Organspendeausweis?

kleine_Jenny

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Akutgeriatrie
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Hey ihr lieben..

ich beschäftige mich seit langer Zeit mit der Frage:
Organspendeausweis Ja oder Nein?

Nach langen Überlegungen und unzähligen Diskussionen mit Freunden und auch Kollegen, bin ich nun zu meiner persönlichen Entscheidung gekommen.
Ich hab mir einen aus der Apotheke besorgt.

Ich persönlich finde, das man so effektiv helfen kann.
Und die Einwände anderer: "Man liegt doch dann da so ohne Organe im Grab",
kann ich auch nich wirklich verstehen.
Mal schroff gesagt, was will ich mit meinen Organen bzw. auch meinem Gewebe dann noch anfangen?
Wo andere, die dann noch am Leben sind, sie wirklich "gebrauchen" könnten ?!

Mich würde eure Meinung dazu interessieren.
Wie steht ihr zu diesem Thema?

Liebe Grüße, Jenny:spopkorns:
 
Ich habe meine Fachabeit über das Thema Organspende geschrieben.
Persönlich trage ich auch einen Organspendeausweis bei mir. Allerdings haben mich die Recherchen zum Thema an vielen Dingen zweifeln lassen.
Meine Haltung gegenüber Organspende und Transplantatation hat sich nicht geändert. Ich halte es immer noch für einen wichtigen Aspekt Organe zu spenden. Allerdings bin ich kritischer geworden.

Deine Meinung ist, daß man Organe im Grab eh nicht mehr braucht. Ist auch meine Meinung.
Deine Meinung ist, daß man anderen, kranken Menschen mit seinen Organen helfen kann. Ist auch meine Meinung.
Allerdings ist dies unsere Meinung. und wir sollten auch andere Äußerungen akzeptieren.

Du trägst einen Organspendeausweis. Hast du mit deinen Eltern, Angehörigen, Familie darüber gesprochen? Hast du deinen Willen klar geäußert? Wissen deine Leute im Falle eines Falles Bescheid?
Um deiner Entscheidung Nachdruck zu verleihen empfiehlt die Deutsche Stiftung Organspende (DSO) alle 2 Jahre den Ausweis zu erneuern.
Denn nichts ist schlimmer für Hinterbliebene, wenn sie nicht wissen wie du zu der ganzen Sache stehst. Der Ausweis ist da...aber man hat ja nie darüber geredet.

Der Super-GAU für Angehörige ist es, wenn gar kein Organspendeausweis vorliegt, noch irgendwann mal zu Lebezeiten darüber gesprochen worden ist. Man versetze sich einmal in die Situation. Du verlierst einen Angehörigen...den Sohn, die Tochter, den Vater, die Mutter...sie liegen da sehen gar nicht aus wie tot und du sollst über eine Organentnahme entscheiden. Nicht das du so entscheiden sollst, wie du es für richtig empfindest. Nein...du sollst im Sinne des Angehörigen handeln. Psychische Extremsituation und nachvollziehbar, wenn sich viele Angehörige dagegen entscheiden.

Der Stein des Anstosses ist ja nicht mal die Organspende selbst, sondern eher das was vorher passieren muß. Nämlich eine Hirntoddiagnostik. Diese ist sehr sehr umstritten. Man kann zwar eine irreversible Schädigung des Gehirns nachweisen, aber kann man auch ausschließen, daß der Patient nichts mehr fühlt, hört, Berührungen spürt, riecht? Kann man Gedanken messen? Man beachte, daß die Organentnahme, welche ein operativer Eingriff ist, ohne jegliche Analgetika oder Sedativa stattfindet. Manche Anästhesisten bekommen ein unwohles Gefühl bei dem Gedanken. Deshalb spritzen fast alle wenigstens ein Analgetikum (Sufentanil oder Fentanyl).
Es sind Fälle beschrieben worden, bei denen der Patient auf den Hautschnitt mit einem Herzfrequenzanstieg und Blutdruckanstieg reagiert hat. Können hirntote Patienten doch etwas spüren? Man weiß es nicht.
 
Ich habe schon ein paar Jahre einen Organspendeausweis.
Vor ein paar Monaten bin ich mit dem Thema noc einmal sehr persönlich konfrontiert worden, mein Onkel stand auf der Spenderliste für eine neue Leber. Die Ärzte gaben ihm nicht mehr lange, er lag schon im Coma hepaticum, dann endlich kam der erlösende Anruf!
Meinem Onkel geht es heute blendend.
Mit einer Organspende muss der Tod nicht sinnlos sein, sondern kann vielen anderen Menschen zu einem neuen Leben verschaffen!
 
