Ich bin Ausländerin(was auch immer das bedeuten mag) und immer noch Auszubildende(ab Oktober Großverdienerin dann).
In meinem Einsatz in der Ambulanten Pflege, kam es dann dazu, dass ich einen Mann, der im 2. Weltkrieg auf der gewissen Seite war gepflegt habe. Es ging darum ihm das Frühstück vorzubereiten. Und wenn ich etwas kann, dann ist es Essen zubereiten. Meine Anleiterin hat gesagt, es sei leicht Schwerhörig und ich sollte es bitte wortlos machen. Am ersten Tag war sie mit mir. Am zweiten hat sie mich bei ihm abgesetzt. Nun, wenn ich etwas nicht kann ist das Schweigen.
Und ich spreche relativ gut Deutsch. Aber mit einem starken Akzent. Merkwürdigerweise werde ich immer gefragt ob ich Amerikanerin sei(ich bin in Kroatien geboren).
Und dann kam es, was es kommen musste. Er hat mich gehört. Und prompt gefragt, wie kann ich denn so viel Frechheit besitzen den guten Boden zu betreten. Das war eine Herausforderung.
Ich ging inne. Warum verletzt mich das? Und wie reagiere ich?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mit freundlichem Auftreten viel mehr erreiche.
Und gegen meine Überzeugungen was das Poltische angeht, habe ich mich gefragt. Würde ich mich besser fühlen, wenn ich jetzt unfreundlich reagiere? Als Antwort kommt immer ein klares Nein.
Dann hab ich mich wieder zusammen gerafft und mit ruhiger Stimme gesagt: Es tut mir unglaublich leid, wenn ich sie durch meinen Besuch verletzt habe. Falls es ihr Wunsch ist, verlasse ich sofort ihre Wohung und schaue zu, dass sie trotzdem ihr Essen bekommen.
Dann ist ein Wunder passiert. Er hat gesagt, er sei kein Unmensch und er würde mich nicht draußen in der Kälte stehen lassen, schließlich weiß er was das bedeutet. Und ich kann bitte sein Frühstück weiter machen, der Kaffe sei gar nicht so schlecht.
Was will ich dir sagen. Mir hilft wenn ich versuche zu verstehen, warum die Patienten so reagieren. Der Mann wurde mit 18 eingezogen und verbrachte die schönsten Jahre seines Lebens an der Front. Das sind Erlebnisse die man nicht vergessen kann(ich habe leider selbst einen Krieg erlebt/überlebt und kann es nachvollziehen)
Am Ende des Einsatzes habe ich sogar eine Rose bekommen. Und ich empfand den Patienten als sogar angenehm am Ende.
In der Psychiatrie treiben manche Patienten oft Machtspiele mit Personal. Du kannst immer wenn das Gespräch in die zu private Richtung geht, sagen: Jetzt konzentrieren wir uns auf Sie. Sie sind hier die wichtigste Person. Und wir alle arbeiten an ihrem Wohlbefinden. Ich bin heute nicht wichtig.
Und dann aber stärke dein Selbstbewusstsein durch "gesunde" Beziehungen im privaten Bereich. Und durch Selbstpflege. Eine Verletzung kommt immer von mir aus.
Ich wünsche dir viel Gelassenheit und Kraft.
Kräuterfrau