Da war man einmal einmal länger nicht hier und schon kommen die interessanten Themen. Pflege im Allgemeinen ist gewerkschaftlich bzw. berufsständig leider nur serh dürftig organisiert. Da OP-Pflege bzw. Funktionspflege nur einen sehr kleinen Teil der Pflege darstellt, sieht daher dort nicht besser aus.
Dazu kommt noch die Tatsache, dass immer noch Pflegende vom "alten Schlag" im OP aktiv sind, die den Weißkitteln auf Gedeih und Verderb hörig sind und den Mund nicht auf machen. Die können sich teilweise immer noch nahe zu alles erlauben. So steht es zumindest in der letzten Ausgabe von "im OP" zu lesen. Das dies in der Tat noch so ist, durften kürzlich bei uns jüngere Kolleginnen erleben. Habe die sich doch tatsächlich erlaubt, sich bei der Betriebsleitung wegen sexueller Belästigung durch einen Oberarzt der Anästhesie zu beschweren, was dazu zugeführt hat, dass man diesem Oberarzt sofort einen Auflösungsvertrag angeboten hat, was dieser auch angenommen hat, weil er sich wohl über weitere Folgen bei einer Ablehnung im Klaren war. Unser "Herbstlaub" war natürlich erzürnt, hat man ihnen doch ihr "Spielzeug" abgenommen auf das sie so gerne gafften. In das Beuteschema des betreffenden Oberarztes haben die leider nicht mehr gepasst. Trotzdem werden die jungen nun geschnitten wo es nur geht. Dass es sich bei den Vorfällen um keine Stories handelt, welche sich meine jungen Kolleginnen aus den Fingern gezogen haben, durfte ich in einem Fall persönlich miterleben. Da waren nicht nur Grenzen erreicht, sondern um viele Meter bereits überschritten. Daher war die Beschwerde und die Reaktion der Geschäftsführung gerechtfertigt.
Die Reaktion der alten Garde ist sicher kein Einzelfall, auch wenn es im beschriebenen Vorfall sich sicher um einen Extremfall handelt. Daher stimme ich dem User einer voll ganz zu: Bis sich da was tut gehen noch Jahre ins Land.
Ich selbst habe vor einigen Monaten mal eine Umfrage hier gestartet, weil ich wissen wollte, ob es ausser mir noch jemanden gibt, der der Meinung ist, dass das Entlohungssystem für die Bereitschaftsdienst im OP noch State of the Art ist. Das System mit der prozentualen Pauschalen Bezahlung ist meiner Meinung nach total überholt. Die Belastungen im Bereitschaftsdienst sind nicht mehr so, wie sie in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts mal waren. Hinarbeiten in den Dienst ist an der Tagesordnung, meist ist das auch noch Elektivprogramm, welches nach hinten geschoben wurde, um für "Notfälle" platz zu schaffen, oder weil auf Grund ärztlichem Mangel an Personal Operateure unpünktlich in den OP kommen. Dann soll ich nach dem Bereitschaftsdienst nach Hause gehen, um Richtlinien nach dem AZG zu beachten. Die dafür aufzubringende Zeit geht zu 100% zu Lasten des AN. Das sind Zustände die müssen endlich mal verändert werden. Die Gewerkschaften scheren sich nicht da drum, weil schlecht Organisiert, keine Lobby und meist wissen die am Grünen Tisch der Traifkommission meist gar nicht mehr was an der Front los ist. Die erzielten Abschlüsse sollen die breite Masse befriedigen. Kleinguppen wie Funktionspflege fallen hinten runter. Die Ankopplung des Bereitschaftsdienstentgelts an die Lohnentwicklung, die Zahlung von "Nachtzulagen" für die Bereitschaften sowie Zusatzurlaub für eine fest definierte Anzahl von Bereitschaftsstunden in der Nacht sind zwar ein Schritt in die richtige Richtung aber dennoch nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Dass die AG von sich aus nicht auf eine Veränderung des Systems drängen versteht sich angesichts klammer Kassen vor dem Hintergrund des politischen Irrsinns ein Gesundheitssystem auf ökonomischen und wirtschaftlichen Beine zu stellen, von selbst.
Das Zusammentreffen von unterschiedlichen Berufsfeldern und Berufsqualifikationen ist da sicher kein Hindernis, würden doch alle Berufsgruppen von Veränderungen profitieren. Die Hürde liegt irgendwo ganz anders. Es sind einfach noch zu viele "Altlasten" in dem System vorhanden, die mit den "eigenheiten" und den Launen der akademischen Seite aufgewachsen sind und einfach nicht den Mumm auf bringen sich auf zu lehnen.
Das diese Aussagen nicht einfach aus der Luft gegriffen sind beweist die Tatsache, dass bei dem grossen Streik an Kliniken der Länder im öffentlichen Dienst im Frühjahr 2006 nur ein Bruchteil der KollegInnen sich in der Lage gesehen hat für ihre eigenen Belange auf die Strasse zu gehen. In den 70er und 80er sowie auch teilweise in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts waren es mit Masse Müllwerker, Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltungen, Mitarbeiter der Landesämter im Strassenbau usw., welche für den öffentlichen Dienst im Allgemeinen auf der Strasse war. 2006 ist unterm Strich nur Besitzstandswahrung herausgekommen und die Tatsache, dass die Gewerkschaften es zugelassen haben, dass Bund und Länder durch unterschiedliche Traifverträge mit unterschiedlichen Laufzeiten entstanden sind. In der heutigen Zeit gibt es leider immer weniger Müllwerker in öffentlicher Hand, jeder muss für seine Belange selbst einstehen. Doch es gibt immer noch welche die das nicht kapiert haben.
So das musste nun mal raus.