  • Zwischen den Zehen kann man Kresse säen.
  • Verbände werden nur alle 14 Tage gewaschen, wenn ich diese heimlich mit nach Hause nehme und Nachts separat in der Maschine wasche, obwohl der Pflegedienst für Wäsche waschen vor Ort zuständig ist und bezahlt wird...

Ohne dabei den Job zu verlieren?

Ich kann ja nur schreiben:
Heute gesehen, dass sich ein...

Und auch bei der Fotodokumentation. Ich meine, wo fängt Datenschutz an? Die ganzen Lehrbücher sind mit solchen Bildern gefüllt. Da ist ja nur ein Vorfuss drauf.

Froscherle
 
Zur fachlichen Dokumentation... Erkrankungen der Fingernägel und Fußnägel .... Fußpilz / Nagelpilz | Praxisklinik für Dermatologie am Luisenhospital Aachen . Man vermeidet in der Regel Diagnosen und beschreibt nur den Zustand(die Symptome).

Bei dem fraglichen Wechsel der Verbände wäre ich mehr als vorsichtig. Wie willst du nachweisen, dass diese unter der Woche nicht gewechselt werden? Die Aussage des Kunden ist nicht unbedingt hilfreich. Du kannst sie nicht überprüfen. Der Verband sieht genauso aus wie deiner? Auch kein Argument. Die entsprechende Technik wirst nicht nur du beherrschen. Auch das du die Binden privat wäschst würde ich als Argument nicht erwähnen. Das ist deine persönliche Sache.

Ohne dabei den Job zu verlieren?
Davon dürftest du nicht mehr weit entfernt sein. Unabhängig von dem Foto scheint hier einiges im Argen zu liegen. Die Begründung des Arbeitgebers lautet in dem Fall: Zerüttetes Vertrauensverhältnis.

Elisabeth
 
Naja, die Kompressionsverbände werden schon täglich frisch gewickelt. Aber wenn nach zwei Wochen die gleichen Marmeladenflecken drauf sind, dann steht der Zweifel schon im Raum, ob die zwischendurch einmal gewaschen worden sind. Die Verbände sind einfach durch und durch versifft. Diese Binden werden nicht gewechselt.

Das ist ja im Grunde, als hätte man vier Wochen die gleichen Socken an. Da wundert es doch nicht, wenn irgendwas beginnt zu wachsen.

Entschuldige bitte dieses Missverständnis.
 
Verstehe ich jetzt nicht. Kartierst du die Marmeladenflecken? Woher nimmst du also die Gewissheit, dass sie ausschließlich von dir gewaschen werden? Ich bezweifel nach wie vor deine Mutmaßung.

Nebenbei- ist dem Hausarzt beaknnt, dass häufiges Waschen und tägliches neues Wickeln Einfluss auf die Elastizität der Binden hat? Wie oft werden neue verordnet?

Da fällt mir ein- wie wäschst und trocknest du die Dinger eigentlich?

Elisabeth
 
Wie es rechtlich ist, weiß ich nicht, aber ich würde die Fotodokumentation bei deinem nächsten Einsatz dort mit der "offiziellen" Kamera wiederholen.

Wegen der Kompressionsverbände würde ich auch den Hausarzt kontaktieren, um Wechselbinden zu erhalten.

Zur Fußpflege: Vielleicht Betreuer anrufen?
 
Danke.
Ja, das mit dem Foto werde ich so machen.

Was mich in solchen Situationen am meisten ärgert ist schlichtweg, dass Menschen, die sich nicht wehren können, die Würde genommen wird.

Der Patient hat einen gesetzlichen Betreuer. Jedoch ist es schwer, mit ihm überhaupt Kontakt zu bekommen.

