Kann ich als Patient auf die Gabe von Schmerzmitteln bestehen?

Trisha schrieb:
Viele sind der Meinung, einem Patienten damit gedient zu haben, wenn ihm ein Medikament verabreicht wird. Medikamente gilten als Schmerzmittel der ersten Wahl. Ich frage mich, warum das so ist...
Na ja, erst mal ist dem Patient ja auch damit gedient :wink1:
Aber Du hast natürlich recht, dass es viele Möglichkeiten gibt, die dringend angewandt werden sollten.
Das ist ein umfassender, aber halt auch zu wenig thematisierter und genutzter Bereich. Warum??? Ne Pille geben ist leichter als sich mit dem Patienten zu beschäftigen
(bevor ein Protest kommt: spiegelt NICHT meine Meinung wieder und ich weiß, dass nicht jeder so denkt. Aber es muss ein jeder zugeben, dass er ein paar Kollegen kennt, bei denen es so ist. Sollte auch ein wenig provokant sein. Bitte nicht zu sehr aufregen!!!)
Aber es ist halt ein wenig am Hauptthema vorbei, das ich auch für wichtig halte. GANZ ohne Medikamente geht es halt oft auch nicht. Und da sollte man auch seine Einstellung überprüfen. Eine gute Analgesie ist einfach auch wichtig.
Aber ja Trisha, die pflegerischen Interventionsmöglichkeiten sind auch SEHR wichtig und sollten wieder mehr Bedeutung finden.
Ich hoffe, wir verstehen uns nun richtig!!!
Trisha schrieb:
Irgendwie ist Schmerz ein unbeliebtes Thema von Pflegekräften.
LEIDER JA! Aber ich finde es sehr interessant, weil es JEDER kennt. Und es ist so "wundervoll" individuell. Und es begleitet uns durch das ganze Leben. Aber halt ein "unangenehmes Thema, wenn man betroffen ist. Und genau deswegen sollte es mehr thematisiert werden. Vielleicht führt dieser Threat ja in diese Richtung, dass zumindest eine Hand voll Leute mehr darüber nachdenken und es vielleicht auf ihrer Station ansprechen.
Das ist nämlich auch ein interdisziplinäres Thema. Bei den meisten Krankheiten ist ja auch Schmerz dabei. Und sei es bei der Therapie.
Trisha schrieb:
Für ein Leben ohne Schmerz
DAS ist ein SEHR hohes Ziel. Und manchmal hat Schmerz ja auch was gutes. Es ist ja immerhin ein Warnsignal des Körpers.
Und ohne das würden wir manchmal Situationen auch unterschätzen.
Also lieber "für ein Leben mit guter, umfassender Schmerztherapie"
:wink1: :daumen:
 
Hallo @all,

ein kluger Lehrer in meiner Fachweiterbildung meinte mal:

Nur der Patient mit Schmerzen kennt seine Schmerzen - dem kann ich nur zustimmen.

Aus meiner Selbsterfahrung als Patient mit einer Claviculafraktur die mittels Balser Platte versorgt war und leider einen Hauch zu lange war.

6 Monate hatte ich das Teil in mir, 6 Monate lang sagte mir jeder, dass es gar nicht weh tun könne und ich doch bitte meinen Arm richtig bewegen solle.

Im Aufwachraum bekam ich Dipi bis zum Abwinken (ich hatte mal in dem Haus gearbeitet, was mir im AWR zu gute kam).
Dann PCA-Pumpe.
Ab dem nächsten Tag dann solche Sachen wie Tramadol und Diclofenac.

Ich kann nur sagen, wenn mir ein Patient sagt er hat Schmerzen glaube ich dies auch und stelle ihn nicht als Simulant hin, es steht mir in keinster Weise zu über die Schmerzen des Patienten zu entscheiden.

Schönen Abend
Narde
 
Mobitz schrieb:
Und manchmal hat Schmerz ja auch was gutes. Es ist ja immerhin ein Warnsignal des Körpers.
Und ohne das würden wir manchmal Situationen auch unterschätzen.

Dem kann ich nur teilweise zustimmen. Akute Schmerzen, z.B. nach einem Unfall oder postoperativ haben Sinn aufgrund der Warnfunktion, da hast Du recht. Akute Schmerzen erfahren ausserdem eine sehr hohe Akzeptanz durch Mitmenschen und können im Regelfall beseitigt werden..
Aber chronische Schmerzen haben ihre Warnfunktion gänzlich verloren, die Akzeptanz durch Mitmenschen ist nur sehr gering. Chronische Schmerzen gelten als eigene Krankheit, die behandelt werden muss, aber eben nicht mit irgendwas, sondern sollte von einem Spezialisten abgewägt werden.
Dass Schmerzfreiheit ein SEHR hohes Ziel ist, würde ich so nicht sagen. Patienten, Ärzte und Pflegepersonal geben oftmals zu schnell auf. Und nicht selten deswegen, weil "sämtliche" Schmerzmittel nicht geholfen haben. Man muss Analgetika korrekt kombinieren und sofort richtig einsteigen - in den Köpfen herrscht noch: klein und niedrig anfangen, dann steigern. Zumindest bei chron. Schmerzen.

