Selbstschutz

Ich bin nun seit etwa 2 jahren auf einer fakultativ geschlossenen Psychiatrie.
Zum einen gibt es bei uns Deeskalations Fortbildungen, an die jder aus der psychiatrie (und auch Somatik) teilnehmen sollte .
Dort lernt man zum einen auch die rechtlichen hintergründe und zum anderen was mach ich wenn mich einer am Handgelenk packt und an mir zieht, mich würgt etc.
Dort lernt man aus der situation rauszukommen und nicht aus dem Griff raus und dem Patienten Gewalt erwidern.

zum anderen haben wir notfallpiper, die wir eigentlich immer tragen müssen, doch die sind so groß und unhandlich, dass wir sie nur tragen, wenn man merkt, dass die stimmung auf Station angespannt ist oder ein patient als Aufnahme kommt, denn man als gewalt bereit kennt.

Und die klare devise ist, dass wir uns nicht in Gefahr bringen müssen, also wenn wir zum Beispiel massiv bedroht werden, weil jemand von station möchte ( hatten einen der uns die stationstür eingetreten hat) stellen wir uns nicht davor, sondern machen lieber dieTür auf und schicken die Polizei hinter her. (Wunsch vom Chefarzt)
 
Wenn mich ein Patient eingreifen sollte, mich schlägt etc.
in wie weit darf ich mich denn dann wehren?

hallo,
arbeite seit 6jahren auf einer akutstation, das problem in einer solchen situation ist das eigene adrenalin. denn wer lässt sich schon gerne schlagen, also ich nicht. habe auch schon die bereits beschriebene deeskalationsfortbildung besucht, halte diese aber für wenig hilfreich in einer solchen situation.
lg p.
 
Hallo guten morgen,
ich möchte auch mal was dazu schreiben.
Bei uns in der Klinik wird recht oft KUGA angewandt, was auch recht effektiv ist, wenn man es beherrscht. Wir haben mehrere Auffrischungen im Jahr und das geht wirklich gut.
Allerdings sagt KUGA auch....Selbstschutz geht vor....!!!!
Bei gefährlichen Situationen wird bei uns immer die Polizei dazugeholt!!!
Selber "Waffen" zu benutzen lehne ich völlig ab.

Liebe Grüße emma15oo
 
Hi,

wenn ich angegriffen werde wehre ich mich auch. Da kommt mein selbsterhaltungstrieb hoch und nicht mein therapieverständnis.
Klar ist die Deeskalation wichtig. Wir haben auch Deeskalationtraining, aber manchmal wenn auch sehr selten eskaliert es trotzdem.
Wenn ein/e Kollege/in angegriffen wird, werde ich aktiv eingreifen und mich nicht verkruemeln. Mir ist bewusst das das nicht alle können, bin aber froh das die Kollegen die mit mir am häufigsten arbeiten es genauso sehen und wenn ich ehrlich bin verschafft dies mir Sicherheit, da ich weiss das ich mich auf meine Kollegen in einer Notsituation verlassen kann.
Mir wurde von einem PAtienten der Arm gebrochen. Waqr bei der Verhandlung dabei, läuft jetzt wieder frei rum und warte eigentlich darauf das er wieder bei uns aufgenommen wird.

Gruß

vader
 
Ich arbeite in einem Vollzugskrankenhaus und habe häufig mit gewalttätigen Patienten zu tun. Wir haben in der Zusatzausbildung beigebracht bekommen wie wir in solchen Situationen reagieren sollen.
Dabei geht der Eigenschutz vor, wenn also ein Pat. mit einem Messer da steht gibt es Großalarm und schon kommen viel Kollegen angelaufen (Präsents zeigen). Pfefferspray und Einsatzmehrzweckstöcke können auch zum einsatz kommen.
Solche Einsätze werden bei uns regelmäßig trainiert, zusätzlich techniken der Selbstverteidigung und Konfliktbewältigung.

Ich bin auch der Meinung das die Flucht zur Deeskalation zählt.
Schlußendlich ist die Polizei und das SEK für die wirklich prekären Situationen besser ausgebildet und sie können hoheitsrechtlichen Maßnahmen einsetzen
(Pfefferspray zur not Schußwaffe)
 
Ja ja, der Selbstschutz. Dieser lässt bei uns auf Station seit einiger Zeit zu wünschen übrig. Wir sind so wenig Personal das wir teilweise schon Probleme haben zwei feste Mitarbeiter pro Dienst zu beschaffen. Heißt also, teilweise allein oder mit (unqualifizierter) Zeitarbeit.
Hinzu kommt die total Überforderung der Mitarbeiter (mich eingeschlossen) und dadurch hoher Krankenstand. In Notfällen wie hier im Thread beschrieben würde bei uns der einzige Weg die Polizei sein, weil selbst beim Auslösen des Alarms es nicht sicher ist, dass überhaupt jemand kommt.
Ich gehe seit Wochen eigentlich ständig mit Angst zur Arbeit.
 
Lehmchen, dass ist ja wirklich schlimm, wenn man mit Angst zur Arbeit gehen muss. Da ist es ja nur noch eine Frage der Zeit, bis Du nicht mehr kannst und selbst krank wirst.
Hoffentlich wird es bei Euch bald wieder besser.
LG emma
 
Mich würde in dem Zusammenhang mal interessieren welche Meinungen der Personalrat zu dieser völlig inakzeptablen Situation hat. Oder weiss Dieser davon gar nix ?
 
Mich würde in dem Zusammenhang mal interessieren welche Meinungen der Personalrat zu dieser völlig inakzeptablen Situation hat. Oder weiss Dieser davon gar nix ?

