Triage in der ZNA

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17.07.2013
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Hallo,

ich habe eine Frage an diejenigen, die in einer ZNA arbeiten.
Wer und wie macht bei euch die Triage innerhalb der ersten 10 Minuten?

Das ihr euch vorstellen könnt was ich meine, Berichte ist kurz von mir.

RD kommt in die ZNA. Meldet sich bei der Orga (diese hat den Überblick) und der Patient wird anhand vom RD Ersteingeschätzt. Anschließend wird der Patient in den Behandlungsraum gebracht, in dem ohnehin die zuständige Pflege erscheint und eine kurze Anamnese erhebt.

Läuft das bei euch so ähnlich oder macht es direkt die zuständige Pflege? Werden die 10 Minuten letztendlich auch immer eingehalten?
Die zuständige Pflege muss ja nur mal mit einem Notfall beschäftigt sein und die 10 Minuten werden überschritten.

Ich bin gespannt auf eure Antworten!
 
Hi,

bei uns gibt es an rund 16 von 24 Stunden am Tag eine zuständige Triagekraft, welche ausnahmslos eine Pflegekraft mit Triage-Kurs (ESI) ist. Es gibt zwei feste Triageorte (einer für den Rettungdienst, einer für Selbsteinweiser*innen - baulich bedingt). Beide Triagepunkte sind so verortet, dass der Rettungsdienst dran vorbei muss (und diesen kennt/erkennt) bzw. die Selbsteinweiser*innen sich dort vorstellen. Nachts ist die Pflege bei uns gegenwärtig alleine im Dienst, kann in Extremsituationen aber einen Rufdienst holen - dieser hilft aber natürlich nicht um die Triage zeitgerecht abzuarbeiten ;) Die Triagekraft sichtet alle Patienten --> Selbsteinweiser*innen vor Patient*innen, welche mit dem Rettungsdienst gebracht werden (erstere sollten in Berücksichtigung des höheren Informationsmangels zu ihrem Zustand vor denen gesehen werden, welche bereits eine präklinische Einschätzung erfahren haben.)

Die Triage soll stets anhand der Patient*innen erfolgen. Die Infos vom Rettungsdienst sind ggf. nur Ergänzung. Zu oft haben wir erlebt, dass die Triage anhand der Einschätzung bzw. Informationen des Rettungsdienstes zu schnell zu Fixierungsfehler im weiteren Verlauf geführt haben oder der Rettungsdienst (hier vornehmlich die KTW-Besatzungen) "nur" transportieren, sicher aber nicht qualitativ mit ihren Patient*innen auseinandergesetzt haben. Diese Problematik hat Gründe, welche außerhalb unseres Einflussbereiches der ZNA liegen. Deshalb müssen wir an dieser Stelle mit einer Anpassung der Struktur reagieren um dort für unseren Bereich bzw. unsere übernommenen Patient*innen Qualität und Sicherheit zu ermöglichen. Die 10 Minuten werden bei uns in aller Regel eingehalten. Außernahmen treten nur in Extremsituationen auf (massive Personalausfälle oder mehrere Notfälle parallel und bei verspäteten Erkennen bzw. Melden von Overcrowding-Situationen).

Zeitkritische Meldebilder wie z.B. V.a. Schlaganfälle oder Polytraumata werden in der Triage sowieso zur zuständigen Pflegekraft mit der entsprechend dringlichen Triagewertung von der Triagekraft "durchgewunken". Wenige Notärzte wollen gelegentlich die Triage gerne übergehen... das passiert in der Regel aber nur einmal und dann klärt das einer unserer Oberärzte auf deren Ebene. Diese interprofessionellen Albereien und Allüren muss man sich, in meinen Augen, nicht antun.

Die zuständige Triagekraft hat zwar auch andere Aufgaben im Arbeitsalltag, oberste Priorität ist aber die Triage. Das Team funktioniert in der Regel so, dass diese Aufgaben (wie z.B. die Verteilung der Patient*innen auf die Stationen) auch von jedem/jeder Anderen im Team übernommen werden kann. Jeder sieht wie der/die Andere "drinhängt". Die Meisten unter uns machen alle Dienste (also auch die Triagedienste) und wissen, wie die "Zahnräder" ineinander greifen können müssen, dass der Laden läuft. Wenn ich als Pfleger, welcher gerade chirurgisch zuständig ist, sehe, dass die Triage oder der interne Bereich "überläuft" wird und bei mir ist es ruhig, übernehme ich dort Aufgaben (egal ob ich dann parallel noch mittriagiere oder im internen Bereich aushelfe). Natürlich läuft das nicht ausnahmslos immer so gut - im Rückblick auf die letzten Jahren ist das Team und die Struktur gut gewachsen und besser geworden. Sowas dauert locker ein paar Jahre, bis das alles richtig rund läuft, meint: dass nur noch selten schwierige Fragen auftauchen oder jeder/jede der Kolleg*innen voll durchsteigt...

...und grad, wenn man meint, dass es gut läuft, kommt eine Pandemie und wirft dir so einiges durcheinander :oops::rolleyes:;) und man muss hier und da doch nochmal einiges Umwerfen und neu organisieren und lernen. --> That's life... not the best thinkable, but the only available.

Willst du noch mehr oder genaueres Wissen? Alle Fragen geklärt? ;) Welches Triage-System habt ihr im Einsatz? Hast du schonmal die SuFu des Forums genutzt? Ich meine mich zu Erinnern, dass es bereits andere Threads gibt, welche einige Beschreibungen und Erfahrungen zum Thema Triage aufführen bzw. beinhalten. Nicht jede*r Forenteilnehmer*in ist noch aktiv, hat in der Vergangenheit aber bereits gute Infos und Beiträge beigesteuert.
 
Vielen Dank für die ausführliche Antwort!
Ich wollte einen aktuellen Stand der Dinge mal hören, mit der SuFu begnüge ich mich später ausführlich. Hatte vor paar Monaten schon mal ein paar Beiträge irgendwo gelesen und ich glaube sogar hier.

Du hast soweit meine Fragen alle beantwortet.
Wir benutzen aktuell ESI und ab Februar MTS. Ich finde MTS Easy und könnte von jedem pflegenden in der ZNA genutzt werden.
Da Problem bei uns ist, dass die oben genannte Orga zu viele andere Aufgaben hat. Ab dem Abend das Bettenmanagement übernehmen, Transport in jegliche Richtung organisieren. 2-3 Telefone bedienen für interne und externe anrufen. Der ganze administrative Quatsch und vor allem die Triage anhand vom RD.

Mit der Frage wollte ich mir aktuelle Meinungen einholen, wie es in anderen Kliniken läuft, da ich es als Änderungswunsch vorgeschlagen habe. Nun muss ich gut argumentieren und ein paar Pro/Kontra Punkte habe ich schon.
Leider haben wir solch einen Triagepunkt nicht. Wir haben die Orga für den RD und ein paar Aufnahmezimmer für die fußläufigen.
 
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