Neu als MFA in Tagesklinik: keine Einarbeitung, völlig überfordert

Oli77

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Tagesklinik/operative Aufnahme
Guten Abend zusammen,
ich hoffe, es ist für euch ok, dass ich als MFA hier schreibe bzw. mich informieren möchte.
Ich habe eine neue Stelle im Krankenhaus angefangen als MFA auf der Tagesklinik/operative Aufnahme. Im Vorstellungsgespräch war eigentlich davon die Rede, dass ich auf Station arbeiten sollte ( auch operative Aufnahme). Diese hat allerdings derzeit geschlossen - wohl wegen Personalmangel und Krankheitsausfälle und ich soll nun weiter in der Tagesklinik bleiben. Vorkenntnisse im KH habe ich keine. Ich komme aus einer Allgemeinarztpraxis wo ich über 20 Jahre gearbeitet habe.

An meinem ersten Tag habe ich mich auf der Tagesklinik gemeldet. Bin durch den Personaleingang und dann wurde ich schon sehr unfreundlich von einer älteren Krankenschwester angemault, weil sie dachte, ich käme als Patientin. Nachdem das klar war, dass ich dort anfangen wollte, sagte sie nur, sie könne mir nichts zeigen oder erklären weil sie selber zuletzt vor 5 Jahren in der Tagesklinik war. ...und ließ mich dann stehen.. Die für mich angeblich zuständige Stationssleitung hat sich weder an dem Tag noch in der Woche mal bei mir vorgestellt...
Niemand war für mich zuständig, niemand hat mich begrüßt oder mir gezeigt, wo ich die Berufskleidung her bekomme. Irgendwann habe ich dann eine Schwesternschülerin im Vorbeilaufen gefragt und die zeigte mir die Kleiderkammer. Dort gab es auch keine sauberen Hosen und ich musste den ganzen Tag in meiner Jeans rumlaufen.
Der Tag war schrecklich, es war totales Chaos und es kamen immer mehr Patienten, die zur OP vorbereitet werden mussten. Ich hatte von nichts eine Ahnung. Kein einziger Ablauf wurde mir erklärt und die Krankenschwester war total gestresst und schlecht gelaunt. Sie hat nur gemeckert und sagte immer nur, dass sie nicht für mich zuständig wäre und keine Zeit hätte. Ich musste Patienten vor und nachbereiten und hatte von nichts eine Ahnung .Ich kannte kein einziges Gerät geschweige denn irgendwelche Abläufe.
Ich musste mir alles irgendwie selbst erklären und mir auch alles in irgendwelchen Schränken suchen. Ich sollte Patienten mit Bett aus der Endo holen und ich wusste nicht, wo das ist. Ich habe den Tag ( 8 1/2) Stunden ohne Pause durchgearbeitet ohne zu wissen , was ich da eigentlich tue.
Die Krankenschwester hat die ganze Zeit auf das Haus geschimpft und gesagt, dass sie nie wieder dort anfangen würde, das alle nur auf Geld raus wären und das sie mit dem Personal nur umspringen, wie es denen gefällt. Sie meinte, dass ich es mir gut überlegen sollte oder direkt wieder in eine Arztpraxis gehen sollte.
Auf dem Nachhauseweg und daheim habe ich nur geweint und war total verzweifelt.
Vor allem deshalb, weil mir beim Vorstellungsgespräch versichert wurde, dass ich eine gute Einarbeitung bekomme. Zudem war ich 2 Tage dort hospitieren - jedoch auf Station und in der Tagesklinik nur 2 Stunden - aber am Nachmittag da war nichts mehr los.