Hallo Andreas,

erstmal vielen Dank für deinen Beitrag. Nun zu deinen Fragen...

(...)wir sollten auch andere Äußerungen akzeptieren (...)

Das tue ich auch. Wie gesagt, das ist meine persönliche Meinung dazu. Jeder hat den freien Willen, über sein Leben zu bestimmen. Gerade deshalb interessieren mich ja Meinungen anderer...


Du trägst einen Organspendeausweis. Hast du mit deinen Eltern, Angehörigen, Familie darüber gesprochen? Hast du deinen Willen klar geäußert? Wissen deine Leute im Falle eines Falles Bescheid?

Ich hab mit meiner Familie drüber gesprochen, einige waren dafür, einige dagegen. Letzendlich ist es meine Entscheidung. Und gerade deshalb gibt es ja auch Organspendeausweise. Um im Falle meines Todes, nicht auch noch meine Familie mit dieser schwierigen Frage zu quälen.


Liebe Grüße, Jenny :daumen:
 
Hallo SunnyMK,

dir und deinem Onkel alles Liebe.

Ich bin deiner Meinung. :daumen:

LG
 
Meine Mutter hatte sich vor 2,3 Tagen einen mitgenommen, aber ihren Alten dann wieder gefunden. Sie hat mich dann gefragt ob ich den haben will.
Hab ihn dann kurzerhand ausgefüllt und hab ihn im Portemonnaie. Da gibts für mich nicht viel zu überlegen. Wenn ich tot bin (und das wirklich, nicht wie letzten bei ER als ich reingezapped hab ;) interessiert mich das nicht mehr. Sollen Anderen was davon haben!
 
Da ich immer meinen Senf dazugeben muß :D....
Die Proseite haben wir ja...fehlt noch die Kontraseite.
Guckst du hier --> KAO Startseite

Liebe Grüße
Andi

P.S. Ich trage selbst einen Organspendeausweis und habe meine Facharbeit darüber geschrieben. Also keine Vorurteile.
 
Man beachte, daß die Organentnahme, welche ein operativer Eingriff ist, ohne jegliche Analgetika oder Sedativa stattfindet. Manche Anästhesisten bekommen ein unwohles Gefühl bei dem Gedanken. Deshalb spritzen fast alle wenigstens ein Analgetikum (Sufentanil oder Fentanyl).
Es sind Fälle beschrieben worden, bei denen der Patient auf den Hautschnitt mit einem Herzfrequenzanstieg und Blutdruckanstieg reagiert hat. Können hirntote Patienten doch etwas spüren? Man weiß es nicht.

Hi! Erst vor kurzen hat bei mir ein Anästhesist über Organentnahme referiert. Er hat erzählt, dass es bei ihnen üblich ist, dass jeder Hirntote vor seiner Explantation genau wie jeder normale Mensch narkotisiert wird. Ob hirntod oder lebend das mache bei ihnen keinen Unterschied. Er hat nämlich selbst miterlebt, wie ein solcher Patient wie wild gezappelt hat und der Puls die Höhe geschossen ist. Es sah also wirklich noch sehr fühlend aus. Das muss ein Schock für jeden Umstehenden gewesen sein.

Ich persönlich bin auch vollens mit meiner Organentnahme einverstanden. Es rettet leben und verbessert die Lebendsqulität der Empfänger enorm. Je nachdem welches Organ es ist, befreit es von lästigen Machinen. Was kann man einem fremden Menschen denn besseres schenken?
 
Hallo Sabrina...

dein Anästhesist sagt, daß jeder Organspender narkotisiert wird, wie jeder andere Patient bei einer OP auch.
Für mich iss das etwas unverständlich. Nicht DAS es gemacht wird, sondern WARUM es gemacht wird. Wenn es nach der Hirntodtheorie ginge, dürfte ja der Patient nichts mehr spüren, geschweige denn sich bewegen. Verstehst du was ich damit sagen möchte????

Es gibt viele Fragen, welche unbeantwortet bleiben. Leider. Dennoch ist die Organtransplantation eine dolle Sache. Nur leider, wie ich finde, steckt einiges noch in den Kinderschuhen.

Liebe Grüße
Andi
 
Soweit ich weiß wirken Narkotika Muskelrelaxierend.

Wenn ein Mensch zwar Hirntod ist, so funktioniert aber sein Vegetativum. Das heißt, sein Herz schlägt und die innersekretorischen Drüsen und Organfunktionen weitestgehend ebenfals.

Durch einen Hautschnitt und Eingriff am Körper kommt es dann automatisch zu Reflexen, die das Hirn meines Wissens nach gar nicht mehr erreichen sondern direkt im Rückenmark oder Stammhirn, also wenigstens auf der vegetativen Ebene umgeschaltet und zum Erfolgsorgan, in dem Fall "Muskel" zurückgeleitet werden.

