Pflege in NS Zeit - (k)ein aktuelles Thema?

AKpflege

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Wir haben die Tage einen Seminartag zur Pflege in der NS Zeit ins Berliner Haus der Wannseekonferenz gemacht.
Dazu stand im Studienauftrag eine Frage:
Inwieweit sehen Sie auch heute noch Anlässe, Pflege in totalitären System zu thematisieren oder nicht?

Darauf eine Rückmeldung:
Es ist eine interessantes Thema, doch geht dieses Thema zu weit in das Fach Geschichte hinein. Ich weiss nicht ob es für unsere Ausbildung relevant ist, da es sonst eine Pflichtveransaltung wäre. Die Thematik Nationalsozialismus hat jeder in den allgemeinbildenden,- und Berufsschulen öfters durchgenommen, sodass es nicht nochmals thematisiert werden sollte.

Was denken andere dazu?​
 
Was für eine Fragestellung? Vorallem wirft sie ins sich noch viele neue Fragen auf. Nach welchem Modell, nach welchem Philosophen u.s.w. ?

Die Pflege in der NS - Zeit ist wichtig, um die Verbindungen und Zusammenhänge besser verstehen zu können. Die NS Zeit spielt in vielen Bereichen noch eine nicht unerhebliche Rolle z.B.: Wissenschaftstheorie, Philosophie, Didaktik, Erziehungswissenschaft, Pflegewissenschaft und - forschung, historische Ansatz in der Pflegeforschung, Agnes Karl, Karl Popper und auch Heidegger. Es gibt viele Verbindungen und Annahmen.

Es ist in meinen Augen für die Ausbildung relevant und hilft z.B. später weiter, falls man mal studieren sollte. Ich sehe dies als ein wichtiges Thema an, um zu begreifen, was dies für weitreichende Folgen (auch heute) haben kann und auch, um z.B. die experimentelle Forschung zu verstehen, ist es nicht unwichtig, sich mit der NS- Zeit ausführlich beschäftigt zu haben. Schulwissen alleine reicht nicht aus, um alle Verbindungen miteinander verknüpfen zu können. Meine Erfahrung.
 
Da kann ich pericardinchen nur Recht geben!

Es wird nicht umsonst in Studiengängen wie Pflegemanagement z.B. in den Pflegewissenschaften thematisiert. Ich könnte mich nicht erinnern, dass in meinem Geschichtsunterricht am Gymnasium jemals der Nationalsozialismus in Verbindung mit der Pflege behandelt wurde.
Dabei waren die Auswirkungen auf den Gesundheitsbereich nicht unerheblich und die kann sich ein Schüler sicherlich nicht alleine aus dem Zusammenhang erschließen.
 
Ich denke auch, es ist falsch, das Grundproblem nur der Pflege in der NS Zeit zuzuschreiben. Deshalb ist unaghängig von phliosophischen Bezügen (wenngleich grundsätzlich berechtigt, dies zu präzisieren) das Thema totalitärer Systeme brandaktuell.
Vielleicht hat auch im NS Staat nur " jeder seine Pflicht getan" und schon das Kreuz bei "schwerhörig" auf einem Meldebogen konnte später zur Tötung eines Menschen führen. Wir erheben auch viele Daten- wissen wir wirklich immer, was damit geschieht?
 
Es kann durchaus im Fach Geschichte der Krankenpflege kurz thematisiert werden.

Grundsätzlich denke ich, wenn ich mich an meine Schulzeit erinnere, dass die NS-Zeit ausreichend durchgenommen wird und nicht zum hundertsten Mal, nur in einem anderen Kontex, durchgekaut werden muss.

Wir hatten den Nationalsozialismus in der vierten Klasse, in der fünften, in der sechsten und in der achten Klasse, zusätzlich noch im Konfirmandenunterricht. Irgendwann hängt einem das aus den Ohren wieder raus.

Ich möchte hier nicht falsch verstanden werden, ich glaube, dass jeder wissen muss, was damals passiert ist. Aber es wieder und wieder in der Schule durchzunehmen führt zu Übersättigung und Genervtheit, zumal die Auszubildenden heute ja die fünfte oder sechste Generation "danach" ist.
 
