Desinfektion von zentralen Zugängen

Caro1688

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Bodensee
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Gesundheits-& Kinderkrankenpflegerin
Akt. Einsatzbereich
Neonatologie
Hallo,
ich hab mal eine Frage, wie ihr bei euch mit NAK/NVK und zentralen Kathetern allgemein umgeht. Wie läuft bei euch das Umhängen der Infusionen am Katheter?
Wir desinfizieren die Stellen wo diskonektiert wird und das Ende der neuen Infusionsleitung mit Cutasept F, lassen einwirken, diskonektieren mit sterilen Handschuhen und hängen die neue Infusion an.

Jetzt bin ich im Internet zufällig auf einen Beitrag gestoßen, worin das hier steht: ,,Ein Besprühen des Infusionssystems mit z.B. Cutasept® kann zu Haarrissen führen :( Verboten lt. Hersteller)"
Auf der Herstellerseite von Bode steht aber nichts explizit für oder gegen das Besprühen von Infusionssystemen. Die reden halt nur von Hautdesinfektion.
Ich kann aus der Praxis allerdings nicht sagen, das wir je (sichtbare) Haarrisse hatten oder undichte Infusionssysteme...

Was macht ihr und was habt ihr für Erfahrungen?
Liebe Grüße
 
Wie wär's wenn ihr den Hersteller mal anschreibt?
 
Bode ist hier net zuständig sondern der Hersteller der Venenkatheter u.ä., den Wegehähnen und den Infusions- und Perfusorleitungen.

Schau dir hier den Beipackzettel an. Außerdem müsste der Vertreter der Firmen Auskunft geben können.

Elisabeth
 
Ok, danke für eure Antworten!
Wie macht ihr das denn bei euch in den Kliniken?
 
Nicht desinfizieren, wegen der Haarrisse, ganz so wie es der Hersteller vorgibt.
 
Ich muss mich mal hier anhängen. Ich bin auf einer peripheren Station unterwegs, also eher viele BRaunulen als ZVK.
Gerade ganz aktuell besteht bei uns die Anweisung, dass sowohl beim Umhängen als auch Abstöpseln mit Mandrins der Braunulenkonus sowie die Infusionsleitung desinfiziert werden MUSS. Das RKI hätte diese Empfehlung herausgegeben.
Vielleicht bin ich ja zu dämlich, aber ich kann dazu nichts auf der RKI-Seite finden.

Weiß jemand was dazu?
 
Bei uns werden weder zentrale Zugänge (venös/arteriell) noch normale Flexülen beim Infusionswechsel oder bei Infusionsende in Sprühdesinfektion gebadet.
1.) Werden die Infusionssysteme,wie vom Hersteller angegeben,bis zu 24h genutzt,d.h. man steckt nur die Infusion um und beläßt den Rest.
2.) Könnte durch die Sprühdesinfektion das Desinfektionsmittel venös oder arteriell in die Blutbahn gelangen,was zu Entzündungen oder gar Nekrosen der Gefäßwände führen kann.
3.) Benutzen Hygiene(fach)kräfte gerne die RKI-Empfehlungen zu den unmöglichsten "Eigenbauvorschriften",um ihren eigenen Stand im Unternehmen zu rechtfertigen. (Ist jetzt bitterböse geschrieben,aber wenigstens auf unsere trifft das voll zu :mrgreen:)
Diese RKI-Empfehlungen haben keinerlei bindenden Charakter,jedoch sind diese Publikationen ein Muss für diese Einrichtung,da das Robert-Koch-Institut zu Berlin zu 80% vom Bund und zu 20% vom Land Berlin betrieben und finanziert wird und dort Forschungsaufträge in Millionenhöhe von Wissenschaftlern mit Millionengehältern ausgeführt und teilweise nie zuende gebracht werden.
Um nur ein Beispiel zu nennen : die Schweinegrippe. Dem Bund wurde vom RKI empfohlen,soundsoviele Impfdosen zur flächendeckenden Impfung der Bevölkerung zu kaufen,da das RKI mit einer Pandemie rechnete. Am Ende ließen sich nicht mal die Hälfte der Bevölkerung impfen und der Bund war zu blöd,im Vertrag mit den Pharmaunternehmen eine Rücknahmeklausel zu vereinbaren,weil eben das RKI das Pandemieszenario an die Wand malte.
Und nu ? Millionen an Euro's sind futsch,weil Millionen Impfdosen eben nicht zurückgenommen wurden und vernichtet werden mußten.
Soviel zu RKI-Empfehlungen :knockin:.
 