Die weiteren 3 Tage waren nicht besser. Es kam eine andere Krankenschwester, die war wenigstens nett. Jedoch war sie noch nie auf dieser Station und wusste auch erstmal gar nicht Bescheid. Natürlich grob die Abläufe der Klinik, wie man Patienten vorbereitet und wie man wo anruft um Pat zum OP abzuholen. Oder wie man wo neue Betten bestellt etc. Aber es war einfach keine ruhige Minute um mir mal irgendwelche Abläufe zu erklären. Wir haben uns beide da so durchgewurschtelt - ich bekam von allen Seiten Druck was ich nicht richtig machen würde bzw. was falsch gelaufen ist. Als die Personaldirektion kam und mir versprach, dass ich bis Freitag endlich eine Hausführung, einen Spint, ein Namensschild und eine bessere Einarbeitung bekommen würde hatte ich Hoffnung. Aber es geschah nichts und ich habe nichts von dem versprochenen bekommen. Gestern nachmittag habe ich mich nur noch aus der Klinik geschleppt. Total verzweifelt und unglücklich. Zudem hatte ich seit der Nacht zuvor massive Magenkrämpfe und habe kaum geschlafen. Trotzdem habe ich auch wieder den 8,5 Stunden Tag irgendwie geschafft.
Gestern Abend hatte ich dann den Komplettausfall. Ich bin völlig am Ende - psychisch . Das, was da mit mir gemacht wurde, von mir verlangt wurde finde ich unverantwortlich...auch den Patienten gegenüber!!
Ich sollte Schmerzinfusionen anlegen und Schmerztabletten verteilen. Das habe ich nicht gemacht weil ich es nicht darf bzw. noch nie gemacht habe. Ich habe Patienten nach Colo etc. gehen lassen ohne Unterschrift oder ohne Brief...weil ich es nicht wusste, wie es abläuft. Wir haben frisch operierte Patienten wieder auf die Station bekommen weil auf der normalen Station kein Platz war. Ich wusste nicht, was ich mit denen machen sollte... Alles wurde im Ruckzuck Verfahren einmal gesagt und ich musste es alleine machen. Ärzte kamen und maulten mich an, dass die Patienten vor der OP nicht rasiert gewesen wären: ich wusste es nicht..weil es mir keiner gesagt hat.. Ich bekam Ärger aus dem OP weil die Checkliste nicht bearbeitet war : ich kannte das nicht ! Ich musste Nachblutungen prüfen ohne zu wissen was ist normal oder was ist viel? Ich könnte noch viel mehr aufzählen... es war einfach nur schrecklich. Ich kannte keinen einzigen Ablauf und musste trotzdem funktionieren. Die Arzthelferin, die dort sonst arbeitet ist seit Wochen krank...immer wieder und wieder... und sie ist eigentlich erst 1 Jahr dort. Das gibt mir auch zu denken. Sie musste dieses Chaos immer alleine! bewältigen. Im Schnitt 8 stationäre Vorbereitungen, 6 ambulante und ca 6-8 Colo/Gastro betreuen Das schafft doch keiner!!
Ich bin für eine 40 % Stelle angestellt - und würde somit 2-3 Schichten in der Tagesklinik die Woche machen. Wohl dann demnächst alleine...
In einer Rundmail wurde mir mitgeteilt, welche Dienste ich im Januar habe und dort wurde auch mitgeteilt, das krankheitsbedingt meine Einarbeitung improvisiert werden müsste. Soll heißen, dass ich meine folgenden Dienste mit dann noch weiteren 5 verschiedenen Krankenschwestern machen werde. Jeden Dienst jemand anderes. Bedeutet für mich ja auch, dass ich jedes Mal einen anderen Arbeitsstil lernen muss. Ich habe die Vermutung, dass es sich nicht um Einarbeitung handelt sondern darum , dass auf dieser Station Löcher gestopft werden müssen... Auch habe ich mitbekommen, dass fast das ganze Personal an seine Grenzen stößt und alle über die Machenschaften und die Personal-Umbesetzungen schimpfen...

