Lehrerin / Neue Ausbildung ab 30

mari30

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Hallo, ich bin Sonderschullehrerin, 31 Jahre alt. Ich übe diesen Beruf nun seit drei Jahren aus. Während meines Studiums habe ich in der Pflege gearbeitet und diese Tätigkeit sehr gerne ausgeführt. Ich merke zunehemend, dass die Lehrertätigkeit mich, trozt vieler Vorteile, doch auch sehr Belastet und ich schon seit langen mit dem Gedanken spiele eine zweite Ausbildung zur Krankenschwester zu beginnen. Ich würde mich gerne mit jemanden austauschen, der vielleicht aus ähnlichen Zusammenhängen (Lehrertätigkeit / über 30 ) für sich die Entscheidung getroffen hat und nun als KrankenpflegerInn arbeitet. Für jegliche Kommentare und Zuschriften wäre ich sehr dankbar.
 
Hallo marie,
ich bin zwar dem umgekehrten Weg gegangen (zurst in die Pflege und dann Studium Berufspädagogik), aber dennoch kenne ich "beide Seiten".
Generell bist Du nicht zu alt ...im Gegenteil, viele Schulen freuen sich über ältere Bewerber da diese eine andere Reife mitbringen als die 17 -jährigen Kurskollegen.
Dennoch solltest Du diesen "Sinneswandel" gut begründen, denn auf den ersten Blick gibt es zunächst keinen Grund, von einer gut bezahlten und der Qualifikation angepassten Stelle (Studium) bei "normalen Arbeitszeiten" weg zu gehen .....
...hin zu einem Ausbildungsberuf, in welchem die Bezahlung deutlich schlechter und die Arbeitsbedingungen härter sind.

Ich würde den Punkt "Belastung" nicht zu hoch hängen ...denn auch die Pflege hat ähnlich hohe Burn-Out-Quoten (wobei hier noch der Aspekt der körperlichen Belastung zur psychischen dazu kommt).
Argumentier also vielmehr damit, was Dir in Deiner Pflegetätigkeit positiv aufgefallen ist udn warum diese eine Bereicherung für Deine Vita sowie eine sinnvolle Ergänzung zu dem Grundlagen Deines Studiums darstellt.
 
Hallo Marie,

ich bin 25 und fange nun auch im April nach meinem im Februar beendeten Germanistik- und Geschichte- Studium (zuerst sogar auch Lehramt) eine Ausbildung als Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin an.

Ich habe außer 10 Wochen Praktikum und ehrenamtlicher Tätigkeit im Krankenhaus noch keine Berufserfahrung, aus der heraus ich dir Bericht erstatten könnte, aber ich kann nur sagen, dass es mir so gut wie noch nie seit meinem Abi geht, seitdem ich mich vor einem Jahr dafür entschieden habe, nach dem Studium doch noch diese Ausbildung zu beginnen, die ich eigentlich schon vor dem Studium machen wollte.

Auch in der Pflegeschule, wo ich letztlich nun anfange, habe ich nur positive Resonanz bekommen, ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass man Schulabgänger bevorzugen würde vor jemandem, der schon älter ist.
Ich hatte durch die vielen Referate- und Seminarsitzungsleitungserfahrnungen viel mehr Selbstsicherheit im Vorstellungsgespräch als manche 17 jährigen, die in der Schule soetwas einfach noch nicht ausreichend trainieren konnten.

Der Großteil meines sozialen Umfelds hat übrigens auf meine Entscheidung mit ziemlichem Gegenwind reagiert, aber da meine Entscheidung stand, konnte mich das auch nicht mehr beirren.

Ich kann nur von mir sprechen, aber wenn man sich nach so einer Laufbahn noch mal umentscheidet, dann macht man das wahrscheinlich aus mehr Überzeugung als vielleicht so mancher Schulabgänger, der kopflos zu einem Vorstellungsgespräch gekommen ist. Aber wie Lillebrit schon sagte, ist dafür natürlich auch notwendig, dass man seine guten Gründe darlegt. Also mit Spontan- Entscheidung oder Probeversuch ist natürlich absolut nichts zu erreichen.
Aber sollte man wirklich davon überzeugt sein, bekommt man auch seine Chance!

Herzliche Grüße
 
Hallo, vielen Dank erst mal für die Antworten. Ich denke mir fällt die Entscheidung so schwer, weil ich durchaus die Vorteile in meinem Job sehe. Geregelte Arbeitszeiten und ein doch sehr gutes Gehalt. Die Arbeit mit den Kindern macht Spaß. Ich habe nur ein großes Problem mit der Institution Schule. Mir ist es in der Pflege zudem wesentlich leichter gefallen abzuschalten. Man muss zudem auf andere Art und Weise Präsenz zeigen. Meine Überlegungen, die ja auch noch sehr unausgereift sind, treffen in meinem Umfeld zudem auf Unverständnis. Vor allem einen sicheren Job aufzugeben. Dann geht probieren, wohl doch einfach über studieren.
 
Hallo Marie,

diese andere Art von Umgang mit Kindern war letztlich auch das, was mich zu meiner Umentscheidung bewegt hat. Dieses Problem mit der Institution Schule, wie du es nennst, hatte ich auch.
Nur hab ich nach dem Abschluss meines Studiums noch keinen Fuss ins Berufsleben gesetzt und geregeltes Gehalt gehabt, deshalb ist deine Situation natürlich noch einmal eine andere.

