Mir dauert es auch einfach alles zu lange...egal von welchem Verband und welcher Gewerkschaft, es fühlt sich für mich "wie im Schneckentempo" an. Ich kann nur bei meiner alten und derzeitigen Beschäftigungsstelle feststellen, dass wir alle immer älter werden und es immer weniger "Junge" gibt. Gut, ich bin in der Altenpflege vielleicht ist es da anders, ich weiß nicht wie es da mit Nachwuchs in den KHs oder anderen Einrichtungen aussieht. Und obwohl, wir hier in Bayern, noch nicht von direktem Pflegekräftemangel sprechen können, wird es immer schwieriger welche zu finden. Ist es bei euch nicht auch so???? Uns läuft die Zeit davon habe ich das Gefühl.
Wenn wir uns nicht besser organisieren, wird es noch viel, viel länger dauern. Ein unorganisierter Haufen kann nichts durchsetzen. Politik ist kein wenn-dann-Spiel. Es gibt viel zu viele Akteure und mächtige noch dazu - wie der Link von squaw sehr deutlich zeigt - als dass man einfach nur mal auf den Putz hauen könnte (wenn) und dann wird alles besser (dann). Wenn Pflege aufbegehrt (wenn), kommen die anderen Interessenvertreter mit Juristen, promovierten Experten, Rotary-Club-Verbindungen und lächeln uns einfach weg (dann) oder erklären unsere Argumente einfach für nicht stichhaltig oder für viel unwichtiger als andere (dann). Die verzehren uns einfach zum Frühstück, weil sie viel ausgeschlafner sind in der Politikszene, als unsere paar Frontleute, die mit uns fast noch mehr Mühe haben, als mit unseren Gegnern.
Es ist nicht verkehrt, sofort aktiv zu werden, aber ohne nachhaltige Politik, die gut vorbereitet ist - also hauptamtliches Engagement erfordert - ernten wir nur wohlwollendes Lächeln und Schulterklopfen, aber keine Erfolge.
Wenn Du es so eilig hast, dann mach Mitgliederwerbung! Je mehr sich organisieren, desto mehr werden wir von der Politik wahrgenommen, auch schon zur Bundestagswahl am 20. September 2013.
Mach jetzt sofort Werbung für die Pflegekammer innerhalb Deiner Berufsgruppe, denn wenn die Befragungen zur Pflegekammer in den verschiedenen Bundesländern kein klares Votum ergeben, wirft uns das um Jahrzente zurück. Dann wird aus einem "jetzt-sofort" ein "gestern". Wenn die gegenwärige Welle nicht durchkommt, ist unser Bestreben nach beruflicher Selbstbestimmung für die nächsten 20 Jahre tot. Die 5 bis 10 Euro Mitgliedbeitrag sind für jeden von uns problemlos zu machen. Und sie helfen uns, unsere Lobby personell besser und nachhaltiger zu rüsten und sie geben uns über das Heilberufekammergesetzt mehr unmittelbaren Einfluss auf unsere eigenen Angelegenheiten. Es wird uns argumentativ helfen, gleiche Rechte wie andere Berufe zu fordern. Die Bundesärztekammer will Stimmrecht im Gemeinsamen Bundesausschuss (dass Obergremium für Bürokratieaufbau). Wenn es eine Bundespflegekammer gäbe, wäre es ein Klacks, das gleiche Recht für die Pflege zu verlangen. Der Pflegerat hat diesen Status nicht und könnte personell auch bei weitem nicht mithalten.