Der Patient hat keine Ersatzbinden verschrieben bekommen. Somit hat er seit über zwei Jahren die gleichen Kompressionsverbände. Er bekommt auch keine weiteren verschrieben. Da er kein Geld für die Zuzahlung hat. Somit gibt die Apotheke ihm keine aus. Und um diese Rechnung beglichen zu bekommen, müsste er seinen Betreuer informieren. Dies kann er aber nicht, da der Betreuer nicht einsieht, weshalb er ein Telefon benötigt. Und der Pflegedienst ruft den Betreuer, erreicht den Betreuer nicht oder ruft nicht an. Weiss ich nicht.

Ich habe bisher nicht einmal eine Telefonnummer ausfindig machen können. Und so dreht sich alles im Kreis.

Das gleiche Spiel mit der Fusspflege. Und da werde ich persönlich einfach nur stinkig. Es kann nicht sein, dass Menschen so behandelt werden. Es kann nicht sein, dass ich Kompressionsverbände bei einem Diabetiker mit "Schwiegermütter" fixieren soll, weil er kein Pflaster verschrieben bekommt. Und die PDL nicht einsieht aus ihren Lagerbeständen einfach eines hinzulegen.

Es kann nicht sein, dass die Wohnung nur alle 12 Wochen gereinigt wird, mit dem Argument, dass der Patient sie eh wieder verwahrlosen lässt.
 
Dir steht es völlig frei, hier im Sinne des Ehrenamtes aktiv zu werden: die Wohnung zu putzen, die Wäsche zu machen usw. Das Problem des Ehrenamtes ist sicher, dass es nicht bezahlt wird. Aber du kannst da ja mit gutem Beispiel voran gehen und deinem Pflegedienst zeigen, dass man auch unentgeltlich arbeiten kann.

Nebenbei- wenn die Bínden tatsächlich seit 2 Jahren genutzt werden, dürften es nicht mal mehr Lappen sein. Du solltest dich vielleicht nicht nur auf die Aussage des Kunden verlassen. Vielleicht magst du ja selber- im Rahmen des Ehrenamtes- dein Telefon für den Kunden ausleihen. Dann kann er bei seinem Betreuer anrufen. Die Adresse muss in den Unterlagen zum Vertrag sein. Zur Not lässt sich sowas auch über entsprechende Auskunftsdienste in Erfahrung bringen.

Ergo: Nicht jammern und die Verantwortung verschieben sondern selber aktiv werden. Dass der Kunde das vielleicht nicht ganz so will dürfte uninteressant sein. Hauptsache er signalisiert dir, dass du das ganz toll für ihn machst- ihm Zuwendung schenkst. Die hat er offensichtlich nötiger als das Binden waschen. Aber Zuwendung wird eh überbewertet.

*ironieoff*

Elisabeth
 
Auch ich stelle gerne einmal meine Ironie an:

Ich bin seit über 20 Jahren in der Krankenpflege aktiv. Es tut mir leid, dass meine Fachausbildung nun schon veraltet ist.

Da ich mittlerweile 5 Kinder habe, ein Haus, Eltern und Schwiegereltern die auf intensive Unterstützung angewiesen sind, kann ich nicht mehr täglich arbeiten. So wie ich es bis vor drei Jahren noch tat. Sondern, nach Babypause arbeite ich zwei Wochenenden im Monat. Schlimm, ich weiss. Faul.

In meiner meiner Freizeit kümmere ich mich um Menschen, die rituelle Gewalterlebnisse durchleben mussten. Diese Personen sind hochtraumatisiert.

Aber Du hast recht. Ich könnte die Binden natürlich privat kaufen. Dafür werde ich in Zukunft arbeiten gehen und Geld verdienen.

Da mein Patient kein Telefon hat, hat er auch keine Telefonnummer. Ganz einfach. Sonst hätte ich schon längst angerufen.

Aber ja, ich kann am Wochenende den verschlossenen Büroschrank mit den Patientenakten aufbrechen. Da steht bestimmt irgendwo die Telefonnummer.

