Homosexuell? Oder einfach Anders sein. Diskriminierung von Patienten und Umgang damit ?!

Ich stimme Elisabeth in allen Punkten zu.
Genau das meinte ich auch damit, als ich sagte, so gut wie alle von uns bieten in irgendeiner Form Angriffsfläche.
Theoretisch.
Ich bin auch "anders".
Allerdings traut sich kaum jemand, mich deswegen anzugreifen, aber wenn doch, dann hat er, sollte es zu einer verbalen Auseinandersetzung kommen, schlechte Karten.
Man muss sich nicht in eine Opferrolle drängen lassen.
Homosexualität ist heute kein solches Tabuthema mehr.
Ist doch fast schon Normalität.
 
Wobei sich mir schon die Frage stellt- wie sieht man sowas? Ich kenne keinen Kollegen, bei dem man die sexuelle Ausrichtung erkennen kann. Es sei denn, er reagiert in einem Gespräch auf ein entsprechendes Stichwort. Obwohl- dann sieht man es nicht, dann hört man es... und vergisst es in der Regel gleich wieder. Es sei denn, derjenige bleibt daran kleben.

Elisabeth
 
Doch, klar, manchmal sieht man es. Oder hört es. Manchmal kann man sich aber auch irren.:wink1:
 
Hätte Abstract jederzeit einen knackigen und passenden Spruch auf Lager der jegwelche Diskussion sofort unterbindet, ja dann - hätt er auch kein Problem.
Blöderweise fällt den meisten Menschen das erst hinterher ein.
Hinterher zermartert man sich's Hirn, bis irgendwann der Geistesblitz kommt, für die zurückliegende Situation - zu spät. Für die nächste dagegen - hilfreich.
Wenn mir klar ist was mich kränkt und warum, kann ich mir überlegen wie ich da ran geh.
Wenn mir klar ist wie ich anders damit umgehen kann als bisher - erst dann bin ich weiter.
Also muss ich mein Verhalten ändern. Körpersprache, Stimme UND was ich sage.
Welche knackigen und passenden Sprüche für mich die richtigen sind, ist man nicht der super spontane, nie um Worte verlegene Typ - ergibt sich dann mit der Zeit und mit Übung darin.
Rückt der Punkt frühzeitig in den Hintergrund, weil sich keine Angriffsfläche bietet drauf rumzuhacken - dann ist die Angelegenheit dort wo sie hingehört. Genau da möcht Abstract ja hin, nur weiß er noch nicht wie.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man kann Schlagfertigkeit lernen, amezaliwa, glaub mir.
Gibt sogar Trainer und Seminare für sowas.:wink1:
 
Auch eine Möglichkeit - wenn der Druck hoch genug ist.
Wennst Dich zurückerinnerst, wie alt warst selber, bist damit so umgehen konntest wie Du es jetzt kannst?
Was hat Dir konkret geholfen? Genau das möcht Abstract ja wissen.
 
Wobei sich mir schon die Frage stellt- wie sieht man sowas? Ich kenne keinen Kollegen, bei dem man die sexuelle Ausrichtung erkennen kann. Es sei denn, er reagiert in einem Gespräch auf ein entsprechendes Stichwort. Obwohl- dann sieht man es nicht, dann hört man es... und vergisst es in der Regel gleich wieder. Es sei denn, derjenige bleibt daran kleben.
Ich kenne keine gepflegteren Männer als unsere Schwulen. Bei uns sind sehr viele Homosexuelle in der Abteilung - vom Arzt bis zum Pfleger. Bei manchem hörst und siehst es sofort, bei manch anderem habe auch ich eine Weile gebraucht bis ich es gemerkt habe. Wir hatten Jahrelang einen "Quotenhetero" bei uns auf Station.
Allerdings hat bei uns keiner jemals Probleme gehabt, selbst ein ehemalige Verwaltungsdirektoren waren homosexuell. Vielleicht liegt es auch an der Fachabteilung, dass bei uns sehr offen damit umgegangen wird. Von Patienten her hatte noch keiner Probleme.
 
Ich schrieb: ICH kenne keine...
 
Ich bin Ausländerin(was auch immer das bedeuten mag) und immer noch Auszubildende(ab Oktober Großverdienerin dann).
In meinem Einsatz in der Ambulanten Pflege, kam es dann dazu, dass ich einen Mann, der im 2. Weltkrieg auf der gewissen Seite war gepflegt habe. Es ging darum ihm das Frühstück vorzubereiten. Und wenn ich etwas kann, dann ist es Essen zubereiten. Meine Anleiterin hat gesagt, es sei leicht Schwerhörig und ich sollte es bitte wortlos machen. Am ersten Tag war sie mit mir. Am zweiten hat sie mich bei ihm abgesetzt. Nun, wenn ich etwas nicht kann ist das Schweigen.
Und ich spreche relativ gut Deutsch. Aber mit einem starken Akzent. Merkwürdigerweise werde ich immer gefragt ob ich Amerikanerin sei(ich bin in Kroatien geboren).
Und dann kam es, was es kommen musste. Er hat mich gehört. Und prompt gefragt, wie kann ich denn so viel Frechheit besitzen den guten Boden zu betreten. Das war eine Herausforderung.
Ich ging inne. Warum verletzt mich das? Und wie reagiere ich?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mit freundlichem Auftreten viel mehr erreiche.
Und gegen meine Überzeugungen was das Poltische angeht, habe ich mich gefragt. Würde ich mich besser fühlen, wenn ich jetzt unfreundlich reagiere? Als Antwort kommt immer ein klares Nein.
Dann hab ich mich wieder zusammen gerafft und mit ruhiger Stimme gesagt: Es tut mir unglaublich leid, wenn ich sie durch meinen Besuch verletzt habe. Falls es ihr Wunsch ist, verlasse ich sofort ihre Wohung und schaue zu, dass sie trotzdem ihr Essen bekommen.
Dann ist ein Wunder passiert. Er hat gesagt, er sei kein Unmensch und er würde mich nicht draußen in der Kälte stehen lassen, schließlich weiß er was das bedeutet. Und ich kann bitte sein Frühstück weiter machen, der Kaffe sei gar nicht so schlecht.