Nun geht es mir immer noch ziemlich schlecht . Es sträubt sich alles in mir, dort am Montag wieder hingehen zu müssen und wieder unwissend und nicht fachgerecht die Patienten versorgen zu müssen. Mein Magen macht mir richtig Sorgen und ich nehme schon seit Mitte der Woche Panto 40 . Ich glaube, ich bin für diese Stelle nicht geeignet und werde wohl noch in diesem Monat kündigen. Wie ich die Schichten bis dahin schaffe, weiß ich noch nicht.
Aber ich würde doch gerne wissen, ob das mit der Einarbeitung überall so läuft? Das man in kaltes Wasser geschmissen wird und das die ersten Tage in einem neuen Job anstrengend sind - damit habe ich gerechnet. Aber das es so läuft...damit bin ich echt überfordert. Ich hatte mich so auf diese Stelle gefreut und war total motiviert..aber jetzt liegt schon alles in Scherben... ich bin so enttäuscht..
Selbst wenn ich mich krank melden müsste am Montag.. ich wüsste nichtmal, wer für mich zuständig ist... Mir wurde keine Stationsleitung oder ähnliches vorgestellt...

Viele Grüße Oli
 
Ach Olli...... was soll ich sagen.... willkommen im Krankenhaus ?
Leider sind die von dir beschriebenen Zustände keine Seltenheit.
Ich selbst bin Krankenschwester und bin vor 4 Jahren aus dem Krankenhaus (ZNA) geflüchtet. Ich habe dort 5 Jahre in der ZNA gearbeitet, die Zustände wurden damals schon immer schlimmer. Wenig Personal, neue Mitarbeiter gingen nach kurzer Zeit wieder aufgrund mangelnder Zeit für Einarbeitung - also eigentlich genau so wie du es erlebt hast.
Ich bin jetzt seit 3 Monaten wieder in einem anderen Krankenhaus, wieder in der ZNA. Auch da gab es nicht wirklich eine Einarbeitung, aber da mir aufgrund meiner Berufserfahrung vieles vertraut war, kam ich relativ schnell gut zurecht. Aber die Grundstimmung im Team ist sehr gut.
Aber der Ton in einem Krankenhaus ist oft um einiges rauher, gerade auf chirurgischen Abteilungen....

Bevor ich dieses Stelle annahm, hatte ich auch viele Hospitationen. Ich hab sie alle - bis auf die, wo ich jetzt auch angefangen habe- nach 3 Stunden abgebrochen.... hatte genug gesehen, wollte nicht mehr sehen.....

Tja, was kann ich dir mit auf den Weg geben?
Dass sich die Zustände in der von dir beschriebenen Abteilung ändern, ist wohl eher unwahrscheinlich.
Vielleicht kannst du ein Gespräch mit der PDL suchen. Oder mit der Stationsleitung....
Wenn alles nichts hilft, bleibt dir nur die Kündigung....oder eine Versetzung??

Andere Häuser suchen auch..... guck dich um und schau vor allem auf die Stimmung im Team und den Dienstplan. Wie sind die Dienste besetzt, wie hoch ist der Krankenstand in der Abteilung? Wie lange sind die Mitarbeiter in der Abteilung? Gibt es eine hohe Fluktuation?
Wie hoch sind die Überstunden?
Ich habe im letzten Jahr 4 mal die Stelle gewechselt. Jetzt hab ich das Gefühl angekommen zu sein.
Such einfach weiter, lass dich nicht entmutigen.....
 
Normal würde ich sagen.. Willkommen im Krankenhaus.
 
Es ist nicht überall so in den Krankenhäuser dennoch trifft man die von Dir beschriebenen Situationen oft an. Der Personalmangel ist ja hinreichend bekannt wodurch solche Zustände bedingt sind. Allerdings hat die Freundlichkeit und das resepktvolle und freundliche miteinander Umgehen mMn damit nichts zu tun. Das scheint bei Dir das übrige zu tun, dass es Dir so schlecht geht.
Nun kannst Du fristlos kündigen ohne weiteres Gespräch mit der Personaldirektorin, in der Probezeit durchaus möglich. Mit einer Begründung und Attest eines Arztes könnte Dir auch die ALG I-Sperre erspart bleiben.
Du suchst nochmal das Gespräch, forderst Einarbeitung oder Versetzung und schilderst Deine Situation und kündigst danach.
Du bleibst dort und beißt Dich durch und forderst entsprechenden Respekt von denen, die meinen Dich anmaulen zu müssen, verweigerst alle Arbeiten die Du nicht machen darfst oder kannst. Schreibst Dir alles auf und gestaltest es nach und nach so wie Du es für richtig hältst.
Muss nicht unbedingt der schwerste Weg sein, kann auch als Chance genutzt werden. Kommt auf Dich an ob Du das leisten kannst oder willst.
Keine Alternative ist dort zu bleiben und weiter zu machen, zu Hause nicht abschalten zu können und krank zu werden mMn.
Viel Erfolg und Kraft das zu tun, was für Dich das richtige ist.
 
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Hallo, nein ich finde das nicht normal. Daß manchmal die Einarbeitung etwas schleift,weil grad viel zu tun ist,ok. Daß man aber neue Mitarbeiter die Fachfremd sind, einfach so "reinschmeißt" ,das ist grob fahrlässig. Wenn ich du wäre, würde ich sofort zum Arzt gehen, mich krankschreiben lassen, und gleichzeitig meine Kündigung abgeben.
Normalerweise bin ich ja dafür, erst mal mit den Leuten zu reden und für eine Verbesserung zu sorgen, wenn aber ,wie hier bei dir, ein neuer Mitarbeiter schlicht ignoriert wird, ihm noch nicht mal Dienstkleidung ,ein Rundgang und ein schriftlicher Tagesablauf ,gewährt wird, dann ist keine Besserung in Sicht.
Du solltest auf deinen Bauch hören, der tut dir weh, also geh. Was ich aber als sehr gefährlich für dich sehe, du hast bei allem was du tust die Durchführungsverantwortung, wenn ein Patient schaden nimmt, weil du einen Fehler gemacht, oder etwas übersehen hast, dann bist du dran. Für gewöhnlich kann man sich vor Gericht nicht mit Unwissenheit oder Überlastung rausreden.
Was so manch ein Urteil bestätigt. Ich kenne dich nicht und weiß nicht wie groß dein Durchsetzungsvermögen ist, aber du könntest am Montagmorgen, anstatt zu deiner Dienststelle, auch einfach bei der PDL, oder Geschäftsleitung aufschlagen und dort auf den Tisch hauen um eine sofortige Verbesserung zu fordern.
Auf jeden Fall wünsche ich dir gute Besserung. Halt die Ohren steif.
Alesig
 
