Angst, das Examen nicht zu schaffen...

gracious

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Hallo, ich mache in den kommenden Monaten mein Examen.. und ich glaube so langsam, dass ich das nicht schaffen werde. Zumindestens der schriftliche Teil.. in den Klausuren habe ich immer gute Noten gehabt, weil ich ein, zwei Tage vorher angefangen habe zu lernen, was in den letzten Jahren regelmäßig in den alten Klausuren abgefragt wurde.

Bin seit zwei Tagen auf einer internistischen Station und merke immer mehr, dass die Ausbildung wirklich nichts mehr für mich ist. Mir macht der Kontakt mit den Patienten überhaupt keine Freude mehr, ich will auch so wenig wie möglich mit ihnen zu tun haben.. früher habe ich mich viel für ihr Leben interessiert und Beziehungen aufgebaut; jetzt fällt mir selbst das Reden teilweise richtig schwer.

Jedenfalls wollte ich wissen.. wie das bei euch so gehandhabt wird, wenn man die schriftliche oder mündliche Prüfung nicht besteht?
Dann wird ja der Arbeitsvertrag verlängert.. das bedeutet, dass ich dann zb noch nen halbes Jahr länger als Schülerin im Krankenhaus arbeiten müsste?
Gibt es auch die Möglichkeiten, die Prüfung irgendwie nachzuholen ohne weiterhin im Krankenhaus arbeiten zu müssen?

Vielleicht schaffe ich ja auch die Prüfung und es geht alles halbwegs gut und dann kann ich endlich mit diesem Kapitel abschließen, aber die Vorstellung noch länger im Krankenhaus arbeiten zu müssen ist wirklich schlimm für mich.
 
Der § 8 der Ausbildungs-und Prüfungsordnung hilft Dir weiter:

(4) Hat der Prüfling den praktischen Teil der Prüfung
oder alle Teile der Prüfung zu wiederholen, so darf er zur
Wiederholungsprüfung nur zugelassen werden, wenn er
an einer weiteren Ausbildung teilgenommen hat, deren
Dauer und Inhalt von der oder dem Vorsitzenden des Prüfungsausschusses
bestimmt werden.

Was bedeutet: Wenn Du nur im schriftlichen oder mündlichen Teil durchfällst, ist die Ausbildungsverlängerung nicht Bedingung der Wiederholungsprüfung. Du könntest also ein halbes Jahr arbeitslos sein und dann lediglich am Prüfungstermin erscheinen. Du würdest aber kein Arbeitslosengeld erhalten, sondern Hartz IV - was wiederum heißt, dass Du angebotene Jobs annehmen musst und die Zeit nicht komplett zum Lernen nutzen kannst. Eine Ausbildungsverlängerung wäre finanziell lukrativer!

Ich würde an Deiner Stelle Deine Lerntechnik überdenken - zwei Tage vorher wird im Examen nicht ausreichen. Außerdem halte ich Deine augenblickliche Haltung den Patienten gegenüber für kontraproduktiv, was das praktische Examen angeht.

Hast Du schonmal mit jemandem über Deine Abneigung den Patienten gegenüber gesprochen und überlegt, woran das liegen könnte?
 
Hi,
vielen Dank für deine Antwort.

Den Gesetzesabschnitt kenne ich, aber ich habe den zweiten Teil davon nie richtig verstanden.

Sollte das jedenfalls so sein, bin ich sehr froh darüber :)

Das Finanzielle ist bei mir kein Problem, notfalls könnte ich von meinen Ersparnissen und einem 400€ Nebenjob leben.. so ein halbes Jahr zumindestens. Das hatte ich sowieso vor nach dem Examen zu machen, um mich mal wieder mehr auf meine Freunde und mich selber zu konzentrieren.. und dann ein Studium anzufangen.

Ich habe auch keine richtige Abneigung gegenüber den Patienten, ich werde jetzt nicht wütend oder so, wenn sie besonders viel Pflege brauchen oder fordernd sind.. ich empfinde es einfach als belastend, weil ich keinen Sinn mehr für mich in dieser Ausbildung sehe. Ich glaube, ich habe sowas wie 'nen Burnout oder so.. ist bisschen lächerlich und schamhaft sowas bereits während einer Ausbildung zu sagen, aber ich habe schon seit meiner Jugend mit Depressionen zu kämpfen.. das wurde dann besser, die ersten 1 1/2 Jahre war das auch kein Thema (bis auf den Schichtdienst).. aber jetzt merke ich, dass das alles zu viel wird.
Deswegen kann ich auch nicht mit meiner Klassenlehrerin darüber reden oder so.. sonst müsste ich vor ihr losheulen.

