Kaum in der Pflege und schon überfordert

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Gelöschter User 56491

Gast
Hallo, ich habe eine 6 monatige Qualifikation zum Pflegehelfer absolviert und arbeite seit 1 Woche in einen Pflegeheim. Mir wurde seit den ersten Tag gesagt das ich schneller sein muss, da ich bald alleine den Flügel bewältigen muss. Und das wirklich den ganzen Tag. Ohne ein Lob oder irgendwas. Ich fühle mich total überfordert. Es dauert eben, sehr gangunsichere demente Bewohner zu versorgen, zumal ich keine Berufserfahrung habe. Bei der Nahrungsaufnahme bin ich auch zu langsam. Ja entschuldigung, soll ich den BWn den Kaffee so einflößen das sie aspirieren? Ich will anderen Menschen helfen , und ihnen nicht durch Hektik und Stress schaden. Ich bin kurz davor zu kündigen, jetzt verstehe ich erst warum es so einen Mangel an Pflegekräften gibt.
 
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Habt ihr einen Ratschlag? Soll ich mich durchbeißen und geduldig sein bis ich Routine habe und das Stresslevel abnimmt? Ich will diesen Beruf ausüben da mein Vater selbst hilfebedürftig ist und ich etwas zur Besserung der pflegerischen Versorgung beitragen will.
 
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Du bist erst seit einer Woche da! Gib Dir Zeit!
 
Ich komme mir halt dumm vor. Die Fachkräfte legen z.b Kompressionsverbände im Schlaf, ich muss da 10mal nach justieren. OK gut, hab auch erst 10 gemacht und die wahrscheinlich 100.000
 
Du bist keine Fachkraft. Du hast eine Qualifikationsmaßnahme von einem halben Jahr durchlaufen. Du kannst unmöglich bereits erfahren und routiniert arbeiten. Da verlangst Du sehr viel von Dir.

Jede Pflegefachkraft erkennt nach ihren drei Jahren Ausbildung, dass das Lernen danach nicht aufhört. Es dauert Jahre, sich in einem Berufsfeld wirklich sicher zu fühlen. Und bei jedem Wechsel in einen neuen Fachbereich wirst du wieder zu einer unerfahrenen Person und musst Dich erneut einarbeiten.

Sprich mit Deiner Leitung. Sag, wo Du Dich unsicher fühlst und Unterstützung brauchst. Sei engagiert und lern auch zu Hause nach, wenn Du etwas noch nicht weißt. Frag, ob Lernmaterial zur Einarbeitung vorhanden ist.

Und wirf bitte nicht nach so kurzer Zeit das Handtuch. Innerhalb einer Woche kannst Du noch unmöglich beurteilen, wie Du im Beruf zurecht kommen wirst. Davon abgesehen: Wenn Du selbst kündigst, bist Du für drei Monate von allen Bezügen gesperrt.
 
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Danke Claudia, meine Mentorin bzw. der AG verlangen das ich den Flügel bald alleine meistern muss.
 
Du machst das, was du schaffst.
Ansonsten schreibe Überlastungsanzeigen. Damit die PDL und Heimleitung wissen, es gibt Handlungsbedarf. Ob die was bringen, steht auf einem anderen Blatt.
 
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Ja, ich nehme mir nächste Woche vor ohne Hektik zu arbeiten, so wie ich später mal gepflegt werden will.

Wenn es der Leitung nicht passt, stehen draußen massenhaft junge Menschen die mich ersetzten
 
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Ja, ich nehme mir nächste Woche vor ohne Hektik zu arbeiten, so wie ich später mal gepflegt werden will.
Es ist klar, dass Du unter Zeitdruck gerätst. Du brauchst Berufserfahrung, um routinierter zu werden und intuitiv die richtigen Prioritäten setzen zu können. Innerliche Hektik ist in Deiner Situation völlig normal.

Wenn es der Leitung nicht passt, stehen draußen massenhaft junge Menschen die mich ersetzten
Nein, die stehen da nicht. Du sprichst doch selbst von einem Mangel an Pflegekräften.

Off-topic: Warum nur ein sechsmonatiger Schmalspur-Lehrgang anstelle einer staatlich anerkannten Ausbildung?
 
Ich komme mir halt dumm vor. Die Fachkräfte legen z.b Kompressionsverbände im Schlaf, ich muss da 10mal nach justieren. OK gut, hab auch erst 10 gemacht und die wahrscheinlich 100.000
Zum einen das.
Zum anderen... obwohl ich nun schon 4 Jahre Berufspraxis als 3jährige examinierte GuK habe, bin ich mir bei manchen Tätigkeiten immer noch unsicher, vor allem jenen, die ich nur selten mache. Oft genug muss ich erfahrenere Kollegen um Rat oder Hilfe fragen, oder nochmal zusehen. Manche Tätigkeiten sind so lange her, dass ich mir vor der nächsten Anwendung sogar nochmal eine kurze Anleitung oder Schulung wünschen würde.
Und ich weiß, dass es meinen altgedienten Kollegen ebenso geht. Was man lange nicht tut, verlernt man umso schneller. Und dass du nach einem Halbjahreskurs langsamer und anders arbeitest als die alten Hasen, versteht sich von selbst. Du hast das Recht, Tätigkeiten, für die du dich nicht ausreichend qualifiziert fühlst, abzulehnen. Ich lasse nie mehr von mir verlangen, als ich mir zutraue, sicher durchzuführen.
 
Wenn ich mir die Tätigkeitsprofile der Pflegehelfer so anschaue stellen sich mir ein paar Fragen: was soll das heißen, du sollst einen "Flügel bewältigen"? Darfst du das überhaupt, wenn sich hier um alleinverantwortliches Arbeiten handelt?

Und was Deine Bedenken hinsichtlich hastigen Arbeitens angeht, so hast du völlig recht. Du erwähntest "Aspiration" bei der Nahrungsaufnahme: Eine unserer Patientinnen (ich arbeite in der Dialyse) wohnt im Altenheim. Gerade gestern kam sie und hustete und röchelte stark. Sie hustete dermaßen, dass sie keine Luft mehr bekam und in der Folge einen Herzstillstand...Wir konnten sie reanimieren, sie liegt jetzt auf der Intensivstation.

Auf Nachfragen hin erfuhren wir dann irgendwie , dass sie sich im Altenheim schon verschluckt hatte, aber die hatten nichts bemerkt/nichts gesagt...wie auch immer, sie wollten von nichts gewusst haben. Bei uns hatte sie nichts zu sich genommen. Und bei all dem hatte sie noch "Glück im Unglück", dass sie ihren Herzstillstand bei uns erlitt, denn wir haben den Notfallwagen greifbar und den Arzt sofort zur Stelle. Im Heim wäre sie vermutlich verstorben.

Sei vorsichtig und sichere dich ab. Wenn dir sowas passiert, kommst du in Teufels Küche. Wenn du nach deinem Tätigkeitsprofil nicht allein arbeiten darfst, verweigere es. So etwas kann hinauslaufen auf fahrlässige Tötung!

Ich habe schon in Altenheimen gearbeitet, ich weiß, wie es dort zugeht. - Aber wie schon Claudia sagte: warum nicht die staatlich anerkannte Ausbildung zum Krankenpflegehelfer?
 
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