Was ist an der NS-Zeit denn so besonderes im Gegensatz zu anderen totalitären Systemen?
Ich bin der Meinung, man sollte das Thema NS-Zeit langsam mal ad acta legen. Sicher gibt es noch alte Menschen, die aufgrund Spätfolgen noch darunter leiden.
Aber andere leiden auch an den Folgen von Kriegen und Verfolgungen. Ich denke da z.B. an die vielen Flüchtlinge, die aufgrund der Zustände in ihrem Land im Laufe der Jahre zu uns gekommen sind. Auch hier gab es prägende Situationen, die wir genauso berücksichtigen sollten, wie die Folgen der NS Zeit.
 
Ich bin der Meinung wir sind auf dem besten Weg die Türken zu den neuen Juden zu machen. Auch wenn ich mich jetzt sehr unbeliebt mache, aber Pflege ist nunmal ein Ausbildungsberuf, ich erlebe so häufig fremdenfeindliche Einstellungen bei Kollegen. Das ist schon nicht mehr schön. Irgendwie wurde die NS-Zeit nicht häufig genug durchgenommen. Die Art und Weise wie es vermittelt wird, ist vllt. nicht geeignet, darüber kann man sicher diskutieren. Statt Faktenwissen zum Holocaust zu vermitteln, hätte man mehr Wert auf Schicksale und Empathie legen müssen.
Es gibt immer wieder auch Menschen die z.B. Menschen im Wachkoma, oder mit starker Behinderung, von vorneherein eine schlechte Lebensqualität unterstellen. Ja, das ist sogar eine sehr verbreitete Haltung, dass man in solchen Fällen urteilt, dass das Leben keinen Wert mehr hat.

Natürlich ist solche Haltung nicht nur NS-typisch. In der DDR mussten sich meine Eltern die Frage anhören, ob sich denn ein Rollstuhl und Förderung für meine Schwester überhaupt lohnt, da die Lebenserwartung doch eh nur paar Monate ist (sie wurde dann dank Arzthaushalt mehrere Jahre alt, wäre noch fast aufs Gym gegangen). Gerade die DDR hat teure und seltene Medikamente wie Antibiotika nach darwinistischen Gesichtspunkten verteilt. Der wertvolle Ingenieur bekam das Zeugs, aber die Rentnerin dann nicht mehr.
 
In der DDR mussten sich meine Eltern die Frage anhören, ob sich denn ein Rollstuhl und Förderung für meine Schwester überhaupt lohnt, da die Lebenserwartung doch eh nur paar Monate ist (sie wurde dann dank Arzthaushalt mehrere Jahre alt, wäre noch fast aufs Gym gegangen). Gerade die DDR hat teure und seltene Medikamente wie Antibiotika nach darwinistischen Gesichtspunkten verteilt. Der wertvolle Ingenieur bekam das Zeugs, aber die Rentnerin dann nicht mehr.

...dabei sollten doch gerade in der DDR alle Menschen gleich sein...:gruebel:
 
Ich bin der Meinung wir sind auf dem besten Weg die Türken zu den neuen Juden zu machen.
Das sehe ich nicht so. Gerade die Türken haben doch viele Freiheiten in unserem Land und ihnen wird in vielen Bereichen entgegen gekommen. Denkt nur mal an die Integration der türkischen Kinder in den Schulen. Der Islam wird an vielen Schulen mittlerweile unterrichtet und das, obwohl wir ein christliches Land sind. Viele Türken wollen sich überhaupt nicht integrieren. Erlernen z.B. nicht unsere Sprache und erwarten nach 20 jahren Aufenthalt in Deutschland immer noch, dass man ihre Sprachbarrieren akzeptiert.

Glaubt ihr, die Türkei wäre uns Christen gegenüber so zuvorkommend wie die Türken das hier in unserem Land erleben? Sicher gibt es auch Diskriminierungen, aber die gibt es überall auf der Welt nicht nur in Deutschland und das hat auch nicht unbedingt was mit der NS Zeit zu tun.

Ich habe zu der damaligen Zeit nicht gelebt. Ich persönlich bin mit Sicherheit nicht fremdenfeindlich. Ich akzeptiere jeden Menschen so wie er ist. Aber ich habe keinen Bock darauf, mir ständig die NS-Zeit unter die Nase reiben zu lassen. Es gibt so viele Länder, in denen unfassbare Greueltaten laufen. Warum stehen die nicht im Fokus?
 
Viele Türken wollen sich überhaupt nicht integrieren. Erlernen z.B. nicht unsere Sprache und erwarten nach 20 jahren Aufenthalt in Deutschland immer noch, dass man ihre Sprachbarrieren akzeptiert.
Damals hat man die Juden auch nicht einfach so gehasst, sondern man hat auch haufenweise pseudo-vernünftige Gründe gefunden, warum es ja ok ist, gegen Juden eingestellt zu sein.