LG
Trisha
 
Hallo,

also ich habe immer schmerzmittel bekommen, brauchte auch gar nicht betteln o.ä., da die Ärzte von sich aus sagten, dass ich was bekommen kann, wenn ich was brauche. Ich war 2 mal wegen verdacht auf eine Blinddarmentzündung im KH und habe immer Mittelchen bekomme, während eine bekannte keine bekommen hat :weissnix:
 
hallo zusammen

ich hab durch google hier her gefunden und kann auch über etwas berichten

bei mir wurde am freitag letzter woche ein stripping der vena saphena parva vorgenommen(stationär) unter örtlicher betäubung

schon wärend der op sagte auf einmal der chirurg das es nun weh tun würde und die anästhesistin sagte ich solle ihre hand drücken,nur das es so weh tun würde hätte ich nicht gedacht.....also gut der eingriff dauerte ja nicht lange und danach kam ich in den aufwachraum

dort lies auch sehr schnell die betäubung nach und ich bekam schmerzen ,der man auch sehr schnell durch reichlich dipidolor entgegenwirkte(danke den engeln in grün im besagten bereich)

nach drei stunden dann auf die station zurück wo es auch nich lange dauerte und die schmerzen kamen wieder und man mir dipi nicht in die braunüle sondern ins bein spritze( bis in die nacht drei mal) und in der nacht eine infusion mit dipi anhängte da mir bereits die tränen in den augen standen vor schmerzen.

am nächsten morgen zur visite sagte ich das ich starke schmerzen habe,und der arzt mir sagte sie ja ja operiert und da muss es weh tun:sbaseballs: aber sie werden gleich etwas bekommen,was dann auch gleich darauf geschah(perfalgan intravenös) über den ganzen tag hinweg.

in der nacht zu sonntag versagte die braunüle leider ihren dienst ,und ich bekam novalgin tropfen(ibuprofen 800 die ich sonst nehme zeigten keine wirkung)

gestern wurde ich dann entlassen und sagte bei der visite bereits das ich noch schmerzen habe ..........es interressierte niemand von den ärzten und auch als ich in die praxis kam um ein rezept für kompressionsstrümpfe abzuholen fragte ich den arzt nochmals wegen dieser tropfen da meine hausärztin bis 19.4. im praxisurlaub ist.

seine antwort lautete"DIESE SIND NUR FÜR DEN KRANKENHAUSBEDARF UND ZU HAUSE BRÄUCHTEN SIE SOWAS NICHT" und ich konnte gehe


nun meine frage:sind solche massiven schmerzen bei so einem kleinen eingriff normal das ich die sogar heut noch habe ??? und muss man sich soetwas von einem arzt gefallen lassen??


mit freundl. grüssen miro


P.S. gestern erreichte ich zum glück noch den vertretungsarzt von dem ich Novaminsulfon erhielt,da ich kurz davor war den notarzt zu rufen
 
Muß z.B. Mobitz da recht geben, die Schmerztherapie in Deutschland läßt sehr zu wünschen übrig.
Ob im Krankenhaus oder in der Gemeindepflege seitens der Hausärzte.
Gerade nach OP´s und seien sie noch so klein sind regelmäßige Schmerzmittelgaben in angemessenen Dosen sehr wichtig um den Patienten zu mobilisieren und Prophylaxen durchführen zu können.
Auch in der Pädiatrie.
Gruß
Conny
 
http://www.dnqp.de/ExpertenstandardSchmerzmanagement.pdf

sehr interessanter link.
als schwester steht es mir nicht zu, mir ein urteil über den schmerz eines patienten anzumaßen. schmerz ist IMMER subjektiv. was ein mensch noch aushalten kann, ist für den nächsten schon ein nicht mehr zu tolerierender schmerz.

ja, ich finde, du hast das recht, auf schmerzmittelgabe zu bestehen. selbst wenn deine leberwerte hoch sind, kann die dosierung doch angepaßt werden...
 
