Entlassung, aber wohin?

grobi1309

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GuK, LRA
Akt. Einsatzbereich
Allgemeinpsychiatrie / Wundmanagement
Funktion
Wundexperte (ICW) / Praxisanleiter
Ich würde gerne mal wissen, ob noch jemand Erfahrungen oder vielleicht Tipps für mich/uns hat.

Folgende Situation:
34jähriger Patient mit einer chronischen Schizophrenie immer wieder mit Fremdaggressionen und Verweigerung der Medikamente. Dieser Patient war Anfang des Jahres lange bei uns auf Station, bis wir endlich ein (geschlossenes) Heim gefunden haben, dass ihn nimmt.

Nun hat selbst dieses Heim (wovon wir überzeugt waren, dass sie mit "schwierigen Bewohnern" umgehen können) ihn wieder eingewiesen und weigern sich den Patienten wieder aufzunehmen. Grund waren mehrere fremdaggressive Handlungen.

Wohin kann man "solche" Patienten noch entlassen ? Oder muss tatsächlich erst was passieren, damit er in den MRV wandert ? Wir sind leider momentan recht hilflos, aber vielleicht hat ja jemand von euch eine Idee :gruebel:
 
Puh, das ist dann schwierig.
Ich denke mal er hat auch einen Betreuer oder? Was meint er dazu?
Gibt es kein weiteres Heim was zu ihm passen würde?
 
Einen Betreuer hat er natürlich, der 12monats Beschluß ist auch durch. Alle weiteren heime in der "Nähe" (~100km) lehnen ihn von vornherein ab oder haben ihn abgelehnt, als sie mit ihm gesprochen haben.
 
Ops...das ist heftig wenn der Umkreis schon 100 Km beträgt und alle abwimmeln.
Gibt es keine Einrichtung die so jemanden nehmen müssen? Man kann wirklich schlecht warten bis es knallt und er den §63 bekommt nur das er im MRV landet.
Das ist schwierig...:gruebel:
 
Hallo grobi,

in welchen Bundesland bzw Bezirk sucht ihr denn eine passende Einrichtung??

Lg Flowerpower
 
Innerhalb von Niedersachsen, Großraum Göttingen/Hannover/Braunschweig.

Ein Heim, dass ihn nehmen muss gibt es nicht, unsere Sozialarbeiterin hat da schon tagelang nachgeforscht. Unsere Ärzte wollten sich nochmal in anderen Krankenhäusern umhören, ob die ähnliche erfahrungen haben, vielleicht kommt da ja was bei raus :gruebel:
 
Hi,

Absolut schwierige Situation. Geschlossene Heime sind rar gesät und die Wartezeiten meist sehr lang. Bei uns im Heimbereich sind es eher Monate/Jahre als Wochen.
Unser Heim hat denn Vorteil das die im Rahmen einer Krisenintervention die Bewohner spontan auf eine Akut-Station verlegen können. Von daher gibt es das "Wir nehmen den nicht wieder" nicht.

Was sagt den der Betreuer? Wie lange läuft den noch die Kostenzusage?

HTH, Strike
 
Sorry, muss vorausschicken, dass ich mich absolut nicht mit deutschen Psychiatrie-Gepflogenheiten, weder juristisch noch strukturell, auskenne !

Was genau versteht ihr uter einem " Heim " ?

Warum kann der Patient bei einer bekannten chronischen Schizophrenie mit schlechter compliance und nachgewiesenem, häufig auftretendem aggressiven Verhalten nicht längerfristig in "der" Psychiatrie selbst untergebracht
werden ( wenn auch nicht gleich MRV) ?

Warum muss er unbedingt in ein Heim verlegt werden ?
 
@Strike_Back:
Einen angeschlossenen Heimbereich haben wir nicht und andere Heimbereiche, die an eine Klinik angeschlossen sind, nehmen ihn nciht.

@Tante Doll:
Heim = Pflegeheim (halt nicht für "alte Bewohner" sondern für pschisch Kranke

Er kann nicht in der Psychiatrie (=Klinik) selbst bleiben, weil wir keinen Behandlungsauftrag haben. Wir "verwahren" ihn momenatn nur, bis wir ein Plätzchen im Pflegeheim bekommen.
 
Hei grobi,

dass " Ihr " keinen Behandlungsauftrag habt, konnte ich bereits der von Dir geschilderten Sachlage entnehmen.
Meine Frage zielte eher auf das " Warum " ab, da ja dieser Klient doch offensichtlich die Indikation für eine Unterbringung in der Psychiatrie erfüllt !

Oder doch nicht ???
 
kein Behandlungsauftrag = keine Kostenübernahme durch Krankenkasse

Er kann ja schlecht sein Leben lang in der Psychiatrie bleiben.
 
Hi, ich hab mal bei unserem Sozialdienst nachgefragt wie die das handhaben würden:

- Zur Rückverlegung in das alte Heim: Ein Heimplatz kann nicht einfach so gekündigt werden ohne das der Bewohner einen neuen Heimplatz hat.
- gibt es in NDS geschlossene Heime mit Aufnahmepflicht? In manchen Bundesländer gibt es die und die können einen Pat. nicht einfach ablehnen.
- Betreuer, u.U. auch die Krankenkasse mit in die Heimsuche einbeziehen.
- Evtl. Verlegung in ein anderes Bundesland in Betracht ziehen.
- Den Pat. in einen Pflegefall umwandeln und auf Station behalten.

HTH, Strike
 
Ja, das Problem kenne ich aus eigener Erfahrung nur allzu gut von der eigenen Arbeit, schwer vermittelbare Patienten landeten dann meistens in den klinikinternen Heimstationen (Psychiatrische WH) auf dem Gelände. Die letzten Jahre hatten wir das Problem mit jungen Borderlinern und Alkoholikern, die nach jahrelanger Jugendpsychiatrischer Zeit dank der Altersgrenze bei uns landeten und leider nur wenig therapiefähig waren, nach mehreren Versuchen sie an verschiedene RPKs zu vermitteln wurde ein geschlossener Heimbereich für junge Menschen entworfen, quasi als Notlösung, jetzt kommen die Patienten/Bewohner bei akuten suizidalen Krisen oder Entweichung für 1-2 d auf meine, bzw die Suchtstation.
Ob das eine Lösung ist, mag ich bezweifeln, aber da viele externe Einrichtungen nicht mit diesen Klientel zurecht kommen, ist es nun mal die traurige Wahrheit
 

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