Von den Bayern erwartet auch keiner dass sie unsere Sprache lernen, geschweige denn von den Sorben in Sachsen. Kein Mensch erwartet dass sich so ein Sorbe an die sächsische Kultur anpasst und plötzlich Deutsch spricht. Auch von einem Basken erwartet das keiner, dass er plötzlich nur noch Catalanisch oder Franzözisch spricht.
Der Sorbe ist dennoch ein Deutscher, auch wenn er nicht deutsch spricht und eine ganze andere Kultur hat, allein deswegen weil sie Mitglieder der Nation sind und die Anatolier sind mittlerweile auch ein deutsches Volk, weil Millionen von Ihnen Mitglieder der Nation sind. Lass sie also türkisch reden, so wie man es in jedem zivilisierten Land Minderheiten zugesteht.
 
Und schon sind wir beim Thema. Wo fängt Toleranz an, wo hört sie auf? Was bedeutet Integration, was ist Assimilation?

Fruchtbar ist der Schoß noch aus dem die Hitler und Co. krochen. Warum nur, wenn es doch Jahre her ist? Vielleicht weil wir es bis heute nicht wagen uns damit auseinander zu setzen? Zu schmerzhaft wäre die Erkenntnis: jeder hat gewusst, was da passiert und alle haben weg gesehen. Man will die Zeit verdrängen. Das haben schon unsere Vorfahren gemacht und wir wollen gar nix mehr davon wissen.

Wie wenig verstanden wurde von der Zeit... Femen und die Faschismus-Keule - Kommentar - dieStandard.at ? Meinung . Heute scheint es schick zu sein, mit der Nazizeit zu koketieren.

Elisabeth
 
Nachtrag: Nicht jeder Deutsche ist ein Christ. Nicht jeder Jude ein Israeli. Und nicht jeder Türke ist ein Moslem. Wir sollten das vielleicht als allererstes trennen: Relligion ist nicht gleichbedeutend mit dem, wie ein Mensch sich in der Gesellscjaft bewegt, sich einbringt, wie tolerant er ist.

Elisabeth
 
Was ist an der NS-Zeit denn so besonderes im Gegensatz zu anderen totalitären Systemen?
Ich bin der Meinung, man sollte das Thema NS-Zeit langsam mal ad acta legen. Sicher gibt es noch alte Menschen, die aufgrund Spätfolgen noch darunter leiden.
Aber andere leiden auch an den Folgen von Kriegen und Verfolgungen. Ich denke da z.B. an die vielen Flüchtlinge, die aufgrund der Zustände in ihrem Land im Laufe der Jahre zu uns gekommen sind. Auch hier gab es prägende Situationen, die wir genauso berücksichtigen sollten, wie die Folgen der NS Zeit.


Das Thema ist immernoch präsent z.B. USA, Russland, Frankreich, aber auch in Deutschland.
 
Ich will noch mal dran erinnern, dass es ja ursprünflich auch genau darum ging, nicht nur die NS Zeit zu besprechen (faktenmäßig), sondern unser aller Haltung auf den Prüfstand zu stellen. Wir sind mitten in der "Liberalisierung" des Gesundheitsmarktes, dass heißt, es gibt rationierte Leistungen und dafür müssen Menschen "kategorisiert" werden. Das machen wir alle jeden Tag in der Leistungserfassung.
Und:

"alle Menschen sind gleich" ja, aber wie wird das zum Beispiel angewandt, wenn man weiß, dass der Patient ein Terrorattentäter ist. Sind wir da noch so souverän?
 
Ich habe daraus mitgenommen: Die Pflegenden wurden freigesprochen, weil sie angeblich zu dumm waren um das tragen ihrer Handlungen zu verstehen und nur stumpf ausführten. Dies bedeutet für mich: Niemals dumme, ausführende Kraft sein! Sondern auch nein sagen, wenn es angebracht und richtig/ wichtig ist!

Natürlich wussten so gut wie alle was sie da taten, aber weil es alle taten war es dann Okay. Es ist die Dummheit der Mehrheit. Ich habe Angst, weil sich heute auch immer mehr an der Mehrheit orientiert wird. Ein Einzelner wird mit seiner Meinung mundtot gemacht, auch wenn er Recht hat!
 

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