News Merkel: Hartz-Bezieher in Pflege einsetzen - Nicht durch Zuwanderung beheben

Pflege hat einfach verpasst zu differenzieren zwischen einfachen Pflegetätigkeiten und Pflegetätigkeiten, die ein hohes Fachwissen erfordern.
Von welcher Pflege reden wir? In der stationären Altenpflege wird schon immer differenziert, d.h. 70% der Grundpflege wird von ungelernten Pflegehelfern geleistet. Auf dem derzeitigen Satt-Sauber-Akkorfpflegeniveau kann man das vielleicht sogar noch steigern, ohne tatsächlich einen Niveauverlust zu befürchten. Viel tiefer geht es nicht.

Ich möchte auf einen Mechanismus in der stationären Altenpflege hinweisen, der etwa seit 10 Jahren konsequent greift. Wer seinen Beruf ernst nimmt und die auch gestzlich geforderte aktivierende Pflege nach dem Stand der Künste ernst nimmt, scheitert zwangsweise an den tatsächlichen Verhältnissen, d.h. an der Akkordpflege. Diese KollegInnen verlassen das System. Nun handelt es sich dabei aber um einen schleichenden Prozess und es fehlt die Interessenvertretung, die dieser Entwicklung einen Riegel hätte vorschieben können.

Wir haben in der Altenpflege eine Entwicklung zu deutlich mehr Professionalisierung bei gleichzeitiger Personalreduzierung und Arbeitsverdichtung - das konnte nicht gut gehen.

Für mich stellt sich ernsthaft die Frage, ob das Konzept der stationären Altenpflege nicht einfach gescheitert ist. Auf Laienniveau lässt sich eine häusliche Pflege doch auch darstellen, ohne dass man die Pflegebedürftigen kaserniert. Was spricht gegen soziale Netzwerke, in die Angehörige, Ehrenamtliche und Arbeitslose integriert werden? Die Aufgabe der Fachkräfte besteht dann in erster Linie aus Beratung und Anleitung.

Natürlich sehe ich die Pflege auch in der Fürsorgefalle und die Unfähigkeit, die eigenen Interessen zu vertreten kann bis in alle Ewigkeit bedauert werden. Aber die Qualität der Pflege bleibt ein gesamtgesellschaftliches Problem, und die Opfer unzureichender Pflege sind in erster Linie die Bewohner und Patienten. Die Pflege, d.h. wir, dürfen durchaus selbstkritisch sein, aber wir müssen uns nicht die gesammte Verantwortung aufladen. Damit wären wir wieder beim Thema Umverteilung.
 
Also...

gut ist es ja, dass diese besagten Arbeitslosen die Pflegekräfte entlassten. Aber oft ist es so, dass diese Arbeitslosen nicht für die Arbeit in der Pflege geschaffen sind und das bekommen oft die Patienten zu spüren.

Ich finde man sollte einen Kompromiss finden, z.B. das Arbeitslose die Möglichkeit haben in die Pflege zu gehen aber nicht "gezwungen" werden. In vielen Einrichtungen gibt es ja bereits 1-Euro- Jobber.
 
1 Euro Jobber sollen ja zusätzlich mitarbeiten und keine Planstellen ersetzen. Aber leider verstoßen einige Einrichtungen dagegen...
Ich fände es sinnvoller, wenn sie zum Beispiel mit den alten Lezten zu Hause, oder im Altenheim was unternehmen, oder im Krankenhaus die Sachen machen, die die Zivis machen.
 
Dir ist schon bewusst, dass ein Zivi außerhalb einer Intensivstation mehr macht als nur Putzen, Lager verwalten u.ä.?

Elisabeth
 
Dir ist schon bewusst, dass ein Zivi außerhalb einer Intensivstation mehr macht als nur Putzen, Lager verwalten u.ä.?
Dir ist auch bewusst, dass dies jedes Haus anders regelt? Unsere Zivi's machen auch ausserhalb der Intensivstationen keine Pflegetätigkeiten am Patienten.
 
Unsere Zivis auch nicht, wegen der Haftung heißt es. Aber in Heimen oder sozialen Einrichtungen machen sie die Grundpflege.
Wir haben ja verschiedene Abteilungen auf der Reha können sie ja mit der älteren Luten zusammen Karten spielen, in den Park fahren oder Leuten im Altenheim zu Stadtgängen begleiten, aber bitte nicht so, wie der Typ neulich im Bus......
 
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Aber oft ist es so, dass diese Arbeitslosen nicht für die Arbeit in der Pflege geschaffen sind und das bekommen oft die Patienten zu spüren.
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Kann diese Aussage eigentlich irgenwie empirisch belegt werden ????

Gibt es denn Statistiken über die Zahl befähgter, respekive ungeeigneter Arbeitslose für " die " Pflege ?????

