Berufswahl "fehlerhaft"?

Mr.T

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Also ich bin 20 Jahre alt, habe noch 15 Monate Gesundheits- und Krankenpflege Ausbildung vor mir und mache mir schon länger Gedanken darüber ob ich in dem Beruf richtig bin.

Also der Anfang meiner Ausbildung war wirklich sehr schwierig, ich und noch 3 weitere Schüler einer Station xy in der Altenpflege mussten die Station aufgrund der "Umstände" dort verlassen.

Dann kam ich auf eine Station, die wirklich toll war und wo ich sehr gut und mit viel Erfolg arbeiten konnte.

Anschließend ging es dann auf eine wirklich schlimme Station "Pflege im rustikalen Stil " war das einfach nur. Daran schloss wieder eine Station wo ich eher erfolgreich war. Es folgten 2 weitere gute stationseinsätze.

Alles in allem sind meine Noten zwischen 1-3. eher im 2er Bereich.

Ich finde die Pflege, wie ich sie in der Asubildung lerne sehr sehr interessant und sie macht mir Spaß. jedoch komme ich immer und immer wieder in sehr große Schwierigkeiten, weil ich mich nicht so recht fügen kann.

Ich bin nicht der nette Schüler, der den examinierten die Arbeit abnimmt, sondern habe die einstellung etwas lernen zu wollen. Also nehme ich alle Lernangebote (zum leid der genervten Emanimierten) in Anspruch.
Mein Wesen ist von grund auf so, dass ich auch mal etwas vergessen, wie jeder andere Mensch auch, ich habe aber das Gefühl, dass man sich das vor allem als Mann nicht leisten darf. Auch sage ich den patienten/Klienten immer direkt wenn ich etwas nicht gut finde oder es für nicht richtig halte. Es gibt ja auch eine Gewalt gegen Pflegende, Psychischer Art. Ich versuche dann immer eine Lösung zu finden und mit den leuten zu reden, was auch oft erfolgreich ist.
Jedoch haben sich bisher (gezählt 5 Patienten) beim Personal beschwert. Der Punkt war immer, dass ich mich nicht "füge".

Meine Argumentation dazu ist eben, dass man die Ressourcen erhalten und fördenr muss. Was bringt es mir, wenn ich den Pat alles abnehme und sie dann im schlimmsten Falle kaum noch mobil und selbstständig sind?

Heute war wieder eine Situation, in der abmulanten Pflege. Pat mit sehr schwerer Erkrankung und massiven Schmerzen. Sie will das man immer bis 9:00 kommt. Ich war um 09:01 da, weil wir zwischendurch durch ein nicht vorhersehbares Ereignis Zeit verloren haben. Die Pat. war völlig entrüstet, hat mich beleidigt und quasi raus geschmissen und sich bei der Leitung beschwert.
Solche Ereignisse und den umstand dessen, dass ich einfach nicht dieses ausgeprägte Helfer-Syndrom habe und das ganze eher als "Wissenschaftlich" sehe (Bitte nicht falsch verstehen) lassen mich doch sehr zweifeln ob dieser Beruf das Richtige für mich ist.

Ich würde mich sehr freuen, wenn hier jemand was dazu sagen kann und ev. eigene Erfahrungen usw. mit einbringen kann.

L.G
 
Hallo Mr. T.

Es war im 2. Ausbildungsjahr, als ich gemerkt habe, dass zwischen meinen Anspruch an gute Pflege und der Realität auf den Stationen ein gewisser Unterschied besteht. Zu dieser Zeit habe ich überlegt, die Ausbildung hinzuschmeißen und "was anständiges" zu lernen, wo man sich nicht die Finger schmutzig macht.
Langer Rede kurzer Sinn: Ich habe meine Ausbildung beendet, danach gut 10 Jahre auf verschiedenen Stationen gearbeitet, die Weiterbildung besucht und bilde jetzt seit fast 10 Jahren selbst den Nachwuchs aus.
Anspruch und Realität stimmen zwar noch immer nicht überein, aber das finde ich gut, sonst gäbe es ja gar kein Verbesserungspotential mehr.

