Frage: wann beginnt der Sterbeprozeß?

intensivotter

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ITS
Hallo, alle miteinander!

Wir möchten gerne bei uns eine ethische Fallbesprechung einführen. Die bisher geführten Gespräche liefen schon recht viel versprechend, aber seit heute haben wir ein Problem und ich hoffe, ihr könnt mir weiter helfen:
Wir sind uns absolut unschlüssig wann der sogenannte Sterbeprozeß eigentlich beginnt?

Weiß das einer von euch? Gibt es dafür eine allgemein gültige Definition?

Für euere Hilfe bedanke ich mich im voraus!
 
Wo würdest du ihn ansetzen?

Elisabeth
 
Gute Frage!Ich selber bin mir da nicht so schlüssig.Ich beurteile das nach verschiedenen Faktoren,z.B als ich sah das meine Omas "körperlich "immer mehr abbauten,immer mehr schliefen und ihnen Dinge des täglichen Lebens immer schwerer fielen war mich klar das ihr Strebeprozess an gefangen hat.
Beruflich weiß oft wenn ich mir meine Pat. an schaue ob sie streben werden oder nicht.
Mir persönlich reicht meine eigene Erklärung aber nicht aus!
 
Ich meine nicht die Sterbephasen nach Kübeler-Ross,falls es das ist was du meinst.
Suche eher etwas ob es eine Def. für das,ich drück mich mal aus,äußere sterben,gibt.:?:
 
Biologische Sterbephasen
Biologisch gesehen läuft das natürliche Sterben eines Menschen in folgenden Phasen ab:

  • Einschränkung der Wahrnehmung durch verringerte Hirnaktivität.
  • Die Atmung wird flacher.
  • Das Sehvermögen wird schlechter.
  • Das Hörvermögen funktioniert nur noch partiell.
  • Das Augenlicht erlischt völlig.
  • Herzstillstand, unmittelbar gefolgt vom
  • Gehirntod.
An den Herzstillstand anschließend beginnt die Zersetzung des Körpers. Durch die fehlenden Teile des Stoffwechsels (Transport von Sauer-, Nährstoffen) sterben Zellen ab. Den Anfang machen dabei Gehirnzellen (Neuronen).

Ein „Todeskampf“ (auch „Agonie“) ist eine Metapher für „das Ringen eines Lebewesens mit dem Tod“.


Sterben als eine medizinische Kettenreaktion
Wenn alle Lebensfunktionen eines Organismus endgültig still stehen, ist der Tod eingetreten. Nach medizinischen Kriterien ist dies ein Vorgang, der in mehreren Stufen abläuft: Der klinische Todesfall tritt ein, wenn Herzschlag und Atmung aussetzen. In dieser Phase kann der Mensch unter Umständen durch Herzmassage und künstliche Beatmung wiederbelebt werden.

Schlägt diese Reanimation fehl, erleidet zuerst das Gehirn durch die fehlende Versorgung mit frischem Blut irreparable Schäden. Sein besonders aktiver Stoffwechsel und seine geringe Kapazität, Energie zu speichern, machen dieses Organ stark anfällig für jegliche Unterbrechung der Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr. Der Hirntod gilt heute juristisch als Todeszeitpunkt. Mit ihm versiegt auch die elektrische Aktivität des Gehirns - Wahrnehmung, Bewusstsein und die zentralnervöse Steuerung elementarer Lebensfunktionen fallen für immer aus. Eine besondere Bedeutung hat dabei der Hirnstamm, der aus dem Mittelhirn, der Brücke und dem verlängerten Mark besteht. Selbst wenn andere Bereiche des Gehirns bereits zerstört sind, können die Zentren des Hirnstammes den Patienten in einem vegetativen Zustand am Leben erhalten: Er kann atmen und schlucken oder bei Schmerzen das Gesicht verziehen, aber seine Wahrnehmungen wahrscheinlich nicht mehr verarbeiten.