Ich werde dass Gefühl nicht los, dass hier ( und auch unter Pflegekräften, die nicht aktiv im Forum schreiben ) Klischee-Denken und die Neigung, Einzefälle zu pauschalisieren, die Meinungsbildung massgeblich mitbestimmt.
 
Diese Statistiken kann es ja gar nicht geben (wie Du sicher weißt :lol:) - wie will man die "Eignung" denn erfassen? Kann man dazu Fragebögen ausfüllen?

Seit einigen Jahren bekommst Du in Deutschland, falls Du arbeitslos bist, ein Jahr lang Arbeitslosengeld I, dass an Dein Einkommen angepasst ist. Danach bekommst Du ALG II, auch bekannt als Hartz IV, und das ist nahe am Hungerlohn. Ein ALG II-Empfänger ist verpflichtet, jeden zumutbaren Job anzunehmen - ungeachtet, ob er sich in der Branche auskennt oder auch nur einen Hauch Interesse mitbringt. Dass da nicht alle engagiert sind, egal in welchen Job sie gerade gestopft werden, ist nicht wirklich verwunderlich.

Wenn man Dich aus dem Krankenhaus entfernt und für einen Euro die Stunde zwangsweise in der Fabrik ans Fließband stellt, bist Du sicher erstmal auch nicht begeistert. Und dass "Hartz IV-Empfänger als Erntehelfer" schon mehrfach gefloppt ist - das ist wirklich statistisch bewiesen.

So, wie es bisher gehandhabt wird, wirkt es eben so, als sei die einzige Qualifikation, die ein Mensch benötigt, die Tatsache, dass er arbeitslos ist. Und das ist ein bißchen wenig.
 
Aus praktischer Erfahrung als Dozentin in Qualfizierungsmaßnahmen für HarzIV-Empfängern kann ich sagen, dass in diesen Kursen nur TeilnehmerInnen waren, die aus eigener Neigung heraus die Qualifizierung gemacht haben. Teilweise war es ihnen von ihren Beratern vorgeschlagen worden, teilweise haben sie sich selbst um die Teilnahme bemüht.
Die meisten Qualifikanten waren geeignet, motiviert und engagiert. Bei einigen gab es Probleme, weil sie die verlangten Arbeitszeiten nicht bedienen konnten (Schichtdienst für Alleinerziehende ist immer problematisch).
Aber es gab auch immer wieder Teilnehmerinnen, die nach der Qualifizierungsmaßnahme die dreijährige Alten- oder Gesundheits- und Krankernpflegeausbildung absolviert haben.

Wir hatten niemanden in den Kursen, der sich die Arbeit in der Pflege nicht vorstellen konnte, wir hatten allerdings Teilnehmer die trotz Interesse nicht geeignet waren. Diese Personen haben die Qualifizierungsmaßnahme ohne Konsequenzen für ihre weiteren Bezüge abbrechen können.

Ich gehe mal davon aus, zumal sich Frau M. in dem Interview nicht darüber geäußert hat, wie sie sich das mit den Harz IV Beziehernin der Pflege vorstellt, dass man an bewährten Schulungsmethoden fest halten wird.
 
Hi @all,

ich arbeite seit 8 Jahren im sozialen Bereich und mir brennt schon lange die Frage auf den Nägeln, wie wir dieses Niveau in Deutschland halten sollen, wenn wir aufhören geeignete Fachkräfte zu mobilisieren und auszubilden. Es kann ja sicher sein, das viele Ausländer eine ähnliche Ausbildung haben, wie wir. Aber schlussendlich bleibt doch ein Unterschied bestehen.
Zum einsetzen von Langzeitarbeitslosen sag ich nur, es kann ne sehr gute Erfahrung sein für die Leute, die meistens sehr lange nur die eigenen vier Wände sehen und froh sind, mal wieder eine verantwortliche Aufgabe (die ihren Anforderungen angepasst ist) zu haben.

Aber wenn ich hier lesen und auch schon selber miterlebt habe, das sie auch noch andere Bereiche abdecken müssen (Grundpflege usw), dann frag ich mich solangsam, wer hier eigentlich ungeeignet für diesen Beruf ist. Der "Arbeitslose" oder derjenige, der diese Aufgabe delegiert?!:gruebel:
Aber ey, warum sparen wir uns nicht einfach die ganze Ausbildung und machen einfach auch nur einen Angehörigenkurs mit.. dann spart sich der Staat mächtig viel Geld!

:knockin:
Lg Despo..
 
Grundpflege allein als handwerkliche Tätigkeit ohne Hintergrundswissen kann jeder. Und leider wird auch vieltausendfach in der Pflege so gehandelt. Schönstes Beispiel: die Fokussierung auf das Erlernen von Handgriffen statt auf Fachwissen im Bereich Pflege.

Ergo: ja die Ausbildung ist für viele, von Pflegekräften getätigte Handlungen, unnötig.

Elisabeth