Madentherapie

Ich arbeite auch auf einer Gefäßchirurgie, und wie grobie geschrieben hat setzen wir sie auch als letze Maßnahme vor der Amputation ein. Oft haben wir Patienten die einige Wochen mit Maden versorgt werden... die Ergebnisse sind positiv, allerdings ist die Blutversorgung der Patienten so schlecht, daß innerhalb kurzer Zeit wieder nekrotische Wunden, bzw. stark belegte Wunden bestehen.

Wir verwenden mittlerweile ausschließlich Biomonde bags, d.h. die Maden in einer Kompresse und bekommen zweimal die Woche eine frische Lieferung aus Hamburg, die Kompressen gibt es zwischen 50 und 300 Maden in unterschiedlichen Formen, je nach Form der Wunde. Und Abtöten tun wir die maden auch in Alkohol, allerdings ist Prontosan ein Wiederbeleber für die Maden, wenn sie noch nicht richtig abgestorben sind und ihr einen Tropfen Prontosan auf die Maden kippt, dann beginnt es wieder zu wuseln.

Eklig finde ich das nicht, allerdings ist der Geruch, vor allem wenn die Maden größer werden doch sehr unangenehm, meine Patienten sind ihren kleinen "Freunden" gegenüber aber sehr positiv gestimmt...

Alles in allem finde ich es eine super Möglichkeit extrem schlecht heilende Wunden zu behandeln.

Liebe Grüsse Sumse
 
Super Methode

Hallo,

ich finde die Madentherapie eine super Methode zur Unterstützung der Wundheilung.
Habe dazu auch eine kleine Anekdote, erzählt von einer Krankenpflegeschülerin im 2. Lehrjahr:

Eine Patientin wurde auf die Station eingewiesen, schon nach kurzer Zeit umgab die Patientin ein übler Geruch der kaum zu definieren war. Bei der Untersuchung durch den diensthabenden Arzt stellte sich heraus, dass sie auf dem Acker gearbeitet hat und sich beim Unkrauthacken in das Bein gehackt hatte.

Die Patientin - fleißig wie sie war - wollte den Heimweg erst dann antreten wenn es Abend war, denn sie wollte ja ihren Acker noch harken. Als sie am Abend nach Hause kam, wusch sie die Wunde mit Wasser aus und legte einen kleinen Verband an.
Sie dachte, dass heilt schon - nach ein paar Tagen war dann der Verband durchdrungen von Wundflüssigkeit. Die Patientin wickelte also nochmals einen Verband über den ersten. Als dann nach ca. 14 Tagen ihr Sohn zu Besuch kam bemerkte dieser sofort den üblen Geruch. Er fragte seine Mutter nur, ob sie irgendwo etwas stehen lassen hat was verdorben sein könnte. Sie konnte sich nicht entsinnen. Nach einiger Zeit sagte dann die Patientin zu ihrem Sohn: ach übrigens, ich habe mich vor 14 Tagen auf dem Acker verletzt. Der Sohn wollte nachschauen und bemerkte wo der üble Geruch herkam, es war das Bein seiner Mutter. Er packte sie sofort ins Auto und fuhr mit ihr in die Klinik. Als der Arzt dann den Verband öffnete, fielen dicke fette Maden heraus, das war dem Sohn sichtlich sehr peinlich und er entschuldigte sich dafür. Abschließend meinte der Arzt nur, dass braucht ihm nicht peinlich zu sein, im Gegenteil, diese kleinen Helfer haben ihrer Mutter das Bein gerettet. Die Wunde sah super toll aus, sauber und schon gut verheilt, die Wundheilung verlief immens kürzer als normal und die Patientin ist nun wieder top fit. Unglaublich aber wahr: das Jucken, dass die Patientin vernommen hatte war also nicht nur die Heilung, sondern auch die Maden hatten dabei ihren Anteil.

Liebe Grüße Kath
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

solche Patienten hatten wir auch schon öfters bei uns in der Klinik. Wir haben die Maden auch schön auf der Wunde belassen (sind halt auch sehr teuer, ca. 1 Euro pro Made). Die Wunden sahen alle super sauber danach aus.

Im normalen Alltag auf Station setzen wir die Maden nur ganz zum Schluss ein. Viele Patienten haben da auch ein absolutes Problem mit und fühlen sich nicht wohl, wenn es allerdings die letze Hilfe sein kann, akzeptieren die Patienten es besser.

Unser Gefäßchirurg hat auch einen Artikel darüber bei uns in der Wochenzeitung verfasst, so das wir eine absolute Patientenschwämme hatten. Allerdings konnte man bei keinem Patienten davon die Madentherapie einsetzen. Haben aber neue Wundpatienten bekommen, auch gut.

Gruß Maja
 
Ja, man muss auch sagen, dass die Maden nicht einfach so auf die Wunden aufgelegt werden, sondern sich in besonderen Säckchen befinden, mit sogenannten Freiläufern wird heute in keiner Klinik mehr gearbeitet.