Zu den Problemen mit den Beschwerden von Patienten bitte ich Dich über folgendes nachzudenken:
-Der Ton macht die Musik-
Ich möchte Dir nicht unterstellen, dass Du Patienten anschreist oder beleidigst, aber wenn man öfter mit vergleichbaren Schwierigkeiten zu kämpfen hat, liegt es oft am eigenen Verhalten.
Als die Patientin sich heute beschwert hat, hast Du Dich entschuldigt oder hast Du sie womöglich selber angeranzt und sowas gesagt wie: "Schneller gings nicht?"
 
Hallo Mr. T.

Es war im 2. Ausbildungsjahr, als ich gemerkt habe, dass zwischen meinen Anspruch an gute Pflege und der Realität auf den Stationen ein gewisser Unterschied besteht. Zu dieser Zeit habe ich überlegt, die Ausbildung hinzuschmeißen und "was anständiges" zu lernen, wo man sich nicht die Finger schmutzig macht.
Langer Rede kurzer Sinn: Ich habe meine Ausbildung beendet, danach gut 10 Jahre auf verschiedenen Stationen gearbeitet, die Weiterbildung besucht und bilde jetzt seit fast 10 Jahren selbst den Nachwuchs aus.
Anspruch und Realität stimmen zwar noch immer nicht überein, aber das finde ich gut, sonst gäbe es ja gar kein Verbesserungspotential mehr.

Zu den Problemen mit den Beschwerden von Patienten bitte ich Dich über folgendes nachzudenken:
-Der Ton macht die Musik-
Ich möchte Dir nicht unterstellen, dass Du Patienten anschreist oder beleidigst, aber wenn man öfter mit vergleichbaren Schwierigkeiten zu kämpfen hat, liegt es oft am eigenen Verhalten.
Als die Patientin sich heute beschwert hat, hast Du Dich entschuldigt oder hast Du sie womöglich selber angeranzt und sowas gesagt wie: "Schneller gings nicht?"

Danke für deine Antwort,

ich habe mich bei der Pat. nicht entschuldigt, weil ich davon ausgegangen bin das eine Minute jetzt kein Drama ist. Ich habe aber versucht besonders freundlich zu sein. Mir wird immer wieder nachgesagt, dass ich sehr viel Empathie Vermögen habe und sehr genau auf die leute ein gehe.
Ich kann wirklich von mir behaupten, dass ich noch nie einen meiner Pat. angeschrien habe.
Ich finde irgendwann gehts dann auch an meine Würde und die haben wir ja auch oder nicht? Wenn es dann nur noch heißt "leeren sie meine ***** aus" (habe ich mal gegenüber einer Pflegekraft gehört) oder " Sie sind dumm" dann wird es auch bei mir kritisch und klar ist mien Ton dann auch ein anderer. Ist mir das aber nicht zu verzeihen?
Hospitalisiserung, Schmerzen, Lebensgeschichte, sind nur wenige der Dinge, die Einfluss auf das Verhalten eines jeden Menschen hat.

Noch eine andere Frage, ging es euch nicht irgendwie mal auf die Nerven, dass man sich immer immer wieder neu einarbeiten muss und neu beweisen muss? ( Ich denke, dass kann immer Problematisch werden, wenn man nicht richtig eingearbeitet wird)

L.G
 
Hello Mr T. ,

Recht hast Du!
Solche Sachen wie leeren sie mein...aus,...oder sie sind dumm sind total inakzeptabel und keine Pflegekraft auf dieser Welt sollte genoetigt sein sich sowas gefallen zu lassen.
Um etwas zu lernen ist man aber immer auf die angewiesen,die schon examiniert sind...und die geben auch den Ton an...und daran wirst du nichts aendern koennen.Das scheint in Deutschland ohnehin ein Problem zu sein,das mit Schuelern manchmal sehr unfair umgegangen wird.
Die meisten examinierten wie du sie nennst haben Powerprobleme...der Stationsarzt trampelt auf ihnen herum,dann der Oberarzt und zum Schluss der Chefarzt usw.Die Kette ist unendlich lang...na und dann brauchen sie jemanden wo sie den Frust ablassen koennen-das bist du!
Kleiner Tip:Augen zu und durch!
 