Doch doch, die wissen das schon. Ändern tut sich aber seit Monaten nichts mehr. Keine Ahnung welches Ziel die damit verfolgen.
Früher oder später müssen sie ja neue Leute einstellen oder sie können die Station dicht machen.
Ich auf jeden Fall arbeite daran, dort wegzukommen. Leider, weil Psychiatrie eigentlich genau der Bereich ist, in dem ich arbeiten will.

Wie sieht denn die personelle Situation bei euch so aus?
 
hallo,

zum thema handlungsspielraum (selbstschutz, gegenwehr, abwehr, rechtliche aspekte, etc.) kann ich nur folgendes büchlein empfehlen:

kienzle, t & paul-ettlinger, b: aggressionen in der pflege. stuttgart: kohlhammer, 2006.

hierin wird über sämtliche aspekte adäquater gegenmaßnahmen aufgeklärt und darüber hinaus auch auf die arbeitsschutzrechlichen belange eingegangen. z.b. kann man einen arbeitgeber dazu verpflichten, eine risiko-analyse anfertigen zu lassen, aus der ein entsprechendes sicherheitskonzept hervorgehen muss!

zudem gilt, dass wenn wir regelmäßig mit derartigen patienten konfrontiert werden und uns dem nicht gewachsen fühlen (keine schulung, zu wenig personal, etc.), wir eine überlastungsanzeige beim arbeitegeber einreichen sollten (ich glaube einen entsprechenden vordruck gibt es über den dbfk). wenn wir dann "fehlerhaft" handeln, jedoch entsprechende anzeigen eingegangen sind, hat dies weniger strafrechtliche konsequenzen als wenn dies nicht angezeigt wurde. zudem sollte bei einem schweigen des arbeigebers (war bei unserer klinik ebenso), der personalrat eingeschaltet werden.

lg

randall
 
Also bei uns ist es mit dem Personal auch nicht wirklich pralle.
Ich arbeite auf einer geschlossenen Akutstation und da sind wir mit 2 Nachtwachen für 18-23 Pat. zuständig.Zuzüglich der Aufnahmen, die nachts noch kommen. Bei einem Notfall können wir noch eine Springernachtwache hinzurufen und das war es dann.
Jetzt will uns unsere Geschäftsleitung die Springernachtwache streichen...tztztz.
Mal schauen, wir werden den Herrn mal zu einer Nachtwachenbesprechung einladen und dies mit ihm besprechen.
Wir sind schon sehr gespannt, was er uns zu sagen hat:gruebel:
 
Also bei uns ist es mit dem Personal auch nicht wirklich pralle.
Ich arbeite auf einer geschlossenen Akutstation und da sind wir mit 2 Nachtwachen für 18-23 Pat. zuständig.Zuzüglich der Aufnahmen, die nachts noch kommen. Bei einem Notfall können wir noch eine Springernachtwache hinzurufen und das war es dann.
Jetzt will uns unsere Geschäftsleitung die Springernachtwache streichen...tztztz.
Mal schauen, wir werden den Herrn mal zu einer Nachtwachenbesprechung einladen und dies mit ihm besprechen.
Wir sind schon sehr gespannt, was er uns zu sagen hat:gruebel:

Da bin ich auch mal gespannt.
Dieses Stellengestreiche wird wirklich pathologisch:mrgreen:

Wir haben im Schnitt immer so 25 Patienten und sind dann halt noch die Akutnotfallaufnahme.
Im Moment arbeitet nachts immer eine feste Kraft mit einer Zeitarbeit.
Tagsüber ist es sehr wechselhaft, mal sind wir vier Leute dann wieder nur zwei, was im Frühdienst hinten und vorne natürlich nicht reicht.
 
@ Lehmchen:

Hier in Norwegen ist die personelle Situation auch nicht perfekt, aber im direkten Vergleich zu Deutschland nahezu paradiesisch. Gerade unsere Akut- und sogenannte Sicherheitsabteilungen ( ich rede Hier von UNN - Åsgård, Tromsø ) haben einen luxoriösen Personalschlüssel, der die Nachtwache schon mal bei Bedarf bis zu 5 Leuten ausstatten kann. Abteilungsleitung hält der Station den Rücken frei durch primäre Konzentration auf administrative Aufgaben, kann aber im Bedarfsfall durchaus auch mal direkt am Patienten eingesetzt werden. Zusätzlich stehen uns noch einige Aushilfen zur Verfügung die immr mal wieder kurzfristig herbeigerufen werden können. Dennoch erlebe auch ich hier immer wieder personelle Engpässe in besonderen Situationen, die dann eben "klassisch" durch Überstundenleitung behoben werden müssen. Gerade bei meinem neuen ARbeitsplatz in der Kommune Tromsø bin ich da ( speziell als Teamleiter ! ) desöfteren gefordert. Auch hier der Vorteil in Norwegen:
Gute Überstundenkompensation ( Zuschläge, Ausbezahlung, Abfeiern )
 
Fünf Leute? Wow, das haben wir mit Glück einmal im Monat im Tagdienst.
Wir arbeiten eigentlich nur mit der mindestanzahl Pflegekräfte (also zwei) und auch die ärztliche Situation ist schrecklich. Meißt nur ein Arzt für 27 Patienten (weil der zweite Arzt im Nachtdienst oder Urlaub ist) Passt immer perfekt. Gibt auch des öfteren Tage ohne Arzt.
Super Patientenversorgung würd ich sagen.

Bin auch schon am überlegen, ins Ausland zu gehen. Aber ob das wirklich eine Lösung ist:gruebel:
 
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