Ideen für Angehörige von Pflegekräften

LK123

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24.05.2020
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Hallo liebe Community!
Allem voran: ich bin selbst keine Krankenschwester, sondern meine Mutter. Ich wende mich an euch, weil ich selbst irgendwie nicht mehr weiter weiß und gerne von außen Input bekommen würde, wie ich mit der schwierigen Situation meiner Mutter umgehen kann und was ich ihr raten soll.

Beim Durchstöbern der Seite ist mir natürlich aufgefallen, dass viele von euch mit Schlafstörungen und Unzufriedenheit zu kämpfen haben. Das tut mir sehr leid und ich habe allergrößten Respekt vor eurer Arbeit und eurem Engagement.

Nun zu dem Grund, weshalb ich mich an euch wende: Meine Mutter arbeitet seit 30 Jahren als Krankenschwester auf einer Intensivstation und - damit einhergehend - im Schichtdienst. Dass das körperliche und psychische Spuren hinterlässt, ist mir klar. Sie schläft seit Jahren nicht mehr richtig (meistens nur vier Stunden pro Nacht und die nicht durchgängig) und klagt immer mehr über die prekären Umstände in ihrem Krankenhaus. Ich wundere mich zunehmend, wie das deutsche Gesundheitssystem so mit seinen MiterabeiterInnen umgehen kann und scheinbar gibt es massive Fehlbesetzungen in der Planungs- und Führungsebene. Ich frage mich allerdings auch, wie meine Mutter so mit sich umgehen kann. Muss nicht der Drang, gesund und zufrieden zu sein zu groß sein, als das man sich über Jahre (beinahe Jahrzehnte) solch unwürdigen Arbeitsbedingungen unterwirft?
Ich habe gedacht, dass meine Mutter entweder ihre Einstellung zum Arbeitsumfeld (der Job an sich macht ihr sehr viel Spaß) oder die Arbeit ändern muss. Nur stoße ich da auf taube Ohren, weil sie sagt, niemand, der nicht im Krankenhaus arbeitet, könne die Situation dort nachvollziehen und angemessene Ratschläge geben. Das Problem ist allerdings, dass das Familienleben massiv unter der Situation auf Station leidet, da Mama meistens schlecht gelaunt, dünnhäutig und ausgelaugt vom Dienst kommt und auch zu Hause keinen Abstand gewinnen kann bzw. die freie Zeit nicht positiv für sich nutzen kann. Ich habe in Richtung Selbsthilfegruppen, Coaching, Therapie zur Konfliktlösekompetenz und Problembewältigung gedacht. Habt ihr da Tipps oder andere Vorschläge?
Ich möchte nicht, dass das falsch rüberkommt, aber ich bin der Meinung, dass die Familie nicht all den Frust auffangen kann, den die Arbeit verursacht. Sich ab und an aufzuregen und Dampf abzulassen - kein Problem. Aber diese massive negative Einstellung, die die Arbeit verursacht, lässt alle Beteiligten leiden. Zudem können wir faktisch keine qualifizierten Beiträge leisten, weil wir erstens nicht im Gesundheitssektor tätig sind und zweitens das Problem auch zeitweise an anderer Stelle sehen.

Ich hoffe, dass ihr Tipps und Ratschläge habt und versteht, dass ich mich nicht an euch wende, weil ich die Situation von PflegerInnen in Deustchland nicht nachvollziehen kann und kein Verständnis für die enorme Belastung habe. Ich wende mich an euch, weil ich nicht weiter weiß und mir mittlerweile wahnsinnige Sorgen um meine Mutter mache. Es sollte doch das Ziel von uns allen sein, gklücklich und zufrieden durchs Leben zu gehen.

Viele Grüße
 
Was fällt mir dazu ein:
1. Coabhängigkeit
2. Selbsthilfegruppe - für euch
3. Der Leidensdruck deiner Mutter scheint nicht groß genug zu sein um das eigene Verhalten/Situation zu ändern.

Was mir immer wieder in ähnlichen Situationen geholfen hat, mir klar zu machen:
Ich kann das Verhalten anderer nicht ändern, sondern nur mein Verhalten.

Ich frage mich allerdings auch, wie meine Mutter so mit sich umgehen kann.
Sie scheint aus der jetzigen Situation immer noch einen "Gewinn" zu sehen oder zu ziehen, als die "Furcht" davor die Situation zu ändern.

ch wundere mich zunehmend, wie das deutsche Gesundheitssystem so mit seinen MiterabeiterInnen umgehen kann und scheinbar gibt es massive Fehlbesetzungen in der Planungs- und Führungsebene.
Warum?
Kurz zusammengefasst:
1. Weil es der Gesellschaft wurscht ist und auch bei Demos die potentiellen Pat. nicht mitdemonstrieren und erst schreien, wenn sie selbst betroffen sind - wie jetzt evtl. nicht behandelt zu werden, weil das Pflegepersonal fehlt.
2. DIE PFLEGE den Allerwertesten nicht hoch bekommt und für ihre Belange kämpft und vor allem immer noch nicht kapiert hat, dass man sich organisieren muss um ein starke Lobby aufzubauen die Gewicht hat und gehört wird und damit was ändern kann.

Siehe die unsägliche Diskussion über die Pflegekammer, vor allem ohne das die Kritiker eine Alternaive anbieten können
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie @renje schrieb:
der Gewinn im Jammern und Leiden ist höher als das Leid. Sie bekommt Aufmerksamkeit und Fürsorge.
Hört sich hart an und ist es auch: als Angehöriger damit aufhören. Nur der Betroffene kann die Situation beenden.
Also klipp und klar ansagen: hör auf zu "jammern" und zu "leiden", tue etwas dagegen - wir sind bereit, dir dabei zu helfen.

Ich war Co-Abhängige und auch Leidende, die nichts ändern wollte und sich dabei eingerichtet hatte - bis ich gezwungen wurde den mühsamen Weg in ein neues Leben zu gehen.
Ich weiß also wovon ich schreibe
 
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Reaktionen: supetrosu
Ich kann mich @renje und @Resigniert nur anschließen.
Auch ich war an diesem Punkt und weiß heute, dass man nur sich selbst ändern kann.
Du schreibst jetzt nichts über sonstige Belastungen deiner Mutter, wie vielleicht noch kleiner/ schulpflichtige Kinder, pflegebedürftige Angehörige, Alleinverdiener etc.

Ich habe damals erst meine sichere Stelle gekündigt, bin durch diverse Praxen getingelt um dann festzustellen, dass das KH eigentlich mein zu Hause ist. Ich habe jetzt eine TZ-STelle, habe meine Prioritäten gesetzt, kenne meine Grenze und respektiere sie, gönn mir Auszeiten, lasse auch mal 5e gerade sein (das war der größte Lernprozess ) und genieße die Vorteile, die der Schichtdienst mir bietet (ja, Vorteile gibt es auch..)
Man muss aus dem Jammermodus aussteigen.... klar sind die viele Bedingungen Mist, aber durch Jammern ändere ich nichts, außer dass meine Laune auch noch schlecht ist.
Ändern kann ich was, wenn ich mich organisiere, wenn ich mal "Nein" sage, wenn ich nicht den Molly mit mir machen lasse und auch mal Kollegen und Vorgesetzten meine Grenze zeige.... das bedeutet aber auch, dass ich mal Gegenwind aushalten muss.
Ich muss nicht everybody's Darling sein und nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.
 

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