Dumpinglöhne!

Hallo Blauwolf,
die bezahlung der KK orientiert sich am Punktwert der Pflegedienste.
Dieser Punktwert wird anhand von Qualitätsrichtlinien ermittelt, z.B. Verhältniss examiniertes und nicht examiniertes Personal. Bei den Leistungskomplexen stehen immer Punktwerte.
Z.B. LK 2 200 Punkte = 200 x Punktwert des Pflegedienstes (z.B. 0,04) = 8 Euro für eine kleine Grundpflege... (also 8 Euro für 15 min Arbeit)
Bei Behandlungspflege giebt es häufig Festpreise, z.B. Behandlung von einem Dekubitus Grad 2 = rund 7,50 Euro
Diese Werte sind von KK zu KK unterschiedlich. Wie nun genau der Punktwert ermittelt wird kann ich dir nicht sagen, aber es gibt Listen der Pflegedienste, wo Punktwerte notiert sind und man sich so mit den anderen vergleichen kann.
Ein hoher Punktwert ist nicht immer nur gut. Angehörige müssen ja auch häufig einen Teil der Kosten selber tragen, wenn der Punktwert hoch ist, schlägt sich das auch auf diesen Teil wieder und die Angehörigen meckern, dass man so teuer ist...

So, ich hoffe es beantwortet deine Frage zum Teil...

Lg Ping
 
Hallo, vielen Dank für die Infos, das beantwortet meine Fragen erstmal zum Teil. Wenn es also keine einheitlichen Beträge bei den KK gibt, kann ich mir also durchaus vorstellen, dass die Bezahlung der erbrachten Leistungen dann auch krass schwankt, so daß sich daraus die zum überwiegenden Teil "riesigen" Dumpinglöhne im Osten Deutschlands erklären lassen und natürlich auch, dass man als Angestellte auch die Kosten für das Büro etc. erarbeiten muß. Wenn ich mir das mal so durch den Kopf gehen lasse: ich habe im Durchschnitt 30 Pat. pro Schicht (ca. 6,5 Std.) zu versorgen, überwiegend Behandlungspflegen, dann kommt noch die Anfahrtspauschale dazu - ich denke, daß ich meiner Firma also ca. zwischen 250 und 400 Euro pro Schicht einfahre - davon erhalte ich, die ja die Leistung erwirtschaftet noch nicht mal 70 Euro brutto.8O :angry: Auch wenn es nur eine sog. Milchmädchenrechnung ist, bin doch etwas entsetzt.
Ich habe schon versucht hier in Berlin freiberuflich zu arbeiten, aber das ist total unmöglich, keine Firma ist daran interessiert. Nun frage ich mich natürlich, warum. Ein denkbarer Grund wäre, dass man als Freiberufler relativ unabhängig und eigenverantwortlich arbeitet, daran scheinen die Firmen nicht interessiert zu sein, denn man könnte sich ja die "besseren" Auftraggeber aussuchen und man kann nicht gegängelt werden etc.
Gruß blauwolf
 
Hier in NRW gibt es keine Anfahrtspauschale bei Behandlungspflegen. LK1 bringt ca. 8,50 Euro. LK 2 irgendwas in die 11 euro. LK 3 weiß ich gerade nicht.
 
ping schrieb:
Hallo Blauwolf,
die bezahlung der KK orientiert sich am Punktwert der Pflegedienste.
Dieser Punktwert wird anhand von Qualitätsrichtlinien ermittelt, z.B. Verhältniss examiniertes und nicht examiniertes Personal. Bei den Leistungskomplexen stehen immer Punktwerte.
Z.B. LK 2 200 Punkte = 200 x Punktwert des Pflegedienstes (z.B. 0,04) = 8 Euro für eine kleine Grundpflege... (also 8 Euro für 15 min Arbeit)
Bei Behandlungspflege giebt es häufig Festpreise, z.B. Behandlung von einem Dekubitus Grad 2 = rund 7,50 Euro
Diese Werte sind von KK zu KK unterschiedlich. Wie nun genau der Punktwert ermittelt wird kann ich dir nicht sagen, aber es gibt Listen der Pflegedienste, wo Punktwerte notiert sind und man sich so mit den anderen vergleichen kann.
Ein hoher Punktwert ist nicht immer nur gut. Angehörige müssen ja auch häufig einen Teil der Kosten selber tragen, wenn der Punktwert hoch ist, schlägt sich das auch auf diesen Teil wieder und die Angehörigen meckern, dass man so teuer ist...