Vielen Dank für eure Antworten, Ratschläge und auch wichtigen Informationen. Ich habe z. B. nicht gewusst, dass ich eine "Durchführungsverantwortung" habe - in der Praxis war man immer durch den Chef ( Arzt) abgesichert wenn mal etwas passiert wäre...
Nun weiß ich, dass es im KH wohl anders ist - und das Risiko, dass ein Patient durch mich Schaden nehmen würde , nur weil man mich nicht richtig eingewiesen hat, möchte ich auf gar keinen Fall eingehen...
Ich habe nicht die Hoffnung, dass sich an diesem Zustand der Einarbeitung etwas ändern würde, wenn ich da den Moppi mache... auch habe ich dazu nicht die Kraft.
Ich hätte mir einfach gewünscht, dass man mir einen besseren Start ermöglicht hätte .... Aber so...da vergrault man sich echt motivierte Arbeitskräfte...
Ich habe seit gestern nichts mehr essen können - so schlimm sind meine Magenschmerzen geworden. Selbst Panto 40 hilft nicht mehr.Morgen früh werde ich zu meinem Hausarzt gehen und ihm meine Situation schildern...
Ich denke...das war`s dann wohl... Wenn ich eine AU bekomme werden die mich bestimmt schon von selbst kündigen...
Und wie gesagt: ich habe nicht mal einen Ansprechpartner, bei dem ich mich krankmelden könnte... Mir ist niemand vorgestellt worden ( keine Stationsleitung) . Deshalb bekommt heute Abend noch die Personalleitung meine Krankmeldung per Email und dann morgen per Post.

Was mich noch interessieren würde: darf ich eigentlich meinem Arzt erzählen, was passiert ist? In meinem Vertrag steht was wegen Verschwiegenheitsklausel..... über die betrieblichen Angelegenheiten, die im Rahmen meiner Tätigkeit bekannt geworden sind..etc... ? Aber ich muss ihm ja erzählen können, warum es mir so schlecht geht..oder?
Ich wünsche euch allen ganz viel Glück, Kraft und gute Nerven für euren Job... Ich ziehe den Hut...
LG Oli
 
Dein Arzt hat Schweigepflicht. Ausserdem musst du ihm ja nicht den Namen des Arbeitgebers nennen. "Chirurgische Tages Klinik in der Gegend" reicht doch.
 
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Also, wenn dich die Arbeit krank macht, aus deinen oben geschilderten Gründen, dann kannst du das sehr wohl deinem Arzt mitteilen. Diese Verschwiegenheitsklausel bezieht sich wahrscheinlich darauf dass du nicht in der Öffentlichkeit, über die grausigen Arbeitsbedingungen , herziehen darfst,oder der Konkurrenz geheime Details über den tollen Arbeitsablauf weiter gibst. Man stelle sich nur vor, jeder Arbeitnehmer würde eine Verschiegenheitsklausel unterschreiben,dann wäre Schikanen,Mobbing,Bossing etc. Tür und Tor geöffnet, denn man darf ja nicht darüber reden. Nicht alles was in einem Arbeitsvertrag steht, ist rechtlich haltbar. Ein Anwalt für Arbeitsrecht ,könnte dir über diese Klausel ,rechtsichere Auskunft geben.
 
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„Ich habe z. B. nicht gewusst, dass ich eine "Durchführungsverantwortung" habe - in der Praxis war man immer durch den Chef ( Arzt) abgesichert wenn mal etwas passiert wäre...“

Dem ist keineswegs so.
Auch Arzthelferinnen (MFAs) tragen für alle von ihnen durchgeführten Tätigkeiten eine Durchführungsverantwortung.
Der Arzt trägt die Anordnungsverantwortung, außerdem muß er überwachen, ob die Anordnungen richtig ausgeführt werden und wem er sie überträgt.
Ihr tragt aber trotzdem die Verantwortung für euer eigenes Handeln.
 
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