Was will ich dir sagen. Mir hilft wenn ich versuche zu verstehen, warum die Patienten so reagieren. Der Mann wurde mit 18 eingezogen und verbrachte die schönsten Jahre seines Lebens an der Front. Das sind Erlebnisse die man nicht vergessen kann(ich habe leider selbst einen Krieg erlebt/überlebt und kann es nachvollziehen)

Am Ende des Einsatzes habe ich sogar eine Rose bekommen. Und ich empfand den Patienten als sogar angenehm am Ende.

In der Psychiatrie treiben manche Patienten oft Machtspiele mit Personal. Du kannst immer wenn das Gespräch in die zu private Richtung geht, sagen: Jetzt konzentrieren wir uns auf Sie. Sie sind hier die wichtigste Person. Und wir alle arbeiten an ihrem Wohlbefinden. Ich bin heute nicht wichtig.

Und dann aber stärke dein Selbstbewusstsein durch "gesunde" Beziehungen im privaten Bereich. Und durch Selbstpflege. Eine Verletzung kommt immer von mir aus.

Ich wünsche dir viel Gelassenheit und Kraft.

Kräuterfrau
 
Das ist eine wunderschöne Geschichte. Ich bin sehr beeindruckt.
 
Kräuterfrau, du hast das toll und sensibel gemacht und auch erzählt!

Ich hätte vermutlich nicht so nett und höflich bleiben können in diesem speziellen Fall, aber ich hätte auch etwas Passendes zu sagen gehabt.
Da war eine Frage, wann ich (? war das an mich?) gelernt habe, mit so Dingen anders umzugehen, und ich denke, es war mit Ü30.
Also.
Ein dickeres Fell wächst einem auch nicht von heute auf morgen.
:freakjoint::hippy:
 
Ich hab jetzt schon öfter mal gelesen, dass ich in dem Moment was passendes sagen könnte... Das ist ja gut und das mach ich auch, nur in der Psychiatrie hab ichs oft mit aggressiven Patienten zu tun und wenn ich dann noch ein Kommentar gebe, peitscht das die Situation noch mehr an und ein Übergriff ist dann nicht mehr weit... Da heißt es eher nicht mit einzusteigen!
 
Warum muss man in einer Situation bleiben, die einem nicht gut tut? Mir fällt da nur ein: kurze Ansage und dann Distanz. Geht das in deinem Bereich nicht? Geht da Nähe vor Distanz auch wenn es dem MA ggf. schadet- körperlich als auch seelisch?

Elisabeth
 
wie gesagt nicht immer... es reicht manchmal nur die gewisse "Ansage" dass die Situation eskaliert... Das schadet mir doch in dem Moment körperlich viel mehr, wenn der Patient übergriffig wird... Ich schaffe aber trotzdem Distanz indem ich aus der Situation gehe- wenn es das Verhalten zulässt...aber ich arbeite ja nun mal meißt ALLEINE auf der geschlossenen Seite... Da geht das mit der Situation verlassen nicht einfach mal so... Das mit dem alleine arbeiten ist ein ganz anderes Problem- es ist mir bewusst dass mehr Personal an der Stelle auch Entlastung bedeuten würde...
 
Ich hab jetzt schon öfter mal gelesen, dass ich in dem Moment was passendes sagen könnte... Das ist ja gut und das mach ich auch, nur in der Psychiatrie hab ichs oft mit aggressiven Patienten zu tun und wenn ich dann noch ein Kommentar gebe, peitscht das die Situation noch mehr an und ein Übergriff ist dann nicht mehr weit... Da heißt es eher nicht mit einzusteigen!


Wenn man es im Alltag mit "psychisch gesunden" Menschen zutun hat, kann es nicht schaden, den ein oder anderen schlagfertigen Spruch entgegenzusetzen. Es ist aber richtig, dass dies im psychiatrischen Bereich vollkommen unangebracht und unprofessionell ist, da die Situation eher eskalieren kann und die Patienten es aufgrund ihrer Erkrankung nicht verstehen. Ich habe damals gelernt, Sprüche entweder zu ignorieren oder den Patienten sachlich in seine Schranken zu weisen.


Lg und ein sonniges WE! :flowerpower:
 
ja genau... danke tictac...
 
Mit "Ansage" war nicht "Angriff" gemeint sondern eine sachliche Abgrenzung. Für professionell halte ich sogennate Sprüche nämlich nicht.

Eliabeth
 
Natürlich sagst du gerade in der Psychiatrie nichts, was eine Situation zum Eskalieren bringen könnte!
Deine Sexualität ist aber deine Privatsache, Abstract, und das kannst du genau so auch einem Patienten in der Psychiatrie sagen.
 

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