Schutzmaßnahmen bei Strahlentherapie

Wurstwürfel

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Gyn/Onko
Hallo an alle und ein frohes Neues!!
Ich bin Krpfl-Azubine und hab ab nächsten Di schrftl. Examen. Ich wollt mal fragen, ob einem von euch etwas einfällt zum Thema Schutzmaßnahmen im Zusammenhang mit Strahlentherapie.... Ich kann mir nicht so ganz genau vorstellen, was damit gemeint ist, außer dass man eben nicht im gleichen Raum sein darf, Schutzbekleidung, Schwangere erst recht nicht, zählt Radiojodtherapie darunter? Ich steh im Moment aufm Schlauch... kann mir bitte jemand helfen, bitte? :-?
 
Hallo Wurstwürfel!

Strahlentherapie ist zunächst mal alles bei dem die PatientInnen mit irgendeiner Form von Strahlung behandelt werden.

Dies kann äußerlich geschehen (z. B. Bestrahlung durch Röntgenstrahlen, radioaktive Strahlen oder auch Teilchenstrahlen [= Teletherapie]) oder auch innerlich (Einbringen einer Strahlenquelle in den Körper [= "Seeds", Brachytherapie] oder einnehmen eines radioaktiven Medikaments [z. B. Radio-Jod-Therapie]).

Der wesentliche Unterschied der Methoden besteht darin, daß im ersten Fall die PatientInnen nach der Bestrahlung selbst nicht strahlen, im zweiten Fall muß erst die Strahlenquelle ("seeds") wieder entfernt werden oder das radioaktive Medikament soweit wieder ausgeschieden werden, daß eine Umgebungsgefährdung nicht mehr stattfinden kann.

Strahlentherapie - Wikipedia
Nuklearmedizin - Wikipedia
Brachytherapie - Wikipedia

Der beste Strahlenschutz ist Abstand (die Strahlenintensität nimmt mit dem Quadrat des Abstandes ab, d. h. verdoppelt sich der Abstand nimmt die Intensität auf ein Viertel ab).

Weitere grundlegende Schutzmöglichkeiten: Die Expositionszeit (Zeit der mensch der Strahlung ausgesetzt ist) so kurz wie möglich zu halten und
geeignete Abschirmmaßnahmen treffen (z. B. Bleischürze).
3A-Regel - Wikipedia
Strahlenschutz - Wikipedia


Schönen Gruß, Gego.
 
Hallo Wurstwürfel!

Wie im vorigen Beitrag wurde es super beschrieben. Wollte nur noch genaueres aus der Praxis hinzufügen.

Kann aber nur genaueres von der Seedimplantation bei Prostataca. schreiben, da diese oft bei uns durchgeführt wird. Solche Pat. liegen bei uns entweder alleine im Zweibettzimmer, meist wird aber geschaut, dass wir zwei Pat. haben, wegen Auslastung usw. (kommt ja nicht so gut, wenn ein Bett mal 3 Tage freisteht :-))
Also wenn der Pat. operiert wird, bekommt er von uns eine Bleidecke in den OP mit, diese wird dann von den dortigen Pflegern nach der OP über das Areal gelegt. Während der Pat. im OP ist statten wir die Zimmer aus mit Wäschesack, da die benutzte Wäsche nicht aus dem Zimmer getragen werden darf, Strahlenzeichen, einem Schild, dass sich Angehörige vorher im DZ melden müssen und einer Bleischürze.
Pat. kommt zurück, ab dann müssen wir Dosimeter tragen (auf diesen wird die monatliche Strahlung abgemessen, wenn diese zuviel wäre - bekommen wir 2 Extratage frei - hat aber noch nie jemand geschafft).
Der Pat. wird aufgeklärt die Bleidecke hinaufzugeben, wenn jem. das Zimmer betritt, wenn das nicht möglich ist (wegen Tätigkeiten am DK oder Verbandswechsel) müssen wir die Bleischürze anziehen. Am nächsten Tag bekommen sie vom Bandagisten zwei Unterhosen (die sie vorher abgegeben haben) in denen eine Bleieinlage eingenäht wurde, damit sie damit auch mal das Zimmer verlassen können.
Vor der Entlassung wird die Strahlung am Pat. nochmals gemessen und er wird über das Verhalten draußen aufgeklärt (keine keinen Kinder auf den Schoss nehmen, in der Nähe von Schwangeren, Frauen im gebährfähigen Alter oder großen Menschenmengen müssen sie die Bleieinlage tragen). Sie bekommen noch einen Ausweis und nach der Entlassung wird das Zimmer von einem Strahlenschutzbeauftragten ausgemessen. Erst danach dürfen wir die Wäsche aus dem Zimmer entfernen.

Schüler unter 18 J., Schwangere oder die es sein könnten, dürfen nicht ins Zimmer. (Bei Schülern fällt das sowieso weg, da sie keine Dosimeter haben). Wir müssen jedes zu einem Vortrag über Strahlenschutz und eine Strahlenschutzuntersuchung (beim Betriebsarzt) machen.

Hoffe ich konnte dir ein bißchen weiterhelfen.
Achja im OP muss der, die Seeds einsetzende Arzt auch noch einen Schilddrüsenbleischutz tragen (weiß nicht ob der wirklich so heißt, aber man kennt sich aus). Wenn ein Seed im Zimmer gefunden wird, NICHT ANGREIFEN, Strahlenschutz informieren.

Die Seeds werden übrigens nicht entfernt sondern irgendwann über normalen Wege ausgeschieden.

Gruß,
Lin
 
Hallo Wurstwürfel & Lin!

Kleiner Nachtrag zu den "Seeds":
Diese können entweder implantiert werden (und werden dann entweder ausgeschieden, nach Abschluß der Therapie wieder entfernt oder im Körper belassen) oder im "Afterloading-Verfahren" über eine oder mehrere Hohlsonden ferngesteuert/maschinell in das zu bestrahlende Gebiet eingebracht und nach Bestrahlung wieder entfernt (geringere Strahlenbelastung für das Personal). Die Hohlsonden können im Einzelfall auch für weitere Bestrahlungssitzungen belassen werden.

Schönen Gruß, Gego.
 
Ok, vielen Dank für eure Antworten, das hat mir sehr weitergeholfen. bis denn