Mit unhöflichen Kunden wirst Du in nahezu jedem Beruf umgehen müssen. Ebenso mit der Herausforderung, sich in neue Bereiche einzuarbeiten. Beides wird Dir auch nach Ende der Ausbildung begegnen, und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach für den Rest Deines Erwerbslebens.

Wenn also dies Deine Probleme sind, solltest Du nicht einen Ausbildungsabbruch erwägen, sondern daran arbeiten, mit solchen Vorkommnissen professionell umzugehen. Eine Vermeidungstaktik ist der falsche Weg.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man unhöflichen Menschen und Kommentaren unter der Gürtellinie sehr wohl Einhalt gebieten kann, ohne selbst unhöflich werden zu müssen.
 
Verbale Kommunikation. Wie denn sonst?

Es gibt eine gewissen Toleranzbereich, in dem ich verbale Entgleisungen damit entschuldigen kann, dass sich Patient und Familie in einer Krisensituation befinden und diese ihr Verhalten beeinflusst. Wird die Grenze dieses Bereichs überschritten, so gibt es sprachliche Mittel, um höflich, aber bestimmt auf die Grenzüberschreitung hinzuweisen. Ich muss da nicht selbst zu Kraftausdrücken greifen, um mir Respekt zu verschaffen.

Bei geistig adäquaten Menschen funktioniert das gut (Verwirrte oder Demenzkranke sowie Alkoholisierte sind ein anderes Thema, aber da gelten auch andere Spielregeln). Es kommt auf immer auf die Situation an: Ein Verzweifelter findet bei mir deutlich mehr Verständnis als jemand, der jeden aus Prinzip wie den letzten Dreck behandelt.

Ich habe gelernt, dass zwischen Höflichkeit und Freundlichkeit ein Unterschied besteht - und jeder Mensch lediglich einen Anspruch auf Höflichkeit hat. Freundlichkeit basiert nur auf Gegenseitigkeit.

So etwas kannst Du nicht von heute auf morgen lernen, dass ist auch nicht nötig. Langfristig aber wirst Du es lernen müssen, denn in nahezu jedem Beruf hast Du Kontakt zu anderen Menschen. Und da kannst Du nicht jedes Mal laut werden, wenn einer einen unpassenden Kommentar los wird.
 
Erstmal: immer ruhig bleiben. Patienten/Bewohner haben nunmal nicht unsere Sicht der Dinge. Lerne darüber zu stehen und nehme es nicht persönlich.

Dann: Verständnis zeigen, dann freundlich, aber bestimmt anworten. Man verliert auch nicht sein Gesicht, wenn man sich einmal zuviel entschuldigt.
Eine Entschuldigung, ob gerechtfertig oder nicht, kann so manche Woge glätten.

Das alles heißt nicht, das es die Situation gleich entschärft. Oft wird der Patient/Bewohner weiter nörgeln und sich trotzdem beschweren.
Zu Deinem eigenen Schutz würde ich das ganze dokumentieren und solche Vorkommnisse auch von Dir aus der Leitung/ Vorgesetzte melden.

"Problem" bei dem ganzen ist und bleibt: der Patient/Bew. ist Kunde und damit König. Was aber nicht heißt, das wir Pflegekräfte uns alles gefallen lassen müssen!

Edit: Claudia war schneller
 
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Verbale Kommunikation. Wie denn sonst?

Es gibt eine gewissen Toleranzbereich, in dem ich verbale Entgleisungen damit entschuldigen kann, dass sich Patient und Familie in einer Krisensituation befinden und diese ihr Verhalten beeinflusst. Wird die Grenze dieses Bereichs überschritten, so gibt es sprachliche Mittel, um höflich, aber bestimmt auf die Grenzüberschreitung hinzuweisen. Ich muss da nicht selbst zu Kraftausdrücken greifen, um mir Respekt zu verschaffen.

