Intimsphäre im OP!

Was ist, wenn man das aus der Patientensicht betrachtet?
Es wird wohl niemand zu ihm sagen, dass er nackig herumgelegen ist, wissen tut er es nicht, wenn er schläft. Da denke ich mir, wo ist das Problem?
Ich bin selber auch schon operiert worden, vorher hab ich ein Hemd bekommen und war untenrum frei. War auch logisch für mich, da sie mich im Unterbauch gynäkologisch operiert haben (muss dazusagen, dass das vor der Ausbildung war). Dass sie mir das Hemd weggenommen haben, habe ich gar nicht mehr mitbekommen. Aufgewacht bin ich mit einer Netzhose + Einlage und Hemd. Ich konnte mir natürlich denken, dass ich nackig war, aber das ist man ja beim Frauenarzt auch - zumindest unten.

In unserem OP hat der Pat. auch Hemd an, wenn er es wünscht bzw. bei Inkontinenz oder Menstruation Netzhose + Einlage, die, wenn der Pat. schläft heruntergeschnitten wird. Das Hemd wird ihm nach Einleitung der Narkose ausgezogen, er bekommt dann sofort eine Wärmedecke (ich weiß leider nicht, wie die Dinger heißen - schaut aus, wie ein Staubsauger, der warme Luft in die Zwischenkammer der Decke bläst).
Wenn die Narkose ausgeleitet wird, bekommt er wieder sein Hemd. Also weiß er gar nichts vom nackig sein.

Persönliche Sachen (Slips) sollen sie so wenig, wie möglich mit haben, da die Gefahr groß ist, dass es "im Getümmel" verloren geht.
Ich hab noch nie gehört, dass sich ein Pat. deswegen beschwert hätte.

Gruß,
Lin
 
Wie wurde man eigentlich geboren?

Mit Netzhöschen ??:knockin:

Wo ist denn eigentlich hier ein Problem?

Unfall auf der Autobahn, schwerst verletzte Person wurde nackt geborgen und sofort mit "züchtigen Tüchern" bedeckt !!!

......


Da nimmt jetzt vielleicht ein Niveau an!?! Da hat jemand das wesentliche nicht kapiert: ist es vermeidbar und durch ein paar (zusätzliche) Handgriffe behebbar oder nicht?

nachdenkliche Grüße Matras
 
Was spricht gegen das unbedeckt liegen über mehrere Minuten?

- Aufrechterhatung der Körpertemperatur kann nicht gewährleistet werden
http://www.krankenschwester.de/forum/op-pflege/24369-intimsphaere-op-3.html#post223711
- Verringerung der Erregerverteilung aus den Hautarealen die nicht zum OP-Bereich gehören
http://www.krankenschwester.de/forum/op-pflege/24369-intimsphaere-op-3.html#post223711
- Intimsphäre
http://www.krankenschwester.de/forum/op-pflege/24369-intimsphaere-op.html#post223455

Elisabeth
 
Hallo,

also bei uns werden die Patienten mit so nem OP-Hemd in die Schleuse gefahren (ohne Unterhose), wenn sie dann auf dem OP-Tisch liegen, dann wird das Hemd ausgezogen und die Patienten mit einer angewärmten Decke zugedeckt.
Wenn dann abgewaschen wird, liegen die Patienten auch komplett entblößt da, geht aber auch gar nicht anders, weil ja der Thorax, beide Beine und die Leisten desinfiziert werden - wüsste nicht, wie man das anders machen sollte.
Wenn wir nach OP-Ende abgedeckt haben, liegen die Patienten wieder kurze Zeit ohne was da, werden dann aber wieder zugedeckt.
Gegen die Auskühlung haben wir Wärmematten auf dem OP-Tisch.

Die Patienten schlafen ja und es glotzt ja auch keiner auf den Patienten, man nimmt das doch gar nicht mehr so wahr.

Wenn die Patienten wach in den OP kommen, dann wird das Hemd nur zur Seite gelegt (wenn möglich) und auch die Decke bleibt über dem Intimbereich gelegt (wenn die Leisten nicht desiinfiziert werden müssen).
Also bei wachen Patienten wird schon sehr darauf geachtet, dass die nicht länger unbekleidet daliegen als notwendig, aber wenn die Patienten schlafen, können sie sich ja auch nicht schämen.

