Ja, um genau solche Dinge geht es. Es ist eine Jugendliche mit progredienter Erkrankung. Sie kann sich nicht mehr selbstständig versorgen, braucht vollständige Übernahme, kann aber bis jetzt noch eindeutig sagen, was sie will und was nicht. Sie wird es aber irgendwann nicht mehr sagen können.
Vor einiger Zeit hat sie jemanden im Krankenhaus besucht und dabei mitbekommen, dass dort Patienten und eben auch Patientinnen mit nur einer Schutzhose bekleidet ohne irgendeine Abdeckung, sei es ein Patientenhemd oder ein Tuch oder sonst irgendwas im Bett lagen bei offener Tür und auch die Grundpflege bei offener Tür durchgeführt wurde, weil es so warm war (war bei der vorigen Hitzewelle dieses Jahres). Jetzt hat sie total Angst, dass ihr das auch bevorsteht, wenn sie sich nicht mehr äußern kann und nicht mehr in der Kinderklinik ist. Und das kann ich 100%ig verstehen. Klar ist es eine Pflegeerleichterung, wenn man Patienten nicht an- und ausziehen muss. Aber Entschuldigung, wenigstens ein Patientenhemd überlegen muss drin sein und die Tür schließen bei der Grundpflege. Auch schwerstbetroffene Patienten, die vielleicht im Minimal Conscious State sind oder sich aus sonst irgendwelchen Gründen nicht äußern können, haben ja wohl ein Recht auf die größtmögliche Wahrung ihrer Intimsphäre. So wie sie das geschildert hat, hörte sich das wirklich menschenunwürdig an. Das würde glaube ich niemand wollen.
Daher hat dieses Mädchen beschlossen, aufzuschreiben, dass sie bestimmte Dinge für die Pflege verfügen möchte, und das sind so basale Dinge, dass ich es fast eine Schande finde, dass sie das Gefühl hat, das verschriftlichen zu müssen, damit es jemand respektiert.
- Grundpflege nur bei geschlossener Tür
- wenn ein männlicher Mitpat. im Zimmer liegt (war dort wohl der Fall), Grundpflege nur mit Sichtschutz (war dort wohl nicht der Fall)
- nicht unbekleidet im Bett liegen lassen, immer mindestens Shorts und T-Shirt anziehen
- immer einen Bustier oder BH anziehen (sie hat dort wohl bei der Mitpat. der Angehörigen, die sie besucht hat, mitbekommen, dass diese keine Unterwäsche anhatte und unter der Brust aufgeweichte Haut und einen Pilz hatte)
- Grundpflege nur durch weibliches Pflegepersonal (ok, das ist nicht ganz so basal wie das andere, da es manchen Pat. ja auch egal ist)
Sie merkt eben, dass es mit ihrer Gesundheit immer mehr bergab geht und macht sich Gedanken über die Zukunft. Und vor einer solchen Zukunftsvorstellung hat sie (nachvollziehbarerweise) Panik. Aber sie hat Zweifel daran, ob es überhaupt etwas bringt, wenn sie ihre Wünsche aufschreibt, oder ob sich sowieso niemand daran halten wird. Deswegen hat sie mich eben gefragt, ob es sowas wie eine "pflegerische Patientenverfügung" gibt und ob es bindend ist, wenn sie sowas schreibt.