So, ich hoffe es beantwortet deine Frage zum Teil...

Lg Ping



Hallo

in Hessen sind diese Punktwerte von den Kassen vorgegeben.
Teilst du diese Punkte durch 10 hast du anhaltsmäßig die Zeit die du für die Ausübung der Tätigkeit zur Verfügung hast.
Die Punkte haben nichts mit der qualifikation des Personals zu tun!
Vorgeschrieben ist welche Tätigkeiten von welchen Pflegekräften durchgeführt werden darf. Es ist genau vorgegeben ob Examinierte, Einjährige oder Helfer eingesetzt werden dürfen.
Die Kassen zahlen alle den gleichen Betrag.
Unterschiedlich sind die Honorare, jenach dem, welchem Berufverband der Pflegedienst angehört, oder ob er mit der Kasse Einzelverträge hat. Denn die Berufsverbände handeln mit den Kassen die Honorare aus.
Die Anfahrtspauschale in Hessen beträgt 4,46 Euro pro Kunde, an Samstagen/Sonn u. Feiertagen das doppelte. In Verbindung mit SGB V werden die Anfahrtspauschalen halbiert.

Grüße
 
Nun, nach diesen Gesichtspunkten habe ich mir mal die Punkteliste meiner Firma durchgesehen - gilt anscheinend nur für SGB XI?! und habe mit Erschrecken festgestellt, dass meine Firma nur die Hälfte der Zeiten ansetzt: So muß ich eine Pat. in 5 min im Bett anziehen und in den Rollstuhl setzen (schlaganfall-PaT) - nach dem Punktesystem hätte ich hier mind. 10 min und da ist noch kein Ankleiden mitdrin. Bei einer anderen Pat. muß ich abends eine sog. 7b vornehmen incl. Einreibungen etc. in 10 min wobei noch Hilfestellung beim Gang ins Bad und zum WC erforderlich ist - nach dem Punktesystem hätte ich hier 20 min!
Wie ist das nun mit den Zeiten bei SGB V? 5 min für eine Insulinspritze incl. umfangreiche Doku, na gut, das läßt sich schaffen. Aber 5 min für BZ, Ins. und Med incl. Doku? Gibt es hier auch irgendwelche Richtlinien?
Danke und Gruß blauwolf
 
Meines Wissens gilt die Punktewertung nur für SGB XI.
Einen Apoplex-Patienten innerhalb von 5 Minuten komplett anziehen und in den Rollstuhl setzen halte ich für eine absolute Unverschämtheit dem Patienten gegenüber. In so kurzer Zeit kann man nicht vernünftig arbeiten und auf den Patienten eingehen.

Behandlungspflegen im 5 Minuten Takt empfinde ich auch als schrecklich. Müssen umfangreiche Medis gestellt werden reicht die Zeit niemals. Auf den Patienten eingehen ist nahezu unmöglich. Ebenso, wenn mehrere Behandlungspflegen bei einem Patienten angesagt sind.

Hier in NRW ist es so, dass man unabhängig von der Anzahl der Behandlungspflegen einen festen Betrag der entsprechenden Stufe bezahlt bekommt. Wenn nur Behandlungspflegen deer Stufe 1 (ca. 8,xxEuro) wird 1x Stufe 1 bezahlt, egal wieviel Arbeit man hat. Sind die verordneten behandlungspflegen als Mischmasch in Stufe 1 und 2 angeordnet, wird nur 1x Stufe 2 (11,xx Euro) gezahlt.

Mit anderen Worten: Hier ist man gestraft, wenn man mehrere Behandlungspflegen machen muß.

Anfahrtkosten sind in den Beträgen übrigens schon enthalten, können nicht zusätzlich berechnet werden.

Hier zwingt also die grottenschlechte Bezahlung zu enormen Arbeitstempo um überhaupt kostendeckend arbeiten zu können.
 
griesuh schrieb:
in Hessen sind diese Punktwerte von den Kassen vorgegeben.
Teilst du diese Punkte durch 10 hast du anhaltsmäßig die Zeit die du für die Ausübung der Tätigkeit zur Verfügung hast.
Die Punkte haben nichts mit der qualifikation des Personals zu tun!

