Chronische Wunden nicht mehr verbinden?

Inti38

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24.04.2009
Beiträge
205
Beruf
FKS Intensiv/ Anästhesie; Wundexperte ICW
Akt. Einsatzbereich
FKS Intensivstation Uniklinik chir. / zusätzlich Arbeitnehmerüberlassung alle Bereiche
Funktion
Praxisanleitung
Hallo liebe Com.
zur Zeit geistert eine Theorie durchs Haus..chronische Wunden, Dekubitie, Ulcera, usw. sollen einfach
offen gelassen werden.... Mir ist, als beste Verbandsmethode, die feuchte Wundbehandlung bekannt. Kennt jemand eine
Änderung der Leitlinien dahin gehend?
Danke Euch Grüße Inti38
 
Was für ein Haus?
Frage dein Haus was an der Geistergeschichte dran ist und welche Begründung es bei Wahrheitsgehalt gibt.
Zumindest gehe ich in meinem Haus so vor
 
Man hat früher mal gesagt, daß man Wunden trocken heilen lässt.... davon ist man aber schon lange abgekommen.
M. W. ist feuchte Wundbehandlung State of the Art.
 
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Von welchen Wunden sprechen wir? Trockene Nekrosen? Dekubiti, bei denen eine livide Verfärbung zwar eine Schädigung tieferer Gewebsschichten zeigt, die Hautschicht aber noch intakt ist? Die verbinde ich nicht. Alles, was oberflächlich offen ist oder sezerniert benötigt dagegen eine Abdeckung.

Ich weiß, dass reizlose PEG-Einstichstellen zumindest in der ambulanten Pflege oft nicht verbunden werden. Wenn unsere primär heilenden OP-Wunden reizlos und komplett verschorft sind, pflastern wir sie auch nicht zu Es gibt keine Eintrittspforte für Keime und die Wundbeobachtung ist ohne Sichtbehinderung leichter möglich.

Eine kleine Schürfwunde haben wir in meiner Kindheit auch selten abgedeckt, da sollte "Luft dran" und es ging gut.
 
Habt ihr denn keine Wundbehandlungsstandarts, die solche Gerüchte von vornherein ausschliessen? Oder ein Wundmanagement?
 
Alle Wunden müssen vor potentiellen Infektion geschützt werden, das geht m. E. nur mit sterilen Abdeckungen (auch Verband genannt.
 
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Habt ihr denn keine Wundbehandlungsstandarts, die solche Gerüchte von vornherein ausschliessen? Oder ein Wundmanagement?
Liebe Französin, wenn sich jemand an irgendeine Form des Standards halten würde, müsse ich das wohl nicht fragen. Und "es geistert" sagt eigentlich alles, oder?
Die Frage war doch ganz klar..,. Hat sich die Leitlinie geändert? Es steht leider nur "in Prüfung" seit 5 Jahren nicht geändert.
Ok chron. Wunden, genauer erklärt, Ulcera (offen) i.d.R., Deku ab Klasse 3 und höher (offen), pAVK (außer trockene Nekrosen), DFS (außer Gangrän). Daß ein Deku Klasse 1 und 2 nicht verbunden wird, sollte klar sein, es ist ja keine Wunde (offen).
In diesem Sinne danke ich aber denen, die eine klare Antwort fanden!
LG Inti38
 
@Inti38 Wenn Ihr Standarts habt, brauchen Dich die Gerüchte nicht zu kümmern und auch Leitlinien nicht, denn dartum müssen sich die kümmern, die diese Standarts erstellen. Was andere tun, kann Dir dann auch egal sein, denn die Standarts sind verbindlich.

Und sei nicht so impertinent. Dann verliert man auch nicht die Lust, Dir zu antworten!
 
Ich weiß, dass reizlose PEG-Einstichstellen zumindest in der ambulanten Pflege oft nicht verbunden werden.
Ein Verband ist bei einer reizlosen, abgeheilten PEG-ESS auch nicht mehr nötig; sie zählt (zumindest bei uns) auch nicht als Wunde, daher erfolgt in unserer Firma dann auch keine Wunddoku:

"Hinweis: Bei ausgebildetem Gastrostoma ist ein Verbandwechsel zwei- bis dreimal wöchentlich ausreichend. Ein Verband ist nach vollständiger Abheilung nicht mehr zwingend erforderlich, allerdings sollte die Sonde fixiert werden, um einen Zug auf die innere Halteplatte zu vermeiden. Ob ein Verbandwechsel mit oder ohne Handschuhe erfolgt, liegt in der Entscheidung des Pflegepersonals."

Quelle: https://www.bbraun.de/content/dam/c...8260/handlungsanleitungenteraleernaehrung.pdf
S. 20

Aber Du hast natürlich recht, ich hatte die Frage zu pauschal beantwortet.
Was ich nur sagen wollte, ist, daß es früher oft hieß "die Wunde muß trocken verheilen" und daß man m. W. davon weitestgehend abgekommen ist, daher heutzutage die Verwendung von Hydrokolloidverbänden.

@Inti38
Ich bin in dem Thema auch nicht so bewandert, kann Dir aber das Buch "Moderne Wundversorgung" von Kerstin Protz empfehlen:

Da müßte ja in der neuesten Ausgabe auch drinstehen, welche Art von Verband wann angebracht ist (ich selber habe eine schon ältere Ausgabe daheim, daher nicht mehr unbedingt aktuell, trotzdem ein gutes Buch).