Ich versuche zunächst einmal die Sicht des Heimleiters, Geschäftsführes oder Inhabers nachzuempfinden. In erster Linie ist er wohl an einem Pflegedienstleiter interessiert, der mit den erforderlichen Kompetenzen ausgestattet ist. Und jeder Heimleiter hat wohl seine konkrete Vorstellung davon, was unter
Kompetenz zu verstehen ist. Dann hängt es sicher noch davon ab, ob die Heimleitung bzw. Trägerschaft einen internen Mitarbeiter auf die "Schulbank" geschickt und die Kosten der Weiterbildung übernommen hat. In diesem Fall würde sie wohl dem internen Mitarbeiter den Vorzug geben.
Nun das Ganze aus der Sicht des (angehenden) Pflegedienstleiters:
Naturgemäß gestaltet es sich schwierig, in einer fremden Einrichtung eine solche Position zu erhalten, wenn man diesbezüglich keine Erfahrungen (in leitender Position) vorzuweisen hat. Das Dilemma ist ja oft: Es werden erfahrene PDL's gesucht, aber nur wenige bekommen die Chance, Erfahrung zu sammeln.
Aus dieser Sicht wäre es taktisch klug, wenigstens als stellvertretende PDL in der alten Arbeitsstelle tätig zu sein und erst später in eine andere Einrichtung zu wechseln. Das Risiko zu scheitern, ist in der vertrauten Umgebung geringer. Allerdings könnte es in der bekannten Einrichtung zum Problem werden, von langjährigen Berufskollegen in der neuen Rolle als "Chef" respektiert zu werden. Die dafür nötige Distanze ist praktisch schwer durchsetzbar. Aber auch hier gilt: Kompetentes Auftreten ist die beste Empfehlung, um sich den nötigen Respekt zu verschaffen. Man kann ja trotzdem beim "du" bleiben.
Für deinen beruflichen Entwicklungsweg wäre ein neues Arbeitsfeld allerdings im hohen Grade Impuls gebend. Bei "Null" anfangen hat ja nicht nur Nachteile. Jeder Mensch macht wohl mal Fehler und lernt daraus. Der neue Arbeitgeber und die neue Belegschaft nehmen dann nur die
Resultate des Lernprozesses wahr und somit erscheinst du in einem besseren Licht. Das wiederum gibt dir mehr Selbstvertrauen.
Aus Sicht der Mitarbeiter lässt sich folgende Überlegung anstellen: Bist du in deinem vertrauten Kollegenkreis hoch angesehen, wirst du keine Akzeptanzprobleme haben. Deren Gedanken gehen sicher in die Richtung: > Hier wurde uns keine "unbekannte Größe" vor die Nase gesetzt. Wir können damit sicher umgehen. <
Unser Pflegedienstleiter zum Beispiel begann als Altenpflegeschüler vor 10 Jahren in unserer Einrichtung (ich selbst bin dort erst 7 Jahre tätig), hat sich dann (3 Jahre nach AP-Examen) zum WBL hochgearbeitet, war dann auch Qualitätsbeauftragter und ist nun Pflegedienstleiter. Neu hinzugekommene Kollegen siezen ihn, aber wir älteren sind beim vertrauten "du" geblieben ohne das dabei der nötige Respekt auf der Strecke bleibt.
Im negativen Fall, wenn du in deiner Einrichtung mit Kollegen nicht gut harmonierst, musst du schon viel Charakterstärke und Durchsetzungsvermögen zeigen, um deiner neuen Rolle gerecht zu werden, ohne dass du in schlaflosen Nächten über Alternativen grübelst. Vertraue da deiner Intuition. Was sagt dir dein Gefühl?