Und dort, wo auch die modernsten Wundmittel versagt haben oder sehr lange benötigten, haben die Maden schon oft weitergeholfen.
 
Auch wir arbeiten immer wieder mit Maden, unseren kleinen Freunden und Helfern! Ich wurde das erste Mal vor ca. 3 Jahren mit dieser Therapieform konfrontiert und seither ist es nichts mehr Außergewöhnliches und wir sind bereits regelrechte 'Experten' darin geworden!

Zu Beginn taten wir uns schwer, da wir noch nicht so geübt darin waren, den Maden einen passenden 'Käfig' um die Wunde zu basteln, so dass sie nicht ausbrechen können. Mittlerweile gelingt dies aber ganz gut und wir können auch gute Erfolge in der Wundheilung damit verzeichnen.

Bei uns sieht ein Verbandwechsel dann folgendermaßen aus:

Die Wunde wird gereinigt und entlang der Wundränder werden Gel-Streifen angebracht. Die Maden werden dann mit etwas steriler Flüssigkeit in die wunde befördert. Über die Wunde wird dann ein feines Stoffnetz gelegt, welches auf den Gel-Streifen klebt. Je nach Topografie der Wundumgebung werden heikle Stellen mit Stomapaste abgedichtet, damit keine Fluchtwege für die Maden entstehen können. Die Kontaktfläche von Netz und Gel-Streifen werden zusätzlich mit Klebeverband abgedichtet, so entsteht ein sicherer 'Käfig' für die Maden. Auf das Netz werden feuchte Kompressen gelegt, um die Maden mit genügend Feuchtigkeit zu versorgen. Je nach Feuchtigkeit des Wundmilieus brauchen die Maden mehr oder weniger Feuchtigkeit von extern (sprich über die Kompressen). Deshalb hängt die Frequenz des Auswechselns der feuchten Kompressen von dem exsudierenden Grad der Wunde ab, sie werden allerdings mindestens 1x pro Tag gewechselt.

Bei dieser Gelegenheit werden die Maden durch das Netz auf ihre Aktivität geprüft. Die Maden können bis zu 5 Tage in der Wunde verweilen. Wenn sie vorher absterben, müssen sie ausgewechselt werden.

Die eigentliche Schwierigkeit besteht darin, die Maden weder mit zu wenig noch mit zu viel Flüssigkeit zu versorgen. Zudem gibt es Körperstellen (Ferse, zwischen den Zehen), welche für eine 'Käfig-Konstruktion' etwas schwieriger sind und ziemliches Geschick erfordern. Je nach Lokalisation der Wunde braucht es auch ein hohes Maß an Compliance des Patienten, da die Maden keinerlei Druckbelastung ertragen.

Die Maden sind stets ein Versuch und Erfolg ist nicht wirklich vorhersehbar. Grundsätzlich besteht der Sinn darin, aufgrund ihrer extrakorporalen Verdauungseigenschaft, Nekrosen sauber und schonend abzutragen, ohne diese chirurgisch debridieren zu müssen.

Bestehen dann optimale Wundverhältnisse (ein sauberer, nekrosefreier Wundgrund), kann die Wundtherapie umgestellt werden. Die Madentherapie wird also als adjuvante Wundheilungstherapie angewendet, da die Maden zwar zu optimalen Wundverhältnissen führen können, ein definitives Abheilen der Wunde jedoch unter einer Madentherapie nicht möglich ist. dafür finden dann die gängigen Wundheilungsmethoden Anwendung.

Also so läuft es jedenfalls bei uns... und wir arbeiten nur mit 'Freiläufern'.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo zusammen,

hat schon jemand mit der Maden-Therapie praktische Erfahrungen sammeln können, wenn sie bei eiternden Druckstellen angewandt wird?

Kennt jemand einen Arzt oder Krankenhaus in Bochum (Ruhrgebiet), wo man sich behandeln lassen kann?

Besten Dank und Gruß aus München
 
Ich arbeite auch in der Gefäßchirurgie und kann nicht verstehen, warum man die Viecher kurz vor der Amputation einsetzt. Ist doch vergebene Liebesmüh. Wir setzen die Maden z.B. nach einer Bypass-OP ein, wenn die Durchblutung wiederhergestellt ist und sich ein besseres Heilungsergebnis erzielen lässt. Schließlich ist die Madentherapie ein nicht unerheblicher Kostenfaktor.

Gruss von Streycat
 
Hallo, meine Tante hat vor 7 Monaten ihr Bein verloren und die Wunde wollte und wollte nicht verheilen. Dank der Madentherapie musste nicht nachamputiert werden. Das war eine super Therapie - ich finde alternative Therapien und Methoden sowieso immer klasse...

Tattoonurse :D