Daher ließe sich erklären, warum solche Phänomene wie zuckende Körper und Herzfrequenzerhöhung zu Stande kommen, es sind nämlich vegetative Vorgänge und somit automatische Schutzfunktionen des Körpers.
 
Das klingt doch überzeugend. Besser hätte ich es auch nicht sagen können!! *g

Das vegetative Nervensystem ist eben nicht so leicht zu überlisten!

Gruß
Sabrina
 
Stimmt schon. Bis aufs Hirn und eine gute Herz-Kreislauf-Regulation funktioniert noch alles fast hervorragend :daumen:.

LG
Andi
 
Wieso wirken Narkotika relaxierend?
 
Wieso wirken Narkotika relaxierend?

Wer schreibt denn sowas? Sollte ichs überlesen haben :verwirrt:???

Narkotika wirken schon muskelrelaxierend. Allerdings sollte man es differenzierter betrachten.

Denn nur die Gruppe der Benzodiazepine wirkt muskelrelaxierend. Allerdings hält sich die Begeisterung der Anästhesie in Grenzen, denn der relaxierende Effekt ist nicht unbedingt der Brüller.
Beschrieben wird eine teils zentrale Muskelrelaxierung und eine teils spinale.
Der Rest der Narkotikapalette wirkt nicht muskelrelaxierend. Beim Propofol zum Beispiel kann es während der Einleitung zu spontanen Bewegungen bis hin zu Muskelkrämpfen kommen (aber ich liebe ja Propofol :D).

Fazit: Nur die Gruppe der Benzodiazipine wirkt muskelrelaxierend. Allerdings nur in geringem Maße. Alle anderen haben keine relaxierende Wirkung.

LG Andi

P.S. Eigentlich wirkt jedes Medikament relaxierend. Es kommt nur drauf an wieviel man davon nimmt. Kleiner Scherz am Rande. Ihr wisst was ich meine :fidee:.
 
Hallo,
darf ich an den Titel des Threads erinnern?

Organspendeausweis

Danke
Narde
 
Hab seit ca. einem halben Jahr einen Organspendeausweis bei mir. Finde es gut da ich erstens meiner Mutter im Fall eine schwere Entscheidung abnehme und wenn ich nicht mehr lebensfähig bin meine Organe ja eh nicht mehr brauche. Wenn aber andere Menschen dadurch geholfen wird ists doch gut.
Muss aber auch dazusagen das ich die Spende meiner Augenhornhaut ausgenommen hab. Ich weiß nicht wieso aber das will ich nicht.
 
Hallo ihr Lieben!
Ich hab ebenfalls seit langen Jahren `nen Organspendeausweiß, muß allerdings zu meiner Schande gestehen daß ich ihn schon `ne Ewigkeit nicht mehr aktaulisiert habe( was ich jetzt aber durch eure Erinnerung gleich in den nächsten Tagen nachholen werde, vielen Dank).
Ich hab ihn mir angeschafft als ich noch jung war,die Welt retten wollte und den medizinischen Fortschritt toll fand. Heute seh´ich das Thema Organspende ein bißchen differenzierter:
manchmal macht mir dieser Fortschritt ein bißchen Angst weil es keinerlei ethische Grenzen mehr zu geben scheint, alles wird irgendwie"normal"(man denke nur an das Stichwort Gesichtstransplantation; für mich im Moment eine abartige Vorstellung hat irgendwie was von "Brave New World", aber genauso gings der Generation vor uns wahrscheinlich nach der ersten HTX).
Andererseits weiß ich aber wie dankbar man als Betroffener für ein rettendes Organ ist und daß ich mit meiner Spende vielleicht `nem noch jungen Menschen ein relativ normales Leben ermöglichen kann.
Mir isses im übrigen völlig wurscht welche Teile sie von mir entnehmen, von mir aus können sie mich nach meinem geistigen Ableben komplett in Scheiben schneiden und weiterverarbeiten ( dann hat das Krematoriom auch nicht so viel Arbeit).
Ich hab auch keinerlei Ängste vor einer falschen Hirmtoddiagnostik, daß vielleicht noch irgendwelche Funktionen vorhanden sind wenn sie mich in meine letzte Narkose legen: wenn ich die Wahl hätte zwischen jahrelangem Dahinvegetieren wie´n Apalliker und dem sanftem Einschlafen würd´ich eh die zweite Variante wählen, damit wär dann nicht nur dem Empfänger sondern auch mir persönlich Gutes getan.
Gruß, Amabilis