In der Haut entstehen etwa eine halbe Stunde später erste Totenflecke, da das Blut in die tiefer gelegenen Teile der Leiche absackt und sie verfärbt. Die Körpertemperatur sinkt ab. Nach etwa zwei Stunden setzt die Leichenstarre, auch Totenstarre genannt ein, da Eiweiße, die sonst während der Muskelbewegung an einander vorbeigleiten, ein starres Netz bilden. Dieser Effekt wird von der Außentemperatur sehr beeinflusst. Für jedes einzelne Organ gibt es einen individuellen Zeitraum, in dem bei nachlassender Funktionsfähigkeit ein Weiterleben möglich wäre, wenn die Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff wieder aufgenommen wird. Nach Ablauf dieser Zeitspanne ist das nicht mehr möglich und das Organ stirbt endgültig ab. Die genaue Bestimmung des jeweiligen Ablaufs dieser Zeit ist von außen unter Umständen nicht möglich, bzw. aufwändig.
Sterben - Wikipedia

Soweit so gut. Du willst aber sicher wissen, wann man mit hoher Sicherheit davon ausgehen kann, dass die beobachteten Zeichen sicher zum Tod führen also unumkehrbar sind. Richtig?

Ich glaube, dass man dazu derzeit keine eindeutige Aussage machen kann. man läuft eigentlich den Ereignissen hinterher. Voraussagen geht nicht.

Wozu erscheint dies nötig, festzustellen, wann der Sterbeprozess begonnen hat?

Elisabeth
 
Hallo,Elisabeth!
Vielen Dank für deine Antwort!So etwas habe ich gesucht!:bussis:
Wir möchten eine ethische Fallbesprechung ins Leben rufen und sind schon recht weit fortgeschritten.Zu diesemThema gehört naturlich das Thema Pat.verfügung und passive Sterbehilfe.
Gerade in der Pat.verfügung steht oft, das der Betroffene gewisse Maßnahmen nicht mehr wünscht, wenn der Sterbeprozeß einsetzt hat.
Einer unserer OA stellt dann die Frage ,wann denn eigentlich der Strebeprozeß beginnt?Nach langer Diskussion stellt sich herraus,das es so wirklich keiner wußte.Aber wie sollen wir in Zukunft mit diesen Wünschen in den Pat.verfügungen um gehen, wenn keiner so wirklich weiß,was das eigentlich ist bzw. wo ran man feststellt,wann der Strebeprozeß begonnen hat?
Deshalb diese Frage!

Vielen Dank noch mal!:lol:
 
Und da zeigt sich das ganze Dillema mit den Vorsorgevollmachten oder wie ich es immer liebevoll nenne "Sterbetestament".

Aber vielleicht stellen wir die falsche Frage. Müßte sie nicht eigentlich heißen: welchen Gewinn zieht der Pat. aus der Maximaltherapie? Wie wird sich seine Lebensqualität entwicklen? Geben wir dem Leben nur Tage (in Anlehnung an das Sprichwort)?
Ich denke, diese Fragen müssen in der Öffentlichkeit kommuniziert werden und nicht das Abdelegieren von Verantwortung für das eigene Leben in die Hände von Ärzten und Pflegekräften. Denn nichts anders ist in meiner Sichtweise eine Aussage: ... wenn der Sterbeprozess begonnen hat. Niemand kann eigentlich diesen Zeitpunkt genau angeben. Es gibt dafür keine seriös validierte Checkliste bzw. Skala.

Elisabeth
 
Hallo,

ich finde das dieses eine wichtige Frage darstellt. Ich möchte diese jedoch noch um einen Aspekt ergänzen:

Was gehört alles zum Sterbe prozess dazu und wann endet der Sterbeprozess?

In der o.g. Quelle ja mit dem Hirntod...welcher aber ja noch nicht gleichzusetzen ist mit dem absoluten erlöschen aller Zellfunktionen des Körpers.

Ich möchte auf das Thema Organspende hinaus...findet die Organentnahme nicht in einem der letzen Abschnitte des Sterbeprozesses statt...wenn wir den Prozess über den Hirntod hinaus definieren?
Soll dieser Prozess auf dem OP-Tisch abgeschlossen werden?

Find eich im Hinblick auf das Thema Ethik sehr spannend.
 

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