Gerade ganz aktuell besteht bei uns die Anweisung, dass sowohl beim Umhängen als auch Abstöpseln mit Mandrins der Braunulenkonus sowie die Infusionsleitung desinfiziert werden MUSS. Das RKI hätte diese Empfehlung herausgegeben.
Vielleicht bin ich ja zu dämlich, aber ich kann dazu nichts auf der RKI-Seite finden.

In den Empfehlungen bzgl. Gefäßkatheter-induzierter Infektionen von 2002 (und aktuellere gibt's nicht zu dem Thema) wird von der Desinfiziererei abgeraten. Ganz aktuell sind die Empfehlung bzgl. Punktionen (Stand Sept. 2011), aber da sind Infusionssysteme kein Thema.
http://www.rki.de/cln_011/nn_226778...ne/Kommission/kommission__node.html__nnn=true

Die Begründung der Anweisung würde mich also auch interessieren (davon abgesehen muss ich mich an den Standard meines AG halten, ob der sich mit den Empfehlungen deckt oder nicht).

@ZNA-Öse: Mit der Schweinegrippe hatte das RKI recht - das war eine Pandemie. Bei dieser Definition geht es ausschließlich um die Verbreitung der Krankheit, nicht darum, wie viele Todesopfer sie fordert. Tote in rauhen Mengen wurden meines Wissens auch nicht vom RKI befürchtet. Dem ging es auch darum, den wirtschaftlichen Schaden zu minimieren, der eingetreten wäre, wenn halb Deutschland gleichzeitig wochenlang der Arbeit fernbleiben muss.
 
Was macht ihr und was habt ihr für Erfahrungen?
Liebe Grüße


Unsere Hygieneabteilung hat die Hersteller angeschrieben und um Stellungnahme zu unseren vorhandenen Hautdesinfektionsmitteln in Bezug auf "Katheterpflege" gebeten. In der Auflistung war nur Octenisept von allen als unbedenklich gegenüber den Kunststoffen ausgewiesen worden.
Also bei uns gibts nur Octenisept und wir haben noch nie Probleme gehabt.
 
Wichtig im Umgang mit allen Systemen die an zentralen oder peripheren Kathetern hänge ist, an erster Stelle die Diskonnektion und Konnektion auf die Notwendigen zu begrenzen. Sind sie unumgänglich muss der Durchführende vorher eine hygienische Händedesinfektion durchführen.

By the way: in den Bundesländern (z. B. Bayern, Ba-Wü ....) in denen eine entsprechende Hygieneverordnung existiert sind die RKI-Empfehlungen durchaus bindend. Es versteckt sich dort niemand hinter diesen und seit Mitte 2011 sind die Empfehlungen durch die Änderungen im Infektionsschutzgesetz bald auch in den übrigen Pflicht.... also nicht leichtfertig solche Behauptungen von sich geben!

Matras
 
Wir haben die Konnektionsstelle immer mit einem sterilen Tupfer+ Pehahaft zur Fixierung umwickelt. Wird umgehängt, betupfen wir die Stelle vor und nach der (Dis-)konnektion mit einem Isozid-feuchtem Tupfer und dann wird wieder mit neuem trockenem Tupfer umwickelt. Und das ganze natürlich mit sterilen Handschuhen.

Aber das A und O ist wie hier schon jemand schrieb die Vermeidung jeder unnötigen Diskonnektion.
 
Wir haben die Konnektionsstelle immer mit einem sterilen Tupfer+ Pehahaft zur Fixierung umwickelt. Wird umgehängt, betupfen wir die Stelle vor und nach der (Dis-)konnektion mit einem Isozid-feuchtem Tupfer und dann wird wieder mit neuem trockenem Tupfer umwickelt. Und das ganze natürlich mit sterilen Handschuhen.

Habt Ihr Studien gefunden, die einen positiven Effekt dieser Methode vermuten lassen (der über den Profit des Herstellers steriler Kompressen hinausgeht)? Mir fällt nämlich kein anderer ein. Mullkompressen ohne Abdeckung sind für Keime leicht zu überwinden. Die sind zwar anfangs steril, aber sie bleiben es nicht lange.

Wenn es eine Dienstanweisung ist, müsst Ihr natürlich so arbeiten, aber den Sinn hinterfragen kann man sehr wohl.
 
matras;327909 By the way: in den Bundesländern (z. B. Bayern schrieb:
Bald,aber eben im Moment dieser Diskussion eben nicht überall !
Ach sind es keine leichtfertigen Behauptungen,sondern leider eigenes,tägliches Erleben der Tätigkeiten unserer Hygienefachkraft. Diese stellte als letzten Coup die Anweisung auf,bei allen unklaren GE's die dicken gelben Schutzkittel statt der normal üblichen grünen Kittel zu tragen und im übrigen alle unklaren GE's primär als Noro zu behandeln.
Begründet wurde dies mit "neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen" und der daraus resultierenden "Anweisung" des RKI.
Dumm nur,daß das RKI z.Zt. solch eine Studie nicht durchführte und daß im Land Brandenburg RKI-Empfehlungen eben solche sind : Empfehlungen.
Nicht bindend,ohne gesetzlichen Charakter und ohne landesspezifischen Hygieneverordnung.
 