Ich hoffe jetzt irgendwie, dass ich das hinkriege.. jedenfalls nimmt mir das schonmal ein wenig Druck, zu wissen dass ich danach nicht notfalls noch weiter dort arbeiten muss.

Vor der praktischen Prüfung habe ich nicht so viel Angst (außer so die allgemeinen Krisengedanken.. dass der Patient z.B. plötzlich verstirbt oder reanimiert werden muss; verblutet oder solche Horrorsituationen..) , ich habe eine gute Mentorin.. die mir da ganz gut helfen kann.
 
Wenn Du es nicht schon bist, würde ich mich an Deiner Stelle in therapeutische Behandlung begeben. Klingt mir nämlich sehr danach, als hätte Deine Depression Dich wieder im Griff. Ich kann verstehen, dass Du Dich scheust, Deine Lehrerin anzusprechen - aber einen Arzt oder Psychologen?
 
Ich habe auch keine richtige Abneigung gegenüber den Patienten, ich werde jetzt nicht wütend oder so, wenn sie besonders viel Pflege brauchen oder fordernd sind.. ich empfinde es einfach als belastend, weil ich keinen Sinn mehr für mich in dieser Ausbildung sehe. Ich glaube, ich habe sowas wie 'nen Burnout oder so.. ist bisschen lächerlich und schamhaft sowas bereits während einer Ausbildung zu sagen, aber ich habe schon seit meiner Jugend mit Depressionen zu kämpfen.. das wurde dann besser, die ersten 1 1/2 Jahre war das auch kein Thema (bis auf den Schichtdienst).. aber jetzt merke ich, dass das alles zu viel wird.
Deswegen kann ich auch nicht mit meiner Klassenlehrerin darüber reden oder so.. sonst müsste ich vor ihr losheulen.
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Hallo, gracious,

netter nickname übrigens, nein, es ist weder lächerlich noch schamhaft, sondern ein mögliches Risiko bei deiner Vorgeschichte. Aber das weiß man ja nicht, bis man es dann ausprobiert. Ich drück dir die Daumen, das du irgendwie deinen Abschluß schaffst, dann hast du was in der Tasche. Ansonsten möchte ich mich Claudia anschließen und wünsche dir viel Kraft auf deinem Weg,

Gruß, Marty
 
Hallo gracious,

ich habe auch das Gefühl, dass Dich die "Gesamtsituation" belastet und Deine geschilderten Gedanken hierauf zurückzuführen sind. Hattest Du Ähnliches in vorherigen Prüfungssituationen (Schulabschluss) schon mal erlebt?

Hast Du Freunde oder Mitschüler, mit denen Du reden kannst?

Du solltest auf keinen Fall alleine damit bleiben!
 
Ich denke auch, dass du einfach in einem Loch momemtan festsitzt,
weil die Prüfung näher rückt, der innerliche Bammel nimmt zu
und man wird geplagt von Selbstzweifeln. Aber wenns dann
vorbei ist, denkt man hinterher: "So schlimm wars doch eigentlich
gar nicht und dafür habe ich mich monatelange verrückt gemacht!"
Andererseits, wenn du feststellst, dass die Arbeit selbst dich
einfach nur noch bedrückt, solltest du dir wirklich Gedanken
machen, ob es die richtige Berufswahl war und eventuell
überlegen etwas auf die Ausbildung aufzubauen oder in
eine ganz andere Richtung zu tendieren...
 
Andererseits, wenn du feststellst, dass die Arbeit selbst dich
einfach nur noch bedrückt, solltest du dir wirklich Gedanken
machen, ob es die richtige Berufswahl war und eventuell
überlegen etwas auf die Ausbildung aufzubauen oder in
eine ganz andere Richtung zu tendieren...

Und genau diese Frage würde ich mir nach dem Examen stellen...es kann gut sein, dass das momentane "Loch" wirklich von der Prüfungssituation herrührt. Sicherlich spielen die Rahmenbedingungen der Pflegepraxis auch eine Rolle; aber da sollte man nach dem Examen und in der neuen Rolle als Examinierte nochmal hinschauen.
 