Bei geistig adäquaten Menschen funktioniert das gut (Verwirrte oder Demenzkranke sowie Alkoholisierte sind ein anderes Thema, aber da gelten auch andere Spielregeln). Es kommt auf immer auf die Situation an: Ein Verzweifelter findet bei mir deutlich mehr Verständnis als jemand, der jeden aus Prinzip wie den letzten Dreck behandelt.

Ich habe gelernt, dass zwischen Höflichkeit und Freundlichkeit ein Unterschied besteht - und jeder Mensch lediglich einen Anspruch auf Höflichkeit hat. Freundlichkeit basiert nur auf Gegenseitigkeit.

So etwas kannst Du nicht von heute auf morgen lernen, dass ist auch nicht nötig. Langfristig aber wirst Du es lernen müssen, denn in nahezu jedem Beruf hast Du Kontakt zu anderen Menschen. Und da kannst Du nicht jedes Mal laut werden, wenn einer einen unpassenden Kommentar los wird.
Hmm kann ich jetzt nicht so sehr nach vollziehen, deine Aussge - das ich das lernene muss. Denn ich habe bereits geschrieben das ich ja sehr geduldig bin und noch nie einen Pat. angeschrien habe.
Denkst du das man aus jeder Situation raus gehen kann ohne das es eskaliert?
Ich meine die Pat. hat schon ihre Augentropfen nach mir werfen wollen, da habe ich ihr dann gesagt dass ich die Wohnung verlasse.
Was hättest du gemacht?
Danke für deine Antwort
 
Hmm kann ich jetzt nicht so sehr nach vollziehen, deine Aussge - das ich das lernene muss. Denn ich habe bereits geschrieben das ich ja sehr geduldig bin und noch nie einen Pat. angeschrien habe.
Denkst du das man aus jeder Situation raus gehen kann ohne das es eskaliert?
Ich meine die Pat. hat schon ihre Augentropfen nach mir werfen wollen, da habe ich ihr dann gesagt dass ich die Wohnung verlasse.
Was hättest du gemacht?
Danke für deine Antwort

Rauszugehen - oder die Angehörigen hinauszubitten - und wiederzukommen, wenn sich derjenige beruhigt hat, kann auch eine Möglichkeit sein. Wichtig ist, das klar wird, dass Dich niemand in die Flucht schlägt. Du entscheidest, wann Du gehst.

Du kannst die anderen nicht ändern, das geht nicht. Ergo musst Du Dein Verhalten ändern - weil es keinen Beruf geben wird, in dem Du Dich solchen Situationen entziehen kannst. Als Verkäufer, Kellner, Bahnbeamter, Versicherungsmensch, Lehrer undundund wirst Du garantiert ebenfalls auf Menschen treffen, die sich Dir gegenüber unpassend verhalten.
 
Ich meine die Pat. hat schon ihre Augentropfen nach mir werfen wollen, da habe ich ihr dann gesagt dass ich die Wohnung verlasse.
Was hättest du gemacht?
Danke für deine Antwort

Ist die Patientin als aggressiv bekannt?
 
Dann habe ich Dich falsch verstanden. Du musst die Schuld nicht bei Dir suchen. Schwerkranke oder Patienten allgemein (und ihre Angehörigen ebenso) sind Menschen in Krisensituationen. Sie handeln nicht immer rational. Dafür kannst Du genausowenig wie für ihre Krankheit.
 
Ich denke nicht, das Du das brauchst. Solange Du wirklich keine schwerwiegenden Fehler in der Kommunikation gemacht hast, brauchst Du Dich auch nicht schuldig fühlen.

Wenn die Pat. dafür bekannt ist, sollte man zwar alles mögliche tun, damit es nicht deskaliert. Aber verhindern kann man es eben nicht immer.

Irgendjemand wird in so einem Fall immer mal das "Opfer" sein- in dem Fall warst Du es, in einem anderen Fall wird es jemand anders sein bzw. war es vermutlich auch.