Traumatisierung nach Intensivaufenthalt

  • Ersteller Ersteller AdVitamAeternam
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Hallo,
Elisabeth, Du zeigst auf, was von unsere Seite auf der ITS laufen sollte und auch kann, wenn sich dieser Zustand eisern hält und der Pat. dann nach Hause in die weitere Pflege entlassen wird.
Da kann man nicht mehr wirklich viel machen.
Der Schaden ist da.
Damit meine ich auch nicht nur das Durchgangssyndrom oder HOPS oder Delir usw.
Das Trauma.....
Ich stelle mir das vor, daß ist wie bei den Soldaten die aus den Kriegsgebieten kommen....Der Pat. wird genauso wie der Soldat von seinen Ängsten und seinen Erlebnissen verfolgt.
Nur in seltenen Fällen gelingt es, derartiges hinter sich zu lassen.
Und auch Verwirrtheit/ Aggitiertheit, sind Stresssymtome, die sich ewig halten könne, egal was Du machst.
Daran erinnern die sich auch und es ist ihnen unendlich unangenehm, sich selbst nicht unter Kontrolle gehabt zu haben.
Was mache ich also mit einem Menschen, der einfach nicht zu sich kommen will oder ewig unter den Erinnerungen leidet.
 
Was mache ich also mit einem Menschen, der einfach nicht zu sich kommen will oder ewig unter den Erinnerungen leidet.


Herausfinden, in welchen Lebensbereichen das Trauma belastend ist

(Ich denke gerade an 2 Frauen, die im Krieg vergewaltigt wurden - seit der Demenz erlebten sie häufig die Körperpflege als Trauma erneut als Vergewaltigung)

ist die Frage, inwieweit man diese Situationen, nachdem man sie evaluiert hat, umgehen oder umgestalten kann
 
Aber das ist doch grauenhaft...ich meine, wenn jemand dement ist, kannst Du ihm die Notwendigkeit von diversen Dingen, ohnehin nur sehr schwer begreiflich machen.
Wenn sie sich an derartiges erinnern können und nur begrenzt verstehen, was geschieht.....

Wie macht ihr das?
Wie gestaltet ihr die Körperpflege, damit die Frauen sich nicht erneut " vergewaltigt" fühlen?
 
die beiden Damen habe ich damals in meiner Ausbildung kennengelernt - aktuell habe ich keinen Patienten mit so einem Hammer in der Vergangenheit (zum. nicht wissentlich - die Dunkelziffern sind ja gerade aus der Zeit enorm :( )


ich kann dir nur sagen, wie ich rangegangen bin - ich hab den Vorteil sehr klein zu sein und nicht wirklich bedrohlich auszusehen - beide Frauen wurden NIE von einem Mann versorgt - das wäre für sie undenkbar und auch unzumutbar gewesen.

ich bin immer in Sichtweite geblieben - allerdings habe ich von der Seite agiert, wo sie mich noch sehen konnten - darauf hab ich dann doch penibel geachtet - auch hab ich mich nicht vor sie gestellt, ich wollte, dass sie die Freiheit erleben, weglaufen zu können, wenn gar nichts mehr geht (quasi die Fluchtmöglichkeit offen lassen).

Die Aggressionen an sich sind nie wirklich weniger geworden. Sobald es in Richtung Intimbereich ging, waren Schläge und "Puffereien" die Abwehrhaltung.

Man kann nur fragen, wie die Damen es selbst in dem Moment haben wollen. Es gab Tage, da waren sie einigermaßen klar - wir konnte ruhige Atmosphäre schaffen, haben sanft aber zügig die Intimpflege vorgenommen und danach Rückzug gewährt.

Wichtig ist, nichts "Besonderes" aus der Aktion zu machen - es sollte genauso versorgt werden, wie der Rest des Körpers und das im gleichmäßigen Rhythmus - keine Hektik, Ruhe gönnen und im absoluten Notfall halt abbrechen.

Und sonst natürlich alles, was die Intimsphäre (auch unterbewusst) wahrt - Sichtschutz, Gardinen zuziehen usw.



ach ja nochwas - ich habe eine geführte Waschung gemacht - sprich - ihre Hand in den Waschlappen und meine drüber, sodass sie sich selbst berührt haben und nicht das Gefühl hatten, da tatscht jemand fremdes dran rum - hat im Nachhinein beruhigende Wirkung erzeugt
 
Du hast indiesem Fall sicher das optimalste aus dieser Situation rausgeholt aber wie Du auch sagtest...es ist nicht immer möglich gewesen.
Sie haben manchmal abgewehrt.
Also ist es doch so, daß manche es einfach nie überwinden und da glaube ich, kommen auch Psychologen und Psychater an ihre Grenzen.
 
Eine Intensivfachkraft kann ne ganze Mnege machen: für Orientierung sorgen: zeitlich, örtlich, situativ und zur Person. Udn wenn sich um dieses bemühen würde, dann würde so manchem Pat. auch das PTBS erspart.

1. Definition
Die posttraumatische Belastungsstörung ist Folge eines psychischen Traumas, welches durch ein kurz- oder langdauerndes Ereignis ausgelöst wurde, das außerhalb der üblichen Lebenserfahrungen liegt. Hierzu zählen beispielsweise Erleben von körperlicher oder seelischer Gewalt, Erleben von Katastrophen, Diagnose einer schweren Krankheit etc. Hierbei spielt das Gefühl von Hilflosigkeit und Ausweglosigkeit eine große Rolle.
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5. Therapie
5.1. Erstmaßnahmen
Zunächst wird der Patient in einer sichere Umgebung gebracht, in der keine weitere Traumatisierung erfolgen kann. Außerdem kommen zu Beginn der Therapie Entspannungsverfahren zum Einsatz. Hierdurch soll der Patient beruhigt und gestärkt werden.
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Posttraumatische Belastungsstörung - DocCheck Flexikon

Elisabeth

PS AWMF: Detail
 
Elisabeth, danke für die Links - ich kann mir die frühstens heute abend oder morgen zu Gemüte führen - bin @work und hab ab genau - in 5min wieder alle Hände voll zu tun :D


Das Thema ist sehr sensibel - und ich freue mich, dass wir weitsichtig Austausch finden
 
Elisabeth, ich gebe Dir ja recht und weis ja auch was ich tun kann, dennoch haben wir manchmal keine Chance.
Wir bekommen ja auch Pat. die schon durch andere Intensivstationen genudelt wurden.
Die kommen dann schon traumatisiert/hospitalisiert bei uns an.
Oft geht das dann schon so lange, daß es unmöglich ist es zu unterbrechen.
 
5. Therapie
5.1. Erstmaßnahmen
Zunächst wird der Patient in einer sichere Umgebung gebracht, in der keine weitere Traumatisierung erfolgen kann. Außerdem kommen zu Beginn der Therapie Entspannungsverfahren zum Einsatz. Hierdurch soll der Patient beruhigt und gestärkt werden.
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Posttraumatische Belastungsstörung - DocCheck Flexikon

Weiteres findest du in den AWMF-Leitlinien.

Elisabeth
 

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