Klinische Kodierfachkraft: Tagesablauf bzw. Arbeitsablauf?

MaPhI

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:flowerpower:Hallöli...
also, ich interessiere mich für die Weiterbildung zur klinischen Kodierfachkraft. Habe mich auch schon im Internet, beim Jobcenter und auch an der Schule selber informiert. Worum es bei dieser Ausbildung geht weiß ich also...
Aaaaaber... Trotzdem kann ich mir nicht so richtig vorstellen, wie das alles so abläuft. Was GENAU muss man machen?? Kann mir nicht mal ein "alter Hase" so einen Tages- bzw. Arbeitsablauf beschreiben? Habe nämlich auch gehört, dass manche Kodierkräfte mit zur Visite gehen.
Und wie sind eure Arbeitszeiten?

Lieben Dank schon mal im voraus...

VG MaPhI
 
Hallo,

dann will ich mal erzählen:

Arbeitszeiten: waren gleitend, spätester Beginn glaub ich 8.30 Uhr.

Morgens erst mal die Aufnahmediagnosen der Neuaufnahmen seit dem Vorabend kodieren, dazu musste ich entweder auf den (weiter entfernten) Stationen anrufen oder einen Blick in Akten und auf den OP-Plan werfen.

Akten von eventuellen ambulanten Patienten aus der Notaufnahme kodieren (eher selten in der HNO, die meisten Notfälle wurden ganz regulär stationär aufgenommen).

Akten von entlassenen Patienten einsammeln. War meist mit etwas Zeitaufwand verbunden, weil meine Abteilung eine eigene Station, Betten auf der Kurzlieger-Station und im Patientenhotel, in der Strahlenheilkunde sowie eine Ambulanz hatte.
Diese Akten kodieren: Diagnose, mitbehandelte Nebendiagnosen und die Non-OR-Prozeduren wie IMC, Koagulationen, und die Docs an nicht kodierte OR-Prozeduren erinnern:motzen:

Zwischenzeitlich immer wieder ein Blick auf die Liste der Patienten mit fehlender Aufnahmediagnose. Diese muss möglichst schnell, spätestens innerhalb 3 Tagen nach Aufnahme, bei der Kasse vorliegen, sonst gibts erst mal kein Geld.

Dann: Kassenanfragen bearbeiten. Das reichte von OP-Bericht und Entlassbrief ausdrucken und versenden über Beatmungsstunden nachzählen bis hin zum Verfassen von seitenlangen Gegengutachten für den MDK. Eigentlich sehr interessant, vor allem wenn man nach langem Hin und Her über die Abrechnung den Kassen 300 Euro Aufwandsentschädigung in Rechnung stellen darf, aber ich fand es schwierig, die Abläufe zu verinnerlichen.

Nachmittags auch nochmal Aufnahmediagnosen kodieren und Akten einsammeln gehen.
Und zwischendurch immer wieder mit Pflegepersonal kämpfen, das nicht einsieht, dass eine ordentliche Dokumentation letztendlich den Arbeitsplatz erhält, weil: Nur was dokumentiert ist, kann auch kodiert und somit abgerechnet werden.
(Das war schließlich einer der Gründe, weshalb ich diese Arbeit lieber wieder aufgegeben habe:roll:)

Hoffe, das hat dir ein wenig weiter geholfen.
Bei Fragen einfach melden.

Gruß
Die Anästhesieschwester
 
Hallo Anäthesieschwester...

erstmal vielen Dank für deine ausführliche Antwort...
Ich habe diesen Lehrgang vom Jobcenter abgeboten bekommen. Bin alleinerziehend (Kinder sind 4) und seit Februar arbeitslos. Grundsätzlich mache ich "Schreibkram" echt sehr gerne, habe auch schon mal als Stationssekretärin gearbeitet. Aber ich bin nun mehr seit 2005 aus dem Krankenhaus raus und befürchte, dass ich das alles garnicht gebacken kriege. Hört sich nämlich alles sehr komplex an. Ok, ich werde 6 Monate geschult, aber ob das reicht? ;) :)