Ist meine Meinung, wenn ich schlafen würde, wärs mir auch egal, aber wenn ich wach wäre, würde ich mich wohl auch unwohl fühlen.
Auskühlung ist da schon ein besseres Argument, aber wie gesagt wir haben Wärmematten für lange OP`s und bei kurzen OP`s drehen wir die Klimaanlage halt nicht so runter.
 
Zuletzt bearbeitet:
Obwohl wir wahrscheinlich alle mal gelernt haben, daß man den Patienten nur so weit wie nötig und nicht wie möglich entblößen soll, werden hier viele Argumente aufgeführt, die erklären sollen, warum es nichts macht, einen Patienten unnötigerweise nackt im OP liegen zu lassen.
Weiß jemand von Euch, ob das in islamischen Ländern auch so gehandhabt wird?
 
Obwohl wir wahrscheinlich alle mal gelernt haben, daß man den Patienten nur so weit wie nötig und nicht wie möglich entblößen soll...


aus diesem grund ist - wie elisabeth schon zusammenfasste - auch alles gesagt worden, bleibt die frage, was die themenstarterin daraus macht / machen kann. das wäre jetzt noch interessant.
 
Patienten bekommen bei uns auf Wunsch eine Netzhose mit Vorlage.
Das Patientenhemd wird eigentlich nur bei Op´s ausgezogen wo es stört,also z.b. bei Bauch Op´s. Außerdem wird jeder Patient sofort nach dem Umbetten vom Bett auf den Op Tisch noch mit 1-2 vorgewärmten Decken zugedeckt. Im OP wird dann auch nur wirklich der Teil des Körpers aufgedeckt der zum operieren nötig ist.:mrgreen:
Weil ich mein bei nem Sprunggelenk muss nich der Genitalbereich freigelegt werden. Unsere Anästhesieabteilung wärmt die Patienten sogar noch mit extra Wärmedecken. Bei uns hätt ich jedenfalls überhaupt keine Bedenken mich operieren zu lassen weil ich weiß das man immer schön kuschelig eingepackt ist und nich halbnackt vor allen Leuten da durch die Gegend gefahren wird.Auch wenn die Patienten das selbst während und nach der Op nicht mitbekommen. Das gehört sich einfach nicht.
 
Also, bei uns ist es so dass die Patienten noch in der Schleuse ihr Flügelhemd abgeben müssen und alle ne Netzhose tragen. Wobei die zur OP eigentlich immer zerschnitten/entfernt wird. Es ist bestimmt nicht gut wenn die Patienten, wie lange auch immer, nackt da liegen, aber wie schon gesagt, die Hygiene geht einfach absolut vor.

Und ich kann euch eins sagen zum Thema Intimsphäre: Ein Polytraumatisierter patient wird nach Trauma Standard noch am Unfallort KOMPLETT entkleidet und bleibt es meist auch whrend des Transports und oft bis in den OP...
 
@honkmoony: also: ich bin ehrenamtlich auch beim BRK und habe dort auch eine Ausbildung absolviert um im Krankentransport sowie im Rettungsdienst mitfahren zu dürfen und bei uns ist es STANDARD, dass der Patient wenn es auch nur irgendwie geht erst im RTW ausgezogen wird. Und dann sind nur noch Sanis und Notarzt da. Und danach werden die Patienten einigermaßen zugedeckt. Weil ja auch hier der Wärmeerhalt eine große Rolle spielt. Danach kommt der Patient mit Polytrauma in den Heli und da wäre es ohne Decke echt superkalt.