Hallo,
diese Punkte 150, 200 oder 450 Punkte sind von den Kassen vorgegeben, das ist richtig. Aber der Punktwert, der mit den Punkten multipliziert wird, wird extra ermittelt. Ein z.B. zertifizierter Pflegedienst bekommt für einen LK mehr als ein kleiner junger...

@blauwolf: diese punkte gelten als Richtlinie für die Zeiten. Das Pflegedienste versuchen, diese zu unterschreiten ist leider nicht selten. 10 Minuten für eine kleine GP z.B. Das resultiert aber mehr aus dem Grund, das der PD die Kasse klingeln hören möchte. Wenn du in der selben Zeit, die du eigentlich für einen Pat. brauchst, zwei versorgen kannst, ist es für den PD natürlich gewinnbringender...

Lg Ping
 
ping schrieb:
Hallo,
diese Punkte 150, 200 oder 450 Punkte sind von den Kassen vorgegeben, das ist richtig. Aber der Punktwert, der mit den Punkten multipliziert wird, wird extra ermittelt. Ein z.B. zertifizierter Pflegedienst bekommt für einen LK mehr als ein kleiner junger...


Lg Ping
22.5.2006
Hallo,
Die Punkte der LK haben auch nichts mit einer Zertifizierung am Hut.
Die Punktewerte, werden zur Ermittlung der Vergütung der einzlenen LK benötigt.
Laut Vergütungsvereinbarung erhält ein Pflegedienst ob Groß ob klein, ob Zertizifiert oder nicht ob 10 oder 2 Examinierte Pflegekräfte, ob auf dem Land oder in der Großstadt, je nach Vergütungsvereinbarung, z. B. 0,0452 Euro je Punkt. ( kann auch mehr oder weniger sein, je nach Vergütungsverträgen, also dem richtigen Berufsverband beitreten)
Mulitiplizierst du den Betrag mit dem Punktwert, kommst du auf das Honorar das die Pflegekasse für diese Leistung zahlt. Der Punktwert der LK ist Landesweit immer gleich.
Nur die Honoarwerte 0.0... Euro unterscheiden sich von Vertrag zu Vertrag. Auch die haben nichts mit den oben genannten Punkten zu tun.
Beispiel: LK 5 Umfangreiche Hilfe bei Ausscheidungen = 150 Punkte ( ca. 15 Min Pflegezeit). 150 x 0,0452€ = 6,78 Euro Vergütung von der Pflegekasse für diese Leistung. Hat ein PD oder dessen Berufsverband andere Vergütungen vereinbart, ändert sich das Honorar dem entsprechend.
So einfach ist das.
Die Angaben beziehen sich immer auf Hessen.
Andere Länder, andere Sitten :anmachen:

grüße
von Griesuh
Inhaber u. PDL, ambulanter Dienst.
 
hallo griesuh,

ich bin durchaus lernfähig, kann nur von dem ausgehen, was mir bisher gesagt wurde.
wäre möglich, dass hamburg und hessen sich in diesem punkt unterscheiden, glaube aber nicht.

habe vermittelt bekommen, dass der punktwert an qualitätsmerkmalen eines PD ermittelt werden. ich werde das mal nachlesen, um mich da mal schlauer zu machen und werde dann, demjenigen, von dem ich meinen bisherigen stand habe auf den laufenden bringen...

kannst du mir einen link empfehlen, der mir da helfen kann?

gruß,
ping,
junge lernwillige pdl eines kleinen PD
 
Hallo ping,
diese Werte stehen in den Vergütungsvereinbarungen und den Versorgungsverträgen die jeder Pflegedienst, der eine Zulassung n. SGB XI und / oder SGB V hat, von den Pflege - u. Krankenkassen erhalten und mit diesen abgeschlossen hat.
Gehörst du einem Berufsverband an? Wenn ja gibt dir der Berufsverband ausführliche Infos und bringt eure Verträge u. Vergütungsvereinbarungen auf den neusten Stand.
Also auch "dein" Pflegedienst müsste ihrgendwo diese Verträge haben.
Dort stehen die Angaben bezogen auf "deinen" Pflegedienst.
Wenn nicht, kannst du die Unterlagen für deinen Pflegedienst bei der AOK Zulassungsstelle, Abt. Vertragsmanagement für Hamburg anfordern.
Glaube mir, jedes Bundesland hat andere Verträge u. andere Vergütungsvereinbarungen. Deshalb kann ich hier immer nur für Hessen sprechen.
Selbst die LK von SGB XI und die SGB V Leistugsbeschreibungen unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland.
Deshalb ist es hier schwierig eine einheitlich zutreffende Aussage zu geben.

