Körperliche Berufsbelastung

Kinästhetik hin oder her!
Nicht jeder Patient lässt sich damit Rückenschonend bewegen.
Hatten unsere Kinästhetikleiterin bei uns mal auf Station und ihr unsere Problemfälle (adipös, durch Kopfeingriffe uneinsichtig, agressiv und am liebsten noch einen Parkinson) gezeigt.
Mit sehr viel Zeit und Aufwand, selber schwitzenderweise schaffte sie die Lagerung dann doch auf ihre Weise, gab aber zu, dass dieses wohl Ausnahmen wären.
Für uns nicht!

Es wird zwar in diesem Artikel von Auszubildenden gesprochen, aber unser Problem ist wohl doch das "älterwerden" des Personals und damit meine ich auch mich.
Nächtliche Schlaflosigkeit ist wohl häufiger angesagt, bei mir bedingt durch die unregelmäßige Arbeitszeit. "Früher" hatte ich nie Probleme damit.
Jeden Tag schmerzen irgendwelche Knochen, der Rücken sowieso, durch das ewige Bücken (Füße waschen bei den Pat.z.B), Positionswechsel oder Mobilisation bei extrem steifen oder sehr übergewichtigen Pat.
Uns fehlen auf der Station jegliche technischen Hilfsmittel, haben nicht einmal einen Paientenlifter, wurde nicht genemigt, da zu teuer.

Ich persönlich bin nun dazu übergegangen die oben genannten Pat. nicht mehr aus dem Bett zu mobilisieren, denn ich habe nur einen Rücken und noch einige Arbeitsjahre vor mir.
Wozu gibt es denn Pysiotherapeuten?
 
Unsere Kinästhetik"experten" vergessen leider häufig, dass jeder SEINE Art sich zu bewegen, entwickelt hat- sowohl der Pat./Bew. als auch die Pflegekraft. Und es gibt Schwierigkeiten, wenn der Pat. nicht in der Lage oder Willens ist, seine Bewegungsmuster zu verändern.

Nebenbei: ungewohnte Bewegungen können Angst auslösen, die sich ev. noch verstärken, wenn man als Pflegekraft auch unsicher ist. Folge: Muskeltonuserhöhung bis hin zur Spastik.

Kinästhteik hat ganz klar ihre Grenzen. Die sollte man erkennen und akzeptieren.

Elisabeth
 
Man muss aber auch unterscheiden zwischen Kinästhetik und rückenschonendem Arbeiten. Ich kann meinen Rücken auch schonen wenn ich am Laken ziehe. Btw habe ich zwei Kinästhetiktrainer auf Station, und die bekommen so ziemlich jeden mobilisiert, ich war zuerst am zweifeln, aber bisher hat es immer geklappt.
Und aus dem Bett kriegt man eigentlich jeden, manchmal hilft es auch rauszufinden warum der durchgängige, "wilde" Patient Angst hat und sich verspannt und sperrt. Ausnahmen gibt es immer, aber meistens liegt es auch am Nicht-Wollen der Pflegekräfte.
 
Ich meinte schon Kinästhetik. Auch dieses Konzept hat seine Grenzen und die sind umso schneller erreicht, umso mehr der Pat. auf seinen Erfahrungen beharrt.

Elisabeth
 
Ich meinte schon Kinästhetik. Auch dieses Konzept hat seine Grenzen und die sind umso schneller erreicht, umso mehr der Pat. auf seinen Erfahrungen beharrt.

Elisabeth

Ich gebe dir grundsätzlich Recht, bestehe aber schon darauf dass man bei vielen Patienten "was bewegen" kann wenn man herausfindet warum sie sich so sperren. Am besten man verbindet Kinästhetik und Basale, dazu noch ein wenig Empathie und man kann mit fast allen Patienten erfolgreich kommunizieren :)
 
Bei vielen- über die Brücke komme ich mit. Aber den Absolutheitsanspruch der Kinästheten trage ich net mit. Zumal man immer bedenken muss- Zeitfaktor. Um eine Beziehung aufzubauen, brauche ich nun mal zeit. Zeit, die auf den peripheren Stationen oft fehlt. Kinästhetik ist auch kein Rezept: da und da angefasst, dort und dort gedrückt, hier und hier gezogen. Jeder Mensch ist individuell und du musst die Grundkenntnisse immer wieder variieren können.

Elisabeth
 
Meinem Rücken geht's derzeit gut. Ich sorge mich eher um meine Ohren - bei dem Lärmpegel, den so ein schreiendes Neugeborenes neben meinen Ohren erzeugen kann.
 
Universitätsklinik Freiburg startet Präventionsprogramm für Pflegende
Freiburg – Das Universitätsklinikum Freiburg hat das Freiburger Programm zur Erwerbsfähigkeitssicherung für Pflegende (FRESH) gestartet. Das Kooperationsprogramm zwischen der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Bund und dem Universitätsklinikum Freiburg zielt darauf ab, die rund 2.500 Pflegekräfte der Klinik körperlich zu entlasten.

Langes Stehen, schweres Heben und hohes Arbeitspensum sind typische Belastungen, die die Gesundheit von Pflegekräften gefährden. Als eine der ersten Kliniken Deutschlands will das Universitätsklinikum Freiburg mit speziellen Programmen den Gesundheitsrisiken ihrer Mitarbeiter entgegenwirken. Dazu bietet FRESH den Pflegekräften in drei Programmphasen Ausdauertraining, Bewegungsübungen, Techniken zum Stressabbau, Ernährungstipps und andere Gesundheitstrainings an.

