Hi Rasmus,
wie ich sehe habe ich mich missverständlich ausgedrückt.
Ich wollte nur überspitzt ausdrücken dass die Pflege in Deutschland sich zur sehr auf die Grundpflege reduzieren lässt.
Natürlich ist Grundpflege ein wichtiger Bestandteil unseres Jobes....aber nicht nur!!!
Ich wasche meinen Pat. (bei Bedarf) auch gerne weil ich es einen Teil meiner therapeut. Arbeit ansehe.
Dieser Aspekt wird ja sehr in der deutschen Ausbildung betont (...und die Isländ. Kollegen standen damals staundend um mich rum als ich ihnen die ASE an einer Pat. demonstrierte.
..soviel zum Thema kultureller Austausch*gg*).
Ich bin aber der Meinung dass man vieles im Deutschland überdenken sollte und dass uns andere Modelle gute Anreize dafür geben können.
Was mich sehr beeindruckt hat im Rahmen meines Wahleinsatzes ist der Umgang mit den Patienten und mit den Angehörigen. Man hatte Zeit für pflegerische Gespräche
Solche Sachen finde ich wichtiger als "Essen austeilen".
Und man stellt sich wenn man sich verschiedene Systeme umschaut schon manche Fragen z.B:
- Warum können Pat. die mobil und fit genug sind nicht in einem Speiseraum selbständig ihre Mahlzeiten zu sich nehmen (Pat. könnten sich ihre Essenzeit selber bestimmen, hätten einen Anreiz sich aus dem Zimmer zu bewegen, soziale Kontakte knüpfen, Geldsparmöglichkeit für die Klinik, Zeitersparnis für das Personal -> mehr Zeit sich um Pat. zu kümmern die Hilfestellung beim Essen brauchen etc...)
- Warum gibt es keine Bezahlung bzw. Einstufung der Tarife nach Qualifikationen (z.B. gibt es in Deutschland keinen wirklichen Anreiz für einen I-Kurs, ausser die eigene Wissensbefriedigung)??
Natürlich gibt es auch Pflegekräfte die die tough sind und mit den Ärzten auf einer Ebene sich unterhalten und verständigen können. Leider habe ich bis jetzt recht wenige kennen lernen dürfen.
Wir hatten vor kurzem eine Austtauschschülern aus Bern für 3 Monate bei uns an der Schule. Sie war geschockt darüber dass das Pflegepersonal recht wenig Mitspracherecht bei den Ärzten genisst und es keinen offenen Austausch gab.
Eine ganz persönliches Beispiel: Mein Pat brauchte einen neuen venösen Zugang (in meinem Haus legen Ärzte oder PJs Zugänge und nehmen Blut ab). Ich habe den Arzt darauf angesprochen einen zu legen, damit der Pat. seine Medikamente erhalten kann. Der Arzt hat dies vergessen. Als ich das nächste mal den Arzt sah, stand er mit mieser Laune telefonierend auf dem Flur. Ich wollte ihn nochmals an meine heissersehnte VIGGO erinnern..statt dessen erhierlt ich von meinen Kolleginnen die Anweisung ihn nicht anzusprechen,
WEIL (und hier die megatolle Begründung):
"Der Doc schlechte Laune habe...und man ihn mit solchen Kleinigkeiten nicht belästigen sollte". Statt denn Doc auf Station zu "belästigen " wurde ein PJ angepiepst der erstmal auf unsere Station dackeln durfte. nach ca. 2,5h hatte mein Pat seinen Zugang.
Komplett sinnlose Aktion!!!! Natürlich hätte ich "heldenhafte und idealistische Pflegeschülerin" den Arzt ansprechen können...mit der Konsequenz es mit allen im schlimmsten Fall zu verscherzen (weil kein exam. Mumm hatte mir den Rücken zu stärken.)..
Bei solchen Stationsoaps bin ich ein bisschen gefrustet. Nicht wegen meinem Job....ich liebe ihn. Er macht mir Spass...aber bei solchen Sachen leidet bei mir ein wenig der "Fun-Faktor".
"Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden". (um mal Bully zu zitieren
)
Denn die oben genannte Situation war kein Einzelfall. (Könnte noch andere Dinger aufzählen...)
Momentan bin ich auf einer Station wo das genaue gegenteil vorherrscht. Alle von der Putzfrei, über KG, über die Pflege -> und die Docs arbeiten zusammen. (Fun-faktor: 100%!!!!) Ich geniesse meinen Einsatz in vollen Zügen denn ich befürchte dass meine nächste Station nicht von der gleichen Qualität sein wird.
Natürlich ist in Deutschland mit Sicherheit nicht alles schlecht
(um mal ne Lanze für das Vaterland zu brechen: Unsere Verbände sind besser und Grundpflege auch*g*!!!).....aber wie sagtest du so schön
"ausbaufähig".
Grundpflegerisch und profylaxentechnisch haben wir hier in Deutschland einiges auf den Kasten...nur verkaufen wir unsere pflegerischen Produkte ziemlich mies. Auch haben wir unseren nordischen Kollegen einen höheren Praxisanteil voraus..
Schweden Island und Norwegen sie haben mehr Geld in der Gesundheitskasse. Aber auch dort ist das System im Wandel. Trotzdem kann es nicht schaden sich ein paar Dinge abzuschauen.
Nächtlichen Gruss Svenja
PS: Könnte stundenland weiterphilosophieren... *gähn*