Ich wurde in dem KH in dem ich meine Ausbildung beginnen werde auch schon zweimal operiert und dort wird es so gehandhabt, dass man ein OP-Hemd auf Station und Kompressionsstrümpfe bekommt und wenn es die OP zulässt darf man sein Höschen anbehalten. Ging bei mir nicht waren beides Bauch-OP´s. Dann kommt man in den Aufwachraum zum Warten, danach ab in die Schleuse, raus aus dem Bett und ab auf den Tisch, dann kommt eine warme Decke drüber, danach wird das Hemd einfach unter der Decke rausgezogen. Dann kommt man in den Saal und dann wird auch schon die Narkose eingeleitet. Danach wird eben abgewaschen etc. Und als ich wieder aufgewacht bin, war ich wieder mit dem Hemdchen bekleidet und hatte die Strümpfe nach wie vor an. Zum Wärmeerhalt hab ich ein Wärmesystem bekommen, das warme Luft in die Zwischenkammer der Decke bläst. Ich hatte das Glück, dass bei meiner OP eine Freundin von mir dabei war die gerade einen Teil ihrer Ausbildung im OP verbracht hatte und mir den gesamten Ablauf erzählen konnte.
LG
 
Und ich kann euch eins sagen zum Thema Intimsphäre: Ein Polytraumatisierter patient wird nach Trauma Standard noch am Unfallort KOMPLETT entkleidet und bleibt es meist auch whrend des Transports und oft bis in den OP...

Hallo honk

wo kann man diesen Standard nachlesen ? das klinkt alles sehr abenteuerlich.

der wärmehaushalt muss gerade bei der bergung schwerverletzter gewährleistet sein. (bergungstod... mal so als stichwort)

also sag mal nicht nur eins, sondern sehr gern auch zwei und auch drei ...

schönes wochenende
 
Ich weiß nicht, wie es bei uns im OP abläuft. Aber wir schicken die Pat. mit Hemd und Netzhose in den OP. In meiner Ausbildung im OP Einsatz waren die Pat immer so weit wie möglich zugedeckt.
 
@ Schwester Andy
Danke für deine Antwort
Wie ist das bei euch beim desinfizieren des OP-Bereichs, z.B Blinddarm OP.
wird das Netzhöschen dann entfernt oder runtergeschoben? Wird bei euch gemacht während die Desinfektionslösung trocknet.

Gruß Kathy!


hallo,

das netzhöschen einfach nur runterschieben kann gewaltige probleme mit sich ziehen.
diese dinger können ganz gemein einschnüren und nicht unerhebliche spätfolgen nach sich ziehen.
wenn weg, dann empfehle ich....aufschneiden

grusss kelle
 
@ Kathy

Beim herunterziehen der Netzhose besteht das erhöhte Risiko der Entstehung von Hautirritationen, Dekubitus- und Lagerungsschäden. Es wäre also deine Pflicht den Pat. auf diese Kriterien hin erneut zu kontrollieren.
Beim Aufschneiden der Netzhose kommt es zur Bildung von Schwebepartikel, und die Gefahr der Ablagerung auf dem desinfizierten OP Gebiet liegt nachvollziehbar nahe. Bei beiden Varianten wäre eine erneute Desinfektion von mindestens 3 min. unerlässlich ! Es kommt zu unnötigen Zeitverzögerungen.

Grundsätzlich sollte jede Manipulation am Patienten vor der Desinfektion erfolgen ! Jede nachträgliche Manipulation, hätte ansonsten eine unnötige Keimaufwirbelung zur Folge die im OP unbedingt vermieden werden sollte.

Mfg
 
Betrachtet man dieses Thema ausschließlich aus Sicht der Wahrung der Intimsphäre, so wird man (auch beim Lesen der anderen Beiträge) feststellen, dass die Ansichten sehr unterschiedlich ausfallen. Den einen ist es egal, ob sie nackt sind (weil sie ja sowieso schlafen), den anderen eben nicht. Deshalb meine ich, sollte man davon ausgehen, dass es dem Patienten nicht recht ist, wenn seine Scham nicht bedeckt ist, und ihm ein Netzhöschen reichen.
Abgesehen davon, sollte man die Auskühlung des Pat. vehindern, denn viele Frischoperierte neigen ohnehin zum Shivern, und das sollte vermieden werden, weil dadurch der Sauerstoffverbrauch wg. ehöhter Muskelaktivität erhöht wird.:besserwisser: