Hirndruck

Ist denn eine Hirntoddiagnostik schon angedacht bzw wird sie vielleicht schon durchgeführt? Falls ja finde ich es nicht gut hier in irgendeiner Art und Weise Hoffnung gemacht zu bekommen, ohne das dies von Relevanz wäre.
Falls du Zweifel an der Richtigkeit der Behandlung hast würde ich versuchen weiteren fachärztlichen Rat einzuholen. Ob dir die Erfahrungswerte der Einzelnen hier weiterhelfen wage ich zu bezweifeln. Die Verläufe dürften so unterschiedlich sein, dass es schwer ist hieraus Rückschlüsse zu ziehen. Zumal die Prognose nicht wirklich alleine an hand von Hirndruck und Dauer gestellt werden kann.
Letzlich wird es, selbst wenn hier im Forum eine gute Prognose oder noch Hoffnung attestiert wird an der Situation deines Kollegen bzw an der Behandlung durch die Ärzte nicht viel ändern. Wenn du die Möglichkeit hast dich mit einem entsprechenden Zentrum in Verbindung zu setzen, dann würde ich dies tun.

Versteh mich nicht falsch, ich bin mir durchaus bewusst wie schwer es sein kann die Hoffnungslosigkeit zu aktzeptieren. Insbesondere dann wenn man, wie du scheinbar, das Gefühl hat nichts tun zu können.
Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft!
 
Ich glaube wenn ich Squaws letztes Post richtig deute, .... ist ihr Kollege verstorben, bzw. die Entscheidung ist gefallen. :(

Squaw, ich sende dir ne virtuelle Umarmung und dir und der Fam. viel Kraft.
 
ja, Mona. Er ist tot. Er war ein toller,kluger und lieber Mensch und eine Kämpfernatur. Er hat selber sehr vielen Menschen geholfen, war freundlich, witzig und so, daß ich ihn niemals vergessen werde.Wir kannten uns viele Jahre und hatten uns versprochen, in so einem Fall füreinander zu sorgen. Und mich treibt es um, es nicht mehr geschafft zu haben, rechtzeitig bei ihm zu sein. ich hätte alles versucht, seine Interessen zu vertreten und die bewußte Zeitspanne, die jetzt wesentlich kürzer als früher zu sein scheint und die ich eben gerne von Euch hören möchte, zu verlängern. ich bin mir sicher, daß sie viel zu kurz war und daß er keine Chance bekommen hat. Und wenn sie jemand verdient hätte, dann er... . Hätte ich gewußt, daß das unlängst hier im Forum diskutierte Thema "Hirntod" mal direkt was mit mir und meinem Leben zu tun haben würde...Lt Familie ist ja sogar unklar, welche Ursache das Hirnödem hatte. War es die Hypoxie oder der Schlag durch den Unfall?
Ich weiß, Ihr werdet jetzt sagen, das hat doch keinen Sinn mehr, da in die Tiefe zu gehen, nachdem er tot ist. Aber seine Familie und ich werden das trotzdem tun. Für ihn.
Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr mir mit den durchschnittlichen Zeitspannen, die ihr so kennt, dabei helfen könntet
 
Es ist immer schwierig, den Tod zu akzeptieren. Er kommt nie zur rechten Zeit, schon gar nicht, wenn es ein lieber Mensch ist. Vielleicht gelingt es dir irgendwann den Tod als Gnade anzusehen. Ich glaube, dass dein Kollege net wollte, dass man ihn mit allen Mitteln am Leben erhält und er schlussendlich als Wachkomapat. überlebt hätte.

Elisabeth
 
Doch, Elisabeth. im Gegensatz zu mir wollte er alles ausschöpfen, was möglich ist. Er traute sich nämlich zu, mit so ziemlich allem fertigzuwerden... Das traute ich ihm übrigens auch zu bzw. ich wußte, dass er so war. Deshalb habe ich mich auch sofort auf den weiten Weg zu ihm machen wollen, als ich davon erfuhr. Und ich erfuhr von seinem Tod auf dem Weg zum Bahnhof- Autofahren und noch dazu so weit traute ich mir in meinem Zustand nicht zu...Aber auch da war es schon zu spät. Die Tragödie dauerte insgesamt eben nur 5 Tage... Die Patienten, die er und ich damals gemeinsam betreuten, hatten viel mehr Zeit. Und die hätte er auch haben wollen, da bin ich sicher.
Der Unfall spielte sich übrigens in Deiner Gegend ab...
 
Liebe Squaw, zunächst einmal mein Mitgefühl *drück*

Du schreibst, dass wenn einer eine Chance verdient gehabt hätte, dann Dein Kollege - ich glaube, verdient haben die alle Menschen.

Die Gedanken, dass Du vielleicht etwas hättest ändern können, scheinen Dich sehr zu quälen, das tut mir sehr leid für Dich :-(. Aber vielleicht stellst Du Dir mal ganz realistisch die Frage, was denn anders gewesen wäre, wärst Du vor Ort gewesen.
Ich denke, keiner kann Dir beantworten, ob er tatsächlich mit mehr Zeit noch eine "Chance" gehabt hätte, so schwierig es auch zu akzeptieren ist.
Auf unserer Neurochirurgischen Intensiv gibt es auch keine festen oder durchschnittlichen Zeiten was die Hirntoddiagnostik angeht, du weisst ja selbst, dass jeder Fall und jeder Patient unterschiedlich ist. Das ist sehr individuell.
Die Frage ist nun, was nützt es, wenn Du von einem Fall hörst, in dem der Patient mehr Zeit hatte - es wird dir in Deiner Trauer nicht helfen und den Angehörigen wohl auch nicht :-(
Ich hoffe, dass Du die Ruhe findest, Dich von Deinem Kollegen zu verabschieden, so schwer es auch sein mag :-(

Ich schicke Dir liebe Gedanken und eine dicke Umarmung!!!!
 
Ich danke Dir sehr für Deine Worte, littlesun!!!
Du hast recht, der Gedanke, mein Versprechen nicht eingehalten zu haben, quält mich sehr. Seine Familie wußte von unserem Abkommen, nur haben sie mich nicht gleich gefunden. Sie kannten mich nur mit Vornamen. Von Seiten der Familie werden mir nun Ungereimtheiten während seines ITS- Aufenthaltes geschildert, die ich nicht öffentlich äußern möchte. Jedenfalls hat er anfangs noch ziemlich gekämpft...Und eben das alles veranlasst mich dazu, Nachforschungen anzustellen. Seine Angehörigen haben sich in allem auch ziemlich überrumpelt gefühlt und waren gar nicht in der Lage, vernünftige Entscheidungen zu treffen. Und jetzt haben wir alle ein Sch... gefühl.Der nächste Schritt wird sein, die Unterlagen anzufordern. Das allerschlimmste für mich ist natürlich, daß ihm das alles nicht mehr helfen kann. Das tut einfach nur ganz fürchterlich weh...
 
ich hätte einige Fragen an die Fachleute unter Euch: Ab welchen Hirndrücken wird bei Euch eine Entlastungstrepanation ins Auge gefaßt??? Welche maximalen Drücke wurden bei Euch bereits überlebt?
Und : Nach meinem Wissensstand wird das ICP- Maximum 24 bis 96 h posttraumatisch erreicht. Gibt es da etwas Neues?
Ich danke im Voraus für Eure Hilfe!
 
"Ab welchen Hirndrücken wird bei Euch eine Entlastungstrepanation ins Auge gefaßt??? Welche maximalen Drücke wurden bei Euch bereits überlebt? "Gibt es keinen, der sich traut, seine Erfahrungswerte mitzuteilen? Hier wäre jetzt wirklich das Wissen unserer Profis auf dem Gebiet gefragt. Und nur die können diese Fragen beantworten.
Übrigens gerne auch als PN!
 
Was nutzen Erfahrungswerte? Was willst du damit anfangen? Eine Klage anstreben mit der Aussage, in Klinik XYZ würde aber anders gehandelt werden?

Elisabeth
 
Ich möchte lediglich mein eigenes Erfahrungswissen mit dem aktuellen abgleichen.
Wenn Du Dich etwas in rechtlichen Angelegenheiten auskennst, weißt Du sicherlich, daß Deine Vermutung niemals für eine Klage ausreichen würde. Das wäre auch gar nicht meine Sache. Außerdem blieben ja bei einer möglichen Antwort auf meine Frage die Kliniken, in denen u.U. anders gehandelt würde, anonym. Ich könnte also gar nichts mit diesen Fakten anfangen, selbst wenn ich wollte.
 
Warum quälst du dich so?

Elisabeth
 
Weil wir wissen wollen, ob alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Wenn er wirklich sterben mußte und keinerlei Chance hatte, weiß man das dann wenigstens.
Wenn mir keiner unserer Fachleute auf dem Gebiet helfen kann oder will, gehe ich einfach von meinem Fachwissen aus. Das ist nur leider nicht mehr ganz aktuell. Und im Internet findet man nur, wie es gehandhabt werden soll und nicht, wie es tatsächlich gehandhabt wird.
 
Welche Auskunft haben die Angehörigen bekommen- auch bezüglich des Outcomes als Apalliker? Gibt es jemanden, mit dem du deine Trauer über den Verlust eines nahen Bekannten sprechen kannst? Seelsorger o.ä.?

Zum Fachlichen: Leitlinien der DGN - Hirndruck . Hier wird nochmal deutlich, dass Therapieentscheidungen, welcher Art auch immer, net alleine aufgrund des Hirndruckes getroffen werden. Von daher dürfte es mehr als schwierig sein, hier eine fundierte Aussage bezüglich deines sehr konkreten Falles zu tätigen. Erafhrungswerte helfen dir da auch net weiter.

Warum forderst du die Angehörigen net auf mit dir zusammen zu einem Nachgespräch bei den behandelnden Ärzten zu gehen? Warum legt ihr die Krankenakten net einem Gutachter vor?

Elisabeth
 
Danke, aber die Leitlinien kenne ich. Es muß sich allerdings keiner dran halten, wie man weiß. Genau deshalb würden mir konkrete Zahlen doch weiterhelfen.
Die Unterlagen werden eingesehen, das ist schon anvisiert. Und meine Trauer bewältige ich am besten, indem ich etwas tue. Bin ja leider nicht ganz unerfahren darin... Aus meiner Sicht muß man sowieso alleine durch das tiefe Tal, alle Hilfsmittel betäuben nur kurz. Ich liefere mich dem voll aus und komme auch alleine wieder raus. Ist übrigens auch ein Erfahrungswissen...
 
inwieweit was hilfreiches dabei ist-?
Die DGN-Seite mit Hirndruck kennst, somit auch die weiter unten-?
Leitlinien der DGN - Schweres Schädel-Hirn-Trauma
Die Frage Hirndruck - hätte da schon Antwort - aber die hilft eigentlich auch nicht weiter
Hirndruck kann schon nach wenigen Stunden entstehen, Steigerungen sind aber auch bis zum 10.Tag möglich (Bonse, Neurologie)
hängt vom Alter und den Vorschädigungen ab, beim jungen ist i.d.R. noch keine Atrophie vorhanden, sprich Platzmangel wirkt sich wesentlich schneller aus.

Hirntodfeststellung.
Kratzt mich irgendwie, weil man ja als Erstversorger und in der Klinik dann engmaschig weiter diverse Tests macht die den Grad der jeweils aktuellen Hirnschädigung (aus welchem Grund auch immer) anzeigen. Die Glasgow Koma Skala, der Neurochirurg die WFNS (Komaeinteilung der Weltgemeinschaft der Neurochirurgen), die Überprüfung sämtlicher Hirnstammreflexe, die auch anzeigen inweit Hirndruck/ Einklemmungszeichen in welchem Ausmaß vorliegen
In der Klinik die Bildgebung, Dopplersonographie, EEG
alles zusammen - ergibt ein Bild, welches erste Prognosen erlaubt
weitere Veränderungen traten ein, es wurde Beatmung notwendig

Wieso der Hirndruck entsteht - ist das eigentlich wirklich so wichtig?
Es ist eine Folge des Traumas, möglicherweise auch hypoxisch bedingt (er wurde erfolgreich reanimiert), in Folge bedingt durch weitere Faktoren (ist ja in Elisabeths erstem Link schon drin), Fieber-?
Hmm, die frühzeitige Dekompressionskraniotomie - beim Schlaganfall ist es gesichert, dass sie, frühzeitig durchgeführt, ein besseres outcome zur Folge hat
inwieweit das übertragbar ist auf eine traumatische Hirnschädigung, ich weiß es nicht. Somit nutzt es eigentlich - auch nix.
Was tun wollen, irgendwas - nachvollziehbar - weil's Dich sonst verrückt macht, aber nach Gründen suchen wollen, Fehlern, macht's doch eigentlich nur noch schlimmer.
Ja, ich würd mir so eine Freundin auch wünschen, die meine Interessen vertritt, sollte es nötig werden.
Du hattest dazu keine Chance, nach dem was Du schreibst, das nagt.
Letztlich lastet damit aber auf Dir auch keine Verantwortung, da Du nichts entscheiden musstest
"...seine Angehörigen haben sich in allem auch ziemlich überrumpelt gefühlt und waren gar nicht in der Lage, vernünftige Entscheidungen zu treffen...."
sie (Mehrzahl) wurden vor Ort von den Behandelnden informiert und es wurde entsprechend damit umgegangen, auch wenn's nur wenige Tage waren
ich frag mich nur welche "vernünftigen" Entscheidungen sie zu treffen hatten, sie überfordert waren, welche Entscheidungen überhaupt durch Deine Anwesenheit anders ausgefallen wären. Möglicherweise - gar keine, da es auch nicht Dein Fachgebiet ist....?
:troesten:
 
Danke für das, was Du geschrieben hast, amezaliwa!!! Ich werde wissen, was war, wenn man die Dokumentation einsehen kann. Und Du kannst mir glauben: ich könnte am besten damit leben, wenn ich sehen würde, das es hat so sein müssen, wie es eben ausgegangen ist! Was die Angehörigengespräche anbetrifft, kann ich hier natürlich keine Detalis nennen, aber es gibt Ungereimtheiten. Und inwiefern die Angehörigen in einer solchen Situation überhaupt begreifen können, was man ihnen sagt, sei dahingestellt. Man kann auch nicht nur davon ausgehen, daß es in jedem Bereich und in jedem Fall korrekt und menschlich zugeht! Man wünscht es sich schon.... Aber das werdet Ihr ja selber am besten wissen!
In meinem Beisein wären bestimmte Dinge nicht vorgekommen, denn ich hätte gewußt, worauf es ankommt und aufgepaßt wie ein Luchs- schließlich habe ich die Fachausbildung und viele Jahre Berufserfahrung im Intensivbereich! Übrigens- beides hatte er auch. Nicht ganz so viele wie ich, aber immerhin...
Es kann natürlich auch sein, das auch mit mir an seiner Seite alles genau so abgelaufen wäre, wie es abgelaufen ist. Es kann, muß aber nicht...
Und das muß ich wissen.
 
Habe gerade alle Eure Beiträge noch einmal gelesen und dabei gesehen, daß die Antwort auf meine (ungestellte) Frage mit dabei war. Ganz herzlichen Dank, Ihr habt mir sehr weitergeholfen!!!!
 
Für alle die, die sich dafür interessieren und die englisch können: die ersten Ergebnisse der AWARE- Studie sickern durch! Die hat sehr direkt mit dem Hirntod zu tun und scheint Ende 2012 Faszinierendes erstmals wissenschaftlich beweisen zu können!

Die AWARE Studie wird vom angloamerikanischen Pulmologe Sam Parnia geleitet. Ziel der Forschungsgruppe ist es, genaue Informationen über die Häufigkeit und Art von Nahtoderfahrungen zu bekommen. Dabei werden weltweit in über 20 Kliniken Reanimierte zu ihren Erlebnissen bzw. Wahrnehmungen während der Rea befragt.
 
Jetzt wird es echt crazy. Ich hab schon überlegt, wo hier die Reise wohl hingeht. Nun ist die Katze aus dem Sack. Ärgern tu ich mich nur, dass ich auf den Inhalt des Threads reingefallen bin.

Elisabeth