Hm... Und du musst dan quasi aus den verschiedenen Akten die Diagnosen etc raussuchen und kodieren...
Hast du mit anderen Kodierfachkräften zusammengearbeitet oder arbeitet man allein?
Darf ich vielleicht fragen, wie hoch dein Verdienst war?
Aus welcher Stadt kommst du?
Oh sorry, für die vielen Fragen, aber ich möchte vorbereitet sein, wenn ich diesen Lehrgang starte... Würde es nämlich auf eine Art sehr gerne machen, aber andererseits check ich das mit diesem Abrechnungssystem noch nicht so. :(

LG MaPhI
 
Hallo MaPhI,

ja, das raussuchen der verschiedenen Diagnosen ist die primäre Aufgabe. Die Hauptdiagnose steht meist klar und deutlich in der ärztlichen Anamnese. Die Nebendiagnosen und Non-OR-Prozeduren lassen sich häufig nur anhand der Medikamente ableiten die der Patient während des Aufenthaltes bekommen hat bzw. sind irgendwo im ärztlichen oder pflegerischen Verlaufsbericht "versteckt". Anfangs hab ich jede Akte wirklich gelesen, irgendwann siehst du das wichtige gleich.

Ich saß im Büro des Schreibdienstes meiner Abteilung, hatte also mehr mit den dortigen Arzthelferinnen zu tun als direkt mit meinen Kollegen. Diese waren aber sowohl telefonisch als auch persönlich bei Fragen und Problemen immer ansprechbar. Auch die Vorgesetzten konnte man bei Unklarheiten hinzuziehen und viele Dinge wurden einfach schnell per Mail besprochen.
Ebenfalls wichtiger Ansprechpartner in bestimmten Situationen waren die Oberärzte der Abteilung. Auch bei denen gab es einen "Kodierungs-Beauftragten", der die Arbeit seiner Mitarbeiter ein wenig "überwacht" bzw. korrigiert hat und sich auch immer wieder selbst vom "Fortschritt" meiner Arbeit überzeugt hat. Also immer mal einen Blick in die verschiedenen Ordner mit Kassen-Anfragen oder auf die noch fehlenden Aufnahme-Diagnosen oder die Stapel mit bereits korrigierten Akten geworfen hat. Angestellt war ich aber nicht in der Abteilung selbst, sondern in der Krankenhausverwaltung.


Als Kodierfachkraft gearbeitet habe ich in Bielefeld, Verdienst war brutto knapp 2200 Euro.

Alles in allem ein schöner Job, einige tolle Kollegen / Mitarbeiter anderer Berufsgruppen, geregelte Arbeitszeiten.
Aber ich war damit leider nicht ausgelastet...


Gruß
Die Anästhesieschwester
 
Hallo nochmal... :)
ich danke dir ganz herzlich für deine Antwort. Du hast mir wirklich sehr geholfen... Jetzt habe ich endlich einen guten Einblick bekommen...
Mich interessiert diese Sache schon wirklich sehr und ich hoffe, dass ich an diesem Lehrgang teilnehmen kann. Mit kleinen Kindern ist das leider alles nicht so einfach :(
In meinem tiefsten Inneren bin ich aber schon immer eine "Bürotussi" gewesen. ;)
Und was Besseres als Wochenende und Feiertage FREI und kein Schichtdienst mehr könnte mir nicht passieren. :)
Was machst du denn jetzt beruflich?

Ich bedanke mich nochmal ganz lieb für deine Infos und hoffe ich kann dich bei "Bedarf" ;) nochmal anschreiben?
Wünsche dir alles Liebe... :)
 
Hallo!

Ohne dir "Angst" machen zu wollen: ich bin nach 1,5 Monaten zurück in die Pflege gegangen. Aktuell nicht Anästhesie, aber IMC.
In meinem tiefsten Inneren bin ich halt doch ein "Technik-Freak":mryellow:

Bin gespannt wie´s bei dir weiter geht!

Lieben Gruß
Die Anästhesieschwester
 

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