Ich würde gerne noch auf etwas zu sprechen kommen, was aus deinem zweiten Beitrag hervorging.
Du beschreibst, du könntest in der Pflege besser "abschalten". Meinst du, du kannst das auch noch, wenn es nicht mehr "nur" ein Nebenjob ist?
Das ist nicht böse gemeint, nur es gibt mir zu denken.

Herzliche Grüße
 
Hallo Marie,
ich kann Dich sehr gut verstehen, bedenke aber, dass auch die Institution Krankenhaus nicht "ganz einfach" ist.
Gar nicht mal nur, was die eigentliche Arbeit angeht...sondern auch die Organisationsstrukturen und die Verhaftung in Hierarchiedenken.
 
Hallo

Lillebrit´s Gedanken kamen mir auch sofort beim Lesen...
Ob Du da nicht vom Regen in die Traufe kommst.

Auch in der Krankenpflege startet "man" oft mit viel Enthusiasmus, der von Rahmenbedingungen (siehe u.a. Lillebrit) oft gar schnell dahin gerafft wird.

Muss nicht, kann aber, wenn man zu den Idealisten gehört, die auch Verantwortung übernehmen wollen.

Grüße
Michl
 
@Mari30

Hm, mein erster Gedanke nach deinem Post war, dass das mit der Belastung
schon grenzwertig beurteilt ist (Pflege find ich schon sehr auszehrend) und
die zweite Sache war dann die Institition Schule. Ich habe vor gut 8 Jahren
meine Ausbildung angefangen und hatte gute und schlechte Zeiten. Ich
habe immer in einer Uniklinik gearbeitet, die m.E. immer noch einen halbwegs
vernünftigen Stellenschlüssel haben und auch nicht so eine Kumpelei im
Betriebsrat, wie bei kleineren Häusern (ich denke nur um die Ecke: man
muss sich dann in der Pflege nicht alles gefallen lassen). Aber inzwischen ist
es auch die Institution Krankenhaus, die mich kaputt macht. Ich schaue
auch immer mehr in andere Richtungen, weil das System immer destruktiver
wird. Die Operationen werden größer, die Patienten kranker, das Personal
angespannter, die Patienten anspruchsvoller, die Schreiberei wird mehr -
nur die Zeit für die Pflege an sich wird deutlich weniger.

Meine Mutter arbeitet seit 30 Jahren im Sonderschulbereich. Dafür muss
man eine besondere Art Mensch sein. Die Kinder kommen zum großen Teil
aus problematischen Familien und nicht nur einmal kommen die Kids grün und
blau geprügelt zum Unterricht, von Missbrauch ganz zu schweigen. Die
Kinder sind verhaltensauffällig entweder in die aggressive Richtung - oder
aber enorm anhänglich und distanzlos. Hier ist viel Fingerspitzengefühl und
Einfühlungsvermögen gefragt. Und imemr auch der Grenzgang, wann muss
die Polizei eingeschaltet werden und wann nicht. Ist eine Entscheidung
falsch kommen möglicherweise die Kinder noch mal doppelt misshandelt
zurück. Und ich denke, man nimmt nicht nur einen Schüler in Gedanken mit
nach Hause.

Es ist also eine Gratwanderung... Idealisierst du die Pflege nicht ein
bisschen sehr? Zwischen ein bisschen Sitzwache als Student und dem
Arbeiten als examinierte Schwester liegen Welten. Die Bürokratie wird nicht
weniger, der Anspruch wird steigen. Gerade das Gesundheitssystem ist
momentan sehr im Wandel, man weiß letztlich nicht, was in 10 Jahren ist. In
der Hinsicht scheint mir Schule doch etwas sicherer zu sein. Natürlich ist
eine solche Entscheidung nicht allein über diesen Aspekt zu entscheiden,
aber die Perspektive sollte schon in die Entscheidung stark einbezogen
werden.

Für mich: Ich würde es nicht machen, auch wenn ich meinen Job mag. Aber
die Bedingungen sind einfach nicht mehr schön.
 
Hallo Sterntaler, Lillebrit, Michl und Touhy, danke für die differenzierten Beiträge. Touhy beschreibt sehr eindringlich mit welchen Kindern ich arbeite. Es sind Kinder die mir am Herz liegen. Ich weiß bloß nicht, ob ich auf Dauer diese Gradwanderungen, wie Touhy sie beschreibt, gehen möchte/kann/will. Sicherlich sind dagegen, die Voraussetzungen im Gesundheitssystem zu setzen. Der Aspekt, ob ich die Pflege idealisiere, ist sicherlich auch nicht ganz von der Hand zu weisen. Meine Erfahrungen als Studentin sind nicht mit einer Vollzeitstelle zu vergleichen. Ich bin mir dessen bewusst. Eine Entscheidung werde ich in den nächsten Monaten sicherlich nicht fällen. Wohl vielmehr zunächst nach Möglichkeiten suchen, um mit den Widersprüchen in meinem Beruf, besser umgehen zu lernen. Vielen Dank erst einmal für eure Beiträge. Liebe Grüße. Marina
 
Liebe Marina,

ich denke ich kann für uns alle vier sprechen, dass wir dir dafür auf jeden Fall für deine Suche - egal in welche Richtung - alles Gute wünschen.
 
Hi mari,

hast du schon mal darüber nachgedacht dich in deinem lehrerberuf neu zu orientieren? Vielleicht in richtung Privatschulen oder beratenden Tätigkeiten?

lg mekare
 

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