hallo, wollte zu dem thema nur kurz ein neues projekt vorstellen, was seit drei monaten bei mir auf station gemacht wird (arbeite auf einer allgemein chirugie in italien).
wir haben jetzt einen extra schmerzbeurteilungsbogen und muessen jetzt die schmerzen des patienten mit hilfe der von trischa erwaehnten skala mehrmals taeglich messen und dokumentieren.haben vom anaestesisten einen ausgefuellten bogen mit der ansetzung welches medikament wie oft und in welchen abstaenden.auch in welchen rahmen sich der rr-wert befinden sollte.durch die haeufige befragung teilweise auch alle 2 stunden und wenn jemand unter sehr starken schmerzen litt, ansonsten alle 4- 6 stunden.oefter werden jetzt die erwaehnten pca pumpen benutzt(wo der patient per knopfdruck,seine programierte dosis erhaelt). dann habe ich noch eine veraenderung festgestellt, das bei uns nach jahrerlangen tramal gabe , wieder vermehrt paracetamol im kommen ist und verstaerkt morfin in den ersten 48 stunden nach op zum einsatz kommt. es wurden extra kurse fuer pfleger und aerzte gemacht, in dem man versuchte vorurteile gegen morfin abzubauen.
das geschrei von seiten des pflegepersonals wegen der mehr arbeit ( befragung) ist gewichen , da jetzt weniger wegen schmerzen auf den klingelknopf druecken. empfinde dieses projekt sehr positiv und alle sind zufriedener, besonders die patienten.
 
Jaaa Leute,
mir gings richtig gut nach meiner OP (Myomukleation per Laparatomie) Ich konnte mir meine "Analgetika-Dröhnung" Dipidolor über PCA-Pumpe selbst holen. :verwirrt: Man wird auch von den Pflegern, Schwestern und Ärzten dazu aufgefordert, sich seine Dosis abzurufen.
War echt geil. Schmerzen hatte ich so gut wie keine. Allerdings gibt es das nur auf der Intensivüberwachungsstation.

Gebt´s euch doch auch mal.:rofl:

Bianca W.
 
Schmerzmittel und andere Hilfsmittel

Als Azubi finde ich es wirklich spannend wie viele unterschiedliche Meinungen es zum Thema Schmerztherapie gibt. Die Frage, ob der Patient Schmerzmittel verlangen dürfe, würde ich auch sofort mit "Ja" beantworten. Und ich lese dass ich nicht der Einzige bin, der so denkt. Ist es da nicht beunruhigend, dass trotzdem noch viele Patienten über Schmerzen klagen und diese aushalten müssen?
Aber genauso wichtig wie eine adäquate Schmerztherapie ist eine ausführliche Anamnese bezüglich der Schmerzmittel. Zum einen hilft ja nicht jedem das selbe Präparat. (z.B. Paracetamol). Eine möglich Abhängigkeit darf man nicht unterschätzen. Das fängt schon damit an, dass ein Süchtiger einfach "mehr braucht." Wenn ich eine Abhängigkeit von vornherein außer Acht lasse, reiße ich dann nicht mehr ein als ich aufbaue?
Sicher ist es die Aufgabe und somit letztendlich auch die Verantwortung des Arztes was und wieviel ich geben darf. Aber ich kann ja deshalb nicht mein Wissen im Umkleideraum im Spind einschließen.
Ein Patient sollte keine Schmerzen aushalten müssen. Und bei den heutigen Möglichkeiten (Pflaster, PCA,...) sollte das auch nicht mehr passieren. Aber eine ganzheitliche Betrachtung des Patienten darf man nicht ersetzen. Es gibt Alternativen zum Schmerzmittel! Und gerade hier sind wir als Pflegepersonal gefragt. Es muss nicht immer die Pille sein, auch wenn es manchmal nicht anders geht. Genauso wie das Schmerzempfinden individuell ist muss die Schmerztherapie individuell an die jeweiligen Schmerzen angepasst werden.
 
Ich habe in der eigenen Familie erleben dürfen, wie aus einem akuten Schmerz infolge insuffizienter Schmerztherapie ein chronischer Schmerz wurde.

Im Gegensatz zum akutem Schmerz (Schutzschmerz), der dem Gehirn ein Warnsignal für körperliche Störungen meldet, hat sich der chronische Schmerz von der ursprünglichen Funktion abgelöst und existiert selbstständig. Die Nervenzellen des Betroffenen melden dem Gehirn mitunter Schmerzen, wo gar keine sind. Nach Angaben der Deutschen Schmerzliga leiden mindestens acht Millionen Bundesbürger an schweren Dauerschmerzen.
Man unterscheidet - wie bei der akuten Schmerzsymptomatik auch - drei Grundtypen von Schmerzen:
+ Periphere Projektionsschmerzen (Trigeminusneuralgie, Sudeck-Syndrom, usw.)
+ Zentraler Schmerz (z.B. brennender Dauerschmerz nach einem Schlaganfall, "Thalamusschmerz")
+ Übertragungsschmerz (der Schaden eines inneren Organs projiziert sich als Schmerz auf ein bestimmtes Hautareal, "Head-Zonen")

...

