Moin zusammen,
für mich stellt sich bei diesem Thema die Frage, WARUM die "Kaffekasse" überhaupt so wichtig ist, dass praktisch jede Station/Abteilung eine hat, bzw. hatte.
Zum einen natürlich, weil es "schon immer so war". Dass dieses Argument nicht wirklich schlagkräftig ist, wissen wir zur Genüge
Zum anderen gibt es sie aber auch, weil es in unserem Beruf an Anerkennung mangelt. Die Erwartungen an uns werden immer höher, die Arbeit immer anspruchsvoller und anstrengender, die Zeit immer knapper. Das wirkt sich nicht nur auf uns und unsere Arbeit, sondern auch auf die Patienten aus, deren Erwartungen an uns sich oft nicht mit der Realität in der Pflege decken. Da wir die direktesten Ansprechpartner der Patienten sind, kriegen wir den dadurch bei ihnen verursachten Frust am ehesten ab.
In unserer Kultur ist es zudem üblich eher das Negative zu sehen und zu beklagen; das Positive bleibt dabei auf der Strecke. Dann gibt es ja auch noch die Patienten, die sich aufgrund ihres Zustandes gar nicht äußern können. Und unsere ärztlichen KollegInnen überschlagen sich darin ja auch nicht gerade...
Also gar nicht so einfach, ein wenig Lob zu ergattern.
Mir persönlich sind ein paar anerkennende Worte und Gesten von Patienten, Angehörigen, Vorgesetzten, KollegInnen wichtiger, als jede Menge Scheinchen. Einer, der sich wochenlang mir Gegenüber wie die Axt im Walde aufführt, kann sich meinethalben sein Geld sonstwohin stecken.
Das sehen natürlich nicht alle so. Manche KollegInnen finden, dass sie gerade von denen am liebsten was annehmen. Weil ja sonst nix rüberkam.
Ich finde, ich bin keine Kellnerin deren Gehalt so niedrig angesetzt ist, dass das Trinkgeld praktisch zwingend notwendig ist. Und ich habe mich immer sehr unwohl dabei gefühlt, von Patienten etwas für die Kaffeekasse anzunehmen. Wann immer es möglich war habe ich versucht, dies zu vermeiden. Meinetwegen müsste es keine Kaffeekassen oder -konten geben, egal, ob offiziell oder heimlich.
Vielleicht sollten wir uns weniger Gedanken darüber machen, ob die Existenz einer Kaffekasse strafbar ist, sondern stattdessen hinterfragen, ob wir sie wirklich für notwendig halten; und warum.
Was nicht bedeutet, dass ich meine Einstellung für die einzig akzeptable halte, jede/r muss das für sich entscheiden. Ich fände es nur schön, wenn dieser Entscheidung ein konstruktiv-kritisches Hinterfragen voraus ginge.
Groetjes
deichschwester