Hallo, egal wie du die entscheidest ob du den Beruf weiter machst oder auch nicht, tu mir einen gefallen mach die Ausbildung zuende, man weiß ja nie wann man vielleicht das nochmal brauchen kann also das Examen :)
Hast du mal drüber nachgedancht in einer Psychiatrie zu arbeiten? Das ist schon wieder ein ganz anderer Flare als wie in der Somatik, in der Somatik fühle ich micha auch nicht immer wohl, aber Psychiatrie ist schon klasse, vielleicht wäre das ja was für dich :)


LG

Und alles gute für deine Ausbildung
 
Hi gracious (...die anmutige, freundliche, gnädige, gütige)
den Satz der mich am meisten stört - später

Du hast jetzt Bedenken, die schriftlichen Prüfungen nicht zu bestehen, die in 2 Monaten anstehen.
Bisher hast immer kurz zuvor mit lernen angefangen, lief gut, Ergebnisse-gut.
Dann aber mal ran - alleine fällt es schwerer - mit 1,2 anderen zusammen wäre es besser?
Ziele setzen, Lernkarten, tägliche Lerneinheiten.....sooo vieles gibt es, was helfen könnte.
Du solltest es wollen, bereits beim 1. Mal.

Wenn's rum und geschafft ist, dann, hinterher, hast Du einen Beruf.
Es steht Dir frei was völlig anderes zu machen.
Immer weniger Menschen arbeiten in dem Beruf den sie ursprünglich gelernt haben - ist doch o.k.
Gibt auch tolle andere Berufe.

Wie es Dir geht, im September, wenn alles rum ist (stimmt in etwa, oder-?) lässt sich jetzt noch nicht zu 100% voraussagen
entscheide dann, nicht jetzt.
Jetzt hast was getan, auch wenn es hier im anonymen www ist, wo Dich niemand persönlich kennt.
Hast den Schritt getan, raus aus Deinem Schneckenhäuschen. Mach weiter.

Dich holt etwas ein, nimmt überhand, was Dich schonmal beeinträchtigt hat.
Berechtigte Frage: Wie bist denn damals da wieder raus gekommen, WER ist Deine Vertrauensperson, WAS hat damals geholfen, was hat möglicherweise auch heut noch Erfolgsaussichten...
Du ziehst Dich zurück, von den Patienten, kannst schlechter eine Beziehung aufbauen.
Bis zu einem gewissen Punkt - nicht verkehrt. Nicht alles muss ich wissen, eine zu enge Patientenbindung KANN hinderlich sein, belastend. KANN, muss aber nicht.
Sprachlos zu werden am Bett - geht weit drüber hinaus.
Du sagst Du hast eine gute Mentorin - Praxisanleiterin-? Wie sieht sie Dich?

Der Satz, der mich stört, jetzt isser dran:
"...Deswegen kann ich auch nicht mit meiner Klassenlehrerin darüber reden oder so.. sonst müsste ich vor ihr losheulen...."
Was wäre daran falsch?
Es wäre im Gegensatz zu Deiner bisherigen Ansicht - ein Zeichen von Mut UND Stärke
sich zu öffnen, klar zu machen: ICH kann nicht mehr, ich brauche Hilfe, jetzt.
Du bist sicher, dass dabei die Tränen fließen, weil sie raus müssen...na und? Dann ist es so.
Stärke ist es, nicht Schwäche, die eigenen Gefühle zuzulassen, zu zeigen, vor einem anderen Menschen.
Deine Klassenlehrerin, woher weißt vorher - wie sie drauf reagiert?
Gibt es auch andere Lehrer an der Schule
Vielleicht, vielleicht - wäre das, jetzt noch, ein Thema - für den Unterricht, wie gehe ich um, mit Stresssituationen, Krisen....
Du bist im Moment massiv beeinträchtigt in Deiner Motivation so zu lernen wie Du es dringend tun solltest.
Auf die Patienten so einzugehen wie Du es von Dir gewohnt bist.

Unsere Patienten. Häufiger haben sie Depressionen, aus vielerlei Gründen.
Wie erlebst Du das auf der Station, was wird getan, den Menschen zu helfen, welche Möglichkeiten gibt es?
Burnout <> Depression da wird sehr kontrovers diskutiert und unterschiedlich behandelt - deswegen - geh auch zum Arzt.
Von allein wird's in den nächsten 2 Monaten wohl nicht besser werden.

Zuletzt: Von DER SPIEGEL gibt es Sonderhefte, eins davon heißt SPIEGEL WISSEN
im Januar 2012 gab es die Ausgabe: Patient Seele. Fand ich interessant und hilfreich, das zu lesen. Kennst das?
 
Hey! Mir gehts genau so! Ich kenne das sehr gut was du schilderst - auch das mit Patienten. Ich hab dann auch noch Angst die Schicht nicht hinzubekommen, dass man was Wichtiges vergisst oder gravierendes Fehler macht. Und die Horrorgedanken kreiseln noch um die vorstehende Prüfungen! Ich komme mir einfach so dumm vor! Bin froh, dass ich damit nicht alleine bin. Ich glaube nach der Ausbildung würde ich auf die Sozialstation gehen, und eventuell auf 80% oder so, einfach weg vom ganzen Krankenhaus-Stress.
 

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