Wie kann man chronische Schmerzen behandeln?

Patienten mit chronischen Schmerzen, sollten entsprechend den vielfältigen Ursachen und verstärkende Faktoren ihrer Krankheit mit einer Kombination sich ergänzender Verfahren behandelt werden, die sowohl körperliche, seelische als auch soziale Aspekte umfassen.

Medikamente bilden häufig die Basis einer Dauerbehandlung. Die medikamentöse Schmerztherapie wird laut WHO Richtlinien in drei Stufen unterteilt:
+ Stufe I: Nichtsteroidale Antirheumatika bei leichten Schmerzen
+ Stufe II: Opioide bei mäßig starken bis starken Schmerzen
+ Stufe III: Opioide bei starken bis stärksten Schmerzen

Zusätzlich können bei bestimmten Schmerzformen weitere Medikamente gegeben werden, etwa entkrampfende Mittel bei Koliken. Bestimmte Antidepressiva haben völlig unabhängig von ihrer stimmungsaufhellenden Wirkung eine sehr gute schmerzlinderne Komponente. Nicht selten steht am Anfang der Behandlung ein Entzug von solchen Schmerzmedikamenten, die für die Chronifizierung der Schmerzkrankheit mitverantwortlich sein können (vor allem bei Kopfschmerzen).
Neben der Psychotherapie und der medikamentösen Einstellung stehen je nach Schmerzform weitere Therapiemöglichkeiten zur Verfügung.
+ Mit transkutaner elektrischer Nervenstimulation (TENS) werden die Nervenstrukturen durch das Anlegen von Stromimpulsen auf der Haut gereizt. Durch diese Maßnahme wird des körpereigene spinale Schmerzhemmsystem aktiviert.
+ Akupunktur
+ Krankengymnastik zur Stärkung oder Entlastung von Muskelgruppen
+ Bewegungstherapie
+ Verhaltenstherapie wie Stressbewältigungstraining oder Biofeedback
+ Autogenes Training
+ Nervenblockaden z.B. Sympatikusblockade durch die intravenöse Gabe von Guanethidin
+ Implantierbare Schmerzpumpen zur kontinuierlichen Abgabe von Medikamenten zur Schmerzmittelspiegelerhaltung
+ Regionalanästhesien z.B. mit Periduralkatheter
+ Entlastungs- oder Palliativoperationen z.B. beim Karpaltunnelsyndrom
...
Die häufigsten Fehler, die bei der Behandlung von Schmerzpatienten auftreten, sind:
+ Zu spätes Aufsuchen eines Schmerzspezialisten
+ Falsche oder zu niedrig dosierte Medikamente
+ Bedarfsschmerzmedikation an statt Dauerschmerzmedikation zur Prophylaxe
+ Unzureichende Kombination von verschiedenen Therapieverfahren
+ Zu später Einsatz von potenten Medikamenten (z.B. Psychopharmaka, Opiaten)
+ Fehldiagnose der Schmerzform mit allen daraus entwickelnden Therapiefehlern

Chronischer Schmerz

Eine Schmerztherapie mit Morphin oder anderen Opiaten macht nicht süchtig. Zur Schmerzbehandlung werden retardierte Mittel eingesetzt, die den Wirkstoff gleichmäßig an den Körper abgeben. Ein Rauschzustand wie bei Drogensüchtigen entsteht dabei nicht. Außerdem erfolgt die Einnahme nicht nach Bedarf, sondern nach einem festen Zeitplan. Dadurch wird eine dauerhafte Schmerzfreiheit erreicht und der Wunsch nach Schmerzmitteln wird so verhindert.
Forum Schmerz

Elisabeth
 
Eben das wollte ich ausdrücken. Man kann nicht alles über einen Kamm scheren. Schmerztherapie ist eben nicht gleich Schmerztherapie sondern sollte individuell an den Bedürfnissen des Patienten orientiert sein. Es muss und darf nicht sein, dass ein Patient unzumutbare Schmerzen erleidet. Nun bleibt die Frage: Wer entscheidet was unzumutbare Schmerzen sind?
 
Wer entscheidet was unzumutbare Schmerzen sind?

Das kann nur der Patient. Und der Arzt hat die Aufgabe, die Ursache der Schmerzen zu lokalisieren und dann eine entsprechende Therapie einzuleiten. Und genau da liegt das Problem: in Deutschland ist immer noch der Aberglaube weit verbreitet, dass eine Schmerztherapie mit Opiaten zur Opiatabhängigkeit führt- ergo: man gibt oft niederpotente Schmerzmittel, obwohl man weiß, dass diese nicht helfen. *arg*

Elisabeth
 

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