Homunculus Pflegetherapie - Wer kennt sich aus?

hartwig

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Moin, moin...!

Ich bin vor kurzem auf die Homunculus Pflegetherapie gestossen. Gibt es jemand, der aus eigener Erfahrung etwas dazu sagen kann (Anwendungsgebiete, spezielle Verfahren, Akzeptanz bei Patienten usw.)?

gruss hartwig
 
Nein, keine eigenen Erfahrungen. Die Richtung ist jedoch schon klar - schwere Schädigungen des zentralen Nervensystems. Seh jetzt nicht DEN riesigen Unterschied zu dem was ich anwende.
Jedoch befasse ich mich im wesentlichen auch nur mit nur 1 Ursache für die Schädigung, dazu auch nur im Akutbereich.
Eine Vorgehensweise (und etwas mehr) gefunden, konkret auf S.65, schon gesehen?
http://othes.univie.ac.at/7833/1/2009-12-01_0606874.pdf#

Das hab ich mal raus kopiert:
"Ziel der Homunculus-Therapie ist es durch eine gezielte Einreibung, einer taktilen Stimulation den Körper zu stimulieren. So werden Verbindungen zwischen dem Gehirn und Körper aufrecht erhalten bzw. wiedererlangt.
Weiters wird versucht Wahrnehmungsstörungen auszubalancieren. Dies ist eine Vorgehensweise um „Gehirn und Körper gleichermaßen wach zu halten“(vgl. Hojdeger, Faust 2004, S. 156)."
 
Scheint ne Mischung aus BasStim, FOTT und Rhythmischer Einreibung zu sein. Neurowissenscjhaftlich gilt der Homunculus längst als überholt. Reflexzonen in Hand und Fuß galten schon immer als fragwürdig.

Alles in allem- überzeugt mich nicht. Erscheint mir zu mechanistisch gemäß der Reiz-Reaktions-Idee. Der Mensch funzt nur leider nicht so einfach.

Was beim Pat. wirken dürfte: Zuwendung. Dafür braucht es aber kein Konzept, dass Einreibungen detailliert vorgibt. Da braucht es "nur" eine Pflegekraft mit der Fähigkeit sich auf den Pat./Bew. einzulassen.

Elisabeth
 
Moin!

Hatte mir bei der ersten Durchsicht der Infos schon gedacht, dass dort kaum neue Ideen hinterstecken...
Der theoretische Hintergrund oder den vermutete Wirkungsmechanismus finde ich ersteinmal von zweitrangiger Bedeutung. Am Ende zählt erst mal nur, ob so eine Intervention bessere Effekte als andere erzählt. Da ich nicht davon ausgehe, dass so etwas beforscht wurde/wird hängt es erst einmal sehr stark nur an persönlichen Präferenzen.

Gruss hartwig
 
Ich halte mich da immer an die Aussage meines ehemaligen OA. Auf die Frage, ob man die Wirkung von BasStim nicht wissenschaftlich ergründen könnte, meinte er, dass es egal ist, was man macht- messen kann man lediglich den Effekt der Zuwendung. Würde dem Satz entsprechen: wer heilt, hat recht.

Warum Pflege aber Handlungsanweisungen für die nonverbale Kommunikation braucht, wird sich mir nie erschließen.

Elisabeth
 
Bei der Suche nach Infos - waren Intensivpflegedienste /Intensiv-WG's dabei.
Ich möcht mir nicht anmaßen, denen ohne weiteres zu widersprechen, wenn sie da den Sinn sehen, die Maßnahme im umfangreichen Gesamtpaket anzuwenden.
Ob da noch viel mehr dazu gehört, als das was ich gefunden habe - sehr wahrscheinlich, darüber wurden schon Bücher geschrieben. Bücher die ich nicht kenne.
Eben weil ich im Bereich Langzeitbetreuung keine Erfahrungen habe.
Die wenigen Tage, in denen wir positive Veränderungen sehen können - sie lassen nur eine sehr beschränkte Beurteilung zu. Dazu kommt: Die Tagesform meiner sich in der Akutphase befindlichen schwer betroffenen Patienten sie schwankt tw. sehr.
Wär vielleicht 'ne Anlaufstelle, die Praktiker aus dem sehr speziellen Bereich direkt zu kontaktieren.
Wenn das Interesse groß genug ist, sich damit ernsthaft zu befassen.
 
@amezaliwa- du meinst also, dass die Pflegekraft etwas machen soll, was wissenschaftlich nicht haltbar ist? Einreibungen ohne Glauben an i-was mysthisches ist keine gute Einreibung? Wie schade, dass Pflege es nicht annehmen kann, dass sie ganz viel nonverbal kommuniziert und das jede Berührung bei schwer wahrnehmungsgestörten Pat. eine Kontaktaufnahme ist.

Btw.- es gab doch schon mal ein Konzept, dass Inhalte von BasStim, Kinästhetik und Bobath unter einem Namen vereinte. Ist ungefähr 15-20 Jahre her. Wie hieß das noch. Es fällt mir einfach nicht ein. Kann sich jemand erinnern?

Elisabeth
 
...Wie schade, dass Pflege es nicht annehmen kann, dass sie ganz viel nonverbal kommuniziert und das jede Berührung bei schwer wahrnehmungsgestörten Pat. eine Kontaktaufnahme ist....
Was soll ich, ernsthaft, darauf antworten?
Dass das ein Lernprozess ist, ein längerer? Dass das Thema sowohl in der Ausbildung als auch danach nicht die gebotene Aufmerksamkeit & Wertschätzung erhält?
Berührung IST Kommunikation. Ich trete in Kontakt mit dem Menschen, wenn ich berühre.
Dies bestmöglich, klar und deutlich - verständlich - zu gestalten, immer mein bestreben.

Anmerkung:
O.k. da fehlt was, ich schreib es nochmal: Ich möchte eine Maßnahme, über die ich mich nur oberflächlich (also ungenügend) informiert habe, sie nicht anwende, bisher nicht mal davon gehört habe, nicht abschließend urteilen. Gewisse Zweifel, ja.
 
Zuletzt bearbeitet:
ich antworte mal mit Watzlawick... "Man kann nicht nicht kommunizieren."

Ich hab das Konzept gefunden... http://www.aktivitas-pflege.eu/ . Hier ist man übrigens so ehrlich und bekennt sich dazu, dass man Maßnahmen aus anderen Konzepten genommen hat.

Das Problem bleibt das Gleiche- die Konzentration auf das Handeln nicht auf die Interaktion.

Wenn andere es nicht wertschätzen... braucht es immer einer Würdigung von außen?

Elisabeth
 
Das Problem bleibt das Gleiche- die Konzentration auf das Handeln nicht auf die Interaktion.

Wenn andere es nicht wertschätzen... braucht es immer einer Würdigung von außen?

Elisabeth

Moin!

Hmm, ich dachte bisher immer, jemand, der eine Fortbildung zu diesen Themen gemacht hat, z.B. einen Grundkurs in Basaler Stimulation, ist sich bewusst, dass dies ein Mittel zur Kommunikation ist und dass es nicht in erster Linie um das simple Anwenden irgendwelcher Techniken!?

Gibt es tatsächlich in diesen Bereichen ausgebildete Personen, die dies so missverstehen?

Gruss hartwig
 
Ich mag dir deinen Idealismus nicht nehmen... aber ja, die Fähigkeit mit den "Händen zu reden" scheint sich nicht sehr großem Interesse zu erfreuen. Man meint, dass man dazu stets einen "Zusatz" braucht, damit es auch richtig wirkt.

Und nein- ich bin kein Vertreter, der in seinen Seminaren Handlungsanweisungen vermittelt.

Elisabeth
 

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