Dennoch für Dich bindend, wenn es eine Dienstanweisung in Deinem Haus ist.

Da jetzt wieder die Zeit der Noro-Infektionen kommt (in der kalten Jahreszeit kommen die häufiger vor), finde ich die Anweisung nicht verkehrt, ob nun Empfehlung oder Pflicht.
 
Auch so sind die "Empfehlungen" bindend: vor den Gerichten werden diese nämlich als antizipierte (vorgezogene) Gutachten herangezogen. Handels Du nicht entsprechend, hast Du ein Problem!
Aber auch im Alltag, wenn Du Dich nicht daran halten möchtest verursachst Du vorsätzlich entgegen wissenschaftlich belegbaren Alternativen vermeidbare Komplikationen. Aber Du argumentierst so, als wenn Dir das nichts ausmachen würde....

Matras
 
Es ist ja nun nicht so,daß ich Hygienevorschriften mißachte und dies kam auch nirgendwo zum Ausdruck !
Was mich und nicht nur mich (in unseren Haus) stört ist,daß die Hygienefachkraft fernab der Stationen in ihrem Büro hockt,kluge Anweisungen herausgibt,dies aber ohne diese auf ihre Umsetzbarkeit auf Station hin zu prüfen. Manches geht halt nicht,z.B. kann ich mich nicht erst großartig in Schutzkleidung mummeln,wenn eine Noro-oder MRSA-lastige Reanimation rein kommt. Solche Sachen sind nicht durchdacht,dafür aber mit Hinweis auf's RKI als Dienstanweisung deklariert.
Deswegen meinte ich das "Verstecken" hinter dem RKI genauso,als Verstecken : hauptsache RKI sagt,ob die Anweisung umsetzbar ist,interessiert keinen.
Und weil eben die RKI-Empfehlungen weder gesetzlichen noch bindenden Charakter haben (Brandenburg),bin ich bisher noch recht oft mit unserer Hygienefachkraft ob ihrer realitätsfernen Anweisungen am Diskutieren,wobei sie allerdings das RKI als die berühmte "heilige Kuh" hinstellt.
Solche Arbeitsweise stößt in meinem Haus auf Widerstand,denn auch Hygienefachkräfte sollten wissen oder zumindest prüfen,ob etwas auf Station machbar ist oder nicht,anstatt sich hinter einem Institut zu verstecken.
Ich hoffe stark,daß ich jetzt etwas verständlicher geschrieben hab,denn hier im Forum sollte eigentlich jeder wissen,daß es länderspezifische Unterschiede gibt. Auch möchte ich nochmal betonen,daß diese Diskussionen in meinem Haus keinerlei Auswirkungen auf die Hygiene ansich haben,denn was hygienisches Arbeiten bedeutet,möchte schon jeder wissen.
 
Aha. Wie oft kommt es denn vor, dass ihr eine Rea mit Noro oder MRSA habt? :gruebel: Also beim EHEC hatte unsere ZNA massenweise T-Stühle bestellt und Massen an Kitteln/Handschuhen geordert. Es geht also. Und da der Noro und ich nicht ganz so dicke sind, ziehe ich mir auf der Aufnahmestation auch Schutzkleidung an und bewaffne mich mit Virugard. Steh nicht so auf erbrechen....
 
Vielleicht können wir hier wieder zum Thema zurückkommen.

Wenn ZNA-Öse gerne über ihre persönliche Einstellung zu Hygienemassnahmen im allgemeinen und im besonderen diskutieren möchte, dann doch bitte in einem eigenen Thread. Aus persönlicher Erfahrung kann ich nur sagen, dass Schutzkittel, Handschuhe und Mund-Nasenschutz auch bei Reanimationen angelegt werden. Ich bin einfach so schrecklich egoistisch und möchte nicht an einem fiesen Noro erkranken, vielleicht bin ich auch feige, kann gut sein...
 
Habt Ihr Studien gefunden, die einen positiven Effekt dieser Methode vermuten lassen (der über den Profit des Herstellers steriler Kompressen hinausgeht)?

Dafür gibt es in der Tat eine Quelle:
When a
shield was placed around the catheter hub and the hub did
not contact the skin, the incidence of catheter-related infections
decreased from 39 to 8%.
Quelle: hier

Gruß spflegerle
 

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