Wenn Du in der Altenpflege bist, dann diskutiere jetzt mit Deinen Kollegen, dass wir Pflegenden uns nicht auseinander dividieren lassen dürfen, wie es der bpa mit hohem finanziellen Aufwand betreibt. Der bpa sponsort Tagungen für Altenpflege, auf denen dann gegen die Selbstverwaltung der Pflegeberufe Stimmung gemacht wird. Er will unbedingt verhindern, dass die Pflege als generalistische Ausbildung organisiert wird. Er will damit vor allem verhindern, dass Altenpflege und Krankenpflege nach gleichen Tarifen bezahlt wird. Die Altenpflege soll angesichts des demografischen Wandels günstig bleiben. In den Krankenhäusern wäre das nicht durchsetzbar. Deshalb fahren sie das Prinzip, "teile und herrsche". Dass wir als Pflegekräfte durch eine gernerlistische Ausbildung viel mehr Chancen hätten, unsere berufliche Laufbahn zu ändern, um vielleicht aus einer frustrierten Anstellung in einer bessere wechseln zu können, interessiert den Verband privater Pflegeanbieter nicht. Eine gereralistische Ausbildung, die in eine Spezialisierung führt, also letztendlich die bisherigen Berufsfelder nicht abschaffen wird, wird dem Beruf der Altenpflege nicht schaden. Und in einer Pflegekammer wird die Altenpflege zahlenmäßig die größte Gruppe ausmachen, so dass die Interessen der Altenpflege auch in einer Pflegekammer gut und besser aufgehoben sind, als bei den profitorientierten Arbeitgeberverbänden.
Wenn Du jetzt etwas bewegen willst, dannn diskutiere sofort mit allen Kollegen in der Pflege über Berufspolitik. Aber sei Dir bewusst, dass Du einen langen Atem brauchst. Du wirst nur wenige einfach überzeugen können. Die meisten kommen erst mit, wenn sie sich anderen anschließen können. Also sorge dafür, dass es in Deinem Umfeld immer mehr Leute gibt, denen sich weitere Kollegen anschließen mögen. Und sorge jetzt dafür - wenn das möglich ist und die PDL bei ihrem Arbeitgeber in einem Knebelvertrag steckt -, dass Deine Pflegedienstleitung das unterstützt. Viele trauen sich erst aus der Deckung heraus, wenn sie wissen, dass die PDL das befürwortet.
Du kannst vieles sofort tun. Aber alles - ALLES - wird verpuffen, wenn wir das nicht strukturell unterfüttert kriegen.
Also jeder hier im Forum sollte in irgendeine Organisation eintreten - nicht morgen, sondern umgehend, sofort! Dabei ist es zweitrangig, ob es ein Berufsverband ist, eine Gewerkschaft, eine wissenschaftliche Fachgesellschaft, eine politische Partei oder ein Förderverein für Pflegekammern. Entscheidend ist, dass wir immer mehr organisiert kriegen. Das klappt am besten durch persönliche Ansprache, durch Mitziehen. Dabei darf man ruhig auch ein bisschen penetrant sein und nerven. Ich schone meine Kollegen nicht mehr. Jeden der meckert, frage ich, ob er, wenn er verständlicherweise keine Zeit hat, wenigstens andere für sich arbeiten lässt, die er mit Mitgliedsbeiträgen unterstützt. Ich sage es dann nicht so deutlich, aber für mich gilt: Wer meckert, aber nicht bereit ist, in irgendeiner Organisation Mitglied zu werden, ist ein Schwätzer - Reden ohne Konsequenz. Aber andererseits gehe ich auch davon aus, dass jeder in der Pflege seine Berufswahl nicht aus Geldgier, sondern aus ehrenwerten Motiven getroffen hat, die Respekt verlangen. Daraus schöpfe ich meinen Optimismus, dass nahezu alle Pflegenden grundsätzlich aktivierbar sind. Aber jeder ist anders und viele müssen einfach öfter angetickt werden, bis sie ihren inneren Schweinehund überwinden.
Also lasst uns jeden aus unserer Berufsgruppe ansprechen, mit dem wir ins Gespräch kommen. Lasst uns klagen, was zu beklagen ist und lasst uns sofort hinzufügen, dass wir unsere Berufsgruppe mobilisieren müssen, nicht nur mit Reden, sondern mit persönlichem Einsatz = wenigstens per Mitgliedsbeitrag.
Jeder kann sich hier offenbaren und sich als (ggf. neues) Mitglied outen: Ich bin in drei Organisationen Mitglied (die Pflegekammer wäre die vierte).
Lasst uns jetzt handeln, an allen Fronten! Zieht mit!