Hallo !
Ich habe von einigen Patienten gehört, dass sie sich eben nicht erinnern können, was genau passiert ist, und die Erinnerungslücke setzt sich teilweise auch auf der normalen Abteilung fort. Ich habe einen Patienten befragt, dessen Erinnerungen erst einige Tage nach Verlegung von der Intensiv wieder eingesetzt haben.
Was wir uns oft nicht bewusst machen, ist die Tatsache, dass Patienten diese für sie oft unbegreifliche Zeit auch nicht mit anderen Menschen kommunizieren können. Sie schweigen, weil ja alle anderen denken müssen "Der spinnt" (Zitat eines Patienten). Ein anderer Patient hat es umschrieben mit: Das Tagebuch hat mir geholfen, meine Verrücktheit wieder in den Griff zu bekommen.
Morgen früh wird ein ehemaliger Patient, der lange Zeit in einem deliranten Zustand auf der IPS war, endlich nach Hause entlassen. Ich habe diesen Patienten auf der Normalstation besucht, um seine Zeit bei uns mit ihm anzuschauen. Die Tagebuchidee hat ihm geholfen, sein Ängste zumindest zum Teil zu bearbeiten. Er hat auch später auf der Abteilung die Pflegenden gebeten, Einträge in sein Tagebuch zu machen, obwohl er ja schon wieder orientiert und adäquat war.
Es steht dem Patienten natürlich frei, das Tagebuch zu lesen, oder auch nicht. Wir empfehlen, dass er das Tagebuch beim ersten mal nicht alleine liest. Wenn ein Patient das Tagebuch nicht haben möchte, dann wird es bei uns für ein Jahr aufbewahrt. In dieser Zeit kann er immer noch kommen, und sein Tagebuch verlangen. Ebenso verfahren wir mit Patiententagebüchern, bei denen der Patient verstorben ist. Angehörigen fällt es manchmal schwer, nach dieser schweren emotionalen Zeit, das Tagebuch anzunehmen, haben aber später doch das Bedürfnis, das Tagebuch zu lesen.
Liebe Grüsse
Dirk