Das Programm, das in einer Kombination aus teilstationären und berufsbegleitenden ambulanten Leistungen stattfindet, funktioniert nach dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“. Denn die durch FRESH eingeübten Techniken sollen noch lange im Alltag und in Stresssituationen helfen.

„FRESH unterstützt Pflegende mit Bewegung und Erlernen von Selbstmanagementmethoden in der Erhaltung ihrer Gesundheit und ihrer Work-Life-Balance“, so Pflegedirektorin Beate Buchstor. Ziel des Programms sei es, die Erwerbsfähigkeit der Pflegekräfte zu sichern und das Berufsfeld zukünftig noch attraktiver zu gestalten. © hil/aerzteblatt.de
Deutsches Ärzteblatt: Nachrichten "Universitätsklinik Freiburg startet Präventionsprogramm für Pflegende"

*zynimuson*Aus unseren Pflegekräften ist noch mehr herauszuholen. Man muss nur dafür sorgen, dass sie sportlich fitter werden und abnehmen. Dann wird der Krankenstand schon sinken. *zynimusoff*

Wollen wir mal hoffen, dass die Techniken zum Stressabbau sich net in Vorträgen und dem Erlernen der Entspannung nach Jacobson erschöpfen, sondern tatsächliche Hilfe erfolgt- wie z.B. der Gewährung von Arbeitszeitausgleich ohne das der MA zuhause auf dem Sprung sitzen muss, weil er ein Personalloch stopfen soll.

Elisabeth
 
Noch ein Fitnessprogramm... Schlanke, bioernährte Menschen haben also weniger Probleme was
Langes Stehen, schweres Heben und hohes Arbeitspensum
angeht? Wie wär's, direkt am Problem anzusetzen? Vermutlich zu einfach, oder zu teuer. Oder Beides.
 
Arbeitsbedingungen
Gute Arbeit darf nicht krank machen
Erneut stellt eine Studie fest, dass psychische Belastungen im Job zunehmen. Schuld daran ist der Arbeitsdruck. Arbeitsschutz muss auch die Psyche umfassen.

Die Belastung am Arbeitsplatz hat in der Krise zugenommen: Mittlerweile geben zwölf Prozent aller Erwerbstätigen an, unter psychischer Belastung am Arbeitsplatz zu leiden, unter Akademikern ist es sogar jeder Fünfte, wie die Studie Qualität der Arbeit des Statistischen Bundesamtes ergeben hat. Seit den 1990er Jahren hat sich die Zahl der Krankschreibungen infolge von psychischen Krankheiten verdoppelt. Der Grund: Zeitnot und zunehmende Arbeitsbelastung. Hinzu kommt die Angst, den eigenen Job zu verlieren, und das Problem, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen.

...
Arbeitsbedingungen: Gute Arbeit darf nicht krank machen | Karriere | ZEIT ONLINE

In anderen Berufen ist die psychische Belastung durch Arbeitsverdichtung ein Problem ... nur in der Pflege net. Und in der Pflege arbeiten auch eher wenige Mütter. *sarkasmusoff*

Elisabeth
 
...
Die Ministerin kündigte an, Rahmenbedingungen schaffen zu wollen, „damit ... gesünder leben können“. Sie nannte die Förderung von 30- oder 35-Stunden-Wochen in den Arbeitsverträgen und die Bekämpfung der „Präsenzkultur“ – dabei wird vom Arbeitnehmer erwartet, dass er über die festgelegte Arbeitszeit hinaus am Arbeitsplatz verweilt. ... setzen sich gerade am Arbeitsplatz häufig unter Druck und das schadet der Gesundheit. Zum Arzt gehen sie aber trotzdem nicht. Vor allem nicht, wenn sie seelischen Beistand brauchen.
...
Krankes Geschlecht: Familienministerin will Männer vor sich selbst retten - Nachrichten Gesundheit - WELT ONLINE

Wer dachte, dass unsere Familienministerin ein Herz für Pflegekräfte hat... wie am Link zu erkennen ist: an Stelle der Pünktchen steht net Pflegekraft sondern Männer.

Ob jemand FRAU SCHRÖDER mal mitteilen kann, dass Frauen auch net unbegrenzt belastbar sind- das gilt übrigens unabhängig vom Beruf. *grmpf*

Elisabeth
 
Das sind doch zwei völlig verschiedene Themen.
In dem Bericht geht es um ein geschlechtsspezifisches Gesundheitsproblem und nicht um arbeitsbedingte Berufsbelastungen.
Das eine ist Gender-, das andere ist Berufspolitik.
Kein Grund, sich aufzuregen.
Gruß
Philipp
 
Es ging mir lediglich darum, einen Text zu nutzen um auf die Problematik allgemein aufmerksam zu machen.

Außerdem stört mich diese Trennung in Männer und Frauen. Es gibt den Mensch als Arbeitnehmer. Und wo läßt es sich besser beweisen als anhand der Pflegeberufe, welche nebenbei immer noch frauendominiert sind.

Oder nehmen wir als Beweis diesen Thread: http://www.krankenschwester.de/forum/talk-talk-talk/29564-wuerdet-thema-krank.html#post286170 . Und dann sind wir in der Berufspolitik.

Elisabeth