Was alles sein müsste und sollte, das weiss ich selber. Heisst aber noch lange nicht, dass dies so ist. Du weisst ja selber, was nicht dokumentiert ist, ist nicht durchgeführt. Und so hatte er noch nie Fusspflege. Eigentlich ist er nicht einmal krank. Weil im Kardex steht nur: täglicher Verbandswechsel. Warum auch immer. Und im wöchentlich geführten Pflegebericht steht seit Wochen: nichts neues.

Aber hast recht, wenn sichtbare Wunden "nichts neues" sind, dann sind sie sicher chronisch. Und irgendwo ist dann sicher ein Wundbericht zu finden. Oder auch nicht.

Und so nebenher, ich darf bei den Patienten, bei denen wir tätig sind, nichts ehrenamtlich durchführen. Dies steht sogar in meinem Arbeitsvertrag.

Aber Du freust dich sicher, wenn Du in Deiner Freizeit Medikamente richten darfst,
damit deine Kollegen entlastet sind. Toll, wenn alle Pflegekräfte soviel Einsatz vorweisen wie Du.

Wenn alle so wären, müsste niemand mehr klagen und hätte ein Problem.
 
Stopp,
du erfüllst einen Versorgungsauftrag. Der Betreuer betreut und ist Ansprechpartner. Du hast zu hören bekommen, dass dein Handyfoto nicht o.k. ist - war das auch am Wochenende?

Euer Betrieb muss die Telefonnummer des Betreuers haben, also kann in der Woche der Bürodienst diesen anrufen. Zuzahlen muss nur derjenige, der nicht davon befreit wurde. Je nach Einkommen kann dein Kunde die Zuzahlung leisten oder hat eine Befreiung/kann der Betreuer diese beantragen.

Dein Ehrenamt finde ich toll, hat aber nichts mit deiner Arbeit zu tun. Hier muss man/frau sich auch abgrenzen können. "Nur" Wochenende zu arbeiten hat nichts mit faul zu tun, niemand hat dies je behauptet. Hier wird nur dein übergroßes Engagement beleuchtet, welches ja nicht schlecht ist. Aber es ist nicht deine Baustelle.
 
Es ist völlig uninteressant welchen familiären Hintergrund du hast, wieviel Kinder du groß gezogen hast, wann du dein Examen gemacht hast und was du sonst noch machst.

Du willst etwas ändern- aber nix tun. Wenn dich das so umtreibt, dann wirst du dich wohl oder übel mit deinem Chef anlegen müssen. Wer Informationen will, der bekommt sie auch.

Wer etwas vorfindet, der dokumentiert den Zustand. Im Kardex müsste von dir mittlerweile ff. drin stehen: die privat übernommene Wäsche inklusive Begründung, der vorgefundene desolate Zustand der Wohnung, die Beschreibung der Haut- und Nagelveränderungen inklusive der an die PDL gegebenen Information bezüglich der Notwendigkeit der Fußpflege, die Beschreibung der Wunde.

Diese Art der Dokumentation sichert dich ab und der Pflegedienst kommt unter Zugzwang. Ändert sich nix, dann kannst dich immer noch an die zuständigen Stellen wenden. Da der Pflegedienst in deinen Augen den Anforderungen nicht genügt, dürfte das bei Bestätigung Folgen haben. Wenn es ganz dumm läuft, schließt er.

Egal, was du machst, dein Arbeitsplatz dürfte auf mehr als tönernen Füßen stehen. Das ist nun mal die Konsequenz, wenn man sich aktiv einsetzen will. Wasch mir den Pelz aber mach mich nicht nass, funzt nicht.

Nebenbei- du hast bereits gegen deinen Arbeitsvertrag verstoßen in dem du ehrenamtlich die Strümpfe bei dir zuhause wäschst. Und wieso erwartest du eigentlich vom Pflegedienst, dass er mehr macht als vereinbart wurde? Offensichtlich reicht ja jetzt schon nicht das Geld und ihr müsst in der Freizeit Medikamente stellen.

Elisabeth
 
Froscherle hat den Account aufgelöst, dementsprechend schließe ich auch diesen persönlichen Thread.
 
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