Grüße Griesuh
Inhaber und PDL eines ambul. Pflegedienstes.
 
ok, ich werde mal reinschauen. die verträge kann ich jederzeit einsehen. wird zeit, dass ich mich damit befasse. jetzt habe ich auch zeit dafür, haben heute eine qualitätsprüfung gehabt und bestanden - puh - :razz1:

danke,
lg ping
 
für mich ist das auch so ein Gehalt, was man bei uns in der Gegend so verdient... Kenne KEINEN EINZIGEN PD, der mehr als 1300 brutto zahlt...

Greetings, Morningstar

Ehrlich? Mir gefällt so manches in unserem Pflegedienst nicht, aber das was ich hier so lese, nicht nur das Gehalt, sondern auch andere Kriterien, dann sollte ich doch eigentlich sehr froh über meine Tätigkeit sein. Ich arbeite bei einem priv. Pflegedienst in Berlin, verdiene bei 30h/Woche 1570€ brutto, bekomme einen Dienstwagen gestellt und arbeite nur im Frühdienst(wegen meines Kindes). Habe ausreichend frei und bei uns gibt es keine Doppeldienste. Na dann sollte ich meinen Chef wohl mal loben.
 
Hallo!! Ich arbeite seit ca.6,5 Jahren bei einem PD. Was ich nicht verstehen, 30 patienten an einem Tag in einer Schicht???? Kann ich gar nicht glauben. Wie geht das???
 
Hallo knuri, wie das geht? im 5 Minuten-Takt, 5min pro Pat. und 5 Fahrzeit, und dann gab es noch so nette KollegInnen, die meinten sie schaffen es auch in 2 Minuten. ein Grauen, wenn ich daran denke, alles im Dauerlauf, da biste nach einer Schicht so fertig, dass keine Kraft mehr für andere Dinge bleibt und ich hatte noch einen krebskranken Mann zu Hause. Nun, inzwischen ist er verstorben, ich habe den Pflegedienst gewechselt und arbeite jetzt in einem guten Team mit guten Konditionen.
gruss blauwolf
 
Hallöle.....

mein Lohn ist für die Arbeit echt ein Witz, über den ich nicht sonderlich lachen kann.
Privater Pflegedienst, keine Zusclhäge an WE, Feiertagen oder im Schichtdienst.
Dafür arbeite ich mit meiner 130 STd. Stelle wie eine Vollzeitkraft,mache jeden Monat ca. 30 Überstd. und bekomme nach 2 1/2 Jahren immer noch keinen Vollzeitjob bei uns.
Wie gerecht ist das bitte ??? :knockin:
 
@blauwolf
Blieb da überhaupt noch Zeit für Gespräche oder eine Guten Tag und Auf Wiedersehen??
Das sind bzw.waren ja keine guten Arbeitsbedingungen.


LG Knuri
 
Hallo knuri, Gespräche, Zuwendung - das zählt bei solchen Pflegedienste nicht, denn hier geht es ums Geld und dass die Buchführung und doku stimmen. Es ist armselig, wenn ein Pflegedienst nicht mal ein knappes Gespräch bereit hält, denn für eine riesige Anzahl an Bürgern sind wir die einzigen Kontaktpersonen, wieviele haben ich weinen gesehen und konnte kein tröstendes Wort sagen, geschweige denn nach ihren Befindlichkeiten mich erkundigen. Ich habe mich über lange Zeit mehr als scheußlich gefühlt. Meinen Kollegen hatten bei Zusprachekommen dieser Problematik nur ein lockeres Schultern-hochziehen.
Ich weiß nicht, was man tun kann, um die Situation in solchen "Vereinen" zu verbessern. Mehr an die Öffentlichkeit, aber wie ohne den eigenen Arbeitsplatz zu gefährden? wie die Öffentlichkeit zu Protesten aufrufen?
Wie vor solchen Pflegediensten warnen und vor allem, wie die Pat. von solchen Pflegediensten abwerben?
gruss blauwolf